- Slot-Car
-
Eine Autorennbahn, auch Slotcar-Bahn oder Slot-Bahn (von englisch Slot für „Schlitz“), ist ein Spielzeug, mit dem elektrisch angetriebene Modellautos spurgeführt gefahren werden.
Die Spielzeugindustrie liefert zusammensteckbare Fahrbahnteile mit zwei Spuren, die jeweils einen Schlitz zur Führung und zwei Leiterbahnen zur Stromversorgung, der Modellfahrzeuge besitzen. Die Spieler haben jeweils einen Handregler und können damit Geschwindigkeit und Bremsverhalten der Modellautos steuern. Ziel des Spieles ist es, möglichst schnelle Runden zu drehen, ohne dass dabei die Fahrzeuge von der Strecke abkommen, und natürlich, um Rennen auszutragen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorläufer
Vorläufer der heutigen schlitzgeführten Autorennbahnen waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mittels Uhrwerk angetriebene Automodelle, die durch eine Randerhöhung in der Spur gehalten wurden.
Der Anfang in 1950er Jahren
In den frühen 1950ern kam im wettfreudigen Großbritannien, bevorzugt in den Hinterzimmern von Gaststätten, das „Railracing“ in Mode. Die überwiegend aus Balsaholz und Messingblech selbstgebauten Fahrzeugmodelle wurden mittels Metallbändern, ähnlich der Form von Vorhangschienen, die oben auf der Fahrfläche montiert wurden, geführt. Der Antrieb erfolgte Anfangs angeblich mit Miniaturdieseln (Modellflugmotoren), später mit frisierten Elektromotoren, die meist aus dem Sortiment der bereits boomenden Modelleisenbahnindustrie stammten. Mittels der Führungsschiene und einem weiteren flachen Kontaktband wurden die Modellautos über Gleitkontakte mit Strom versorgt. Da noch keine Handregler in heutigen Sinne erhältlich waren, wurden zur Geschwindigkeitskontrolle lenkradähnliche Drehregler und/oder morsetastenartige Druckknöpfe usw. benutzt.
Die Fahrzeuge waren zwar den damaligen Originalrennwagen nachempfunden, jedoch gab es keinen verbindlich definierten Maßstab. Auch waren die Bahnanlagen landschaftlich nicht komplett durchgestaltet, wie es z. B. in Modelleisenbahnclubs üblich ist. Es ging also vorrangig um das Austragen von Wettbewerben.
Der Boom in den 1960er Jahren
In den 1960er Jahren entwickelte sich der Slotracingboom mit Meisterschaften und attraktiven Preisgeldern zunächst in den USA auf Mietbahnen, den „Modelcar-Raceways“ des ganzen Landes. Gefahren wurde mit Fahrzeugen im Maßstab 1:24 und einer Bahnspannung von 12 V, die über eine Autobatterie geliefert wurde, da stabilisierte Netzteile damals nicht verfügbar oder extrem teuer waren. Die Spuren wurden getrennt vermietet, und der Zubehörverkauf brummte. Renncenter mit viel Platz boten mehrere, meist 8-spurige Bahnen mit extremen Steilkurven und Fahrstrecken zwischen 20 und 80 Metern pro Runde.
Tuningzubehör, Bausatz – und Ready to Race – Slotcars wurden von ungezähligen Firmen angeboten. Die ersten Autorennbahnpackungen kamen ab Mitte der 1950er von englischen Firmen in den Spielwarenhandel. Durchsetzen konnten sich Hersteller, die auch Modelleisenbahnzubehör im Angebot hatten – z.B: Strombecker und Tri-Ang Scalextric.
Ab Mitte der 1960er versuchte sich in Deutschland der Kölner Holzbahnhersteller Minerva gegen die US-Importbahnen durchzusetzen.
In Deutschland brachte Anfang der 1960er zunächst Scalextric Grundpackungen mit dem „Plexi-Track System“ (baugleich mit Scalextric Classic) im Maßstab 1:32 in den Handel. Die weitgehend modellgetreuen, jedoch filigranen Scalextric-Fahrzeuge, zum Teil mit Lenkung ausgestattet, sind inzwischen gesuchte Sammlerstücke.
Fast zeitgleich brachte Stabo, bekannt als Hersteller von Funkgeräten, das Bahnsystem „Stabo Car“ mit etwas rundlichen, für Kinderhände konzipierten Slotcars auf den Markt. Ein ähnliches Konzept verfolgte die Firma Carrera mit dem System Universal, das ebenfalls großen Erfolg hatte und bis heute zu den bekanntesten Systemen zählt.
Weitere Modelleisenbahnhersteller schlossen sich dem Trend an. Märklin mit „Märklin Sprint“ oder Fleischmann mit „Auto Rallye“.
Stabo, Fleischmann und Carrera versuchten zusätzlich mit Bausatzfahrzeugen im Maßstab 1:24, und RtR-Slotcars auch in der Mietbahnszene mitzumischen. Der Erfolg blieb jedoch bescheiden.
