Sitting Coaster

Sitting Coaster
Holzachterbahn Colossos im Heide-Park
Stahlachterbahn Dragon Khan in PortAventura

Achterbahnen zählen zu den klassischen und größten Fahrgeschäften auf Volksfesten und in Vergnügungsparks. In Österreich werden sie auch Hochschaubahnen genannt. Früher wurden Achterbahnen, die einen Looping beinhalteten, auch Loopingbahn genannt. Heute wird dieser Begriff aber nur noch selten verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Switchback Railway 1884
Scenic Railway im Luna Park Melbourne

Der Ursprung dieser Fahrgeschäfte liegt im 16. Jahrhundert in Russland. Abfahrten (Drops) aus Holz wurden mit Wasser übergossen, das durch die Temperatur gefror, so dass man diese künstlichen „Berge“ herunterfahren konnte. Damit man auch im Sommer fahren konnte, wurden später Schlitten auf Rädern entwickelt. Diese Idee brachten Napoleons Soldaten nach Westeuropa, insbesondere nach Frankreich, wo sie unter dem Namen „Montagnes Russes“ („russische Berge“) bekannt wurden.

Die ersten Achterbahnen in der heutigen Vorstellung bildeten mit einer Holz-Konstruktion eine geschlossene Strecke mit Bergen und Tälern (daher auch die Bezeichnung „Berg-und-Tal-Bahn“), die von einem allein durch die Schwerkraft angetriebenen Zug befahren wurde. Dazu wurde der Zug durch einen Kettenlift über den Lifthill auf eine ausreichende Höhe befördert.

Die erste regelrechte Achterbahn (in Form der Ziffer 8) wurde 1898 auf Coney Island eröffnet. Einen anderen Ursprung hat die Achterbahn in einer zweckentfremdeten Kohleminenbahn in Mauch Chunk, Pennsylvania, die 1870 zu Vergnügungszwecken genutzt wurde. Nach diesem einfachen Hügelab-Konstruktionsprinzip wurde schon 1884 von LaMarcus Adna Thompson auf Coney Island die so genannte Gravity Pleasure Switch Back Railway gebaut. Die erste Achterbahn Deutschlands, die aus Holz gefertigte „Riesen-Auto-Luftbahn“, wurde 1908 im Vergnügungspark der Ausstellung München vorgestellt [1].

Der heute gebräuchliche englische Name „roller coaster“ rührt zum einen von dem Begriff „coaster car“, der dem deutschen „Seifenkisten-Wagen“ entspricht und den Rollen, die der Achterbahnverlauf beinhaltet.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs die Zahl der Achterbahnen, vor allem in den USA rasant, bis die Weltwirtschaftskrise am Anfang der 1930er Jahre das Ende dieser Entwicklung setzte. Als kompliziertere Stahlkonstruktionen möglich wurden, begann man auch beim Bau von Achterbahnen diesen Werkstoff zu nutzen, da dieser neben Auf- und Abfahrten komplexere Fahrelemente erlaubt. Die klassischen Holzachterbahnen konnten dadurch allerdings nicht verdrängt werden, denn diese erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit.

Heute ist ein Trend zu immer schnelleren, spektakuläreren und schwindelerregenderen Achterbahnen feststellbar – dadurch sind Spitznamen wie „Organisiertes Erbrechen“ oder „Kotzmühlen“ erklärbar. Dem gegenüber steht ein Trend zu immer ausgefalleneren Konstruktionen, die auch auf kleinem Raum und ohne Rekorde ein besonderes Erlebnis bieten.

Typen

Ein Spinning Coaster im Immelmann Turn

Inzwischen gibt es unzählige verschiedene Achterbahntypen die nach verschiedenen Kriterien unterschieden werden. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Holzachterbahnen („Wooden Coaster“) und Stahlachterbahnen („Steel Coaster“), wobei hier das Material der Schienenkonstruktion, nicht das der Stützen maßgeblich ist. Es gibt Achterbahnen mit Holzschienen und Metallstützen und umgekehrt.

Ein weiteres grundsätzliches Unterscheidungsmerkmal ist die Aufteilung in transportable und stationäre Bahnen.

