Sixten Sparre

Elvira Madigan

Elvira Madigan (* 4. Dezember 1867 in Flensburg; † 20. Juli 1889 im Nørreskov, Tåsinge) war der Künstlername der dänischen Seiltänzerin Hedvig Antoinette Isabella Eleonore Jensen. Sie und ihr Geliebter, der schwedische Leutnant Bengt Edvard Sixten Sparre (* 27. September 1854 in Malmö; † 20. Juli 1889 im Nørreskov, Tåsinge) sind das berühmteste tragische Liebespaar Skandinaviens.

Leben

Die spätere „Elvira Madigan“, Hedvig Antoinette Isabella Eleonore Jensen, kam 1867 in Flensburg als Tochter des Kopenhagener Stallmeisters Frederik Jensen und der aus Finnland stammenden Zirkusartistin Eleonora Cecilia Christina Maria, geb. Olsen, zur Welt. Seit ca. 1870 lebte die Mutter mit dem aus Indiana, USA, stammenden Parforcereiter John Madigan zusammen, den sie allerdings erst 1892 heiratete. Beide reisten mit einem Zirkus durch Skandinavien.

Hedvig Jensen alias Elvira Madigan hatte als 5-jährige 1872 im Tivoli in Kopenhagen ihr Debüt als Reiterin. Später trat sie zusammen mit einer Pflegetochter John Madigans als „Schwestern Elvira und Gisella Madigan“ auf. Die beiden jungen Seiltänzerinnen waren eine große Publikumsattraktion und wurden 1886 in Kopenhagen vom dänischen König Christian IX. mit seinem Kreuz in Gold ausgezeichnet. In diesen Jahren hatte ihr Zirkus großen Erfolg und gab in Paris, London, Berlin, Brüssel, Amsterdam und sogar Odessa Vorstellungen.

Sixten Sparre

Als Madigans Zirkus 1888 in Kristianstad in Schonen gastierte, verliebte sich dort der schwedische Dragonerleutnant Sixten Sparre, der aus altem Adel stammte, in die junge Zirkusartistin, die dem Schönheitsideal des 19. Jahrhunderts so vollkommen entsprach. Beide begannen einen Briefwechsel, doch war ihre Beziehung vom Standesunterschied abgesehen auch deshalb gesellschaftlich unmöglich, da Sparre bereits (wenn auch unglücklich) verheiratet und Vater von zwei Kindern war. Außerdem wollte der Zirkus Madigan die Seiltänzerin Elvira als seine „Hauptattraktion“ weder in Skandale verwickelt sehen noch durch eine Heirat „verlieren“, so dass die beiden Verliebten ihre Briefe nur heimlich austauschen konnten.

Im Juni 1889, als der Zirkus Madigan gerade in Sundsvall in Schweden gastierte, setzten Elvira Madigan und Sixten Sparre ihre zuvor brieflich geplante Flucht in die Tat um. Von Seiten des Leutnants Sparre kam diese einer Desertion gleich. Über Stockholm reisten beide nach Svendborg in Dänemark, wo sie sich in einem Hotel einmieteten und als Paar auf Hochzeitsreise ausgaben. Nach einiger Ziel fiel es jedoch den Leuten auf, dass nur der Mann einen Ehering trug, einige bemerkten auch die Ähnlichkeit der Frau mit einer bekannten Zirkusartistin, von deren plötzlichem Verschwinden die Zeitungen berichteten. Daher reiste das Liebespaar am 15. Juli 1889 weiter zur kleinen dänischen Insel Tåsinge südlich Fünen, wo sie in Troense ein Zimmer bei einer Fischerfamilie mieteten.

Bei ausgehendem Geld und ohne gemeinsame Zukunft fassten beide den Entschluss, zusammen in den Tod zu gehen. Am 20. Juli 1889 verließen Elvria Madigan und Sixten Sparre um zehn Uhr vormittags mit einem Picknickkorb ihre Ferienwohnung, wobei sie glücklich wie immer schienen. Sie gingen dann in den Nørreskov (dän. „Nordwald“) auf Tåsinge. Dort erschoss Sixten Sparre mit seiner Dienstwaffe erst seine Geliebte und dann sich selbst.