Airfix (MRRC) und Revell - vorwiegend durch Plastikmodellbausätze bekannte Firmen (Revells Slotcar-Motto: „Build-Race-Win“) – brachten ebenfalls eigene Heimbahnsysteme heraus. Die Revellbahn war etwas breiter und eher zu den Mietbahnen kompatibel, als die üblichen 1:32-Produkte und somit auch für 1:24-Slotcars verwendbar. Stabo und Carrera erweiterten nun auch ihr Angebot. Carreras 8-spurig ausbaubares 1:24-Bahnsystem „Carrera 124“ – inzwischen als „Carrera Exclusiv“ neu aufgelegt – und „Carrera Evolution“ in 1:32 waren und sind bis heute erfolgreich. Stabo setzte sich mit seinem 1:24-System nicht durch.
Faller kam zunächst im kleineren Abbildungsmaßstab H0 mit Faller AMS, die eigentlich als Auto-Spiel zur Ergänzung von H0-Eisenbahnen gedacht war, auf den Markt. Neben „Faller AMS“ und „Model Motoring Thunderjet 500“ des US-Herstellers Aurora, mit seinem umfangreichen Angebot an 1:64 Slotcars, die mit dem beliebten, später von diversen Herstellern kopierten „T-Jet“ Flachankermotor ausgestattet waren, versuchte sich auch die Firma Reinhard & Co. mit der „RASANT“-Modellautostraße (1964 bis 1968) an dem kleinen Maßstab.
Später erschien von Faller ein etwas konfus konzipiertes, aus zweispurigen, grauen Plastikbahnteilen bestehendes 1:24-Bahnsystem mit eingeklebten Stromleitern aus Kupfergeflecht namens „Faller Club Racing“. Faller stattete die dazugehörigen Fahrzeuge mit den damals gängigen Mabuchi-Motoren aus dem Mietbahnbereich aus. Sie waren in den Maßstäben 1:32 und 1:24, als Bausatz und „RtR“ (Ready to Race) für kurze Zeit ausschließlich im Spielzeughandel erhältlich.
Auch in der DDR wurden dort produzierte Autorennbahnen unter dem Namen Prefo verkauft.
Ende des Booms in den 1970er Jahren
In den frühen 1970er Jahren endete der erste Slotcar-Boom. Die kommerziellen Renncenter mit ihren riesigen Gewerbeflächen mussten nach vergeblichen Versuchen, das Geschäft über Reduzierung des Bahnangebotes und ersatzweisem Aufstellen von Flipperautomaten, Billardtischen oder Tischtennisplatten wiederzubeleben, schließen. Viele Zubehörhersteller stellten die Produktion komplett ein. Zwar versuchten sowohl Stabo als auch Carrera auf Basis der bei ihnen im Haus vorhandenen Schienensysteme eine Modell- und Spiel-landschaft mit Baufahrzeugen und Transportaufgaben einzuführen, was jedoch nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt war.
Der neue Boom seit den 1990er Jahren
Eine Wiederbelebung des Marktes gelang erst in den 1990ern durch Hersteller, die ähnlich wie bei Modelleisenbahnen sehr detaillierte Fahrzeuge auf den Markt brachten, die sowohl für die Vitrine, als auch zum Fahren gedacht waren. Insbesondere die spanische Firma Fly/GB Track hatte einen Detaillierungsschub ausgelöst.
Der deutsche Produzent Bauer beglückt die Sammler auch u.a. im Maßstab H0 mit gelungenen Modellen. Zum Revival der Autorennbahn hat sicher auch beigetragen, dass die Modellautos inzwischen auf allen konkurrierenden Schienensystemen fahren, also untereinander weitgehend kompatibel sind.
Systeme
Der in Deutschland meistverbreitete Standard ist heutzutage der Maßstab 1:32 und das Schienensystem von Carrera im Maßstab 1:24, mit dem sowohl Modelle im Maßstab 1:32 als auch im Maßstab 1:24 gefahren werden können. Weitere verbreitete Bahnsysteme (1:32) sind die der Hersteller Scalextric, Ninco und SCX. Die in Deutschland am meistverkaufte Bahn ist zurzeit die im Maßstab 1:43 angebotene "Carrera GO!!!". Zielgruppe hierfür sind heute – wie bei den detaillierten Modelleisenbahnen – primär Erwachsene. Als Kinderspielzeug werden einfachere, meist vom Maßstab her kleinere, Autorennbahnen angeboten (z.B. von Artin und Racy).
Nicht mehr produziert werden die Systeme „Universal“ (drei Leiter, das heißt, zwei Autos können hintereinander, aber unabhängig auf einer Spur fahren) und „Servo“ (vier Leiter auf einer Bahn, Spurwechsel ist dadurch möglich) der Firma Carrera.
Inzwischen werden von den meisten Herstellern „Digital“-Systeme angeboten. Damit sind das Fahren von mehreren Fahrzeugen in einer Spur und (über Weichen) Spurwechsel möglich.
