Skriptor

Skriptor
Dieser Artikel befasst sich mit dem Beruf; weiteres siehe: Schreiber (Begriffsklärung).
Schreiber mit diversen Materialien (Darstellung aus dem Mittelalter)

Der Beruf des Schreibers (lat.: Actuarius) als ein der Schreib- und Lesekunst Mächtigen wandelte sich im Laufe der Menschheitsgeschichte in seiner Bedeutung und Bedeutsamkeit mehrfach.

Inhaltsverzeichnis

Erste Schreiber

Ein kleiner dargestellter Schreiber übergibt Gero die auftragsgemäß geschriebene Prunkhandschrift

Die Kunst, eigene oder auch fremde Gedanken, religiöse Texte oder auch schlicht der (land)wirtschaftlichen Buchführung mittels durch Übereinkunft festgesetzter Zeichen (Buchstaben) sichtbaren und dauerhaften Ausdruck zu geben, war eine wesentliche Errungenschaft der frühen Hochkulturen. Im mesopotamischen Sumer haben die Archäologen die ältesten, aus dem 4. Jahrtausend v.Chr. stammenden Tontafeln mit Schriftzeichen gefunden. Die Ursprünge dieser keilförmigen Schriftzeichen liegen in einer Bilderschrift (ähnlich der sog. "Schrift der Gottesworte", deren älteste Funde aus der Zeit um 3500 v. Chr. (Naqada III) in Abydos stammen), die sich zur lautbeschreibenden Schrift weiterentwickelte. Menschen, die diese Fähigkeiten beherrschten gehörten - quasi automatisch - zur Oberschicht, bzw. stammten daraus, da die Ausbildung natürlich zuerst einmal Aufwand verursachte. Andererseits war der Beruf des Schreibers - wie in der altägyptischen Lehre des Cheti ausgeführt - mit großen Privilegien verbunden.

Schriftgelehrte

Als Schriftgelehrte werden allerdings weniger die Schreiber, als vielmehr die sich in den Schriften Auskennenden bezeichnet. Sie gehörten der höfischen oder klerikalen Oberschicht an, wobei etwa ab 800 n.Chr. die Klöster, zwar zunächst nur innerhalb ihrer Mauern, maßgeblich an der Verbreitung der Schreibkunst Anteil hatten. Viele Mönche (selten Nonnen) wurden an die Höfe berufen, um als Schreiber der Landesherren tätig zu sein.

Ansehen der Schreiber

Ansehen und Zahl der Schreibkundigen stieg im Hoch- und Spätmittelalter stetig an, bedingt durch die Blüte des Rittertums, das Einsetzen des Fernhandels und damit auch der Geldwirtschaft und das Aufstreben des Bürgertums. Der Schreiber wird zum Chronisten und Protokollanten, zum Urkundenverfasser und Bibelkopierer, manchmal auch zum Literaten und als Stadtschreiber sogar zum höchsten Beamten der Stadt. Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg etwa 1450, also im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, verliert der Beruf des Schreibers schnell an Bedeutung.

Schreiber heute

Schreiber in Puducherry (Indien) warten an einer Straße auf Kunden

Seit Anfang des 16. Jahrhundert gehört in den Ländern mit europäischer Kultur das Schreiben-Können mehr und mehr zum Allgemeingut, so dass es nicht mehr als Kunst im höheren Sinn des Wortes, sondern nur noch als eine Fertigkeit angesehen wird. Der Handschriften verfassende Schreiber verschwindet aus dem Sprachgebrauch, der literarische Schreiber wird zum Schriftsteller, Autor, auch Verfasser genannt. In Ländern mit hoher Analphabetenquote ist der Beruf des Schreibers indes noch bekannt.

Verschiedene Schreiber

Zwar nicht mehr als Berufsbezeichnung, unterscheiden wir aber noch den Briefeschreiber, den Texteschreiber, den Zeitungsschreiber und bezeichnen den Urheber irrelevanter Schriftsätze gerne abfällig als „Schreiberling“.

