Skwxwú7mesh

Skwxwú7mesh
Wohngebiet
Traditionelles Stammesgebiet der Squamish und Hauptreservate.
Systematik
Kulturareal: Nordwestküste
Sprachfamilie: Salish-Sprachen
Sprache: Küsten-Salish-Sprachen
Stammesgruppe: Küsten-Salish
Stamm, Volk: Squamish
Synonyme
Squamish First Nation, Skewamish, Sḵwxwú7mesh

Die Squamish oder Skwxwú7mesh (gelegentlich auch Skewamish) sind eine der kanadischen First Nations in der Provinz British Columbia. Sie leben in der Region Greater Vancouver. Sie beanspruchen ein traditionelles Stammesgebiet von 6.732 km². Von den 3.618 Mitgliedern (August 2008) lebten 2.266 im Reservat, das zwischen Howe Sound, Gibson's Landing und North Vancouver zerstreut ist. 123 weitere lebten in anderen Reservaten, außerhalb lebten 1.229.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

- s. a. Geschichte der Küsten-Salish

Frühgeschichte

Nach der mündlichen Überlieferung kamen die Sḵwxwú7mesh aus den Orten Chekwelhp und Schenks bei Gibsons an der Sunshine Coast nördlich von Vancouver. Nach der Großen Flut sei das Volk der Squamish entstanden. Andere Überlieferungen nennen Chiyakmesh am Cheakmus River als Ursprungsort.

Das traditionelle, nie aufgegebene Gebiet der Sḵwxwú7mesh reicht von der English Bay und False Creek über Burrard Inlet, den Howe Sound, Roberts Creek an der Sunshine Coast. Hinzu kommt der Ort Squamish, der Cheakamus River, der Elaho und der Mamquam River sowie Whistler. Dazu kommen sich überlappende Gebiete mit den Lillooet.

Epidemien, Kontakt mit Europäern

Noch bevor Europäer in Kontakt mit den Squamish kamen, erreichte eine schwere Pockenepidemie bereits um 1775 die Region. Ihr folgte eine weitere Pockenepidemie in den Jahren 1800-1801, dieser eine Grippewelle von 1836-1837, dann Masern 1847-1848, erneut Pocken 1862. Diese schweren Bevölkerungsverluste führten zu einer erheblichen Veränderung der Kultur.

Der erste Kontakt mit Europäern fand bei dem nahe der heutigen Stadt Squamish gelegenen Dorf St'a7mes statt. Von diesem Ortsnamen wurde der englische Name Stawamus abgeleitet. Der erste Europäer war jedoch der spanische Kapitän Jose Maria Narvaez. Erst im nächsten Jahr, 1792, kam George Vancouver zum Burrard Inlet. Vancouver stellte nicht nur bei verschiedenen Gelegenheiten die Nachwirkungen der Pockenepidemie fest, sondern konstatierte für die Squamish, dass bei ihnen das Kupfer in viel höherem Ansehen stand als Eisen.[2]

Die europäischen Händler, die die Pazifikküste aufsuchten, kamen zunächst wegen der Fischotterpelze, die sie in China mit enormen Gewinnmargen weiterverkaufen konnten. Sie lieferten dafür Metalle und andere Waren, dazu Waffen. Die Erträge und die Musketen veränderten die Machtverhältnisse zwischen den Stämmen sehr deutlich. So verbündeten sich die Nanaimo, Saanich, Songhees, Esquimalt, Musqueam und Squamish gegen die Indianerstämme, die auf Raub und Sklavenjagd ausgingen, wie die Lekwiltok. In der Maple Bay lockten sie sie in eine Falle. Das größte Stammesbündnis der Geschichte Westkanadas griff auch 1843 Fort Victoria an. Ihr Anführer Tzouhalem, Häuptling der Cowichans, erklärte sich allerdings zu einem Friedensschluss bereit.

Während des Krimkriegs, kehrten die Briten in das Gebiet der Squamish zurück. Sie schlossen ein Verteidigungsbündnis mit dem Stamm, der im Fall eines russischen Angriffs das Nordufer des Burrard Inlet verteidigen sollte. Die Briten wollten das Südufer übernehmen. Der erwartete Angriff blieb jedoch aus.

