Solomon Bandaranaike

Solomon Bandaranaike

Solomon West Ridgeway Dias Bandaranaike (* 8. Januar 1899; † 26. September 1959) war von 1956 bis 1959 Premierminister von Ceylon, dem heutigen Sri Lanka.

Biografie

Er wurde am 8. Januar 1899 geboren. Sein Vater Sir Don Solomon Dias Bandaranaike und seine Mutter Lady Eslin Daisy Obeysekera stammten aus Horagolla, in Attanagalle.

Das Thurstan College in Colombo schloss er mit Auszeichnung und dem drittbesten Cambridge-Examen im gesamten Britischen Empire ab. 1919 ging er nach England und ließ sich an der Universität Oxford zum Rechtsanwalt ausbilden.

Nach seiner Rückkehr nach Ceylon stieg er in die Politik ein und wurde Mitglied in der „Progressive National Party“. 1927 wurde er in den Stadtrat von Colombo gewählt. 1931 wurde er in den Staatsrat gewählt. Von 1936 bis 1947 hatte er im Staatsrat das Ministeramt für Lokale Regierungen. Damit hatte er den Vorsitz über Ceylons lokales Regierungssystem. 1937 etablierte er die „Sinhala Maha Sabha“, einen Rat zur Förderung der singhalesischen Kultur.

1940 heiratete er Sirimavo Ratwatte; die Tochter eines Landbesitzers. Da die Ehe zwischen den Familien ausgehandelt wurde, sah er seine Frau zum ersten mal am Morgen vor der Hochzeit.

Im Jahre 1947 wurde er in das Repräsentantenhaus gewählt und zum Minister für Gesundheit und Lokale Regierungen ernannt. 1951 trat er von seinen Ämtern zurück, verließ die „United National Party“ (UNP) und gründete die „Sri Lanka Freedom Party“ (SLFP) mit der er nach den Wahlen von 1952 Oppositionsführer wurde. Zielsetzung seiner Partei war die Abkehr von der englisch ausgerichteten UNP-Politik hin zu einem singhalesisch buddhistischen Nationalismus sozialistischer Prägung. Die SLFP schloss sich zu den Wahlen von 1956 mit drei weiteren Parteien zur „Mahajana Eksath Peramuna“ (MEP, People's United Front) zusammen und gewann die Mehrheit. Am 12. April 1956 wurde S.W.R.D. Bandaranaike Premierminister. Seine Wähler waren insbesondere die vielen Singhalesen der ländlichen Gebiete und die buddhistischen Mönche.

S.W.R.D. Bandaranaike ersetzte die Amtssprache Englisch durch Sinhala. Mit diesem sogenannten „Sinhala Only Law“ ließ er außer Acht, dass Sinhala bei den meisten Tamilen im Norden und Osten des Landes nicht verstanden wird. Der Unabhängigkeitstag am 4. Februar wurde von der Tamilenpartei „Ilankai Tamil Arasu Katchi“ (ITAK) seitdem zum Nationalen Trauertag umerklärt. Aus Protest gegen das „Sinhala Only Law“ werden an diesem Tag alljährlich im Norden und Osten des Landes schwarze Fahnen aufgezogen.

Auf Initiative zweier ITAK-Abgeordneter ging S.W.R.D. Bandaranaike mit dem „Prevention of Social Disabilities Act of 1957“ gegen das Kastenwesen vor. So erhielten nun auch die Unberührbaren Zutritt in hinduistische Tempel und in Berufe, die ihnen vorher verwehrt waren.

Im Oktober und November 1957 wurden auf sein Drängen hin die britischen Militärbasen an Ceylon zurückgegeben. Die Briten verließen das Land und tausende Tamilen verloren ihre Arbeit auf den Militärbasen.

Ebenfalls 1957 wurde eine Kommission ins Leben gerufen, die Vorschläge unterbreiten sollte, wie der Buddhismus seine dominierende Rolle im Land ausbauen solle.

Als Ende 1957 der Osten Ceylons von einer verheerenden Flutkatastrophe mit vielen Toten betroffen war, besuchte er die Gebiete und versprach den durch die Flut obdachlos gewordenen Opfern schnelle Hilfe.

In der Außenpolitik verfolgte er einen neutralen Kurs mit Annäherung an die blockfreien Staaten. Er nahm diplomatische Beziehungen mit China und der Sowjetunion auf und versicherte gleichzeitig, dass seine Politik nicht gegen den Westen gerichtet sei.

