Soldatin

Soldatin
Moderner Soldat der Schweizer Armee mit einem Sturmgewehr 90

Ein Soldat (nach dem Sold, den er bezieht) ist ein bewaffneter Angehöriger einer Armee oder der Streitkräfte eines Landes, vom höchsten Befehlshaber bis zum Gemeinen, obwohl sich der Sprachgebrauch lange auf diese beschränkte.

Soldatinnen (weibliche Soldaten) gibt es in regulären Streitkräften erst seit dem 20. Jahrhundert. Vorher gab es, mitunter spektakuläre, Einzelfälle (vgl. die Liste der als Mann verkleideten weiblichen Militärpersonen).

Von den Soldaten abzugrenzen sind die Militärbeamten.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Andere Bezeichnungen sind Krieger, Kämpfer oder Milizionär. Mit der jeweiligen Bezeichnung der Tätigkeit zeigen sich die Konstruktionen und Interpretationen, die mit dem Begriff verbunden werden sollen.

Geschichtliche Begriffentwicklung

Der Begriff „Soldat“ ist gleichgeschlechtlich konnotiert, obwohl in einigen Sprachen auch eine weibliche Form, beispielsweise im Deutschen „Soldatin“ oder im Französischen „soldate“, existiert. In manchen Sprachen, wie zum Beispiel im Spanischen erfolgt die Differenzierung lediglich durch Voranstellen des geschlechterspezifischen Artikels. Diese Konnotation leitet sich vorwiegend aus patriarchalen Vorstellungen von Beruf und Tätigkeit dessen her, mit dem der Begriff „Soldat“ verbunden ist. Diese Vorstellung verbindet sich nur selten mit mythologischen Narrativen, wie dem der Amazonen, oder mit der Realität in der Moderne.

In der Pressemitteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 11. Oktober 2001 wurde unter anderem festgelegt, dass alle Rechtsvorschriften des Bundes in einer geschlechtergerechten Sprache gefasst werden.[1] Darauf basierend erfolgt derzeit auch die Überarbeitung der Vorschriftentexte für die Bundeswehr.

Nicht-militärische Begriffentwicklung

Der Begriff wird über seine militärische Bedeutung hinaus als Metapher für eine Anzahl „kämpferischer“ Tätigkeiten verwendet. So wird wegen seiner Loyalität zu seiner Partei ein entsprechendes Mitglied als Parteisoldat benannt. Ein Pazifist wird für seinen aktiven Einsatz für den Frieden als Soldat für den Frieden oder Friedenssoldat bezeichnet. Relativ hierarchisch organisierte Umweltaktivisten wie Greenpeace werden als Rainbow Warriors bezeichnet.

Begriffsentwicklung in der politisch-gesellschaftlichen Debatte

Sind Soldaten Mörder?

Die Aussage „Soldaten sind Mörder“ stammt ursprünglich von Kurt Tucholsky in der Zeitschrift Die Weltbühne. Auch mit dem Mittel der Inkriminierung wird hier um die politische Meinungsfreiheit einerseits und dem Anspruch staatlicher Politischer Korrektheit gestritten.

Länderspezifische Begriffsentwicklung

In der Schweiz wird er häufig als Wehrmann bezeichnet. In der NVA war Soldat zudem der niedrigste Mannschaftsdienstgrad; in der Schweizer Armee ist dies auch heute noch so.

Philosophisch-ideologischer Aspekte des Soldatenhandwerks

Der bekannteste ideologische Hintergrund für die Erscheinungsform des Soldatentums ist der Militarismus. Die bedeutendste und als zivilisiert betrachtete philosophische Legitimation im sogenannten Westen ist die Philosophie Kants, die er 1795 in seiner Schrift Zum ewigen Frieden veröffentlichte.

Geschichte

Deutsche Soldaten 1914

Soldaten im eigentlichen Sinne gibt es nach dem römischen Reich in Europa erst wieder mit der Bildung stehender Heere. Frühere Heere wurden entweder durch feudale Strukturen kurzzeitig verpflichtet oder für den jeweiligen Kriegszug von anderen Landesoberhäuptern oder von „Gewaltunternehmern“ (nach Elwert) angeworben (Söldner) – vgl. Condottiere.