Fahrzeuge
Neben den originalgetreuen Automodellen werden speziell auf Geschwindigkeit und Stabilität ausgerichtete Modelle verwendet. Die Hinterräder wurden kleiner und breiter, Gummireifen wurden durch möglichst breite Schaumstoffslicks ersetzt, und die tiefgezogenen Karosserien aus durchsichtiger Folie so niedrig wie möglich gelegt.
Fahrzeugsteuerung
Kontrolliert wurden die Fahrzeuge mit mechanisch und elektrisch stabilen Versionen der bekannten Daumen-Regler (Plunger-Type Controller). Erste Wahl waren hochbelastbare Keramikwiderstände mit Werten von 5, 8, 15 Ohm und Bremskontakt. Der Bremskontakt ermöglicht es, die Generatorwirkung der Motoren beim Ausrollen der Fahrzeuge per Kurzschluss zum Bremsen zu benutzen und somit die Rundenzeiten extrem zu senken. Die Bremse ist nur aktiv, wenn der Regler in Nullstellung ist. Bei Heimbahnen aus dem Spielzeughandel waren Regler mit Kurzschlussbremse zunächst unbekannt.
Zeitmessung
In den 60ern waren die Bahnanlagen mit beeindruckend komplexen Kontrollpulten ausgestattet. Dort eingebaute, mechanische Schaltuhren (ähnlich einem Küchenwecker) schalteten per Relais, entsprechend der vorab zu bezahlenden Fahrzeit, die jeweilige Bahnspur an- und aus. Mittels elektromechanischen Zählwerken und "Deadstrips" (vom Bahnstrom getrennte Kontaktlitzen für jede Spur - Länge ca. 25 cm) wurde die Rundenzahl erfasst. Sogar Mikrofon und Lautsprecher für Ansagen der "Rennleitung" waren in die Kontrollpulte integriert.
Preisgünstige PC-Technik ermöglicht heute per Lichtschranke auf 1/1000 Sec. genaue Zeitmessung, mit Kassensystemen gekoppelte automatisierte Vermietung der Bahnspuren, sowie in diversen Varianten programmierbare Rennabläufe.
Festinstallierte Clubanlagen
Clubanlagen für „Slotracing“ oder „Scaleracing“ sind häufig aus MDF-Platten gefertigt. Das störende „Eisenbahngeratter“, bedingt durch die Stöße der einzelnen Kunststoffbahnteile tritt bei Bahnanlagen aus MDF-Platten nicht auf.
Die Clubbahnen für Scaleracing sind meist mit Bahnlitze aus elektrisch etwas schlechter leitendem Stahlgeflecht ausgestattet. Nur so ist die serienmäßige magnetische „Traktionshilfe“ der, von der Spielzeugindustrie inzwischen massenhaft in Fernost gefertigten Magnetautos auch auf einer Clubbahn wirksam.
Außerdem wird der unbeliebte, klebrige Schmutz durch das Auftragen von Reifenhaftmitteln (Glue) auf Bahn und Hinterräder vermieden. Auch würden serienmäßige Magnetfahrzeuge bei Wegfall der Traktionshilfe wegen schwacher Motoren und Fertigungstoleranzen bei Chassis und Rädern durch unspektakuläres Fahrverhalten auffallen.
Für die optisch anspruchsvollen, von den Teams meist selbst gefertigten Wettbewerbsfahrzeuge des Scaleracing sind höherwertige Chassiskonstruktionen (z.B. von Plafit, Schöler oder Motor-Modern) ohne Traktionsmagnete erhältlich. Ein realitätsnahes Erscheinungsbild der Modelle ist Pflicht, da bei Wettbewerben dafür zusätzlich Punkte vergeben werden.
Auch bei den Wettbewerbsbahnen für die „Flexi“-, „WingCar“-, und „Vintage“-Klassen haben sich Konstruktionen aus MDF durchgesetzt. Da die Reglementierungen Bodenfreiheit bis hinunter zu 0,5 mm erlauben, sind die Faserplatten in der Regel durch Sperrholzunterbauten gegen Verzug stabilisiert. Somit sind möglichst glatte Fahrflächen für die extrem hohen Geschwindigkeiten dieser Slotcars („Group7“, „Int15“, „Eurosport 12/24“, usw.) gewährleistet.
Wegen der hohen Anlaufströme der Motoren sind bei 12 Volt kurzfristig bis zu 30 Ampere pro Fahrzeug/Fahrbahn nötig. Daher sind Autobatterien oder 13,8-V-Festspannungsnetzgeräte und dickes Kupfergeflecht für die Stomleiter die übliche erste Wahl. Da hier der Einfluss durch die starken Magneten der hochgezüchteten Motoren auf die Straßenlage unerwünscht ist, gewährleisten nichtmagnetische Kupferlitzen zudem ein neutrales Fahrverhalten.
Weblinks
Wikimedia Foundation.