Am 27. Juli 1889 wurde das Paar unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit auf dem Friedhof von Landet (dän. „Landet kirkegård“) begraben. Auch in der Presse erregte das Geschehen damals Aufsehen, zumal nur ein halbes Jahr vorher, im Januar 1889, der österreichisch-ungarische Thronfolger Rudolf und seine Geliebte Mary von Vetsera in Schloss Mayerling gemeinsam in den Tod gegangen waren. Das Grab von Elvira Madigan und Sixten Sparre auf dem Friedhof von Landet existiert auch heute noch und wurde 1964 und 1999 jeweils neu gestaltet. Spätestens seit dem schwedischen Film von 1967 (siehe unten) wird die Grabstelle von Touristen und Liebenden aus aller Welt gern besucht. Außerdem besteht der Brauch, dass Bräute, die in der Kirche von Landet geheiratet haben, anschließend ihren Brautstrauß auf Madigans Grab legen.

Literarische Verarbeitung

Der schwedische Dichter Johan Lindström Saxon (1859 - 1935) verfasste die Ballade bzw. Moritat „Visan om den sköna konstberiderskan Elvira Madigans kärlek och grymma död“ (Weise von der Liebe und dem schlimmen Tod der schönen Kunstreiterin Elvira Madigan) mit den Anfangsworten „Sorgerliga saker hända“ (Leidvolle Dinge geschehen).

Verfilmungen

Der Elvira-Madigan-Stoff wurde dreimal verfilmt:

• „Elvira Madigan“, ein schwedischer Film von 1943, Regisseur Åke Ohberg, in der Hauptrolle Eva Henning, mit Åke Ohberg als „Graf Christian“ (der richtige Name des Liebhabers wurde auf Ersuchen der Familie Sparre in diesem Film nicht verwendet);
• „Elvira Madigan“, ein dänischer Film von 1967, Regisseur Poul Erik Møller Pedersen, mit Anne Mette Michaelsen als Elvira Madigan und Søren Svejstrup als Sixten Sparre;
• „Elvira Madigan“, ein schwedischer Film von 1967, Regisseur Bo Widerberg, mit Pia Degermark als Elvira Madigan und Thommy Berggren als Sixten Sparre. Diese Verfilmung gilt als die bei weitem beste. Dies ist sowohl der einfühlsamen Kameraführung von Jorgen Persson zu verdanken als auch der Schauspielkunst von Pia Degermark, die in Cannes für diesen Film als „beste Schauspielerin“ ausgezeichnet wurde. Als Soundtrack verwendet der Film das Thema aus dem zweiten Satz (Andante) von Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur, Köchel-Verzeichnis 467. Dieses wird daher bis heute vor allem in Skandinavien oft als „Klavierkonzert Elvira Madigan“ bezeichnet.

Trivia

• „Elvira Madigan“ ist auch der Name einer 1995 gegründeten schwedischen Dark-Metal-Band, die von Marcus H. Madigan alias Marcus Hammarström produziert wird.

• Circus Madigan ist seit 1989 ein traditioneller Circus in Sjöbo (Schweden), der sich seit 2002 auf Schulprojekte konzentriert.

Literatur

• Ejbye-Ernst, Arne: Det danske Mayerlingdrama. Kopenhagen 1954.
• Enevig, Anders: Fakta om Elvira Madigan og Sixten Sparre. Odder 2005. ISBN 87-89191-67-6 (Historisch korrekte Biographie auf Grundlage zeitgenössischer Quellen, dänisch).
• Jansen, Henrik M.: Elvira Madigan & Sixten Sparre: som samtiden opfattede dem – og 100 år senere. (Skrifter fra Svendborg og omengs Museum 21). Svendborg 1989.
• Møller-Pedersen, Poul Erik: Elvira Madigan. Kopenhagen 1978. ISBN ISBN 87-7215-404-7.

Weblinks

• Bilder und ins Englische übersetzter Originalartikel aus der Øresundspost von 1889
• Bild und Würdigung des Taasinge-Museums (dän.)
• Bild und Biografie (dän.)
• Der schwedische Elvira-Madigan-Film von 1967 in der Internet Movie Database
• Das Bänkellied von der Seiltänzerin Elvira Madigan und den Folgen der Liebe des Leutnants Graf Sparre zu diesem Frauenzimmer

Personendaten
NAME	Madigan, Elvira
KURZBESCHREIBUNG	dänische Seiltänzerin
GEBURTSDATUM	4. Dezember 1867
GEBURTSORT	Flensburg
STERBEDATUM	20. Juli 1889
STERBEORT	Nørreskov, Tåsinge