Slideguitar

Slideguitar

Eine Slide-Gitarre muss kein eigenständiges Musikinstrument sein. Der Begriff bezeichnet häufig eine mit Stahlsaiten bespannte Gitarre, die mit einem sogenannten Bottleneck oder Slide-Bar gespielt wird. Dabei lässt man das Bottleneck über die Saiten gleiten (engl. slide), wodurch die charakteristische Klangfarbe entsteht. Es gibt allerdings auch speziell für diesen Zweck ausgerichtete Instrumente wie etwa die Hawaii-Gitarre, auch als Lap-Steel-Gitarre bezeichnet, sowie die technisch aufwendigere Pedal-Steel-Gitarre.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Slide-Werkzeuge: Steel Bar oder Bottleneck

Die Spieltechnik der Slide-Gitarre geht zurück auf zwei Musikkulturen:

Die traditionelle hawaiische Musik und damit auch die Klangfarbe der Slide-Gitarre war in den Jahren von ca. 1920–1930 besonders in den USA sehr populär. Die Musiker spielten mit einem Metallstab auf Gitarren (aus dem exotischen Koa-Holz) die sie sitzend auf den Oberschenkeln legten. Daher rührt der Begriff Lap-Steel. Ein Vertreter dieser Stilrichtung war Sol Hoopii und das Novelty-Trio. Hawaii-Gitarren sind oft als akustisches oder vollmassiv elektrisches Instrument entsprechend konstruiert. Diese pazifische Spur geht vermutlich zurück bis auf den indischen Subkontinent, wo ein Typ der Vina mit einem Slide aus Hartholz oder Elfenbein gespielt wird.

Die zweite Spur der Slide-Gitarre führt in den afrikanischen Kontinent. Bereits vor ca. 500 Jahren wurde in Afrika auf primitiven Instrumenten gespielt, bei denen mittels einer gespannten Sehne und einem hin und her geführten Stück Holz stufenlose Tonhöhen erzeugt wurden. Bekannte Bluesgitarristen wie Bukka White und Elmore James machten sehr viel später nach dem gleichen Prinzip auf einem gespannten Stück Draht und einer Flasche ihre ersten musikalischen Gehversuche.

Beide Kulturen haben trotz gegenseitiger Inspiration die Technik der Slidegitarre auf ihre eigene Art weiter entwickelt.

Slide- und Steel Guitar

Die sitzend mit einem Metallstab in einer offenen Stimmung (Open Tuning) mit einem hohen Saitenabstand gespielte Gitarre der Hawaiier wurde später von den Musikern der Country- und Western-Musik übernommen. Dort kennt man unter anderem die Lap-Steel-Gitarre, die Dobro und die Pedal-Steel-Gitarre. Bei dieser elektrischen Weiterentwicklung der Lap-Steel, die vorwiegend in der Country-Musik vorkommt, handelt es sich um eine auf dem Boden stehende Vorrichtung, bei der die Saiten einschließlich Hals ähnlich einer Zither waagrecht auf einer Platte angeordnet sind. Mit den am Boden angebrachten Fuß-Pedalen kann die Einstellung der Saiten nach Belieben geändert werden. Gespielt wird die Pedal Steel mithilfe von Stahlstäben (Steels), die die Tonhöhe beeinflussen. Typisch für die Steel Guitar ist der glissandoartige, dehnbare Klang.

Die Bluesmusiker hingegen spielten die Gitarre vielfach in der herkömmlichen Haltung. Dabei nutzten sie als Slide einen abgebrochenen und mit Feuer geschliffenen Flaschenhals (dem sogenannten Bottleneck) und entwickelten diesen Stil zu einer eigenständigen Spieltechnik.

Nach der Entwicklung der E-Gitarre wurde das Slidespiel auch dort übernommen und ist in den verschiedenen Musikstilen des Blues, Folk und des Rock ein beliebtes Element.

Auch heute ist trotz der Gemeinsamkeiten der Stilrichtungen, der Country-orientierten Steel-Gitarristen und die vom Blues beeinflussten Slide-Gitarristen, die Trennung in zwei Lager geblieben. (Dies ist auch ein Erbe der Rassentrennung in den USA, denn es gibt zwar einen gemeinsamen Kulturraum von Weißen und Afro-Amerikanern in den Südstaaten und damit eine gegenseitige Beeinflussung, aber es haben sich auch deutlich unterschiedliche Musikkulturen entwickelt. Oft ist der Unterschied jedoch reduziert auf die in der afro-amerikanischen Musik wie Blues und Jazz um einen Halbton abgesenkte Terz und Septime.)

