Sousa Mendes

Sousa Mendes
Aristides de Sousa Mendes

Aristides de Sousa Mendes (* 19. Juli 1885 in Cabanas de Viriato nahe Viseu; † 3. April 1954 in Lissabon) war portugiesischer Generalkonsul in Bordeaux und rettete im Zweiten Weltkrieg schätzungsweise 30.000 Menschen verschiedenster Nationalitäten, darunter 10.000 Juden, das Leben. Er gilt als der „portugiesische Schindler“ (ging ihm aber zeitlich voran und rettete eine größere Zahl an Opfern, weshalb also streng genommen Schindler der „deutsche Aristides“ ist) und wird als einer der Gerechten unter den Völkern geehrt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aristides de Sousa Mendes gehörte einer wohlhabenden Familie an. Sein Vater war Richter am Obersten Gerichtshof in Portugal. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Coimbra ließ er sich in Lissabon nieder und verfolgte eine Diplomatenlaufbahn. 1929 wird er Generalkonsul in Antwerpen und 1938 Generalkonsul in Bordeaux.

Wirken als Konsul

Nachdem 1940 der Großteil Mitteleuropas vom Deutschen Reich besetzt wurde, schwappte eine riesige Flüchtlingswelle in die noch nicht besetzten Gebiete Frankreichs. Portugal galt als eines der letzten Länder mit Chancen auf eine Zuflucht. Doch um Frankreich für die Durchreise durch das vom Diktator Franco beherrschte Spanien verlassen zu können, benötigte man ein portugiesisches Visum. Deshalb drängten Tausende zum Portugiesischen Konsulat in Bordeaux, um ein Visum zu beantragen.

Bereits am 13. November 1939 hatte der portugiesische Diktator Salazar in dem Rundschreiben „Circular 14“ allen portugiesischen Diplomaten verboten, Visa für „[…] Ausländer, deren Nationalität unbekannt, verworfen oder rechtsstreitig ist; Staatenlose; Juden, die aus ihrem Herkunftsland oder wo sie untergekommen waren, vertrieben wurden.“ auszustellen. Nachdem die Wehrmacht am 14. Juni 1940 Paris eingenommen hatte, verschärfte Salazar die Einreisevorschriften um den Zusatz, dass nur noch diejenigen, die ein Visum für ein außereuropäisches Land besaßen, einreisen durften.

Sousa Mendes ignorierte dieses Rundschreiben am 17. Juni 1940 erstmals und ließ durch den galizischen Rabbiner Chaim Kruger ausrichten, dass er ausnahmslos jedem ein Visum erteilen würde, „ungeachtet der Nationalität, Rasse oder Religion!“. Er ermöglichte den Flüchtlingen über den einzig durch Spanien genehmigten Fluchtweg zwischen Hendaye und Irun nach Portugal zu fliehen. Diese hatten dadurch Zugang zu den portugiesischen Häfen und konnten so nach Übersee fliehen.

Sousa Mendes hatte auch dem französischen Konsul in Toulouse eine Vollmacht zur Ausstellung von Visa erteilt und reiste persönlich zu einer Zweigstelle des portugiesischen Konsulats in Bayonne, wo er einem Beamten befahl, ebenfalls jedem Flüchtling Visa auszustellen.

Auch Otto von Habsburg erhielt ein Visum von Sousa Mendes und konnte so über Portugal in die Vereinigten Staaten fliehen.

In noch vorhandenen Dokumenten, versehen mit dem Siegel des Generalkonsulats der Portugiesischen Republik, heißt es: „Die portugiesische Regierung bittet die spanischen Behörden um die Gefälligkeit, dem Träger dieses Dokumentes die freie Durchreise durch Spanien zu gewähren. Der Betreffende ist Flüchtling vor dem europäischen Konflikt und befindet sich auf der Weiterreise nach Portugal.

Unehrenhafte Entlassung

Am 20. Juni 1940 erfuhr die portugiesische Regierung von Sousa Mendes' Aktivitäten und forderte ihn auf, Bordeaux unverzüglich zu verlassen. Stattdessen wurde Teotónio Pereira, portugiesischer Botschafter in Madrid, nach Bordeaux geschickt.

Auf der Fahrt Richtung Heimat verteilte er auf der Straße weiterhin Visa und intervenierte persönlich bei den portugiesischen Behörden im französischen Grenzbahnhof bei Hendaye. Er brachte jüdische Flüchtlinge selbst in seinem eigenen PKW über die spanisch-französische Grenze. Das waren seine letzten offiziellen Diensthandlungen als Konsul, bevor Salazar ihn am 23. Juni des Amtes enthob.

Am 24. Juni gab Salazar bekannt, dass sämtliche von Sousa Mendes ausgestellte Visa nichtig sind. Des weiteren instruierte er die Botschaften in Frankreich, nur noch Visa an „gente limpa“ (wörtlich „reine Leute“, gemeint sind „nichtjüdische“ Menschen) auszustellen.

In Portugal angekommen, wurde Sousa Mendes im Disziplinarverfahren für schuldig befunden. Das Urteil bedeutete nicht nur die Suspendierung aus dem Diplomatenamt, das Streichen der Pension und den Entzug der Rechtsanwaltslizenz, sondern auch die gesellschaftliche Ächtung seiner Familie.

Die finanzielle Situation der Familie verschlechterte sich drastisch, vom reich ausgestatteten Herrensitz der Familie in Cabanas de Viriato (Viseu) wurde nach und nach alles verkauft. Später wurde die Familie von der jüdischen Gemeinde in Lissabon unterstützt, die einigen seiner elf Kinder ein Studium in den USA ermöglichte. Zwei seiner Söhne nahmen an der Operation Overlord teil.

Tod und Rehabilitierung

Am 3. April 1954 starb Sousa Mendes an einem Schlaganfall und einer Lungenentzündung im Krankenhaus der „Ordem Terceira“ in Lissabon. Wenn auch die Inschrift auf seinem Grabstein seine Verdienste mit den Worten „Wer ein Leben rettet, rettet die Welt“ anerkennt, führte sein Tod zu keinerlei Information oder Kommentar in der Presse und wurde von der damaligen faschistischen Diktatur ignoriert.

Zwar wurde Aristides de Sousa Mendes erst 1988 rehabilitiert und offiziell von der Regierung gewürdigt, aber dem Antrag von Dr. Jaime Gama von der Sozialistischen Partei um dessen Rehabilitation und postume Reintegration in den diplomatischen Korps wurde einstimmig von allen Fraktionen stattgegeben.

Seit 1966 ist Sousa Mendes, als einziger Portugiese, Teil der Gerechten unter den Völkern im Yad Vashem Memorial in Israel, wo ihm ein Hain mit ca. 10.000 Bäumen gewidmet ist – die Zahl der Juden, die er bewahren konnte.

Im Januar 2007 wurde Sousa Mendes von den Zuschauern der portugiesischen Fernsehsendung "Os Grandes Portugueses" (vgl. Unsere Besten) zum "drittgrößten" Portugiesen gewählt.

Siehe auch

Literatur

  • Júlia Nery: Der Konsul. 1997, ISBN 3-905513-07-2
  • Jose-Alain Fralon: Der Gerechte von Bordeaux. 2001, ISBN 978-3-548-75004-0

Quellen


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