Wagen

Neben der klassischen Achterbahnen im Sitzen („Sit-Down Coaster“) unterscheidet man bei Stahlbahnen nach der Wagenform. So gibt es Typen, in denen man unter der Schiene fährt („Inverted Coaster“ beziehungsweise „Suspended Coaster“), im Wagen steht („Stand-Up Coaster“), liegt („Flying Coaster“) oder bei denen der Zug-Boden fehlt („Floorless Coaster“). Weiterhin gibt es Achterbahnen mit Wagen, die sich horizontal drehen können („Spinning Coaster“) und solche, bei denen die Sitze der Wagen selbst Überschläge ausführen können (z. B. „4th Dimension Coaster“, „Ball Coaster“).

Antrieb

Klassisch werden die Wagen oder Züge nach Transport auf einen Hügel („Lifthill“) durch die Schwerkraft angetrieben. Daneben gibt es durch Elektromotoren (auch Linearmotoren) im Zug angetriebene Achterbahnen („Powered Coaster“) und Abgeschossene Achterbahnen („Launched Coaster“) mit Katapultstart.

Streckenführung

Neben den Bahnen mit geschlossener Streckenführung gibt es sogenannte „Shuttle Coaster“, bei denen die Strecke offen ist und die Wagen sie zweimal durchfahren, vorwärts und rückwärts.

Bei sogenannten Möbius-Achterbahnen beschreibt die Strecke eine Unendlichkeit in der Art des Möbiusbandes. Es starten dazu zwei Züge in zwei verschiedenen Stationen und am Ende der Fahrt befinden sich beide Züge jeweils in der Station, in der der andere gestartet ist. Weiterhin gibt es Doppelanlagen. Je nach Art des Aufbaus spricht man von „Racing Coaster“, wenn die Spuren parallel laufen und die Wagen sich ein „Rennen“ liefern, oder von „Duelling Coaster“, wenn die Strecken ähnlich und gleich lang sind, aber nicht parallel verlaufen.

Höhe

Ferner werden große Achterbahnen oft durch ihre Höhe in Stadien eingeteilt. Hier sind insbesondere „Mega Coaster“ (über 150 ft ≈ 46 m), „Hyper Coaster“ (über 200 ft ≈ 61 m), „Gigacoaster“ (über 300 ft ≈ 91 m) und „Teracoaster“ (über 400 ft ≈ 120 m) zu nennen. Diese Namen verwischen allerdings teilweise mit den Typenbezeichnungen der Hersteller.

Wasserachterbahn „Poseidon“ im Europa-Park

Sonstige

Des weiteren stellen Wasserachterbahnen („Water Coaster“) eine Kombinationen aus Achterbahn und Wildwasserbahn beziehungsweise „Shoot the Chutes“ dar.

Puristen erkennen Powered- und Water Coaster oft nicht als „richtige“ Achterbahnen an, da ihnen klassische Merkmale einer Achterbahn fehlen. Als klassische Merkmale zählen sie zum Beispiel mindestens eine Bergauffahrt aus eigener Kraft (beim Powered Coaster nicht gegeben) und das ständige Fahren auf Schienen (beim Water-Coaster teilweise nicht gegeben).

Ein weiterer Grenzfall sind die zu den Sommerrodelbahnen gehörenden Alpine-Coaster. Sie fahren zwar auf einer geschlossenen Schienenstrecke, ihnen fehlt aber die eigenständige Bergauffahrt.

Natürlich gibt es auch Kombinationen aus den verschiedenen Typen, zum Beispiel „Inverted Launched Shuttle Coaster“ wie „Wicked Twister“ in Cedar Point, Ohio.

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Holzachterbahn „Mammut“ im Erlebnispark Tripsdrill
Holzachterbahn „Mammut“ im Erlebnispark Tripsdrill

Technik und Sicherheit

Um die Sicherheit der Mitfahrer und Außenstehenden zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten, werden bei Achterbahnen verschiedene zum Teil redundante Sicherheitsmechanismen und -systeme eingesetzt. Zwar soll die Fahrt auf Achterbahnen das Gefühl der Gefahr vermitteln, tatsächlich gehören sie aber, statistisch gesehen, zu den sichersten Gefährten der Welt. Die Anfahrt zum Vergnügungspark oder Festplatz ist deutlich risikoreicher als die Fahrt auf der Achterbahn. Mit der eingesetzten Technik sollen vor allem das Heraus- bzw. Herunterfallen der Fahrgäste und die Kollision der Fahrzeuge vermieden werden.

