Sonnenblumenkern

Sonnenblumenkern
Sonnenblume
Sonnenblume (Helianthus annuus)

Sonnenblume (Helianthus annuus)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Heliantheae
Gattung: Sonnenblumen (Helianthus)
Art: Sonnenblume
Wissenschaftlicher Name
Helianthus annuus
L.

Die Sonnenblume im engeren Sinne (Helianthus annuus) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Sonnenblumen (Helianthus) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Sonnenblumenfeld
Blütenstand einer Sonnenblume
Sonnenblumenkerne in einem Blütenstand
Sonnenblumenkerne mit und ohne Schale
Keimlinge

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Die wilde Sonnenblume hatte ein großes Verbreitungsgebiet, das sich von Nord- über Mittelamerika erstreckte. Neuste archäologische Forschungen zeigen, dass die Sonnenblume etwa 2500 v. Chr. sowohl in der Region des Mississippis als auch in Mexiko domestiziert wurde [1]. Francisco Pizarro beobachtete Inkas, welche die Sonnenblume als Abbild ihres Gottes verehrten. Sowohl Abbildungen wie auch Samen der Sonnenblume wurden 1552 von spanischen Seefahrern aus Amerika nach Europa gebracht. Dort wurde sie zunächst als Zierpflanze angebaut.

Heliotropismus

In vielen Sprachen taucht im Namen der Sonnenblume das Wort Sonne auf, auf englisch heißt sie Sunflower, auf niederländisch Zonnebloem, auf russisch Подсолнечник (Podsolnetschnik - „unter der Sonne“), auf französisch Tournesol, auf spanisch und portugiesisch Girasol, auf italienisch girasole, auf ungarisch Napraforgó. Girasol(e), Tournesol und Napraforgó bedeuten soviel wie „die sich nach/zu der Sonne dreht“. Diese Eigenart der Pflanze, sich immer dem Sonnenlicht zuzuwenden, nennt man Heliotropismus. An sonnigen Tagen verfolgt die Knospe die Sonne auf ihrer Reise entlang des Himmels von Ost nach West, während sie nachts oder in der Morgendämmerung auf ihre nach Osten gerichtete Position zurückkehrt. Auch wenn dies vielfach für die reifende Pflanze angenommen wird, so drehen sich nur die Blätter und Knospen nach der Sonne, nicht jedoch die Fruchtstände. Diese weisen in der Regel nach Osten – dorthin, wo die Sonne aufgeht. Die Bewegung wird von Motorzellen im Pulvinus, einem flexiblen Segment des Stamms gerade unterhalb der Knospe, ausgeführt. Der Stamm verhärtet am Ende der Knospenstufe seine östliche Ausrichtung und, wenn die Überstrahlungsstufe erreicht wird, „friert“ der Stamm sie gewissermaßen ein. Auf diese Art blühende Sonnenblumen sind nicht mehr heliotrop und die meisten Köpfchen zeigen in die Richtung, wo die Sonne aufgeht.

Ursprung des Namens

Die botanische Bezeichnung für Sonnenblume, Helianthus annuus, leitet sich von den griechischen Wörtern helios (Sonne) und anthos (Blume). Der Name stammt aus der griechischen Mythologie und ist in einem Gedicht von Ovid überliefert: Einst verliebte sich das Mädchen Clytia in den Sonnengott Apollon. Die Verliebte tat nichts, außer neun Tage lang nur zu schauen, wie Apollon seinen Wagen über den Himmel bewegte. Daraufhin wurde sie in eine Blume („Helianthus“) verwandelt. Da die heute als Sonnenblume bezeichnete Pflanze aus Amerika stammt, muss das Gewächs aus der griechischen Mythologie etwas anderes gewesen sein; vermutlich ein Vertreter der Gattung Sonnenwenden (Heliotropium).

Anbau

Optimales Wachstum zeigen Sonnenblumen, die auf humus- und nährstoffreichen Böden (Stickstoffdüngung ca. 100 kg N/ha) mit guter Wasserversorgung und einer Wärmesumme über 1450 °C gesät wurden. Die Aussaat erfolgt am besten bei 7 bis 8 °C Bodentemperatur Anfang April. Die Samen sollten einzeln einen Abstand von 45 cm haben (Anbau in Breitreihenkultur) und in 2,5 cm Tiefe liegen. Bei einer Saatdichte von 6 bis 7 Pflanzen/Quadratmeter wachsen dann pro Hektar 60.000 bis 70.000 Sonnenblumen.

Verwendung als Nahrungsmittel

Ab dem 17. Jahrhundert verwendete man die Kerne für Backwaren oder geröstet als Ersatz für Kaffee und Trinkschokolade. Erst seit dem 19. Jahrhundert wird die Sonnenblume auch als Ölpflanze genutzt. Außerdem werden die Kerne als „Imbiss“ gegessen sowie direkt zum Kochen und als Zugabe zu Salaten verwendet. Daneben spielt die Verwendung als Vogelfutter eine große Rolle. Hauptanbaugebiete sind China, Russland, die Ukraine, die Vereinigten Staaten und Europa.