Grundlagen

Wie eingangs schon erwähnt, eignet sich jede mit Stahlsaiten bespannte Gitarre als Slide-Gitarre. Es ist egal, ob es sich dabei um eine akustische oder elektrische Gitarre handelt.

Sehr wichtig ist die Saitenlage(Dies ist der Abstand zwischen Griffbrett und Saite). Denn während der Abstand beim normalen Spiel zwischen Saite und Griffbrett möglichst gering sein sollte, ist er beim Spielen mit dem Bottleneck eher größer. Bei einer tiefen Saitenlage kommen die Saiten durch den Auflagedruck des Bottlenecks zu Berührungen mit den Bundstäbchen und erzeugen beim Spielen unerwünschte Nebengeräusche. Ein leicht erhöhter Saitenabstand von 1-2 mm macht es möglich, sowohl ein fast geräuschloses Slide zu spielen, als auch in der Kombination, Akkorde und Einzeltöne zu spielen.

In Bezug auf die Saitenstärke sind dünne Saiten nicht so gut geeignet wie mittlere oder dicke. Für eine elektrische Gitarre ist ein 11er-Satz (Durchmesser der dünnen E-Saite) gut geeignet. Bei einer akustischen Gitarre sollte es mindestens ein 12er-Satz sein. Ob es sich bei den Stahlsaiten mit Bronze-, Phosphor- oder Bronze/Nickel-Draht umwickelte Saiten handelt, ist egal - allerdings ist der Eigenklang der Saite auch Komponente des Slide-Klangs. Für den Ton des Slide-Spiels und die Länge des Nachhalls ist das Gewicht und das Material des Slides selber wichtig. Neben den einfachen Chrom-Slides gibt es Slides aus Messing, aus Glas, Keramik usw. Viele E-Gitarristen bevorzugen Glas-Slides, Akustik-Gitarristen und Resonatorgitarren-Spieler tendieren eher zu Messing-Slides. Als Grundregel gilt: je schwerer das Slide, desto voller der Klang.

Wer sich intensiv mit der Slidetechnik beschäftigen will, sollte sich neben der „normal gestimmten“ Gitarre, eine zweite Gitarre zulegen, welche man in eine offene Stimmung stimmt, da das dauernde Wechseln der Stimmungen eine enorme Belastung des Gitarrenhalses durch unterschiedlichen Saitenzüge zur Folge hat. Mit der Anschaffung einer zweiten Gitarre ist die Gefahr eines verzogenen Halses und damit fehlender „Bundreinheit“ (keine Intonation) gebannt.

Musikbeispiele

Wer sich mit dem Stilmittel der Slidegitarre beschäftigt, sollte sich ihre berühmten „Anwender“ anhören. Es ist dabei festzustellen, dass es berühmte Gitarristen gibt, die die Slidegitarre offensichtlich nie genutzt haben, andere wie Muddy Waters, Eric Clapton, Mick Taylor zeitweise, wiederum andere wie Son House und Mississippi Fred McDowell fast ausschließlich.Die Pedal-Steel-Gitarre wird auch auf Alben von Künstlern wie Mark Knopfler oder aber auch auf Alben im Rock-Pop-Bereich wie etwa auf „Intensive Care“ von Robbie Williams eingesetzt.

Eine Auswahl von Slide-Gitarristen des Blues und Rock in alphabetischer Reihenfolge:

Duane Allman, Richard Bargel, Joe Bonamassa, Eric Clapton, Hannes Coetzee, BJ Cole, Ry Cooder, Jerry Douglas, Rory Gallagher, Lowell George, Billy Gibbons, David Gilmour, Ben Harper, George Harrison, Warren Haynes, Gavin Hayes (dredg), Son House, Martin Huch, Robert Johnson, Brian Jones, Sneaky Pete Kleinow, Leo Kottke, Sonny Landreth, John Lennon, David Lindley, Mississippi Fred McDowell, Gary Moore, Al Perkins, Joe Perry, Bonnie Raitt, Chris Rea, Hound Dog Taylor, Mick Taylor, Nils Tuxen Derek Trucks, Paul Vincent, Joe Walsh, Muddy Waters, Bukka White, Jack White, Johnny Winter etc.

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