Stadtschreiber

In einigen Städten (z. B. Mainz und Frankfurt am Main) gibt es in moderner Zeit auch einen Stadtschreiber, der für eine festgesetzte Anzahl von Jahren und ausgestattet mit einem festen Gehalt und Wohnung, frei von finanzieller Bedrängnis seinen literarischen Neigungen nachgehen kann.

Schiffsschreiber

Der Kreuzfahrtveranstalter Hapag-Lloyd vergab 2006 erstmals die Stelle eines Schiffsschreibers. Ein ausgewählter Schriftsteller (2006 der Hamburger Autor Matthias Politycki) erhielt hierbei die Möglichkeit, auf einer halbjährigen Weltreise mit dem Fünf-Sterne-Schiff MS Europa Länder und Meere aus der Warte eines schwimmenden Luxushotels kennenzulernen und zusätzlich auch hinter die Kulissen des offiziellen Bordprogramms blicken zu dürfen.

Writer

Im englischen Sprachraum lebt die Berufsbezeichnung Schreiber weiter. Hier heißen Schriftsteller, Verfasser und Autor schlicht „writer“ .

Weblinks

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • skríptor — ja m (ȋ) nekdaj 1. strokovni uslužbenec, navadno v knjižnici: postal je skriptor v dvorni knjižnici; skriptor licejske knjižnice je bil takrat Levstik; skriptor in amanuensis 2. kdor se poklicno ukvarja s pisanjem, prepisovanjem, pisar: listine… …   Slovar slovenskega knjižnega jezika

  • Skriptor — Skrịptor   [lateinisch »Schreiber«] der, s/... toren, in Antike und Mittelalter: Buchschreiber. * * * Skrịp|tor, der; s, ...oren [lat. scriptor, zu: scribere, ↑Skribent]: a) (veraltet) Schriftsteller, Verfasser von Büchern o. Ä.; b) (in der… …   Universal-Lexikon

  • Skriptor — Skrip|tor der; s, ...oren <aus gleichbed. lat. scriptor> antiker u. mittelalterlicher Buchschreiber od. Bibliotheksgehilfe …   Das große Fremdwörterbuch

  • Subsenior — Der Subsenior (auch „Dritt Chargierter“, „Schriftwart“, „Schriftführer“, „Skriptor“ oder „Sekretär“) ist ein Vorstandsmitglied der Aktivitas einer Studentenverbindung. Corps Besonders in Corps ist er der Vertreter des Conseniors. Er ist für den… …   Deutsch Wikipedia

  • Constant von Wurzbach — Vorsatzblätter zu „Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich“ mit fehlerhafter Vornamensschreibung des Autors …   Deutsch Wikipedia

  • Orden Khrestonostsiv — Orden Khrestonistsiv (in Ukrainian, Орден Хрестоносцiв) is a male fraternity of the Ukrainian Plast Scouting organization. It is sequentially the 5th kurin (fraternity) of Older Scouts ( starshi plastuny ) and the 20th kurin of Senior Scouts (… …   Wikipedia

  • Constantin von Wurzbach — Vorsatzblätter zu „Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich“ mit fehlerhafter Vornamensschreibung des Autors …   Deutsch Wikipedia

  • Dagulf-Psalter — Nachbildung des „Goldenen Psalters“ im Bremer Dom Museum Der Dagulf Psalter ist eine karolingische Bilderhandschrift, die die alttestamentlichen Psalmen sowie die Wechselgesänge (Antiphonen) zur Rezitation im kirchlichen Stundengebet enthält. Der …   Deutsch Wikipedia

  • Schafhäutl — Karl Emil von Schafhäutl (* 16. Februar 1803 in Ingolstadt; † 25. Februar 1890 in München) war ein deutscher Physiker, Geologe und Musiktheoretiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Scriptorium — Mönch im Scriptorium Als Skriptorium bezeichnet man die seit der Spätantike entstehenden, meist in Klöstern befindlichen Schreibstuben, in denen sakrale und teilweise auch profane Texte handschriftlich dupliziert werden. Mehrheitlich war das… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”