Sinneseindruck

Sinneseindruck
Die fünf Sinne, Gemälde von Hans Makart aus den Jahren 1872–1879: * Der Tastsinn * Das Hören * Das Sehen * Das Riechen * Das Schmecken

Mit den Sinnen bezeichnet man physiologisch die Wahrnehmung der Umwelt durch die Sinnesorgane.

Inhaltsverzeichnis

Die 5 Sinne

Klassischerweise unterscheidet man im Allgemeinen Sprachgebrauch fünf Sinne, die bereits von Aristoteles beschrieben wurden:

  1. Sehen, Visuelle Wahrnehmung
  2. Hören, Auditive Wahrnehmung
  3. Riechen, Olfaktorische Wahrnehmung
  4. Schmecken, Gustatorische Wahrnehmung
  5. Tasten, Haptische Wahrnehmung

Die Sinne haben unterschiedliche Aufnahmekapazitäten. So werden über den Gesichtssinn pro Sekunde etwa 10 Millionen Sh aufgenommen, über den Tastsinn etwa 1 Million Sh, über den Gehörsinn etwa 100 000 Sh, über den Geruchssinn etwa 100 000 Sh und über den Geschmackssinn etwa 1000 Sh.

Unterteilung in Nah- und Fernsinne

Die Sinneskanäle des Menschen können in Fernsinne (Hörsinn und Sehsinn) und Nahsinne (alle übrigen Sinne) unterschieden werden. Bei einer Schädigung der Fernsinne spricht man von Sinnesbehinderung, da diese Sinne die wichtigsten Informationsüberträger des Menschen sind. Die große Bedeutung der Fernsinne (Hörsinn und Sehsinn) zeigt sich ebenfalls dadurch, dass unser Bewusstsein z.B. nicht „auf den Augen sieht“, sondern dass der Sinneseindruck des Sehens vom Gehirn aus dem Körper heraus projiziert wird, bei den Nahsinnen (alle übrigen Sinne) hingegen wird der Sinneseindruck direkt mit dem Organ verknüpft „man schmeckt auf der Zunge“ oder „riecht in der Nase“.

Weitere Sinne

Die moderne Physiologie kennt für den Menschen noch vier weitere Sinne:

Bei Tieren kommen weitere Sinne (beispielsweise für die Polarisierung von Licht oder das Magnetfeld der Erde) hinzu.

Bei „Synästhetikern“ gibt es ein „Übersprechen“ zwischen Sinneskanälen oder deren Verarbeitungszentren, so dass z. B. Klänge als farbige Muster wahrgenommen werden.

Der 6. Sinn

Mit „6. Sinn“ wird vielfach die Fähigkeit bezeichnet, Dinge wahrzunehmen, die anscheinend nicht mit den Sinnesorganen aufgenommen wurden, vor allem die so genannten Psi-Fähigkeiten (Telepathie, Hellsehen, Präkognition).

Biologen benutzen diesen Begriff allerdings zunehmend, um damit elektrische und magnetische Sinne von Tieren zu beschreiben: Zitteraale erkennen im Dunkeln ihre Gegner durch die Wahrnehmung von Änderungen elektrischer Felder, die sie selbst aussenden; Zitterrochen nehmen die Körperelektrizität ihrer Beute wahr; Klapperschlangen haben einen Wärmesinn; Webspinnen erkennen durch einen Schwingungssinn die kleinsten Bewegungen in ihren Netzen; an Rotkehlchen, Tauben und diversen anderen Vögeln wurde ein Magnetsinn experimentell nachgewiesen (erstmals 1967 von Wolfgang Wiltschko in Frankfurt am Main). Alle diese Sinne, die inzwischen genauer erforscht werden, haben eine Verankerung im Biologischen und sind nichts Übernatürliches (mehr). So konnten Wissenschaftler von der Washington Universität in St. Louis (USA) mittels kernspintomographischen Untersuchungen nachweisen, dass eine bestimmte Hirnregion, der Anterior Cingulate Cortex (ACC), ein Frühwarnsystem darstellt, das bei drohender Gefahr einer Fehlentscheidung aktiv wird. Offensichtlich empfängt diese in der Nähe des Frontallappens liegende Hirnregion Umgebungssignale, die dann unverzüglich auf potentielle Gefahren hin analysiert werden. Sollte eine Situation als „gefährlich“ interpretiert werden, schlägt es sofort Alarm, so dass das Individuum die Möglichkeit hat, eine Änderung seines momentanen Verhaltens einzuleiten. Menschen, die auf diese Weise rechtzeitig einer Gefahrensituation entronnen sind, führen dies dann gerne auf ihren „6. Sinn“ zurück. Ursprünglich wurde dem Anterior Cingulate Cortex auch eine wichtige Funktion bei der Verarbeitung von Konflikten zugeschrieben.

Zunehmend verweisen Untersuchungen jedoch auch auf die Existenz eines anatomisch nachweisbaren, weiteren Sinnesorganes beim Menschen: dem Vomeronasalorgan. Ein winziger, mit Rezeptoren gespickter Gang, der in die Nasenschleimhaut mündet, ermöglicht die Aufnahme von Pheromonen. Die Andockung der Botenstoffe hat eventuell direkte emotionale Reaktionen (Geborgenheit, Abwehr, sexuelle Erregung) beim Empfänger zur Folge.

Der 7. Sinn

Der 7. Sinn war eine Fernsehsendung zum Straßenverkehr, die von 1966 bis 2005 ausgestrahlt wurde. Gelegentlich wird die Bezeichnung siebter Sinn auch im Sinne zusätzlicher Fähigkeiten, wie unter sechster Sinn beschrieben, verwendet.

Literatur

  • Kühne, N. /Dr. Lutz, R.: Förderung der Sinne, in: Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 6, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2008
  • Prof. Dr. Hugo Rahner S.J., „Die Anwendung der Sinne in der Betrachtungsmethode des hl. Ignatius von Loyola, in: „Meditation in Religion und Psychotherapie“, Hrsg. Dr. med. Dr. phil. Wilhelm Bitter, ISBN 3-12-900950-7, S. 45-71.
  • Dr. Hummel, Reinhart, Indische Mission und neue Frömmigkeit im Westen. Religiöse Bewegungen in westlichen Kulturen, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005609-3.
  • „Why you have (at least) 21 senses“ (diesem Thema gewidmete Ausgabe des Magazins „New Scientist“ vom 29. Januar 2005: siehe [1])
  • Zimmer, Renate: Handbuch der Sinneswahrnehmung - Grundlagen einer ganzheitlichen Erziehung, Herder Verlag, Freiburg

Weblinks


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