Sinnvoll

Sinnvoll

Sinn wird oft als ein Grundbegriff philosophischer Bedeutungstheorien verwendet (Semantik). Als solcher nimmt er einen zentralen Stellenwert ein in der Klärung der Beziehung von Sprache, Denken und Wirklichkeit. „Sinn“ wird in verschiedenen Theorien je unterschiedlich verwendet. Bekannt sind beispielsweise:

  • „Sinn“ als synonym mit Bedeutung
  • „Sinn“ als Intension und damit Gegenbegriff zu „Bedeutung“ als Referenz bei Gottlob Frege. Dieser Begriff wird auch in der Linguistik rezipiert (vgl. Lyons) und meint den Stellenwert eines Wortes im Verhältnis zu Wörtern, die ihm bedeutungsmäßig ähnlich sind. (siehe Über Sinn und Bedeutung)
  • ähnlich „Sinn“" als Intension bei Rudolf Carnap

Inhaltsverzeichnis

Der Gemeinsinn (Common sense)

Die Sinnesorgane sind nur die Tore zur Welt, durch welche die Umweltreize zu einer gegliederten Sinn-Ganzheit geführt werden, getragen von der integrativen Funktion des Gehirns.

Diese integrative Funktion des menschlichen Geistes wurde zuerst von Aristoteles beschrieben und als sensus communis in die Wissenschaft eingeführt(de anima III/2).

Das Erkennen von Bewegung, Zahl, Größe und kausalen Zusammenhängen ist nach Aristoteles nicht Leistung der einzelnen Sinne, sondern eines gemeinsamen Sinnes(sensus communis).

Eine moderne, „systemtheoretische" Betrachtung dieses Sinn-Ganzen findet man im Nachlass des Kommunikationstheoretikers Niklas Luhmann (1927-1998), der Kommunikation als Essenz der Gesellschaft verstand und dem „Sinn“-Begriff dabei eine bedeutende Stellung einräumte („Sinn ist laufendes Aktualisieren von Möglichkeiten").

Luhmanns Systembegriff geht von einem Funktionszusammenhang aus, welcher sich durch Abgrenzung von der Umwelt selbst im Zustand einer stabilen Ordnung hält. Ein System muss demnach primär zur aktiven Erzeugung und Gestaltung von speziellen Grenzen fähig sein.

Psychische und soziale Systeme konstituieren sich für Luhmann als Sinnzusammenhänge. Der Sinnbegriff umfasst jegliche Ordnungsform menschlichen, bewussten Erlebens; es gibt demnach kein sinnloses Erleben.

Die Welt ist viel zu komplex, um perfekt von einem System erfasst zu werden. Deshalb ist nach Luhmann das konstruierte „Bild“ der Welt immer eine Vereinfachung, eine Reduktion der unendlichen Komplexität auf ein überschaubares Maß.

An Stelle der äußeren Weltkomplexität erzeugt das System „Mensch“ eine innere Ordnung. Dieses Geschehen versteht Luhmann als Sinnbildung. Das Komplexitätsgefälle wird vom Sinn-System in der Form eines subjektiven Weltentwurfs, der die äußere Welt reduziert, ausgeglichen.

Das System interpretiert die Welt selektiv und reduziert damit die Komplexität auf das ihm zugängliche Maß hin. Dadurch ermöglicht es sich strukturierte Möglichkeiten des eigenen Erlebens und Handelns.

Sinn tritt immer in abgrenzbaren Zusammenhängen auf und verweist zugleich über den Zusammenhang, dem er angehört, hinaus; er macht andere Möglichkeiten vorstellbar und genau hierin liegt nach Luhmann die Funktion der Sinnbildung. Sinn ist in Luhmanns Sicht „die Einheit der Differenz von Aktualität und Potentialität“

Kommunikation konstituiert immer Sinn, ist aktuelle Selektion aus der Potentialität aller zuvor gegebenen Möglichkeiten.

Sinn reguliert nach Luhmann die selektive Erlebnisverarbeitung, ist die selektive Beziehung zwischen System und Welt. Sinn ermöglicht gleichzeitig die Reduktion und Erhaltung von Komplexität.

Sinn lässt sich demnach verstehen als Prämisse der Erlebnisverarbeitung. Sinn ermöglicht dem Bewusstsein eine Auswahl und verweist über das Gewählte auf das Nichtgewählte und somit auf die Grenzenlosigkeit der Welt. Kommunikation kann nach dieser Terminologie keine Übertragung von Sinn oder von Informationen sein, sondern Kommunikation ist gemeinsame Aktualisierung von Sinn, die mindestens einen der Teilnehmer informiert.

Die zentrale Bedeutung der Semantik besteht für Niklas Luhmann in den erhaltenswerten Sinnprämissen innerhalb eines sozialen Systems.

Sinn in der Computerlinguistik

Eine unüberwindliche Hürde ist „Sinn“ für die Bemühungen der Techniker, Maschinen mit sprachlicher Kommunikationsfähigkeit zu konstruieren. Computer verstehen den Sinn nicht, der in den von ihnen verarbeiteten Daten enthalten ist. Ihr mangelndes Sinnverständnis zeigt sich im Turing-Test, den noch kein Computer bestanden hat.

Die unbefriedigenden Ergebnisse von automatischen Übersetzungen beweisen, dass die heutigen Computer vom Sinnverständnis noch weit entfernt sind. Woran es ihnen fehlt, ist eine Frage, deren Antwort im menschlichen „Verstandskasten“ zu suchen ist.

Siehe auch

Literatur

  • Gottlob Frege: Sinn und Bedeutung. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, NF 100, 1892, S. 25-50. Auch in: Gottlob Frege: Funktion, Begriff, Bedeutung. Fünf logische Studien. Herausgegeben und eingeleitet von Günther Patzig. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1962. S. 38-63.
  • John Lyons: Semantik. Band I. Beck, München 1980. Zu Sinn s. bes. S. 210ff. ISBN 3-406-05272-X

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