Spanische Eroberung des Inka-Reiches

Spanische Eroberung des Inka-Reiches
Der Eroberungszug der Spanier nach Peru

Die Spanische Eroberung Perus 1532 bis 1536 beendete die Herrschaft des Reiches der Inka über große Teile des westlichen Südamerika und machte Spanien zusammen mit der Eroberung Mexikos endgültig zu einer Weltmacht der Frühen Neuzeit.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangssituation

In den zwanzig Jahren nach der Entdeckung Amerikas 1492 durch Christoph Kolumbus hatte das Königreich Spanien in der Neuen Welt umfangreiche Besitzungen erworben. Die bislang beutereichste Besetzung war die Eroberung Mexikos 1519 bis 1521, die dem Königshaus immensen Reichtum auf Kosten der aztekischen Ureinwohner gebracht hatte. Angesichts der erlangten Schätze wuchs die Gier der Konquistadoren nach Edelmetallen immer mehr an, weshalb die Entdeckungsreisen immer intensiver fortgeführt wurden.

Zeitgleich mit Hernán Cortés’ Krieg gegen die Azteken hatte die Erkundung des nordwestlichen Südamerika begonnen. Die Expedition unter der Führung von Pascal de Andagoya gelangte 1522 bis zum Río San Juan in Kolumbien, musste dann aber die Reise beenden, da de Andagoya ernsthaft erkrankt war. Seine Schiffe wurden schließlich von zwei Männern gekauft: Francisco Pizarro und Diego de Almagro. Sie rüsteten mehrfach Expeditionen nach Süden aus, die von wohlhabenden europäischen Handelshäusern finanziert wurden, welche sich von den Fahrten großen Gewinn versprachen.

Das Reich der Inka, Tahuantinsuyu genannt, erstreckte sich zu diesem Zeitpunkt über das Gebiet der heutigen Staaten Peru, Ecuador und Bolivien sowie Teile von Kolumbien, Chile und Argentinien. Obwohl sich die Inka technologisch etwa auf einer bronzezeitlichen Entwicklungsstufe befanden – wenn sie auch keine Verarbeitung von Eisen kannten – besaß das Reich durch sein Straßennetz eine hervorragende Infrastruktur und war sogar gemessen an damaligen europäischen Verhältnissen ausgezeichnet organisiert. Das gesamte Reich war auf seine Hauptstadt Cuzco ausgerichtet, doch Huayna Capac, der das Reich seit 1493 regierte, bevorzugte als seine Hauptresidenz das erst unter seinem Vorgänger eroberte Quito. Zur Jahreswende 1527/28 änderten sich die Dinge jedoch, denn die Pockenepidemie, die zuvor auch den Ureinwohnern der karibischen Inseln und Mexikos schwer zugesetzt hatte, griff nun auch auf Tahuantinsuyu über. Viele einfache Leute aus dem Volk, aber auch hochgestellte Persönlichkeiten, wie einige Generäle und der Gouverneur von Cuzco fielen der Seuche zum Opfer.

Zu diesem Zeitpunkt tauchten die Spanier erstmals direkt im Reich der Inka auf und zwar in Tumbes im heutigen Nordperu. Die Bevölkerung begrüßte die Ankömmlinge überaus freundlich, aber nicht als Götter, wie ein weitverbreiteter Irrtum besagt. Der dortige Statthalter schickte schnell Boten zu Huayna Capac, um ihn von der Begegnung mit den seiner Ansicht nach vernünftigen Gästen zu unterrichten. Doch als er im Lager des Sapay Inca, des Inka-Königs ankam, musste er feststellen, dass Huayna Capac bereits selbst an Pocken erkrankt war. Da sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechterte, wurde er gedrängt, einen seiner Söhne als Nachfolger einzusetzen. Da die spanischen und die Inka-Quellen hier sehr voneinander abweichen, ist es heute nur noch sehr schwer möglich festzustellen, welche Wahl der Inkaherrscher getroffen hat oder ob er überhaupt noch zu einer Entscheidung in der Lage war. Jedenfalls erlag Huayna Capac im Mai 1528 der Epidemie, ohne dass die Nachfolge eindeutig geklärt war. Die Folge war ein erbittert geführter Bürgerkrieg zwischen seinen Söhnen Huáscar, dessen Mutter die Schwester des Königs war, wie es die Tradition verlangte, und Atahualpa, der von einer ecuadorianischen Prinzessin geboren worden war.