Goldrausch, Missionierung, Reservat

Mit dem Cariboo-Goldrausch ab 1858, der Zehntausende von Goldsuchern in die Region brachte, brach das vergleichsweise friedliche Zusammenleben ab. Das galt mit einer gewissen Verzögerung auch für das Gebiet der Squamish, wo 1873 der erste Siedler ankam. „Navvy Jack“ Thomas baute das erste Haus im heutigen West Vancouver und heiratete die Tochter eines Squamish-Häuptlings. Das verpflanzte und stark umgebaute Haus steht heute an 1768 Argyle Street.

1876 wurde die erste Zählung unter den Squamish im heutigen Stanley Park durchgeführt. Sie ergab eine Anzahl von rund 80 dort lebenden Stammesmitgliedern. Ihr Häuptling war Khaytulk, genannt Supple Jack, der Sohn des Häuptlings Khahtsahlanogh.[3] Am 27. November 1876 wurde den Squamish, wie in diesen Jahren allen Indianerstämmen Kanadas, ein Reservat zugewiesen. Der Häuptling wurde am 12. Februar 1879 von Pater N. Gregane getauft. 1884 wurde eine katholische Kirche in Ustlawn village geweiht, dem indianischen Missionsdorf in North Vancouver. Die Kirche „Sacred Heart“ ersetzte eine seit 1868 bestehende Kapelle, die diejenigen Squamish gebaut hatten, die zum Katholizismus übergetreten waren. Seit 1910 heißt sie St. Paul's.

1892 kam es zu neuen Verhandlungen um das Kahpil-lak-no Creek Indian reserve am Burrard Inlet. 1895 wurden kleinere Veränderungen am Capilano Indian reserve 5 vorgenommen. Im Jahr 1900 gab Häuptling Jack Khahtsahlano ein Potlatch, bei dem er neben zahlreichen anderen Geschenken 100 Decken verteilte, um an die Übertragung der Häuptlingswürde an ihn zu erinnern, die wenige Jahre zuvor stattgefunden hatte.[4]

Inzwischen war aus dem 400-Seelen-Ort Vancouver innerhalb von nur sechs Jahren (1885 bis 1891) eine Stadt von 13.000 Einwohnern geworden. Der Holzeinschlag begann Ende der 1890er Jahre, doch die Pferdefuhrwerke ließen nur geringe Holzlieferungen zu. Das änderte sich 1926, als Merrill & Ring, eine US-amerikanische Gesellschaft, mit großem Maschineneinsatz die Holzindustrie ins Gebiet der Squamish brachte.

Währenddessen wurden Teile des Squamish-Lands verkauft. Erst 1923 amalgamierten die verschiedenen Hausgruppen zu einem Stamm.

Zwangsassimilation

Wie überall in Kanada, so drängte man die Kinder der Indianer in internatartige Schulen. Die für die Squamish vorgesehene Residential School war die St. Pauls Residential School im Dorf Eslha7an in North Vancouver, wo auch die älteste Kirche British Columbias steht, die St. Pauls-Kirche. Einige Kinder gingen allerdings auch in die Schule nach Sechelt. Die Schule in Eslha7an wurde 1898 eingeweiht und war zunächst eine Indian Boarding School. Sie wurde 1959 abgerissen.

Su-á-pu-luck (Joseph Capilano)

Der berühmteste Squamish-Häuptling wurde Su-á-pu-luck, bekannter unter dem Namen Jo Capilano. Su-á-pu-luck, geboren um 1854 in Yekw’ts (bei Squamish), war der Sohn des Letekwámcheten. Er wurde in einer der katholischen Missionen geboren und hatte zusammen mit seiner Frau Mary Agnes Líxwelut, zwölf Kinder. Als er sie am 21. Mai 1872 heiratete, ließ er sich taufen. Die beiden lebten in der katholischen Mission North Vancouver.

Als Häuptling Láwa 1895 starb, setzte sich Pater Paul Durieu dafür ein, dass Su-á-pu-luck sein Nachfolger wurde. Ein Teil des Stammes widersetzte sich jedoch dem christlichen Häuptling und zog in das westlich gelegene Capilano-Reservat. Su-á-pu-luck bekehrte einige der Squamish und ließ eine Kirche bauen. Er reiste bald über die Vancouver-Insel und predigte dort.