Durch Absperrungen und Zäune wird ein Zugang zur Strecke für Unbefugte versperrt. Verletzungen der Mitfahrer durch herab- oder herausfallende Gegenstände beziehungsweise ein Bewerfen der Fahrgäste, wird meist durch Netze, Gitter, Wände oder Überdachungen in Streckennähe verhindert.

Räder und Schienen

Achterbahnfahrwerk einer modernen Achterbahn
Skizze der Intamin-Schienen
Skizze der B&M-Schienen
Skizze der Vekoma und Arrow-Schienen

Bei den ersten Bahnen (z. B. Switchbackrailways) gab es nur gerade Strecken ohne Kurven mit einfachen Stahlschienen wie sie beispielsweise bei Feldbahnen zum Einsatz kommen. Weiterentwicklungen hatten dann seitliche Räder (Sidefriction Wheels), die an neben den Schienen angebrachten Leisten liefen und in den Kurven ein Herunterspringen des Zuges von den Schienen verhinderten. Um das Entgleisen bei steilen Bergabpassagen und Hügeln zu vermeiden wurden zunächst seitlich verlängerte Achsen in den Wagen verwendet, die unter Bohlen neben den Schienen liefen. John Miller entwickelte 1912 ein drittes Räderpaar das unter die spezielle Schiene greift, „Up-Stop“ oder „Underfriction Wheels“ genannt. Die erste europäische Bahn, die diese Technik einsetzte ist die 1923 eröffnete „Big Dipper“ in Blackpool Pleasure Beach.

Moderne Achterbahnfahrwerke haben fast alle zusätzlich zu den Laufrädern je zwei Räderpaare, die seitlich und gegenläufig an den Schienen laufen. Weniger verbreitet sind zusätzliche schräg unterhalb der Laufräder angebrachte Radpaare. Erst diese Radanordnung machte ab 1975 bei Stahlachterbahnen das sichere Durchfahren von Überschlagselementen möglich.

Bei Holzachterbahnen sind die Schienen aus Holzleisten zusammengeleimt, mit Metallauflagen an den Laufflächen der Räder. Die Schienen von Stahlachterbahnen bestehen aus gebogenen Stahlrohren oder H-Profilen.

Rückhaltesysteme

Während auf frühen Achterbahnen keine starken G-Kräfte auftraten, die die Gefahr mit sich gebracht hätten, die Mitfahrer aus den Sitzen zu schleudern, und somit auch Rückhaltesysteme überflüssig waren, änderte sich dies mit Aufkommen von Bahnen mit Up-Stop Wheels. Neben der Funktion, die Fahrgäste vor einem Herausfallen durch Aufstehen zu sichern, hielten die nun eingesetzten Gurte oder Schoßbügel sie auch bei Airtime sicher auf ihren Sitzen.

Bei Stahlachterbahnen mit Überschlägen werden meist Schulterbügel eingesetzt, die neben der Fixierung auf den Sitzen auch Verletzungen durch Verdrehen des Oberkörpers verhindern sollen. Obwohl der Schließmechanismus der Bügel mit Rasten oder Hydraulikzylindern doppelt ausgeführt ist, um ein Versagen zu verhindern, kommen vor allem bei Inverted Coastern oft noch zusätzliche Gurte zwischen Sitz und Schulterbügel zum Einsatz. Diese Gurte sollen vor allem die subjektive Sicherheitswahrnehmung der Gäste erhöhen.

Aufwändigere Rückhaltesysteme gibt es bei den Liegenden Achterbahnen. Durch die Fahrpositon müssen hier neben dem Oberkörper auch die Beine des Fahrgastes gehalten werden.

In den letzten Jahren gab es neue Entwicklungen zum Thema Personensicherung auf Achterbahnen. Beispielsweise kommen die „X-Car“ Achterbahnwagen von Maurer Söhne und neue Wagen von Zierer, trotz durchfahrener komplizierter Inversionen, durch speziell geformte Sitze und Bügel ohne die bei vielen Achterbahnfans unbeliebten Schulterbügel aus.