Sonnenblumenöl

Das Sonnenblumenöl ist sehr wertvoll für die menschliche Ernährung und kann wegen seiner hohen Hitzebeständigkeit auch als Frittieröl verwendet werden. Bei landwirtschaftlich genutzten Sonnenblumen liegt der Ölgehalt der Frucht zwischen 48 und 52 %. Sonnenblumenöl, gepresst aus den Samen, wird zum Kochen verwendet. Unraffiniertes Öl, wie es in osteuropäischen Ländern häufiger anzutreffen ist, weist im Gegensatz zu raffiniertem Öl einen starken Eigengeschmack auf und eignet sich daher besonders als Geschmacksträger für die Zubereitung von Kochspeisen und Salaten. Raffiniertes Öl kann in Schmieröl, Treibstoffen und Weichmachern verwendet werden. Die Pressrückstände bzw. das entfettete Mehl können als Viehfutter dienen.

Sonnenblumenkerne

Zu den Inhaltsstoffen gehören über 90 % ungesättigte Fettsäuren, Vitamin E, Vitamin D, Vitamin K, Vitamin B, Vitamin A, Vitamin F, Karotin, Calcium, Iod und Magnesium. Sie machen die Sonnenblumenkerne zu einem gesunden Nährmittel. Das Öl der Kerne stärkt Herz und Kreislauf, sorgt für starke Knochen und dient der Vorbeugung gegen Zahnfleischbluten und Parodontose.

Entgiftende Wirkung

In der russischen und ukrainischen Volksmedizin wird das Ölziehen als ein uraltes Heilmittel durchgeführt. Diese Methode wird zur Entgiftung und Entschlackung des Organismus angewandt.

Die Pflanze besitzt die Fähigkeit, dem Boden Schadstoffe zu entziehen. Daher wurde sie zur Reinigung der Erde, sogar bei bleihaltigen oder radioaktiv belasteten Böden, eingesetzt.

Typen

Sonnenblumen lassen sich in vier Typen unterteilen:

  • Der Öltyp weist besonders viele Röhrenblüten auf. Die Sonnenblumenkerne besitzen einen sehr geringen Schalenanteil. Für einen Liter Öl werden die Kerne von rund 60 Sonnenblumen benötigt.
  • Der Futtertyp bildet besonders viel Blattsubstanz aus. Er findet Verwendung als Grünfutterpflanze und zur Silagegewinnung sowie im Stoppelfruchtanbau zur Gründüngung.
  • Der Ziertyp wächst in Gärten und besitzt oft mehrere Blütenstände pro Pflanze.
  • Der Speisetyp zeichnet sich durch große und locker sitzende Kerne aus. Zu erwähnen sind auch neue transgene Sorten, die gegen einige Krankheiten immun sind.

Mathematisches

Sonnenblume mit 34 und 55 Fibonacci-Spiralen.

Wie viele andere Pflanzen weist die Sonnenblume im Bauplan ihres Blütenstandes Spiralen auf, deren Anzahl durch die Fibonacci-Folge gegeben ist. Das ist der Fall, weil der Winkel zwischen architektonisch benachbarten Samen bzw. Teilblüten bezüglich der Pflanzenachse der Goldene Winkel ist. Hintergrund ist der Umstand, dass die rationalen Zahlen, die den zugrunde liegenden Goldenen Schnitt am besten approximieren (annähern), Brüche von aufeinanderfolgenden Fibonacci-Zahlen sind. Die Spiralen werden daher von Pflanzenelementen gebildet, deren Platznummern sich durch die Fibonacci-Zahl im Nenner unterscheiden und damit fast in die gleiche Richtung weisen.

Auch im vegetativen Bereich sind die Seitenorgane (Blätter und Blütenstände) so angeordnet, dass die Pflanze die beste Lichtausbeute erzielt. Der Versatz um das irrationale Verhältnis des Goldenen Winkels sorgt dafür, dass ein Organ nie genau senkrecht über einem anderen steht, sondern sich bei optimaler Raumnutzung gegenseitig nur wenig beschatten.

Sonnenblumensorten (Auswahl)

Sonnenblumen sind beliebter Bestandteil von Blumensträußen

Als Zwergsorten der Sonnenblume bezeichnet man solche, die lediglich maximal 60 bis 70 Zentimeter hoch sind. Sie sind damit standfester als die meterhoch wachsenden Sonnenblumensorten und können auch im Balkonkasten gesät werden. Dazu gehören beispielsweise

  • 'Sunspot', die goldgelb blüht und 40 bis 60 Zentimeter hoch wird.
  • 'Double Dandy', die halbgefüllte, pollenfreie rote Blüten hat und etwa 60 Zentimeter hoch wird.

Zu den hohen Sorten, die sich eher für Gärten eignen, zählen:

  • 'Ring of Fire', die bis zu 120 Zentimeter hoch wird und deren Blütenblätter rot-gelb geflammt sind
  • 'Sunrich Orange', die bis zu 170 Zentimeter groß wird und die sich durch orange Blüten auszeichnet
  • 'Titan', die bis zu 350 Zentimeter groß wird. Sie hat leuchtend gelbe Blüten.
  • 'King Kong', die bis über 400 Zentimeter groß wird und riesige Blütenköpfe trägt.

Symbolisches

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Atlant Bieri: Zweimal gehegt, stets gepflegt. NZZ am Sonntag, Zürich, 25. Mai 2008, S. 84

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