Doch zugleich wehrte er sich zunehmend gegen Landenteignungen und die Einschränkungen, die die Jagd und den Fischfang immer schwerer machten. Doch der Erfolg war gering. Daher entschloss er sich 1906, an der Spitze einer Delegation - zusammen mit Basil David von den Shuswap und Chillihitza von den Okanagan - nach England zu reisen, um sich mit König Edward VII. zu treffen und ihm eine Petition zu überreichen. Die drei waren auf gemeinsamen Treffen der First Nations ausgewählt worden. Ganz traditionell, erhielt der Führer der Delegation den Namen Capilano - in der anglisierten Version -, der einem herausragenden Führer bei den Squamish und Musqueam zugesprochen wird. Daher ist er unter dem Namen Joe Capilano bekannt geworden. Bei den Squamish hieß er weiterhin Su-á-pu-luck. Die Delegation reiste nach Ottawa, wo sie Premierminister Sir Wilfrid Laurier traf, von dort weiter nach London. Der Canadian High Commissioner, Lord Strathcona arrangierte die Audienz am 3. Juli.

Die Petition führte auf, dass das Recht der Indianer an ihrem Land nie erloschen sei, dass Siedler auf ihr Land drängten, ohne um Genehmigung zu bitten, dass Forderungen an die kanadische Regierung fruchtlos seien, und dass die Indian Agents die Indianer - die kein Wahlrecht hatten - nicht einmal dann befragten, wenn es direkt um ihre Angelegenheiten ging.

Bei seiner Rückkehr wurde Su-á-pu-luck begeistert empfangen. Abgesehen von der Öffentlichkeitswirkung, dem freundlichen Empfang durch den König, der Übergabe der Petition, musste er jedoch mitteilen, dass die Verhandlungen mit Ottawa geführt werden mussten, nicht mit dem König. Dennoch hatten die First Nations erstmals den Protest gegen ihre schlechte Behandlung selbst in die Hand genommen. Su-á-pu-luck selbst zog aus der mangelnden Unterstützung der katholischen Geistlichen die Konsequenz, dass er ihnen mitteilte, sie seien in seinem Gebiet nicht mehr willkommen.

1908 reiste Su-á-pu-luck erneut nach Ottawa, warb aber auch am Skeena River dafür, dass die dortigen Stämme ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen mussten. Die Zeitungen in Kanada betrachteten ihn zunehmend als Unruhestifter und verlangten seine Bestrafung. Als er am 10. März 1910 starb, erschienen alle Stammesführer der Lower Mainlands und von Vancouver Island zu seiner Beerdigung im Capilano-Reservat.

1911 erschienen in Vancouver die Legends of Vancouver von Emily Pauline Johnson (1861-1913), einer Poetin und Tochter des Six Nations-Häuptlings George Henry Martin Johnson (Onwanonsyshon). Sie hatte „Joe Capilano“ während seiner Reise nach London dort kennen gelernt und 1907 begonnen, sich für die Sache der Indianer einzusetzen.

Trotz gewisser Erfolge mussten die Kitsilano-Squamish ihr Reservat bei Vancouver räumen. Währenddessen wuchsen nun auch die Orte nördlich von Vancouver rapide an. North Vancouver hatte 1910 bereits rund 5.000 Einwohner.

Die Entstehung der Squamish Nation

Die 16 Squamish sprechenden Stämme vereinbarten nach zehnjährigen Verhandlungen am 23. Juli 1923 den Zusammenschluss. Das schnelle Wachstum der Stadt Vancouver bedrohte zunehmend ihre Existenzgrundlage, führte zu Verdrängungsprozessen, und damit wurde deutlich, dass nur ein gemeinsames Vorgehen das Überleben sichern konnte. Erhebliche Teile des Stammesgebietes sind verpachtet, doch selbst die nicht verpachteten Gebiete bleiben gefährdet. Sie sind von Straßen, Brücken, Kraftwerken und Eisenbahnlinien zerschnitten.

Seit den 60er Jahren begann ein Projekt der Wiederbelebung, zunächst der Sprache. Das so genannte BC Language Project unter Leitung von Randy Bouchard and Dorothy Kennedy begann die Sprache zu dokumentieren und ein angemessenes Schriftsystem zu entwickeln. Inzwischen wird die Sprache wieder ab dem Kindergarten unterrichtet, und beginnt die Zweitsprache Französisch zu verdrängen.

