Soufflage

Soufflage
Ein Souffleurkasten auf einer Naturbühne.

Ein Souffleur oder eine Souffleuse (von franz. souffle „Hauch, Atem“, ital. suggeritore „Einbläser“) bezeichnet im Theater eine Person, die während einer Aufführung die Rollen flüsternd mitliest, um den Darstellern Einsätze zu signalisieren und ihnen über „Hänger“ (vergessener Text) hinwegzuhelfen.

Inhaltsverzeichnis

Arbeitsweise

Musiktheater versus Schauspiel

Im Musiktheater ist der Tätigkeitsbereich und auch die Verantwortung des Souffleurs wesentlich größer als im Schauspiel. Der Maestro suggeritore in italienischer Tradition ist sogar eine Art Mit-Dirigent. Gute Souffleure dirigieren einzelne Passagen aus dem Souffleurkasten heraus mit und geben den Sängern Einsätze. Außerdem wird mit einer anderen Technik souffliert als im Schauspiel: Die jeweiligen Text-Anfänge der musikalischen Phrasen werden fast durchgängig souffliert, und zwar zeitversetzt, im Vergleich zum Schauspiel sehr viel früher und auch lauter. Das hängt zum einen damit zusammen, dass der Sänger mehr Zeit braucht, um die Information zusammen mit der gelernten musikalischen Struktur zu verarbeiten, zum anderen damit, dass der Souffleur mit seiner Stimme das Orchester so übertönen muss, dass es das Publikum möglichst nicht bemerkt.

Im Schauspiel, vor allem in kleineren Theatern, wird heute auf Souffleure oft verzichtet. Dies hängt mit den längeren Probezeiten zusammen, die eine größere Textsicherheit der Schauspieler ermöglichen. Im Musiktheater dagegen gibt es oft nur drei Bühnenproben, was bis ins 19. Jahrhundert auch im Schauspiel üblich war. – Der Souffleurberuf hängt mit dem Repertoirebetrieb im Mehrspartentheater zusammen, bei dem oft keine längeren Aufführungsreihen möglich sind, was die einzelnen Vorstellungen (im Unterschied zum En-suite-Spielbetrieb) relativ labil macht. Daher bemüht man sich heute auch im Repertoiretheater oft um Aufführungsserien. In den englischen und französischen Sprachgebieten, wo nur En-suite-Spielbetrieb üblich ist, fällt der Beruf des Souffleurs (prompter) oft mit dem des Inspizienten (stage manager) zusammen.

Traditionell

Der Souffleur steht oder sitzt dabei meistens im Souffleurkasten, der in der Mitte der Bühne unterhalb der Rampe im Bühnenboden eingelassen ist. Selbst die Akteure sehen vom Souffleur lediglich die Augen aus dem etwa 25 cm hohen und nur wenig breiten meist hölzernen Kasten. Da der Souffleur nur halblaut spricht oder gar flüstert, ist er zwar von den Darstellern, nicht jedoch von den Zuschauern zu verstehen. Vielerorts wird der Souffleurkasten nicht mehr verwendet. Der Souffleur oder die Souffleuse sitzt je nach Bühnenbild auf der Seitenbühne oder im Zuschauerraum.

Modern

Inzwischen gibt es bereits Souffleure, die mit Funktechnik arbeiten. Die Schauspieler tragen dann einen kleinen Empfänger im Ohr, der Souffleurkasten wird nicht mehr benötigt. Ein kurzwelliger Sender überträgt die Stimme, was den Störlärm reduziert. Diese Technik ist in größeren Theatern, wie z. B. dem Wiener Burgtheater schon länger bekannt. Das Theater in der Josefstadt in Wien verwendet seit Ende 2005 diese Technik.

Geschichte

Das Wort selbst kommt aus dem Französischen und bedeutete ursprünglich eigentlich Bläser, Einbläser (zu souffler = blasen) – der Souffleur bediente früher von Hand oder mit seinen Füßen den Blasebalg der Orgel. Im Kirchenchor war dies früher ein Amt und zu den unendlichen Aufgaben und Pflichten des Souffleurs gehörte nicht nur die Sorge um Notenblätter, Utensilien, Kostüme der Sänger, auch um viele andere, nur scheinbare Nebensächlichkeiten, wie die notwendige Beleuchtung oder gar Unterkunft und Verpflegung des Chores, aber auch um das unumgängliche Erlernen der Liedertexte.

Weitere Bedeutungen

Auch im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet man soufflieren für das Vor- und Einsagen, speziell auch im Bereich der Schule (siehe Unterschleif und Spickzettel).

Anekdotisches

Von dem berühmten Burgschauspieler Raoul Aslan (1945–1948 auch Direktor des Wiener Burgtheaters), der häufig Texthänger hatte und stets auf die Hilfe der Souffleuse angewiesen war, ist folgende Geschichte überliefert: Auf die Frage, ob es ihn nicht störe, dass das Publikum den Text gewissermaßen zweimal zu hören bekomme, wenn die Souffleuse ihm stets vorsagen müsse, antwortete er: „Was stört es den Kapitän auf der Brücke, wenn man das Geräusch der Schiffsschraube hört!“

Weblinks


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