Slovácko

Slovácko

Die Mährische Slowakei (tschechisch und slowakisch Slovácko oder Moravské Slovensko) ist ein Gebiet im Südosten Tschechiens (Mährens), das im Südosten an die Slowakei und im Süden an Österreich grenzt, wobei nördliche Grenze fließend und nicht genau definiert ist. Grob kann vom Marsgebirge als nordwestlicher Begrenzung des Slovácko ausgegangen werden.

Die Mährische Slowakei umfasst somit in etwa die Gegend von Uherské Hradiště, Uherský Brod, Břeclav und Kyjov, wobei die Zugehörigkeit zur Region sich weniger geografisch, sondern vielmehr über die Traditionen, die Musik, die Trachten, den Dialekt und den Wein definiert.

Inhaltsverzeichnis

Natur und Landschaft

Im Slovácko befinden sich mit den Weißen Karpaten (Bilé Karpaty) und den Pollauer Bergen (Pálava) zwei UNESCO-Biospärenreservate und mit dem Gebiet von Lednice und Valtice eine UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte. Die jahrhundertelange Tradition der Bewirtschaftung vorwiegend durch Hirten und Weinbauern hat die Landschaft, wie sie heute besteht, hervorgebracht und geprägt. Die Weißen Karpaten, deren höchste Erhebung mit 970 m die Velká Javořina ist, an der Grenze zur Slowakei gelegen, nehmen eine Fläche von 715 Quadratkilometern ein. Das Gebiet mit den weitläufigen Hängen, artenreichen Wiesen und Gruppen einzelnstehender Bäume wurde 1996 in den Rang eines UNESCO-Biospärenreservat erhoben. Die Pollauer Berge, mit einer Fläche von 83 Quadratkilometern kleiner, wurden bereits 1986 als UNESCO-Biospärenreservat ausgezeichnet. Das Gebiet von Lednice und Veltice gilt als grösste komponierte Landschaftseinheit Europas und vielleicht sogar der ganzen Welt. Auf einer Fläche von fast 200 Quadratkilometern entstand zwischen dem frühen 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein großflächiger Landschaftspark mit den Schlössern Lednice und Valtice im Zentrum. 1996 wurde das Gebiet in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Sehenswürdigkeiten

Slawischer Burgwall Břeclav-Pohansko

Anfang des 9. Jahrhunderts wurde hier ein ovaler Burgwall mir einer Gesamtfläche von 28 Hektar angelegt, dessen Mauern bis zu vier Meter hoch waren. Dolní Věstonice

Eine Ausstellung zeigt hier, am Fundort der Venus von Věstonice, das Leben zur Zeit der Eiszeit. Nationale Gedenkstätte Mikulčice-Valy

Funde aus dem 7. bis zum 9. Jahrhundert erinnern an das Großmährische Reich. Staré Město - Großmährische Gedenkstätte

Traditionen

Zu den typischen Traditionen gehören beispielsweise das "Zpivání" im Buchlovicer Schlosspark Anfang Juni oder der "Ritt der Könige" (tschech.: jízda králů), der jährlich am letzten Maiwochenende stattfindet. Das "Zpivani" in Buchlovice ist ein Wettmähen im Schlosspark, bei dem Männer und Frauen aus der ganzen Region anreisen. Wiesenflächen von etwa 40 Quadratmetern sind gekennzeichnet, auf denen die Teilnehmer mit Sensen um die Wette mähen, wobei Geschwindigkeit und Gründlichkeit die Kriterien sind. Das Fest beginnt um 4 Uhr morgens, wenn das Gras noch taufeucht ist und sich am besten mähen lässt, und zieht sich bis zum Mittag. Der "Ritt der Könige" fand im 19. und frühen 20. Jahrhundert in vielen Orten Mährens, aber auch in der Slowakei und Ungarn statt, mittlerweile existiert er nur noch in fünf Dörfern Südmährens, wobei der "Ritt der Könige" in Vlčnov der bekannteste seiner Art ist. In der Literatur wurde der "Ritt der Könige" von Milan Kundera in seinem Roman "Der Scherz" verarbeitet. Die Tradition geht zurück auf die Flucht entweder des ungarischen Königs Matthias Corvinius oder des böhmischen Königs Václav aus der Gefangenschaft nach einer verlorenen Schlacht. Nach der Legende soll der König in Frauenkleidern unerkannt seinen Feinden entkommen sein. Der "Ritt der Könige" greift diese Legende auf, ein König - meist ein Junge zwischen elf und sechzehn Jahren - wird gewählt, er trägt an diesem Tag die Frauentracht des Ortes und eine weiße Papierblume im Mund, die ihn am versehentlichen Sprechen hindern soll, da er vierundzwanzig Stunden schweigen muss. Begleitet von einer Prozession von Reitern, dem Gefolge des Königs, das Spenden sammelt und traditionelle Verse ausruft, reitet der König durch das Dorf.