1982 verabschiedete die Provinzregierung einen Managementplan für den überlasteten Squamish River, konsultierte aber wiederum die Squamish nicht. Dabei stellte der Ausbau des Tiefwasserhafens vor Vancouver eine weitere Herausforderung dar. 1992 entwickelten die Squamish einen eigenen Squamish Estuary Development Plan. 1996 begannen die Verhandlungen mit BC Rails, einem der Betreiber des Hafens und der Provinzregierung, die schließlich in einen Vertrag mündeten. Dabei erhielten die Squamish an einigen Stellen ein Drittel des Landes - für einen symbolischen Preis -, dazu das Recht, später mehr davon zu erwerben.

Seit 1993 stehen die Squamish mit British Columbia in Vertragsverhandlungen (BC Treaty Process). 1995 erreichten sie die dritte von sechs Stufen.

Im Rahmen des Settlement Agreements bot der Staat Kanada den Squamish eine Kompensation von 92,5 Millionen CAD an. Robert Nault, Minister des Department of Indian Affairs and Northern Development war im Jahr 2000 für die Überreichung zuständig.

2001 schlossen die Squamish mit ihren ehemaligen Nachbarn, den Lil Wat People (Lillooet) einen Vertrag zur gegenseitigen Unterstützung. Um ihre Interessen gegenüber der Regierung zu vertreten, mussten sie jedoch erst einmal - entsprechend ihrer eigenen Kommunikationsweise - durch Befragungen eruiert werden. Im Rahmen einer Aboriginal Interest Use Study wurden die Älteren über Traditionen befragt, aber auch die Art und Weise der aktuellen Nutzung (Fischerei, Jagd, Sammeln, spirituell bedeutsame Plätze usw.) wurde niedergeschrieben. Die daraus entstandene Karte ist nun kompatibel mit einer Art Flächennutzungsplan der Regierungsstellen.

Insgesamt gelten die Squamish, die mitten in der Boomregion Greater Vancouver leben, als ökonomisch vergleichsweise erfolgreich. Sie beschäftigen inzwischen rund 350 Mitarbeiter.

Angesichts der auf ihrem Gebiet und dem der St’at’imc und anderer Salish-Stämme geplanten Olympischen Winterspiele 2010, wehrt sich ein Teil des Stammes, vor allem das Native Youth Movement, gegen die Enteignung des von ihnen beanspruchten Gebiets („No Olympics on Stolen Land“). Die Führer der so genannten vier gastgebenden Stämme, die Lil’wat, Musqueam, Squamish and Tsleil-Waututh, hingegen unterstützen die Olympischen Spiele und hoffen Gewinne daraus zu ziehen.

Reservat

Die Squamish leben vor allem im Reservat Mission 1, das allerdings nur 59,6 ha groß ist. Cheakamus 11 am Zusammenfluss von Cheakamus und Squamish River umfasst hingegen 1639,4 ha. Dazu kommen 22 weitere Reservate, vor allem am Burrard Inlet (mehr als 250 ha), am Ufer des Squamish und des Howe Sound, sowie auf den Inselchen Defence Island und Keats Island.

Anmerkungen

  1. Nach den Angaben des Department of Indian Affairs and Northern Development, First Nation Profiles: [1]
  2. George Vancouver: A Voyage of Discovery to the North Pacific Ocean and Round the World 1791-1795, Hg. W. Kaye Lamb, London 1984, 580-583.
  3. Nach ihm ist Kitsilano benannt, eine der Suburbs. Sein Sohn August Jack Khahtsahlano wurde am 16. Juli 1867 geboren und starb am 14. Juni 1967. Zu seiner Familie vgl. Domanic Charlie und August Jack Khahtsahlano. Squamish Legends... The First People, Hg. Oliver Wells, Vancouver: C. Chamberlain und F.T. Coan 1966, August Jack Khahtsahlano und Major J.S. Matthews. Conversations with Khatsalano 1932-1954, Vancouver: Vancouver City Archives 1969.
  4. Seit 1938 nannte er sich August Jack Khahtsahlano.

Literatur

  • Barbara Wyss [Khalt-siya]: Squamish People of the Sunset Coast, 2007
  • Barbara Wyss [Khalt-siya]: All My Relations: Perspectives on Commemorating Aboriginal Women, 1994
  • Chris Roine: The Squamish Aboriginal Economy, 1860-1940, University of Western Ontario 1991
  • Joan Ryan: Squamish Socialization, University of British Columbia, Department of Anthropology and Sociology 1973, 1-253
  • Wayne Suttles (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 7: Northwest Coast. Smithsonian Institution Press, Washington D.C. 1990. ISBN 0-87474-187-4

Weblinks

Siehe auch

Liste nordamerikanischer Indianerstämme


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