Skifflemusik

Skifflemusik

Skiffle ist Musik, die auch auf unkonventionellen, improvisierten Instrumenten gemacht wird. Neben der Gitarre und dem Banjo findet man häufig Waschbrett und Waschwannen- oder Teekistenbass, selbst Geräte wie Eimer, Tonne und Gießkanne finden Verwendung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Skiffle basiert sowohl auf der anglo-, als auch afro-amerikanischen Folk-, Country-, Blues- und Jazzmusik. Der Begriff tauchte zum ersten Mal 1925 auf Schallplatten von Jimmy O'Briant and His Chicago Skifflers auf. 1946 spielten Dan Burley and His Skiffle Boys unter der Leitung des Barrelhouse-Pianisten und Journalisten Dan Burley, der Bassist Pops Foster und die Brüder Sticks und Brownie McGhee an der Gitarre.

Ab 1953/54 wurde Skiffle von Traditional-Jazz-Musikern wie Ken Colyer und Chris Barber, aber auch von Alexis Korner und Lonnie Donegan in Großbritannien bekannt gemacht. Mit Lonnie Donegans erstem Hit Rock Island Line begann 1956 der Skiffle-Boom, der in Großbritannien viele Teenager zur Gitarre und zum Waschbrett greifen ließ.

Obwohl Donegans Band ab 1956 mit der gleichen Standardinstrumentierung wie die Rockbands auftrat (Gesang, Leadgitarre, Rhythmusgitarre, Kontrabass und Schlagzeug), begannen die Teenager nach dem Beispiel der amerikanischen Jugbandmusik der 20er Jahre neben dem Waschbrett auch weitere improvisierte Instrumente wie Jug, Teekistenbass, Kazoo usw. einzusetzen. Andere professionelle Skiffle-Bands der Jahre 1956 bis 1958 verzichteten auf unkonventionelle Instrumente: Vipers Skiffle Group, Chas McDevitt Skiffle Group, Dickie Bishop & His Sidekicks (eine der ersten Gruppen, die mit elektrischer Bassgitarre anstelle eines Kontrabasses auftraten).

1958 erschien das erste Buch über diese Musikrichtung mit dem Titel Skiffle - The Story Of Folk Song With A Jazz Beat.[1] Viele britische Pop-Superstars der 60er und 70er Jahre haben in den 50er Jahren mit Skiffle begonnen, so zum Beispiel The Beatles, die Rolling Stones, Eric Clapton, Mark Knopfler, Elton John, Rod Stewart, Chris Farlowe, Van Morrison, The Kinks, Led Zeppelin, Roger Daltrey oder Simply Red. Ab 1958 verschwand Skiffle weitgehend aus der Popmusik, nur Lonnie Donegan hielt sich noch einige Jahre erfolgreich an der Spitze und landete einige Hits wie My Old Man's a Dustman und Does Your Chewing Gum .... Ab 1962 dominierte die Beatmusik die Hitparaden und verdrängte damit endgültig die Skifflemusik.

Trotzdem gab es in den folgenden Jahren noch einige Skiffle-Hits:

  • 1970 Mungo Jerry mit In the Summertime,
  • 1972 die Les Humphries Singers mit Mexico (eine Adaption von Jimmy Driftwoods Battle Of New Orleans, das seit 1959 auch in Lonnie Donegans Repertoire zu finden war);
  • Mitte der 70er The Walkers aus den Niederlanden mit Ain´t No More Cane on the Brazos, eine Coverversion von Lonnie Donegans 1956er Aufnahme dieses Titels. Die Single der Walkers verkaufte sich 3,2 Millionen Mal in den Benelux-Ländern;

Deutschland

In der Pre-Beat-Ära gab es auch in Deutschland in den späten 50ern und frühen 60ern etliche Skifflegruppen, aus denen zum Beispiel Reinhard Mey oder die Lords hervorgingen, die mit einigen Donegan-Covern sogar große Hiterfolge feiern konnten (Have a Drink On Me, Over in the Gloryland).

