- Skorpionsfliege
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Panorpidae Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis), Männchen
Systematik Überklasse: Sechsfüßer (Hexapoda) Klasse: Insekten (Insecta) Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota) Überordnung: Neuflügler (Neoptera) Ordnung: Schnabelfliegen (Mecoptera) Familie: Panorpidae Wissenschaftlicher Name Panorpidae Linnaeus 1758 Die Skorpionsfliegen (Panorpidae) sind eine Familie der Schnabelfliegen (Mecoptera), die weltweit in etwa 100 Arten vorkommt. In Mitteleuropa sind nur fünf Arten der Gattung Panorpa anzutreffen, darunter besonders häufig Panorpa communis mit einer Körperlänge von etwa 18 Millimetern.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale der Skorpionsfliegen
Die Skorpionsfliegen besitzen, wie alle anderen Schnabelfliegen auch, einen rüsselartig verlängertem Kopf (Bild) mit kauend-beißenden Mundwerkzeugen. Die Maxillen und das Labium sind basal verlängert. Die vier großen, netzartig geäderten und oft dunkel gefleckten Flügel werden in der Ruheposition flach und etwas gespreizt nach hinten angelegt. Die Skorpionsfliegen zeigen einen ausgeprägten Sexualdimorphismus. Die Männchen besitzen ein deutlich verdicktes Genitalsegment am Ende des Hinterleibes, welches meist nach oben gekrümmt getragen wird und an den Stachel eines Skorpions erinnert. Es beinhaltet eine Drüse, die ein Sexualpheromon produziert. Hinzu kommen ein Paar Zangen am neunten Hinterleibssegment und Fortsätze am dritten und vierten Hinterleibssegment. Beim Weibchen ist das Hinterleibsende zugespitzt und wird als Legeröhre verwendet.
Lebensweise der Skorpionsfliegen
Die Skorpionsfliegen halten sich im Sommer vor allem in schattigen Bereichen, häufig an Büschen auf. Sie ernähren sich vor allem von toten und verletzten Insekten, manchmal auch von Nektar, Früchten, wie zum Beispiel Himbeeren oder Honigtau von Blattläusen. Von verschiedenen Arten wird beschrieben, dass sie auch Insekten verspeisen, welche in den Netzen von Webspinnen gefangen sind (Kleptoparasitismus). Sie balancieren zu diesem Zweck auf den Spinnenfäden und vermögen sich mit Hilfe ihres eigenen Mitteldarmsaftes auch von klebrigen Fäden wieder zu lösen. Warum die Skorpionsfliegen dabei nicht von den Spinnen attackiert werden, die den Besuch ihres Netzes bemerken und sich oft zunächst der Skorpionsfliege nähern, ist bisher ungeklärt.
Fortpflanzungsverhalten
Besonders gut erforscht ist das Fortpflanzungsverhalten der Skorpionsfliegen. Die Weibchen werden durch das in der Hinterleibsdrüse produzierte Pheromon vom Männchen angelockt, wobei die Reichweite etwa acht Meter beträgt. Das Weibchen setzt sich auf das Substrat und das Männchen nähert sich diesem mit auffälligem Flügelwinken sowie einer typischen Auf-und-Ab-Bewegung des Hinterleibs. Durch letztere entsteht ein Substratschall, der vom Weibchen durch Sinneshaare an den Beinen registriert wird. Bei einer Paarungswilligkeit reagiert das Weibchen mit der gleichen Bewegung, häufig entfernt sich das Weibchen durch ein kurzes Auffliegen jedoch ein wenig, woraufhin sich das Männchen erneut nähert.
Das Männchen kann nun drei verschiedene Arten von Kopulationsstrategien anwenden:
- Ist das Weibchen offensichtlich legebereit, so bietet es dem Weibchen ein totes Insekt an, welches es auch gegen andere Männchen verteidigt.
- Ist das Weibchen noch nicht legebereit, übergibt das Männchen diesem mehrere Speichelkügelchen als Geschenk, die es vorher in den Speicheldrüsen gebildet hat. Dabei kann es hintereinander sieben Kügelchen produzieren und übergeben. Diese werden vom Weibchen bei der Kopulation gefressen und das Weibchen verhält sich nicht aggressiv
- Eine Vergewaltigung ist ebenfalls möglich.