Bremsen

Wirbelstrombremsen der Intamin Achterbahn „Goliath“ in Walibi World

Moderne Achterbahn-Fahrzeuge, ausgenommen denen von Powered Coastern, besitzen weder einen eigenen Antrieb noch eigene Bremsen. Beschleunigt und gebremst wird jeweils von außen. Dabei sind die Bremsen so ausgelegt, dass sie im ausgeschalteten Zustand geschlossen sind und den Zug anhalten. Somit ist auch bei Ausfall der Energiezufuhr stets der Halt der Fahrzeuge ohne Gefahr einer Kollision gewährleistet. Für die Bremsen kommen hauptsächlich Klotzbremsen zum Einsatz, bei denen eine unter oder seitlich des Wagens angebrachte Metallschiene zwischen den Bremsklötzen geführt wird und so als Angriffsfläche dient. Zunehmend werden auch wegen ihrer Ausfallsicherheit praktisch wartungsfreie Wirbelstrombremsen verbaut, die zusätzlich noch den Vorteil einer sanfter einsetzenden Bremsung bieten.

Auch heute gibt es noch auf Scenic Railways Züge mit eigenen Bremsen. Hier fährt jeweils ein „Bremser“ mit im Zug, der neben der Regelung der Geschwindigkeit auch für die Fahrt ohne Auffahren auf andere Züge verantwortlich ist.

Lift

Rückrollsicherung an einem Achterbahnwagen von Gerstlauer

Neben verschiedenen Antriebsformen von Abschussachterbahnen gibt es auch bei den Liftarten unterschiedliche Konzepte. So sind Kettenlifte, Kabellifte, Reibradlifte, Trommellifte und Vertikal-Lifte vorzufinden.

Gegen ein Zurückrollen auf dem Lifthill wird der sogenannte „Safety Dog“ eingesetzt, der in kurzen Abständen in einer Sägezahnleiste einrastet und dabei das für viele Lifte charakteristische „Klackern“ verursacht. Viele neuere Anlagen besitzen spezielle Mechanismen, die das Klackern verhindern, indem sie die Raste nur bei einem tatsächlichen Zurückrollen des Zuges auslösen.

Zurückrollen

Ein Beispiel für absichtliches Zurückrollen: Ein Boomerang

Als Zurückrollen (engl. rollback) bezeichnet man bei Achterbahnen den Vorgang, dass eine Steigung nicht geschafft wird und der Zug die Steigung wieder zurückrollt.

Dies geschieht durch die zu niedrige Geschwindigkeit entweder bei zu geringer Beschleunigung durch das Abschusssystem von Launched Coastern oder durch zu hohe Rollreibung der Räder der Achterbahnwagen, ausgelöst durch Verschleiß oder zu hohe Viskosität der Schmiermittel bei geringer Außentemperatur.

Vor allen bei Abschussachterbahnen mit senkrecht zum „Top Hat“ ansteigender Strecke wie z. B.Kingda Ka kommt es gelegentlich zum Zurückrollen. Allerdings fahren bei diesen Bahnen auf der Startgerade Bremsschwerter für die Wirbelstrombremsen aus, nachdem die Wagen den jeweiligen Abschnitt passiert haben. Im Falle des Zurückrollens wird der Zug so sicher gebremst.

Shuttle Coaster sind so konstruiert, dass sie absichtlich zurückrollen.

Zugsteuerung

Heute sind die Speicherprogrammierbaren Zugsteuerungen – wie sie ähnlich auch in der Fertigungstechnik eingesetzt werden – die wichtigste Sicherheitstechnik, um das Auffahren der Achterbahnwagen zu vermeiden.

Ähnlich wie im Eisenbahnverkehr wird die Fahrstrecke in mehrere Blöcke aufgeteilt, die erst befahren werden können, wenn das vorausfahrende Fahrzeug den folgenden Blockabschnitt verlassen hat. Die Abschnitte sind dabei durch Elemente, die einen definierten Halt des Fahrzeugs ermöglichen – Bremsen oder Transportelemente – von einander getrennt.

Das Ein- und Ausfahren der Wagen wird durch Sensoren erfasst und der zentralen Computersteuerung übermittelt. Sobald der Abschnitt frei ist, wird die Bremse geöffnet beziehungsweise das Transportsystem wird in Betrieb gesetzt.

