- Sir Herbert Samuel
-
Herbert Louis Samuel, 1. Viscount Samuel GCB OM GBE PC (* 6. November 1870 in Liverpool; † 5. Februar 1963 in London) war ein britischer Politiker und Diplomat. Im Jahre 1920 wurde er zum ersten Hochkommissar (im Wesentlichen Gouverneur) des britischen Mandats für Palästina ernannt und diente in diesem Amt bis 1925. Als solcher war Samuel der erste Jude der das historische Land Israel seit 2000 Jahren regierte.
Samuel wuchs in London auf. Er besuchte die University College School in Stadtteil Hampstead und studierte am Balliol College in Oxford. Im Alter von 18 Jahren wurde er aktiver Liberaler und im Jahre 1902 Parlamentsabgeordneter für die Liberal Party. Seinen ersten Regierungsposten bekam er 1906 im Innenministerium. Von Premierminister Herbert Henry Asquith wurde er im Jahre 1910 als erster nicht-konvertierter Jude überhaupt ins Kabinett berufen, in dem er zuerst Postminister und später Innenminister war. Er brachte 1915 die Idee vor, ein britisches Protektorat über Palästina einzurichten und seine Ideen beeinflussten die Balfour-Deklaration.
Als sich 1916 die Liberal Party in Asquith- und Lloyd George-Fraktionen aufsplitterte, stellte sich Samuel auf die Seite Asquiths und wurde aus dem Kabinett entlassen, als Lloyd George Premierminister wurde.
Als die Briten 1917 im Zuge des Ersten Weltkrieges Palästina eroberten (es war bis dahin Teil des Osmanischen Reiches), wurde Samuel, der seinen Sitz in den Wahlen von 1918 verloren hatte, zu einem potentiellen Kandidaten für die Vertretung britischer Interessen in der Region. Er bekam 1920 schließlich den Posten des Hohen Kommissars, sobald das Britische Mandat vom Völkerbund übertragen worden war.
Als Hoher Kommissar war Samuel darum bemüht, seine Neutralität zu demonstrieren und versuchte zwischen zionistischen und arabischen Interessen zu vermitteln, indem er die jüdische Einwanderung verlangsamte und versuchte, das Vertrauen der arabischen Bevölkerung zu gewinnen. Es war zu dieser Zeit islamisches Gewohnheitsrecht, dass der oberste islamische spirituelle Führer (der Großmufti von Jerusalem) von dem jeweiligen derzeitigen Herrscher (also dem Sultan in Konstantinopel) aus einer Gruppe von Geistlichen, die von den einheimischen Geistlichen nominiert worden war, ausgewählt werden sollte.
Nachdem die Briten Palästina erobert hatten, war der Sultan freilich nicht mehr der säkulare Herrscher. Herbert Samuel ernannte den islamischen Führer, in diesem Falle Hadsch Mohammed Amin al-Husseini, der bald nach Hitlers „Machtergreifung“ die Zusammenarbeit mit Repräsentanten des Nazi-Regimes suchte.
Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien im Jahre 1925 bat Premierminister Stanley Baldwin Samuel, sich in die Probleme der Bergbauindustrie einzuarbeiten. Die Samuel-Kommission veröffentlichte ihren Bericht im März 1926 und schlug vor, die Industrie umzuorganisieren, lehnte allerdings die Nationalisierung ab. Der Bericht schlug weiterhin vor, die Regierungssubventionen sollten zurückgezogen und die Bergarbeitergehälter reduziert werden.
Dieser Bericht war einer der wichtigsten Faktoren, die zum britischen Generalstreik von 1926 führten.
Nach den Wahlen von 1929 wurde Herbert Samuel wieder Mitglied des House of Commons. Zwei Jahre später wurde er Vorsitzender der Liberal Party (der erste nicht-konvertierte Jude, der eine der großen britischen Parteien amführte) und Innenminister in der Regierung Premierminister Ramsay MacDonalds. Im Jahre 1932 führte er die Liberalen (mit Ausnahme der kleinen Nationalliberalen Partei von Sir John Simon) aus der Regierung. Er blieb weiter Vorsitzender der Liberal Party bis er 1935 abermals seinen Sitz verlor.
Im Jahre 1937 wurde ihm der Titel Viscount Samuel gewährt und später wurde er Fraktionsvorsitzender der Liberal Party im House of Lords (1944-1955).
Vorgänger
−
Hochkommissar von Palästina
1920 − 1925Nachfolger
Personendaten NAME Samuel, Herbert Louis ALTERNATIVNAMEN 1. Viscount Samuel KURZBESCHREIBUNG britischer Politiker und Diplomat GEBURTSDATUM 6. November 1870 GEBURTSORT Liverpool STERBEDATUM 5. Februar 1963 STERBEORT London
Wikimedia Foundation.