Nachweislich wirkt sich die Übergabe von Paarungsgeschenken eindeutig positiv auf die Eiproduktion des Weibchens aus, zurückzuführen wahrscheinlich auf die zusätzlichen Nahrungsressourcen, welche das Weibchen vom Männchen erhalten hat. Die Kopulation selbst beginnt damit, dass das Männchen das Weibchen mit den Hinterleibszangen packt und beide danach etwa 15 bis 20 Minuten in einer V-Stellung beieinander bleiben. Eine weitere Verkeilung findet über die Flügel statt. Ein Pärchen kann sich mehrmals hintereinander paaren und eine Begattung ist auch möglich, während das Weibchen frisst.
Die Eier legt das Weibchen wenige Tage nach der Paarung mit dem gestreckten Hinterleib in lockere Erde. Die Eier werden dabei zu Ballen verklebt. Ein Weibchen legt mehrere Gelege ab.
Larvalentwicklung
Die Larven der Skorpionsfliegen sind vom Erscheinungsbild her Raupen ähnlich und dunkel gefärbt. Sie haben an den Hinterleibssegmenten acht Paar kurze Stummelfüßchen und eine auf dem Rücken eine auf Warzen aufsitzende Beborstung. Sie leben in Gängen im Boden und ernähren sich vor allem von dem Aas toter Insekten oder anderer Kleintiere, aber auch von echtem Fleisch oder von Pflanzen. Mit vier lappenartigen Gebilden am After können sie sich am Boden anheften und aufrichten.
Bei der Art Panorpa communis kommen vier Larvalhäutungen vor, die Verpuppung erfolgt in Erdhöhlen. Es werden bei dieser Art zwei Generationen im Jahr gebildet, die Überwinterung der zweiten Generation erfolgt als verpuppungsreife Larve.
Arten in Mitteleuropa
Die Unterscheidung der einzelnen Skorpionsfliegen-Arten erfolgt vorwiegend über die Ausbildung der Geschlechtsorgane sowie Gestalt und relative Größe der Hinterleibssegmente.
- Panorpa alpina Rambur, 1842
- Panorpa cognata Rambur, 1842
- Panorpa communis L., 1758
- Panorpa germanica L., 1758
- Panorpa vulgaris Imhoff & Labram, 1836
Der getrennte Artstatus von P. communis und P. vulgaris ist umstritten und wird nicht von allen Entomologen nachvollzogen. Sauer und Hensle (1977) zeigten jedoch in einem Laborexperiment, dass Panorpa communis und Panorpa vulgaris "gute" biologische Arten darstellen. Beide Arten sind sowohl durch progame als auch metagame Isolationsmechanismen reproduktiv voneinander getrennt.
Progame Mechanismen:
- Jahreszeitliche Trennung: Wenn beide Arten syntop vorkommen, tritt P. vulgaris zwei bis drei Wochen vor P. communis in Erscheinung, wodurch die Hauptfortpflanzungszeiten der beiden Arten um diesen Zeitraum auseinanderliegen. Dies bewirkt ein reduzierte Wahrscheinlichkeit, dass sich geschlechtsreife Tiere beider Arten treffen.
- Mikroklimatische Einnischung: P. communis kommt vorwiegend an feuchten und schattigen Standorten vor, während P. vulgaris eher sonnige und trockene Standorte bevorzugt, was ebenfalls die Wahrscheinlichkeit eines zwischenartlichen Kontaktes reduziert.
Metagame Mechanismen:
- Larvenmortalität: Im Labor herbeigeführte Paarungen zwischen P. vulgaris und P. communis führten zwar in circa 20 Prozent der Fälle zu Kopulationen, aus den resultierenden Gelegen schlüpften jedoch in nur 0,03 Prozent der Fälle Larven. Von diesen wiederum überlebte keine das vierte Larvenstadium.
Panorpa communis und Panorpa vulgaris sind demnach auch genetisch isoliert, da keine fortpflanzungsfähigen Hybriden entstehen können.
Literatur
- Klaus Honomichl & Heiko Bellmann: Biologie und Ökologie der Insekten. CD-ROM, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-437-25023-X
- Sauer, K. P. & Sommersell, M.: Einfluß der Männchen auf die Fitness der Weibchen von Panorpa vulgaris (Mecoptera, Panorpidae). Verh. Dtsch. Zool. Ges. 81, 1988, S. 261
- Sauer, K.P., Hensle, R. (1977): Reproduktive Isolation, ökologische Sonderung und morphologische Differenz der Zwillingsarten Panorpa communis L. und P. vulgaris Imhoff und Labram (Insecta, Mecoptera). Z. f. zool. Systematik u. Evolutionsforschung, 15:169-207
Weblinks
- http://www.naturspektrum.de/spezies/panorpa_communis.php Informationen und lizenzfreie Fotos
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