In der Station wird die Freigabe der Strecke durch Lichtsignale angezeigt. Am Bedienpult wird dann, nach Kontrolle der sicheren Platzierung der Fahrgäste, die Abfahrt manuell ausgelöst. Bei vielen modernen Anlagen ist die Abfahrt der Züge erst möglich, nachdem alle Rückhaltesysteme über Sensoren der Steuerung den Zustand „Geschlossen“ mitgeteilt haben, die Zugangstore geschlossen sind und die Kontrolleure durch Tastendruck auf beiden Seiten der Station „Station frei“ signalisieren.

Fahrelemente

Ein Looping

Auch Fahrelemente gibt es heutzutage unzählig viele. Das klassische Element einer Achterbahn ist die Bergabfahrt – die erste, meist auch höchste Abfahrt wird First Drop genannt – und die Fahrt über Hügel. Je nach Form und Ausprägung werden auch hier meist englische Bezeichnungen verwendet. So wird bei hohen parabelförmigen Hügeln oft von „Camelbacks“ (Kamelrücken), bei kleinen flachen von „Bunnyhops“ (Kaninchensprünge) gesprochen.

Schon früh wurden mit den „Figure Eight“- und „Twister“-Achterbahnen auch Anlagen mit Kurven realisiert. Waren diese zunächst flach, wurden sie zunehmend geneigt gebaut um seitlich auf die Mitfahrer wirkende Kräfte zu reduzieren. Eine Ausnahme bilden dabei die Wilde-Maus-Achterbahnen, bei denen die ungeneigten engen „Maus“-Kurven das Hauptmerkmal darstellen.

Die Technik zur Berechnung und zum Biegen der Schienen wurde im Laufe der Jahre immer weiter verbessert, die Belastungen für die Fahrgäste auf diesem Wege weiter reduziert. Vor allem die Einführung der so genannten Herzlinie und der Raumkurve durch Werner Stengel hat dazu beigetragen. Dabei werden die Schienen so gestaltet, dass die Drehachse nicht, wie früher üblich, auf der Schienachse liegt, sondern sich in Höhe der Körpermitte, also etwa dem Herzen, der Fahrgäste befindet. Damit werden die seitlichen Wege, die der Oberkörper des Passagiers zurücklegen muss, und die auftretenden Kräfte reduziert.

Durch die fortgeschrittenen Berechnungsmodelle und Fertigungstechniken wurden neben einfachen Steilkurven und Helices auch aufwendigere Streckenführungen wie Umschwünge, Überneigte Kurven („Overbanked Turn“), Hügel mit Richtungswechsel und Air-Time („EGF-Flip“) oder senkrechtstehende Kurven („Immelmann Turn“) möglich.

Inversionen

Hauptartikel: Inversion (Achterbahn)

Bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts versuchte man einen Looping in die Holzbahnen einzubauen. Die Gäste trugen zum Teil aber Verletzungen wie Schleudertraumata durch die auftretenden hohen Kräfte davon.

Die erste moderne Achterbahn mit Überschlagselementen war 1975 „Corkscrew“ in Knott's Berry Farm, USA. Bei der 1989 an den Silverwood Theme Park verkauften Bahn von Arrow gab es zwei der namengebenden Schrauben.

Erst der deutsche Konstrukteur Werner Stengel fand eine Lösung für die viel zu hohen G-Kräfte und Momente in kreisrunden Loopings. Er berechnete einen Looping in der Form einer Klothoide, bei der der Radius bei Ein- und Ausfahrt in den Looping deutlich größer als im oberen Looping-Teil ist. So konnte er die Kräfte optimieren und 1976 zusammen mit dem Hersteller Anton Schwarzkopf aus Münsterhausen den ersten Looping bei der Bahn „Revolution“ (Six Flags Magic Mountain, USA) realisieren.

Neben dem klassischen Looping und der Schraube („Corkscrew“) gibt es auch Variationen wie den Dive Loop, die Zero G Roll oder den „Boomerang“ beziehungsweise „Cobra Roll“, um nur einige wenige zu nennen. Viele der Namen sind von vergleichbaren Figuren des Kunstfluges übernommen worden.

