Sommer & Weniger

Sommer & Weniger
Das ehemalige Kontor von Sommer & Weniger in Wien-Simmering
Werbung vom Hof-Steinmetzmeister Sommer & Weniger (1908)

Sommer & Weniger war ein führendes Wiener Steinmetzunternehmen für Bestattungen in Wien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Unternehmen wurde 1881 gegründet, am 24. Februar 1882 wurde die Firma beim Wiener Handelsgericht protokolliert. Die Inhaber waren Wilhelm Sommer und Moritz Weniger. 1905 wurde Ludwig Sommer Teilinhaber und leitete das Unternehmen später selbst. Sommer & Weniger spezialisierte sich auf die Herstellung kompletter Grüfte, Gruftbelege und Monumentalarbeiten. Der verwendete Stein war eine Spezialität, ein tiefschwarzer schwedischer Granit und tiefdunkler Syenit aus Steinbrüchen im Eigenbesitz. Die Werkstätten waren mit Dampfkraft fabriksmäßig angelegt, dadurch konnte zu günstigen Preisen produzieren werden. Weiters gab es ein eigenes Bildhauer-Atelier in Laas in Tirol. Es bot künstlerische Ausführungen von Bildhauern und Architekturarbeiten, Figuren, Büsten, Reliefs, Emblemen, Wappen usw. in Marmor und echter Bronze.

Laut Eigenwerbung um 1910 war Sommer & Weniger das erste und größte "Etablissement für Gruft- und Grabmonumente" beim Zentralfriedhof. Auf ihrem Lagerplatz in Wien hielten sie 1.000–1.500 Monumente für die Kundschaft vorrätig. Sommer & Weniger schuf Grabmäler für adelige Familien. Durch den Erfolg und die guten Beziehungen wurde es schließlich zum k.u.k. Hof-Steinmetzermeister ernannt.

Das Kontor von Sommer & Weniger am Wiener Zentralfriedhof gegenüber dem 1. Tor an der Simmeringer Hauptstraße 283 wurde 1900 von Hans Richter erbaut und später durch Friedrich Falkner instandgesetzt. Es ist ein flach gedeckter Backsteinbau mit Holzelementen und einer Säulenhalle. Im Inneren befindet sich eine blau-weiße Glaskuppel, der Boden ist aus Holz und die Decke und Wände sind mit Stuck geschmückt. Im Vorgarten mit klassizistischen Eisengitterstäben steht eine überlebensgroße Steinfigur des Christus, von Bertel Thorvaldsen nachempfunden, Muster von Grabmälern umgaben früher die Figur. Heute befindet sich im ehemaligen Haus der Gastronomiebetrieb „Schloss Concordia“.[1][2] Das Unternehmen hatte zusätzlich einen Schauraum am Kolowratring 9 (heute Schubertring) im 1. Bezirk.

Der Erste Weltkrieg, der Zusammenbruch der Monarchie, die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg brachten dem Unternehmen schwere Zeiten. Das Unternehmen schloss und wurde am 10. Juni 1978 aus dem Handelsregister gelöscht.

Auswahl an Werken

Anbei ist eine kleine Auswahl von Grabmälern am Wiener Zentralfriedhof , die von Sommer & Weniger ausgeführt wurden:

  • Grabmal von Franz Haydinger, Wiener Bibliograph, (* 21. September 1797 in Wien; † 15. Jänner 1876 ebenda)
  • Gruppe 32 A, Nr. 16: Grabmal von Josef Lanner, Komponist, Schöpfer des Wiener Walzers, (* 12. April 1801; † 14. April 1843)[3]
  • Gruppe O, Nr. 29 – Karl Baron Thiery, Reichsfreiherr de Vaux, Feldzeugmeister, gest. 1820
  • Gruppe O, Nr. 33 – Paul Freiherr v. Wernhardt, General (1776-1846)
  • Gruppe O, Nr. 61 – Johann Gänsbacher, Domkapellmeister (1778-1844)
  • Gruppe 14 A, Nr. 15 – Ludwig Rotter, Organist und Komponist (*1810 in Wien; † 5. April 1895 ebenda)
  • Gruftreihe 17 b, - Grabmal des Steinmetzmeisters Wilhelm Sommer (Hohe Stele mit Bronzerelief – Rundmedaillon, Porträtkopf)
  • Gruppe 32 A
  • Gruftreihe 17 h, - Grabmal Dorn, ein Bronzemadonnenrelief
  • Gruppe 56 d, Eckgruft – Grabmal Setzer (Frauengestalt, zu einem Marmor-Porträtrelief emporblickend)
  • Gruppe 46 b, Nr. 1 15/16 – Grabmal Zimmermann (Pyramidenstumpf, Urne; Hochrelief: Opferszene, Frau gießt aus Schale Flüssigkeit in Flamme; daneben Kranich)
  • Gruppe 71 b, Eckgruft, Grabmal Türk (Marmor-Porträtkopf von Th. Khuen, Stein vom Sommer & Weninger)[4]

Weitere Gräber außerhalb Wiens sind:

  • In Stetteldorf am Wagram ist auf dem etwa 1916 entstandenen Grabmal der Familie Schachenhuber ein Christus zu sehen, der der von Bertel Thorvaldsen um 1820 geschaffenen Christusfigur nachempfunden wurde.
  • In Baden bei Wien ist etwa Anfang des 20. Jahrhunderts das Grabmal der Familie Hübsch mit einer trauernden Figur aus Marmor entstanden.[5]

Quellen

  • Archiv der Bestattung Wien

Einzelnachweise

  1. Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Handbuch Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Wien X-XIX und XXI-XXIII. Verlag Anton Schroll, Wien 1996. ISBN 978-3703106934
  2. Schloss Concordia
  3. Hans Markl, Pechans Perlen Reihe Band 1012: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? I. Band Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain), Verlag Adalbert Pechan Wien-München-Zürich, 1961.
  4. Nach einem 1907 im Verlag Gerlach & Wiedling erschienenen Verzeichnis der in den Ehrengräbern bestatteten historisch-berühmten und historisch-denkwürdigen Persönlichkeiten (Der Wiener Zentralfriedhof, vermutlich herausgegeben von der Stadt Wien) bzw. dem in Wien 1924 erschienenen Buch „Der Wiener Zentralfriedhof, seine Geschichte und seine Denkmäler.
  5. Werner Kitlitschka, Grabkult, Grabskulptur in Wien und Niederösterreich, St.Pölten, Wien 1987.

Weblinks

  • Unvergesslich. Martin Hieslmair, 5. Juli 2007. Abgerufen am 29. April 2009. (Kleiner Bericht mit Beschreibung und Fotos des ehemaligen Kontor, heute Restaurant Concordia.)

48.15897222222216.4343611111117Koordinaten: 48° 9′ 32″ N, 16° 26′ 4″ O


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