Sokolowsko

Sokolowsko
Sokołowsko
Wappen fehlt
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Sokołowsko (Polen)
DEC
Sokołowsko
Sokołowsko
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Landkreis: Wałbrzych
Geographische Lage: 50° 41′ N, 16° 14′ O50.68638888888916.2352777777787Koordinaten: 50° 41′ 11″ N, 16° 14′ 7″ O
Höhe: 540 m n.p.m
Einwohner: 750
Postleitzahl: 58-350
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DBA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: WałbrzychMieroszów
Nächster int. Flughafen: Breslau

Sokołowsko [sɔkɔˈwɔfskɔ] (deutsch Görbersdorf) ist ein Dorf im Powiat Wałbrzyski in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Es gehört zur Stadt- und Landgemeinde Mieroszów und liegt 15 km südlich von Wałbrzych und 5 km von Mieroszów entfernt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie und Verkehr

Sokołowsko liegt im Südteil des Waldenburger Berglandes in einem 500 m hoch gelegenen Talkessel. Es ist von hohen, bewaldeten Bergen umgeben, die überwiegend aus Porphyrgestein aufgebaut sind. Im Nordosten befindet sich der 898 m hohe Bukowiec (Buchberg) und im Südosten der 903 m hohe Włostowa (Hohes Gebirge). Sokołowsko verfügt über ein ausgedehntes Netz von Wanderwegen und regelmäßige Busverbindungen nach Wałbrzych und Mieroszów. Im Winter ist Sokołowsko ein beliebtes Skilanglaufgebiet. Etwa drei Kilometer südlich verläuft die Staatsgrenze zu Tschechien.

Geschichte

Postkarte, um 1930
Skisprungschanze, Anfang 1930er Jahre

Die Besiedlung der Gegend, die damals verwaltungsmäßig zum Glatzer Land gerechnet wurde, erfolgte um 1250 durch das Benediktinerkloster in Politz. Erstmals erwähnt wurde Görbersdorf als „Girbrechtsdorf“ im Jahre 1350 in einer Aufzählung der zum böhmischen Burgbezirk der Freudenburg gehörenden Ortschaften. Zusammen mit der Freudenburg gelangte Görbersdorf um 1359 an das Herzogtum Schweidnitz und mit diesem 1392 als Lehen an die Krone Böhmen. Während der Hussitenkriege wurde es vermutlich um 1425 zerstört. Ab 1509 und bis 1941 befand sich Görbersdorf im Besitz der Reichsgrafen von Hochberg (Hoberg; Hohberg) auf Fürstenstein. Wegen der Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg war es im Jahre 1636 nur noch zur Hälfte bewohnt.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Görbersdorf zusammen mit Schlesien 1742 an Preußen. Im Zweiten Schlesischen Krieg fand in Görbersdorf 1745 eine Schlacht zwischen preußischen und österreichischen Truppen statt. Nach der Neugliederung Preußens gehörte Görbersdorf seit 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1816 dem Landkreis Waldenburg eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Es bildete es eine eigene Landgemeinde und war seit 1874 Sitz des gleichnamigen Amtsbezirks, zu dem auch die Landgemeinden Nieder Waltersdorf und Schmidtsdorf gehörten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Görbersdorf zu einem bedeutenden heilklimatischen Kurort. Nachfolgend erlangte auch der Tourismus und der Wintersport an Bedeutung. 1934 wurde eine Skisprungschanze und 1935 eine Freilichtbühne errichtet. 1939 zählte Görbersdorf 791 Einwohner; die Zahl der jährlichen Kurgäste betrug rund 4.000.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Görbersdorf 1945 wie fast ganz Schlesien an Polen und wurde in Sokołowsko umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Die neuen Bewohner waren zum Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen. Die Bedeutung von Sokołowsko als Kurort nahm ab. Ab den 1970er Jahren entwickelte sich der Ort zu einem Wintersportzentrum. 1975–1998 gehörte Sokołowsko zur Woiwodschaft Wałbrzych.

Heilklimatischer Kurort

Dr. Brehmers Sanatorium in den 1870er Jahren

Die Entwicklung Görbersdorfs zum einem heilklimatischen Kurort setzte 1849 ein, als Marie von Colomb, eine Nichte des Generalfeldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher eine Kaltwasserheilanstalt errichtete, die 1854 von ihrem späteren Schwager Dr. Herrmann Brehmer übernommen wurde. Dieser begründete ein Sanatorium für Tuberkulosepatienten. Brehmer wandte die von Vincenz Prießnitz entwickelte Methode der Kaltwasserkur bzw. später Hydrotherapie an und entwickelte überdies ein eigenes Konzept zur heilklimatischen Behandlung Lungenkranker, das beispielgebend für weitere Sanatorien wurde. Thomas Mann verarbeitete das Behandlungskonzept in seinem Roman Der Zauberberg, der zu Anfang des 20. Jahrhunderts im schweizerischen Kurort Davos spielt.