Rekordhalter

Höchste und schnellste Achterbahn der Welt: Kingda Ka
Steilste Holzachterbahn der Welt: El Toro
Silver Star – Höchste Achterbahn Europas
bis 2008 der steilste Achterbahntyp der Welt: „Eurofighter“ mit 97 Grad First Drop

Um die Besucher zu locken, setzen viele Betreiber von Achterbahnen auf möglichst ausgefallene Eigenschaften, mit denen man ein gutes Marketing betreiben kann und den Besuchern das Gefühl gibt, etwas Besonderes und Einzigartiges erlebt zu haben. Neben aufwendigen Thematisierungen sind vor allem Rekorde ein beliebtes Mittel, dies zu erreichen. Im Wettlauf um die höchste Achterbahn haben sich vor allem US-amerikanische Parks und Parkketten lange Zeit gegenseitig überboten, um den Weltrekordhalter im eigenen Park zu haben. Auch ohne offiziellen Guinness-Weltrekord werben viele Betreiber mit inoffiziellen oder lokalen Rekorden wie „höchste Achterbahn in Deutschland“ oder ähnlichem.

Problematisch ist oft die genaue Definition und Abgrenzung eines Rekordes. Während Colossos bis 2006 die höchste reine Holzachterbahn war, war Son of Beast ein Looping aus Stahl, weswegen sie nicht immer als Holzachterbahn anerkannt wurde. Auch wurde im Falle von Colossos lange mit der steilsten Abfahrt auf einer Holzachterbahn geworben, obwohl seit 2003 mit Balder eine steilere existierte. Der Knackpunkt war, dass im Guinness-Buch der Rekorde weiterhin Colossos als Bahn mit der steilsten Abfahrt gelistet wurde.

Teilweise werden auch Angaben wie die Höhe „geschönt“, um die Bahnen besser darstehen zu lassen.

Stahlachterbahnen

  • Höchste: Kingda Ka 139 m – Six Flags Great Adventure, New Jersey (2005)
  • Längste: Steel Dragon 2000 2.479 m – Nagashima Spa Land, Japan (2003)
    • Längste in Europa: The Ultimate 2.268,3 m – Lightwater Valley, Großbritannien (1991)
  • Schnellste: „Kingda Ka“ 206 km/h – Six Flags Great Adventure, New Jersey (2005)
    • Schnellste in Europa: Furius Baco 135 km/h – PortAventura, Salou, Spanien (2007)
  • Längste Abfahrt: „Kingda Ka“ 127 m – Six Flags Great Adventure, New Jersey (2005)
  • Steilste Abfahrt: „El Loco“ von S&S 120 Grad – z. B. Steel Hawk – Indiana Beach, Monticello, Indiana (2008)
  • Meiste Überschläge: Colossus 10 Inversionen – Thorpe Park, Chertsey, England (2002)
    • „Eejanaika“ (jap. ええじゃないか) – Fujikyū Highland, Fujiyoshida, Japan (2006) besitzt 14 Inversionen, allerdings werden die meisten Überschläge bei diesem 4th Dimension Coaster durch Drehung der Sitze erzeugt. „Echte“ Inversionen der Schiene hat die Bahn nur 2.
  • Breiteste Wagen: Griffon 10 Sitze nebeneinander – Busch Gardens Europe, Williamsburg, Virginia, Vereinigte Staaten (2007)

Holzachterbahnen

  • Höchste: Son of Beast 66,4 m – Kings Island Cincinnati, Ohio (2000)
  • Längste: The Beast 2243 m – Kings Island Cincinnati, Ohio (1979)
  • Schnellste: „Son of Beast“ 126 km/h – Kings Island Cincinnati, Ohio (2000)
  • Längste Abfahrt: „Son of Beast“ 65 m – Kings Island Cincinnati, Ohio (2000)
  • Steilste Abfahrt: „T Express“ 77 Grad – Everland (2008)

Siehe auch: Höchste europäische Achterbahnen

Ausdauerrekorde

Neben den Rekorden der Bahnen gibt es auch regelmäßig Versuche Ausdauerrekorde im Achterbahnfahren aufzustellen. Während die Rekordversuche früher teilweise nur zu Parköffnungszeiten durchgeführt wurden, werden sie heute rund um die Uhr durchgeführt und nur von genau festgelegten kurzen Pausen unterbrochen.