Die Spanier waren bereits zur Zeit des Todes von Huayna Capac zum Rio Santa in Peru weitergefahren und hatten von dort Inka-Keramik, Kleidungsstücke und metallene Gefäße nach Panama mitgebracht. Bei einer Audienz in Madrid bei Karl V., dem spanischen König, zeigte Pizarro diese vor, um von ihm die Mittel für einen Feldzug gegen die Inka zu erhalten. Der König unterschrieb mit ihm und Diego Almagro einen Geschäftsvertrag, Capitulación genannt, der sie zur Eroberung und Besetzung von Tahuantinsuyu ermächtigte und ihnen finanzielle Unterstützung zusicherte.

Tahuantinsuyu wird spanischer Marionettenstaat

Der Zug der Spanier nach Cajamarca

Anfang 1530 verließ Francisco Pizarro mit einer kleinen Flotte Spanien. Seine Brüder Juan, Gonzalo und Hernando Pizarro waren zusammen mit 17 anderen Männern aus ihrer Heimat, der Extremadura, der Kern der nur 180 Mann umfassenden Truppe, die im Norden des heutigen Ecuador an Land ging. Die Einheimischen scheinen jedoch gespürt zu haben, dass die Spanier diesmal nicht in Frieden gekommen waren, denn es kam zu mehreren kleinen Scharmützeln. Die genauen Gründe für die Kämpfe sind jedoch erneut unklar.

April 1532 erreichten die Spanier erneut Tumbes, doch der Ort war völlig zerstört worden. Die Einheimischen sagten aus, dass dies eine Folge des Bürgerkriegs sei, der immer noch zwischen Atahualpa und seinem Halbbruder Huáscar tobte. Pizarro sah durch den Bürgerkrieg seine Chance gekommen und befahl dem Trupp am 16. Mai, nach Süden zu marschieren. Der Weg der Spanier führte entlang der alten Königsstraße der Inka über den Río Chira ins Piura-Tal. Unterwegs kam es immer wieder zu Kämpfen mit einheimischen Häuptlingen. Trotzdem schaffte es Pizarro, wie schon Cortés vor ihm in Mexiko, viele kleinere Stämme für sich zu gewinnen, die zum Teil erst einige Jahre zuvor ihre Unabhängigkeit verloren hatten.

Vom Piura-Tal zog es die Spanier im Oktober und November weiter nach Süden. Sie mussten mehrere Male Andenpässe überwinden, die aber zu ihrer Überraschung unverteidigt waren. Trotz dieser Strapazen und obwohl einige Soldaten an der Höhenkrankheit litten, erreichte Pizarros Trupp am 14. November 1532 die Stadt Cajamarca.

Atahualpas Gefangennahme

Die Schlacht von Cajamarca in einer künstlerischen Darstellung

Außerhalb von Cajamarca lagerte Atahualpa mit seinem rund 30.000 Mann umfassenden Heer. Er hatte kurz zuvor seinen Bruder und Widersacher Huáscar besiegt, dessen nächste Verwandte und viele Anhänger töten lassen und ihn selbst gefangengenommen. Atahualpa wurde laufend von der Ankunft und den Bewegungen des spanischen Trupps unterrichtet und hielt sich in Cajamarca auf, um nach erfolgreichem Kampf dort die Schwefelbäder von Pultamarca in Anspruch zu nehmen. Francisco Pizarro lud Atahualpa zu einem Treffen auf dem Hauptplatz von Cajamarca ein. Er sah darin eine willkommene Möglichkeit, Atahualpa in einen ähnlichen Hinterhalt zu locken, wie es seinerzeit Cortéz bei Moctezuma II. gelungen war. Er verteilte seine Begleiter in drei Schuppen in der weitläufigen Palastresidenz, die den Platz umgaben und ließ sie sich dort in der Deckung in aller Stille auf den Kampf vorbereiten.

Die Audienz selbst wurde zu einer einzigen Farce. Kaum war der Sapay Inca, von seinen wichtigsten Adeligen in einer goldenen Sänfte getragen, auf dem Hauptplatz erschienen, auf dem kein Spanier zu sehen war, trat bereits der spanische Priester Vincente de Valverde vor ihn und forderte ihn auf, die Herrschaft des spanischen Königs anzuerkennen und zum christlichen Glauben überzutreten. Der Inkamonarch - gewohnt, dass sich alle seiner Herrschaft unterwerfen mussten - fragte ihn, worauf er seinen Glauben stütze und der Priester hielt ihm seine Bibel, das Wort Gottes, hin. Atahualpa sah sie sich sorgfältig an und hielt sie an sein Ohr, um zu sehen, ob das Buch zu ihm spräche. Doch als er nichts hörte, warf er das Buch achtlos auf den Boden.