Sanatorium „Marienhaus“, Anfang des 20. Jahrhunderts

Ein mehrjähriger Mitarbeiter (bis 1875) Brehmers war der polnische Internist und spätere Professor Alfred von Sokołowski von der Universität Warschau, nach dem Görbersdorf nach dem Übergang an Polen 1945 in Sokołowsko umbenannt wurde. Nach Brehmers Tod im Jahre 1889 folgte 1890 kurzzeitig Dr. Felix Wolff und ab Ende 1891 Dr. Wilhelm Achtermann als Chefarzt. 1897 wechselte er nach Bad Laubbach bei Koblenz, wo er das dortige Sanatorium für Physikalische Medizin übernahm.

Ruine der ehemaligen Brehmer'schen Heilanstalt

Ab Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Görbersdorf zu einem der bedeutendsten Kurorte Deutschlands, das von Gästen aus Österreich, Polen, Russland und Skandinavien aufgesucht wurde. Um 1900 besaß Görbersdorf eine Aufnahmekapazität von über 1100 Sanatoriumsplätzen bei rund 1000 Einwohnern. Reiseführer über Görbersdorf wurden unter anderem in Paris, Zürich, Wien, Budapest, Warschau und Sankt Petersburg herausgegeben. 1876 eröffnete Dr. Theodor Römpler eine zweite große Heilanstalt, der 1883 die von Marie Gräfin Pückler gegründete und 1891 von Dr. Joh. Weicker übernommene, dritte große Lungenheilanstalt folgte. Sie wurde 1894 beträchtlich erweitert. Im gesamten Hochtal entstanden Villen und für die russischen Gäste wurde 1901 eine russisch-orthodoxe Kapelle erbaut.

Obwohl Görbersdorf im Zweiten Weltkrieg keine Schäden zu verzeichnen hatte, nahm die Bedeutung als Kurort nach 1945 ab. Der Kurbetrieb im ehemaligen Sanatorium Dr. Brehmer wurde zunächst fortgesetzt und das Haus als „Sanatorium Grunwald“ bezeichnet. Dessen Hauptgebäude wurde in den 1950er Jahren dem Verfall preisgegeben und in den 1970er Jahren abgetragen. Ebenso wurden zahlreiche Häuser, die Pavillons im Park sowie der Kurpark devastiert. Professor Stanisław Domin betrieb die Ausweitung des Therapiespektrums auf allgemeine Atemwegsbeschwerden. Nach der politischen Wende von 1989 setzte zudem eine Umorientierung hin zur Gerontopsychiatrie ein. Heute besteht in Sokołowsko neben dem Woiwodschaftszentrum für Lungenerkrankungen auch eine Privatklinik mit Pflegeheim für Demenzerkrankungen und Alzheimer.

Sehenswürdigkeiten

Die russisch-orthodoxe Kapelle
  • Ehemaliges Sanatorium Dr. Brehmer im Westteil des Dorfes, südlich der Hauptstraße. Es bestand aus drei Teilen:
    • Altes Kurhaus von 1862 (abgetragen in den 1970er Jahren)
    • Brehmer-Haus, errichtet 1870–1871
    • Neues Kurhaus, errichtet 1875–1878 im Stil der Neuromanik und Neugotik nach Entwürfen des Architekten Edwin Oppler, 1882 modernisiert; nach 1945 Sanatorium „Grunwald“; später wurde der Mittel- und Ostteil devastiert; restlicher Teil 2005 abgebrannt.
  • Ehemalige Kurvillen, teilweise restauriert und umgebaut
  • Fundamente des Humbold-Tempels, des Flügge-Pavillons und des Brausepavillons (errichtet in den 1860er–1870er Jahren, nach 1945 zerstört)
  • Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert entlang der Hauptstraße (ul. Główna).
  • Russisch-orthodoxe Kirche Kapelle von 1901. Nach 1945 zweckentfremdet und devastiert. Nach der politischen Wende von 1989 mit Mitteln des Freisinger katholischen Vereins Renovabis mit wieder hergestellt.
  • Ruine der Burg Freudenburg

Persönlichkeiten

Literatur

  • Hugo Weczerka: Handbuch der historischen Stätten Schlesien. Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 137–138
  • Heinrich Bartsch: Unvergessene Waldenburger Heimat. Norden (Ostfriesl.) 1969, S. 346
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien. München·Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 856–857
  • Herrmann Brehmer: Die Therapie der chronischen Lungenschwindsucht, Wiesbaden (Bergmann) 1887
  • Wilhelm Achtermann: Dr. Brehmer'sche Lungenheilanstalt Görbersdorf in Schlesien; Chefarzt Dr. Wilhelm Achtermann, Leipzig: (Loes) o. J. (vermutl. 1894)
  • Reinhard Ortmann: Görbersdorf. Dr. Brehmers Heilanstalt für Lungenkranke. In: Europäische Wanderbilder Nr. 34 u. 35, Zürich (Orell Füssli & Co.) o. J. (ca. 1891)

Weblinks


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