Trachten

Die Trachten sind sehr farbenfroh und unterscheiden sich von Ort zu Ort. Einheitlich sind lediglich weite, weiße und bestickte Hemden für die Männer, von hellbeige über blau bis schwarz gefärbte Hosen und Westen, sowie Jacken und Mäntel im gleichen Farbton, und dazu ein, meist kleinerer, Hut mit in der Regel nur wenig ausgeprägten Krempe. Die Frauen tragen bunte Röcke, weite, weiße und zumeist bestickte Blusen und in der Regel ein Kopftuch. Die Tracht wird auch heute noch meist zu Feierlichkeiten des (dörflichen) Lebens getragen, von älteren Frauen manchmal in sehr ländlichen Gegenden auch noch an gewöhnlichen Sonntagen. Seit der samtenen Revolution und dem Epochenwandel von 1989 in der Tschechoslowakei - nach einer Phase der staatlichen Unterstützung und Protegierung in den späten 1940er und 1950er Jahren und dem darauffolgenden Niedergang der Volkskunst - setzte eine Wiederbelebung der Traditionen von unten in den 1990er Jahren ein, der bis heute anhält und auch von der nachwachsenden Generation gepflegt wird.

Sprache

Im Slovácko ist die Amtssprache, wie in ganz Tschechien, tschechisch. Der mährische Dialekt unterscheidet sich geringfügig vom Tschechischen des böhmischen Landesteils, Verständnisschwierigkeiten resultieren daraus jedoch nicht. Der Dialekt in Südmähren ist zum einen von der Nähe zur Slowakei (worauf bereits der Name "Mährische Slowakei" hinweist), zum anderen von dem bis 1945 relativ hohen Anteil deutschsprachiger Bewohner geprägt. Im Dialekt haben sich daher mehr deutsche Lehnworte erhalten als im Hochtschechischen, wie etwa "flaška" (dt. Aussprache: Flaschka) für "Flasche" (tschech.: láhev, slow.: fľaška) oder auch "Obršlag" (dt. Aussprache: Oberschlag) für einen Kragen an einer Tracht, "Šnuptichl" (dt. Aussprache: Schnupptichel) für Taschentuch (von österr.: Schnupftuch) oder "Štreka" (dt. Aussprache: Strecka) für Strecke/Weg. Zudem gibt es weitere Unterschiede in der Aussprache zum Hochtschechischen, die z. T. dem Slowakischen ähneln, wobei die dialektalen Unterschiede in der Tschechischen Republik historisch bedingt jedoch geringer sind als beispielsweise im Süden des deutschen Sprachraums.

Musik

Die Musik spielt eine wesentliche Rolle der Traditionspflege, und zu einer typischen Kapelle aus der Mährischen Slowakei gehören Kontrabass, Geige und Cymbal (Hackbrett), gelegentlich auch eine Klarinette, zudem singen kleinere oder größere Chöre, sowohl instrumental begleitet als auch a capella.

Wein

Von den zehn mährischen Weinanbaugebieten liegen acht im Slovácko, von denen das Weinanbaugebiet von Mikulov das größte ist. An Weinen wird sowohl Rot- als auch Weißwein produziert, beide in zum Teil hoher Qualität, wobei der Weißwein dominiert. Der Anbau erfolgt vielfach lediglich in kleineren Mengen für den Eigenverbrauch, wobei in größerem Maße auch für den Verkauf, zunehmend auch für den Export, produziert wird. In der Gegend finden sich bei beinahe jedem Dorf ausgedehnte Weinberge und Weinkeller. Typisch für die Region ist ein kleines, stielloses Weinglas in Becherform von etwa 5 cl Fassungsvermögen. Im Herbst finden in vielen Orten Weinfeste und -verkostungen statt.

Slivowitz

Slivovitz (tschech: Slivovice) ist ein klarer Obstbrand aus Pflaumen oder Aprikosen, die in der Region kultiviert werden, von 40% bis zum Teil 60% Alkoholanteil, der häufig noch selbstgebrannt wird.


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