In diesem Moment hatten die sehr religiösen Spanier gar keine andere Wahl als den Angriff. Der in ihren Augen "ungläubige Heide" hatte ihre Bibel in den Staub geworfen. Eine größere Beleidigung ihrer Religion gab es nicht. Pizarro gab mit dem Schlachtruf "Santiago" den Soldaten den Befehl zum Angriff. Die Spanier eröffneten sofort mit ihren Gewehren und ihrer Artillerie das Feuer auf die unbewaffnete Menge. Durch die berittenen Soldaten und die lauten Schüsse entstand eine Massenpanik. Wer nicht von den Spaniern erschossen oder mit Schwerthieben niedergemacht wurde, den trampelte die angstvolle Menschenmenge zu Tode. Am Ende dieses Gemetzels, das später die Schlacht von Cajamarca genannt wurde – Berichten zufolge starben zwischen 2.000 und 10.000 Indios, während die Spanier keine Verluste zu beklagen hatten – wurde Atahualpa von Pizarros Soldaten gefangengenommen. Kurz darauf zogen die Spanier zu seinem Feldlager und raubten alle Wertgegenstände, derer sie habhaft werden konnten; Atahualpas Neffe Titu Cusi Yupanqui berichtete später von „goldenen und silbernen Gefäßen, 1.000 verschiedenen Bechern, wertvollen Stoffen, Juwelen und Steinen“.

Die Plünderung Perus und Atahualpas Tod

Cuarto del Rescate in Cajamarca, wo Atahualpa gefangengehalten wurde

Mit Atahualpa hatten die Spanier den entscheidenden Machtfaktor in der Hand. Der König saß nun gefangen in einer Zelle, doch er hatte tatsächlich noch immer die Befehlsgewalt über seine Generäle und sein Volk. Da er die große Gier der spanischen Invasoren nach Gold erkannte, schlug er ihnen vor, sich freikaufen zu lassen. Seine Untertanen sollten seine Zelle bis zu der Höhe mit Gold füllen, die er selbst mit der Hand auf Zehenspitzen erreichte. Als Francisco Pizarro überrascht zögerte, bote er ihm zwei weitere Räume voller Silber an. Schließlich willigte Pizarro ein und die Spanier erhielten von Atahualpa dabei auch die verhängnisvolle Erlaubnis, durch das ganze Land zu reisen und überall das benötigte Gold einzufordern, was die Gier der Eroberer noch steigerte.

Die Spanier zogen daraufhin durch das gesamte Inka-Reich und ließen überall goldene und silberne Ornamente von den Tempeln ebenso entfernen, wie Kultgegenstände und Schmuck entwenden. Nicht einmal die heiligsten Stätten der Inka blieben davon verschont und wurden zerstört.

Während sich die Zelle Atahualpas allmählich mit Gold füllte, kündigten ihm viele Adelige die Gefolgschaft auf. Hatte Atahualpa doch den Befehl zur Tötung seines Halbbruders Huáscar und dem Teil der königlichen Familie gegeben, die sich in Cuzco in der Hand seiner Armee befand. Als aber das versprochene Lösegeld in Form von Gold und Silber ausgehändigt und eingeschmolzen war, wurde Atahualpa dennoch nicht freigelassen. Stattdessen wurde er am 26. Juli 1533 aufgrund einer fadenscheinigen Anklage öffentlich hingerichtet. Da er seine Verbrennung bei lebendigem Leib vermeiden wollte (die seine Verewigung als Mumie unmöglich gemacht hätte), ließ er eine Taufe über sich ergehen, für die ihm im Gegenzug seine Erdrosselung versprochen worden war. Für diesen Königsmord wurde Francisco Pizarro später selbst von spanischen Chronisten, wie etwa Pedro de Cieza de León stark kritisiert, der diese Tat als „das Widerwärtigste, was wir Spanier in Westindien je taten“ bezeichnete.