Insbesondere der US-Amerikaner Richard Rodriguez ist für seine vielen Rekordfahrten bekannt, die teilweise auch von Ärzten und Wissenschaftlern erforscht wurden. Er ist auch langjähriger Halter des Guinness-Rekords, der ihm allerdings von August 2006 bis August 2007 vom Deutschen Stefan Seemann zwischenzeitlich abgenommen wurde. Der aktuelle Rekord, aufgestellt von Rodriguez im August 2007, beträgt 9,5 Tage.[2]

Coaster Count

Unter einigen Achterbahnfans ist es sehr beliebt, die bereits gefahrenen Achterbahnen zu zählen und die Anzahl untereinander zu vergleichen. Um dies zu vereinfachen, sind international verschiedene Internetseiten entstanden, die das Zählen und das Vergleichen des „Counts“ vereinfachen. Dazu sind die Achterbahnen anhand verschiedener Kriterien in einer Liste geordnet, zum Beispiel nach Land und Freizeitpark oder transportabel/stationär. Es kann angekreuzt werden, was gefahren wurde. Die Ergebnisse lassen sich dann in einer Rangliste miteinander vergleichen. Als Referenz für die Listen dient in der Regel die von Duane Marden betriebene „Roller coaster Database“, die alle weltweit bekannten stationären beziehungsweise in Freizeitparks aufgebauten Achterbahnen inklusive technischer Daten listet. Für die transportablen Bahnen auf der Reise existiert kein derartiges internationales Verzeichnis, hier führen die Seiten meist eigene Datenbanken. In der Fanszene wird stets darüber gestritten, was beim Zählen als Achterbahn gezählt werden darf und was nicht. Umstritten sind dabei vor allem die Powered Coaster, Wasserachterbahnen, Butterflys und Alpine Coaster.

Umsetzung in Videospielen

Es gibt verschiedene Videospiele, die als Haupt- oder Teilaufgabe den Bau von Achterbahnen haben. Die bekanntesten sind die Serien RollerCoaster Tycoon (drei Spiele und diverse AddOns) und Theme Park (ebenfalls drei Spiele), bei denen der Achterbahnbau in der Regel allerdings nur Teilaufgabe des Managements eines Freizeitparks ist. Teilweise gibt es aber die Möglichkeit, einen reinen Achterbahn-Modus zu nutzen. Bei diesen Spielen steht weniger der Realismus als einfache Bauweise im Vordergrund.

In eine andere Richtung zielt NoLimits Rollercoaster, bei dem es einen vereinfachten CAD-ähnlichen Editor gibt, in dem man die Bahnen detailliert entwerfen kann, die man später im Simulationsmodus gerendert fahren kann. Aufgrund des hohen Realismus erzielt man nicht so schnell gute Ergebnisse, allerdings wird das Programm aus dem gleichen Grund von verschiedenen Achterbahnherstellern als Präsentationssoftware für ihre neuen Bahnen genutzt.

Hersteller

Siehe auch

Literatur

  • Klaus Schützmannsky: Roller Coaster. Der Achterbahn-Designer Werner Stengel (Kehrer, Heidelberg, 2001) ISBN 3-933-25739-5.
  • Frank Lanfer: 100 Jahre Achterbahn. Anlässlich der Ausstellung „700 Jahre Stoppelmarkt – 100 Jahre Achterbahn“ (Gemi, Reichertshausen, 1998) ISBN 3-980-39777-7.
  • Florian Dering: Volksbelustigungen. Eine bildreiche Kulturgeschichte von den Fahr-, Belustigungs- und Geschicklichkeitsgeschäften der Schausteller vom achtzehnten Jahrhundert bis zur Gegenwart. (Greno, Nördlingen, 1986) ISBN 3-89190005-8.
  • Sacha-Roger Szabo: Rausch und Rummel. Attraktionen auf Jahrmärkten und in Vergnügungsparks. Eine soziologische Kulturgeschichte (Transcript, Bielefeld, 2006) ISBN 3-89942-566-9.

Weblinks

Quellen

  1. brand eins, Heft 09, Sept. 2006
  2. MV: Long Live the King!. In: Parkscout. 09. August 2007. Abgerufen am 10. August 2007.


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