Soldaten fühlten sich zunächst nur an ihren Kommandeur gebunden, der der jeweiligen Einheit oft auch seinen Namen gab. Erst mit dem Übergang von der absolutistischen zur nationalen Staatsidee wandelte sich auch das Bild vom Soldaten, der nun seiner Nation verpflichtet war. Die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, die Bundeswehr, verstehen ihre Soldaten als „Staatsbürger in Uniform“, um deutlich zu machen, dass anders als in früheren deutschen Armeen der Soldat weiter in die zivile Gesellschaft eingebunden bleiben soll, jedoch mit bestimmten Vorrechten und Pflichten.

Der Status des Soldaten im modernen Krieg

Über den Status des Soldaten (als Befehlsempfänger, Held, Deserteur, Feigling, Fahnenflüchtiger ...) entscheidet die Frage nach dem zuerkannten und tatsächlich vorhandenen Status des Soldaten als Subjekt oder Objekt. Die Untersuchung dieser Frage ist wissenschaftlicher Gegenstand der Soziologie. Die Beantwortung der Frage betrifft vor allem die Themen der gesellschaftlichen und historischen, aber auch der rechtlichen Bewertung des Soldaten und seiner Handlungen.

Ob Soldaten als Subjekte gesellschaftlich anerkannt werden, hängt von verschiedenen Faktoren und Perspektiven ab. Eine gängige gesellschaftliche Wahrnehmung beschreibt sie als willenlose Befehlsempfänger und damit als Objekte und nicht als Subjekte, denen ein Nachdenken über die Situation und ein eigenständiges Handeln zugesprochen wird. Einen ausgesprochenen Subjektstatus erhalten hingegen einerseits diejenigen, „die nicht nur ihre Befehl ausführen, wie dies erwartet wird, sondern mehr tun, als ihre Vorgesetzten von ihnen erwarten“ und „(w)enn dieser unerwartete oder außerordentliche Einsatz von den Vorgesetzten zumindest im Nachhinein begrüßt wird, dann werden diese Soldaten gemeinhin als Helden bezeichnet“. [2] Auf der anderen Seite wird denen ein besonderer Subjektstatus zu gewiesen, die sich den Befehlen verweigern oder widersetzen. Zu dieser letzten Gruppe gehören Deserteure, Fahnenflüchtige, Meuterer, Streikende. Eine entscheidende Rolle spielt hier die Frage, „ob sie die ihnen erteilten Befehle ausführen oder sie verweigern“. [3] Soziologisch gesehen beleiben Soldaten Subjekte, „weil sie als verletzungsoffene leibgebundene Wesen zu intentionalem Handeln fähig sind.“ [4] Nach Warburg schließt dies nicht aus, „dass sie Zwängen unterliegen“, jedoch führe dies nicht dazu, „dass sie zu bloßen Werkzeugen in den Händen ihrer Vorgesetzten werden.“ [5]

Die Frage nach der Subjektivität in der Militärforschung bestimmt auch die Frage, in wieweit Soldaten durch die Technik ersetzt werden können. Soldaten gelten hier bei als für die Kriegsführung „schlecht konstruiert“. Mit dem Ziel, die Schlagkraft ihrer Verbände zu erhöhen, bemühen sich derzeit viele anvancierte Militärmächte um die „Umsetzung einer netzwerkzentrierten Kriegführung, kurz auch NCW genannt (network-cenric warfare)“. [6] In diesen modernen Militärstrategien wird trotz Befehlsgebundenheit der Soldaten versucht, „die individuellen Entscheidungs- und Handlungskompetenzen der Soldaten verstärkt zu nutzen“, indem der Versuch unternommen wird, „bestimmte Aspekte der Subjektivität der Soldaten für eine Effektivierung der Schlagkraft der Verbände zu verwenden“. [7] Bei diesen Strategien, deren Autoren wie David S. Alberts sich an den Rationalisierungsprozessen der New Economy (lean production, just in time und andere Unternehmenskonzepte) ausrichten oder sich an Subjektivierungskonzepte der Industriesoziologie orientieren, wird „die Subjektivität der Soldaten als eine unverzichtbare Effektivitätsressource“ erachtet. [8]