Österreich

Um 1970 machte die Worried Men Skiffle Group von sich reden, deren Texte meist in Wiener Mundart geschrieben waren. Zum Teil stammten diese sogar aus der Feder prominenter Dichter wie beispielsweise Konrad Bayer. Ihr größter Hit war "Glaubst, I bin bled?".

Revivals

Skiffle überlebte vor allem auf dem Live-Markt, so gab es in den 70ern ein erstes großes Skiffle-Revival in Deutschland. Die wichtigsten Interpreten waren Leinemann aus Hamburg, die Bourbon Skiffle Company aus Hannover, die Black Bottom Skiffle Group aus München, die Heupferd Jug Band (mit Götz Alsmann), Caddy Ltd. aus Hannover, Walter h.c. Meier Pumpe und Some Old Friends aus Essen, die High Life Skiffle Band aus Berlin oder Dusty Region Shuffle aus Duisburg.

Mitte der 90er Jahre gab es ein erneutes Skiffle-Revival, diesmal mit Schwerpunkt Großbritannien. Es begann mit der Verleihung des „Ivor Novello Awards“ an Lonnie Donegan für sein Lebenswerk. An diesem Abend jammte er spontan mit Van Morrison, und Morrison überredete ihn gemeinsam mit Donegans damaligem Bassisten Brian Hodgson, nach über 20 Jahren wieder ein Studioalbum einzuspielen und zu veröffentlichen. Es erschien 1999 unter dem Titel Lonnie Donegan - Muleskinner Blues. Anfang 2000 fand Lonnie Donegan auch wieder in die internationalen Charts einiger Länder wie USA, Großbritannien und Deutschland zurück - durch die Zusammenarbeit mit Van Morrison beim Album The Skiffle Sessions - Live in Belfast

Höhepunkt des englischen Skiffle-Revivals der 90er war das Konzert in der Royal Albert Hall am 7. Dezember 1998, Skiffle - The Roots Of British Rock, u.a. mit Chas McDevitt, Nancy Whiskey, Ray Bush, Tony Sheridan, Diz Disley, The Lonnigans Skiffle Group, Chas & Dave, Lonnie Donegan & his Band etc.

Schwerpunkte des weiter andauernden Revivals des Skiffles sind neben Großbritannien Deutschland, Finnland und die Niederlande. In Finnland findet jedes Jahr im Juli in dem kleinen Ort Hankasalmi bei Jyväskyla in Mittelfinnland das Kihveli Soikoon statt, ein dreitägiges Event mit mehreren tausend Zuschauern.

In Hamburg findet das eher traditionelle Hamburger Skiffle Festival jährlich Ende Januar statt sowie die Summer Skiffle Night im Freilichtmuseum Kiekeberg.

Seit Lonnie Donegans Tod 2002 gibt es auch verschiedene Tributeaktivitäten, so beispielsweise die seit 1997 aktive Paul Leegan Band aus Coventry in England, das Royal-Albert-Hall-Konzert (An Emotional Tribute to) Lonnie Donegan: Rock Island Line, die Musical-Tournee The Story Of Lonnie D. mit Donegans Band und seinen Söhnen Peter & Anthony. Aktuellstes Revival ist Lonnie Donegans Rock Island Line in der Fernsehwerbung für den Opel Astra TwinTop.

Anmerkungen

  1. Autor Brian Bird (Verlag: Robert Hale Limited, England)

Literatur

  • Chas McDevitt: Skiffle - The Definite Inside Story mit Vorworten von Joe Brown, Mark Knopfler und George Harrison;
  • Mike Dewe: The Skiffle Craze mit Vorwort von Chris Barber;
  • Spencer Leigh: Putting On The Style - The Story Of Lonnie Donegan, Finbarr International

Weblinks


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