1958 wurden alle privaten Busgesellschaften und private Lebensversicherungen verstaatlicht. 1959 folgte der Hafen von Colombo. 1958 wurde ein 10-Jahresplan zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes veröffentlicht. Der industrielle Aufbau erhielt oberste Priorität.

Im Mai 1958 kam es zum „Tamil Riot“. Tamilische Wohnhäuser und Geschäfte wurden von singhalesischen Nationalisten zerstört und über 1000 Tamilen wurden getötet und noch mehr vertrieben. S.W.R.D. Bandaranaike unterschätzte zu Beginn der Rassenunruhen das Ausmaß. Erst als die Situation völlig außer Kontrolle geriet wurde der Ausnahmezustand verhängt und das Militär konnte die Polizeikräfte erfolgreich unterstützen. Die Opfer sind bis heute nicht von der Regierung entschädigt worden. In den tamilischen Nord- und Ostprovinzen wurden von ihm Militärregierungen eingesetzt und die ITAK-Parlamentarier wurden arrestiert. Es wurde ihnen vorgeworfen, infolge der Unruhen einen Sturz der Regierung und die Errichtung eines unabhängigen Tamilenstaates im Norden und Osten der Insel geplant zu haben.

Während die ITAK-Parlamentarier noch arrestiert waren, wurde im Parlament die „Tamil Language Special Provision Bill“ diskutiert und am 14. August 1958 verabschiedet. Das Angebot von S.W.R.D. Bandaranaike an die ITAK-Parlamentarier unter Polizeigeleit an der Debatte teilzunehmen, lehnten diese ab. Sie wollten nur als freie Bürger an der Sitzung teilnehmen. Das Gesetz erlaubte dem Ministerpräsidenten Regelungen zum Gebrauch der tamilischen Sprache in den Nord- und Ostprovinzen zu treffen und war eine politische Geste, um die Tamilen zu beruhigen. Im Oktober wurden die inhaftierten und arrestierten ITAK-Parlamentarier freigelassen.

1958 wurde mit dem Landwirtschaftsminister Philip Gunawardene der „Paddy Lands Act“ in Kraft gesetzt. Er gab den kleinen Landpächtern mehr Rechte und Sicherheiten gegenüber den Landbesitzern.

1959 wurde das Wahlrecht geändert. Das Wähleralter wurde von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt.

Der „Paddy Lands Act“ verursachte eine starke Opposition innerhalb der Regierung. Am 18. Mai 1959 trat der Landwirtschaftsminister Philip Gunawardene zurück und wechselte zur Opposition. Die SLFP hatte damit die Mehrheit im Parlament verloren. Am 9. Juni stellte er sein zweites Kabinett vor mit einer neuen Parteienkoalition.

Am 25. September 1959 wurde Bandaranaike von Talduwe Somarama Thero, einem buddhistischen Mönch, der sich in sein Haus Einlass verschafft hatte, auf der Veranda seines Hauses vor den Augen mehrerer Personen erschossen. Mit letzter Kraft konnte er dem Attentäter die Waffe entreißen, um diesen daran zu hindern, vielleicht auch noch seine Frau zu töten. Am folgenden Tag erlag er seiner Schussverletzung.

Einen Monat vor dem Attentat war bereits der Kabinettsführer C.P. Silva nach dem Genuss eines vergifteten Glases Milch, das höchstwahrscheinlich für Bandaranaike bestimmt war, schwer erkrankt nach London zur medizinischen Behandlung ausgeflogen worden. Einige Politiker, darunter auch Regierungsmitglieder, gerieten unter den Verdacht, das Attentat an S.W.R.D. Bandaranaike geplant und den Attentäter angestiftet zu haben. Später kamen sieben Personen vor Gericht, drei von ihnen wurden von der Jury für schuldig befunden.

Für eine Übergangszeit von sechs Monaten wurde W. Dahanayake Premierminister. Es kam zu einer Krise in der Regierungskoalition, so dass Neuwahlen angesetzt wurden.

Seine Witwe Sirimavo Bandaranaike wurde nach den Wahlen zur Premierministerin gewählt. Sie hatte während ihrer Ehe zwei Töchter Chandrika Bandaranaike Kumaratunga und Sunetra Bandaranaike sowie einen Sohn Anura Bandaranaike bekommen.


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