Die Versuche der Militärforschung, sich an Subjektivierungskonzepte aus der Ökonomie zu orientieren, beantwortet jedoch nicht die Frage, ob Soldaten damit tatsächlich vom Militär als Subjekte anerkannt werden. So machen Soziologen für die Anerkennung des Subjektstatus des Soldaten seitens des Militärs auch von der Frage abhängig, „ob es (das Militär) die Soldaten auch gegen ihren Willen zwingt, Leib und Leben zu riskieren. Wenn Soldaten das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit verweigert wird, wird ihnen ein grundlegendes Menschenrecht vorenthalten und versucht, sie zu Objekten herabzusetzen“. [9] (Warburg) Bedeutung findet diese Frage nach dem Subjektstatus der Soldaten vor dem Hintergrund eingeschränkter Menschenrechte in der Diskussion, ob Deserteuren ein Recht auf Asyl zuerkannt werden soll. [10]

Auftrag

Aufgaben

Der Soldat ist als Verteidiger im Rahmen seiner Armee als erstes ein Garant für die äußere Souveränität seines Landes, durch die latente Drohung, eine Einschränkung der Souveränität durch die Vernichtung von Menschen und deren materiellen Existenzen zu vergelten.

Andererseits ist der Soldat als Angreifer oft auch nur das Mittel zum Zweck aggressiver Mächte andere Länder anzugreifen, zu erobern und/oder sich an den lokalen Ressourcen zu bereichern.

Im Kriegsfall ist das Aufgabenfeld des Soldaten und seiner Armee sehr weit gestreut. Je nach Lage sind folgende Dinge vordringlich:

  • Aufklären des Feindes
  • Lagebeurteilung
  • Ergreifen von Maßnahmen die dem gesetzten Ziel dienlich sind
  • Besetzen taktisch, strategisch oder wirtschaftlich wichtiger Punkte
  • Sicherung der Stellung, sowie Sicherung des Hinterlandes und der Nachschublinien
  • u.U. Eliminierung des Feindes.

Rechtsgrundlage und -status (Deutschland)

Soldaten stehen in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverhältnis, das auf die Sicherung der ständigen Verteidigungsbereitschaft gegen Angriffe von außen gerichtet ist. Die bürgerlichen Grundrechte können aufgrund der dienstlichen Erforderlichkeit bei Soldaten der Bundeswehr gemäß Art. 17a GG eingeschränkt werden. Die dienstlichen Pflichten des Soldaten sind im Soldatengesetz (SG) geregelt. Die Besoldung des Soldaten erfolgt analog zu den Beamten.

Rekrutierung und Ausbildung

Das Anwerben und die Verpflichtung für den Waffendienst und Heeresdienst wird als Rekrutierung oder Ausheben bezeichnet.

Dienstgrade

Die meisten Soldaten haben einen Dienstgrad, der ihre Stellung und ihre Befugnisse innerhalb der Streitkraft regelt. In der Regel untersteht ein Soldat mit einem niedrigen Dienstgrad dem Kommando eines höher gestellten Soldaten, es gibt aber Ausnahmen. Ein einfacher Soldat (in Deutschland: „Mannschaftsdienstgrad“) hat im Gegensatz zu Offizieren oder Unteroffizieren keine Befehlsgewalt, sofern er diese nicht zur Erfüllung besonderer Aufgaben erhalten hat (etwa als stellvertretender Wachhabender, Wachvorgesetzter, Vorgesetzter aufgrund besonderen Aufgabenbereichs, Wahrung der lokalen oder nationalen Sicherheit oder auch bei Aufsicht von Kriegsgefangenen).

Berufsbild

Ein norwegischer Soldat (mit einer MP5 bewaffnet)

In europäischen oder vergleichbaren Ländern werden Soldaten oft an andere Dienstorte versetzt – auch in Friedenszeiten; dies hat zur Folge, dass die Familien oft unter einer erhöhten Belastung stehen, da es schwer ist, Bekannten- und Freundeskreis, Berufstätigkeit des Ehepartners und Schulbesuch konstant zu gestalten. Auch die im Allgemeinen kritische Haltung der Bevölkerung gegenüber dem Militär trägt nicht zur Beliebtheit dieses Berufes bei. Der Beruf des Soldaten hat den Vorteil, dass der Ruhestand meist sehr früh beginnt, kommt es doch auf die körperliche Fitness an. Auch sind in vielen europäischen Ländern die Soldaten verbeamtet.

Die zum Teil sehr gute technische Ausbildung des Soldaten wird auch in der Wirtschaft geschätzt. Selbiges gilt für die Führungserfahrung, über die militärische Vorgesetzte bereits in jungen Jahren verfügen. Die Möglichkeit, sich als Zeitsoldat zu verpflichten und dadurch vom Staat ausgebildet zu werden, wird von vielen genutzt. Daher treten ehemalige Soldaten oft später noch einmal ins zivile Berufsleben ein; Luftwaffenpiloten arbeiten dann beispielsweise als Verkehrspiloten, auch haben viele Fahrlehrer ihren Beruf bei der Bundeswehr erlernt.

Kriegsherren

In Ländern ohne Zentralgewalt, wie etwa in einigen Ländern Asiens oder Afrikas (Afghanistan, Somalia) verdienen sich Kriminelle, welche sich Soldaten nennen, ihren Lebensunterhalt oft durch Plünderungen und Raub unter der Regie von Kriegsherren (englisch: Warlords), die Landesteile kontrollieren.

Auch in Europa waren die eigenen Armeen für die Zivilbevölkerung eines Landes oft verheerend (Dreißigjähriger Krieg, Hundertjähriger Krieg). Es lag an den Heerführern, wo und wie sie die Bezahlung ihrer Truppen erhielten. So gab es in alten Zeiten kaum einen Unterschied, ob ein feindliches oder freundliches Heer durchs Land zog, da der Sold der Soldaten oft nur aus dem bestand, was Land und Bewohnern zu nehmen war.

Zitate

  • Wir Soldaten haben den Frieden zum Beruf.Dieter Wellershoff (* 1933), dt. Admiral, Generalinspekteur der Bundeswehr a.D.
  • Wenn man sein Wesen betrachtet, ist der Militärdienst in sich eine sehr ehrenvolle, sehr schöne, sehr edle Sache. Der eigentliche Kern der Berufung zum Soldaten ist nichts anderes als die Verteidigung des Guten, der Wahrheit und vor allem jener, die zu Unrecht angegriffen werden.Johannes Paul II.
  • Soldaten sind Mörder. Kurt Tucholsky in dem Weltbühnen-Artikel Der bewachte Kriegsschauplatz
  • Verdammt sei der Soldat, der seine Waffe gegen das eigene Volk erhebt!Simón Bolívar
  • Die Menschen schlafen nachts nur deshalb friedlich in ihren Betten, weil harte Männer bereitstehen, um für sie Gewalt auszuüben - George Orwell
  • (Was ist ein Soldat?) Der Soldat ist ein vom Weibe geborenes, zum Leiden erkorenes, kahlköpfig geschorenes, vom Lande gekommenes, bei der Musterung angenommenes, gleich anfangs geimpftes, dann manchmal geschimpftes, viel Hunger habendes, an Commisbrod sich labendes, Dauerlauf trabendes, im Gleichmarsch gehendes, auf Kommando stillstehendes, langsam Schritt machendes, im Gliede nie lachendes, Schweißtropfen vergießendes, rechts und links schießendes, Erbsensuppe genießendes, Einjährigen bedienendes, zwei Groschen verdienendes, krampfhaft marschierendes, drei Winter lang frierendes, aus Verzweiflung kapitulierendes, endlich avancierendes, dann andere bestrafendes, auf Wache gern schlafendes, sich als höheres Wesen fühlendes, Zulage erhaltendes, Korporalschaft verwaltendes, dort unumschränkt schaltendes, Kriegsherren hochhaltendes, Demokraten verachtendes, nach Köchinnen schmachtendes, sich nach Ruhe sehnendes und endlich Pension nehmendes Individuum. (Aus: Innsbrucker Nachrichten, 20. Februar 1873)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsches Wehrrecht: Gleichstellungsdurchsetzungsgesetz - DGleiG und Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsdurchsetzungsgesetz - SGleiG.
  2. Jens Warburg (2009): Soldatische Subjekte und Desertion. In: jour fixe initiative berlin (Hg.) Krieg. Münster, 2009. Seite 131
  3. Jens Warburg (2009), Seite 152
  4. Jens Warburg (2009), Seite 152
  5. Jens Warburg (2009), Seite 152
  6. Jens Warburg (2009), Seite 134
  7. Jens Warburg (2009), Seite 152
  8. Jens Warburg (2009), Seite 136
  9. Jens Warburg (2009), Seite 152
  10. Jens Warburg (2009), Seite 152

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