Die Machtübernahme der Spanier

Nach dem Tod Atahualpas befahl Francisco Pizarro seinen Soldaten den Marsch auf die Hauptstadt des Inka-Reiches, Cuzco, wo sie im Frühjahr 1533 eintrafen. Die dort ansässigen Adeligen, die zuvor fast ausschließlich Huáscar unterstützt hatten, begrüßten ihn freundlich, aber doch zurückhaltend. Für sie war Pizarro ja schließlich der Mann, der ihren Rivalen Atahualpa beseitigt und den Bürgerkrieg beendet hatte. Zusammen einigten sich Pizarro und die Adeligen auf die Einsetzung von Manco Cápac, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Sapay Inca. Manco schwor bei seiner Krönung einen Eid, der Tahuantinsuyu faktisch zu einem spanischen Marionettenstaat machte. Gleichzeitig nahm der Anführer der Spanier die erst achtzehnjährige Schwester Mancos Quispe Cusi zur Frau, die ihm ein Jahr später die Tochter Francisca gebar. Ebenso nahmen sich viele seiner Soldaten Inkafrauen als Ehefrauen. Wie Pizarro auch, unterhielten sie jedoch neben der Ehe noch viele weitere Liebesbeziehungen, sogar zu Frauen aus dem heiligen Jungfrauenkloster des Reiches, was für die Inkas ein unverzeihlicher Tabubruch war.

Auch kam es zu großangelegten Plünderungsaktionen in Cuzco, wodurch sie sich bei den Inka noch weiter unbeliebt machten. Die Verteilung des Goldes war klar geregelt worden: Zwanzig Prozent der Beute ging an das spanische Königshaus und die Brüder Pizarro erhielten zusammen mit Diego de Almagro einen weiteren großen Posten, der Rest ging an die Soldaten nach Dienstgraden gestaffelt. Doch selbst mit einer derart riesigen Menge Gold waren die Spanier immer noch nicht zufrieden, vor allem da immer mehr Männer aus der europäischen Heimat eintrafen. Um eine schnelle Verteilung des Goldes zu gewährleisten, errichteten sie in Cuzco eine Gießerei, in der sie viele Goldgegenstände einschmolzen, wie etwa die Statue des ersten Inka.

Um den Einfluss Cuzcos einzudämmen und einen Hafen zur Verschiffung des Raubgutes zu bekommen, befahl Pizarro die Gründung Limas als neuer Hauptstadt. Anfang 1535 traf dann ein Erlass Karls V. ein, der dem unzufriedenen Diego de Almagro ein eigenes Eroberungsrecht südlich von Pizarros Herrschaftsgebiet einräumte. Kurz nachdem Almagro im selben Jahr zu seiner Expedition nach Chile aufgebrochen war, kam es zum offenen Aufstand der Inka.

Manco Capacs Aufstand

Manco Cápac hatte schon Ende 1535 zu fliehen versucht, doch die Spanier hatten ihn wieder in seinen Palast zurückbringen können und danach keine Milde mehr gezeigt. Die neuen Herren Perus nahmen nun absolut keine Rücksicht mehr auf die Belange des Sapay Inca und seines Volkes: Sie plünderten nun selbst die allerheiligsten Stätten Cuzcos und der anderen Städte; Manco selbst legte man in Ketten und ließ ihn öffentlich demütigen. Eine weitere Düpierung der Inka war die offene Begierde, die Gonzalo Pizarro gegenüber Mancos Schwesterfrau Coya Occlo an den Tag legte; doch erst die Tötung mehrerer Inka-Generäle und Statthalter brachte das Fass zum Überlaufen.

Der Aufstand war bereits seit einiger Zeit von Manco Cápacs übrigen Generälen vorbereitet worden. Sie wussten natürlich, dass ihre traditionellen Waffen denen der Spanier weit unterlegen waren, doch die Generäle sahen keine Alternative. Pedro de Cieza de León berichtet aus zweiter Hand von Manco Cápacs Rede vor der Geheimversammlung in Cuzco:

„(...)Erinnert euch daran, dass die Inka, meine Vorfahren, von Cuzco bis Quito herrschten und ihre Vasallen so gut behandelten, als seien sie ihre Kinder. Sie stahlen nicht und töteten nur im Dienste der Gerechtigkeit. Wie ihr wisst, sorgten sie in ihren Provinzen für Ordnung und Vernunft. (...) Nun haben die bärtigen Männer unser Land betreten, ihre Heimat liegt in weiter Ferne. Sie reden anders, als sie handeln. Sie haben keine Ehrfurcht vor Gott und kennen keine Scham. Sie behandeln uns wie Hunde und nennen uns auch so. Ihre Gier ist so groß, dass es keinen Palast und keinen Tempel mehr gibt, den sie nicht ausgeplündert hätten. In der Tat, selbst wenn sich aller Schnee in Gold und Silber verwandeln würde, wären sie immer noch nicht zufrieden. (...) Ihr Ziel ist es, uns so geknechtet und versklavt zu sehen, dass uns nur noch übrig bleibt, wertvolle Metalle für sie zu finden und ihnen unsere Frauen und unser Vieh zu geben.“

Manco sandte danach Boten durch das ganze Reich, um überall Vorbereitungen treffen zu lassen. Man begann mit der geheimen Herstellung europäischer Waffen und der Organisation der Soldatentrupps, die gleichzeitig Lima und Cuzco angreifen sollten.

Die Festung Sacsayhuamán oberhalb von Cuzco heute

Der Beginn des Aufstandes war absichtlich auf Ostern 1536 festgesetzt worden. Eine Woche zuvor gelang Manco die Flucht vor seinen Bewachern zu einem vorbereiteten Versteck im Norden, wo sich seine Truppen sammeln sollten. Aufgrund von Verzögerungen konnte der Angriff allerdings erst Anfang Mai beginnen, nachdem es Meinungsverschiedenheiten zwischen den Generälen über den genauen Angriffszeitpunkt gegeben hatte.

Als die Inka-Armee in Cuzco ankam, waren etwa 200 Spanier sowie mehrere Tausend indigene Soldaten der Stadt stationiert (Augenzeugen sprechen von bis zu 30000). Unter diesen sind viele Kañaris und Chachapoyas aus dem Norden, welche in der späten Inkazeit umgesiedelt worden waren und dort eine wichtige Rolle als Elitetruppen spielten, bis sie sich den Spaniern anschlossen. Mancos Armee umfasste vermutlich mehrere Zehntausend Krieger. Nachdem die Wasserversorgung unterbrochen worden war, begannen sie die Belagerung der Stadt und der ihr vorgelagerten Festung Sacsayhuamán. Die Festung wurde dabei fast sofort genommen.

Obwohl ihre Niederlage fast sicher schien, kämpften die Spanier erbittert um ihr Leben – sie wussten, dass sie von den Inka keine Gnade zu erwarten hatten. Als Druckmittel versuchten sie deshalb, die von Manco zur Unterstützung seiner Armee angeheuerten Zivilisten zu terrorisieren. Gleichzeitig gelang es mehreren Inkaverbänden Entsatztrupps der Spanier auf dem Weg nach Cuzco zu vernichten, wobei über dreihundert Spanier den Tod fanden. Als die Meldung davon in Cuzco eintraf, unternahmen die Belagerten einen letzten Durchbruchsversuch, bei dem Juan Pizarro getötet wurde. Die Spanier gingen nun ihrerseits zum Angriff auf Sacsayhuamán über und sahen sich dabei mit einer Übermacht von Inka konfrontiert, von denen viele mit spanischen Schwertern und Schilden bewaffnet waren. Doch ihre Waffen reichten nicht aus, um den Spaniern entscheidende Verluste zuzufügen.

Sacsayhuamán fiel schließlich an die Spanier, doch der Aufstand griff immer weiter um sich. Zudem gaben die Inka ihre Belagerung von Cuzco nicht auf und starteten außerdem die Belagerung von Lima, was Francisco Pizarro veranlasste, Hilfegesuche nach Spanien zu schicken. Der Kampf um Cuzco endet, als Diego de Almagro von der Chile-Expedition zurückkehrt, mit Manco einen Waffenstillstand aushandelt und die Stadt mit seinen Truppen besetzt. Dabei nimmt er die in der Stadt befindlichen Pizarro-Brüder gefangen.

Das Reich im Exil

Eine der vielen Terrassen, die Manco Capac zur Versorgung seiner Soldaten in Ollantaytambo anlegen ließ

Manco Cápac zog sich noch während den Kämpfen um Cuzco und Lima mit den überlebenden Soldaten zu seiner Festung Ollantaytambo zurück, wo er die Anlage neuer Terrassen und den Bau von Unterkünften für seine Truppen befahl. Bald wurde er aber von 70 Konquistadoren unter Hernando Pizarro bedrängt, die ihm aus Cuzco gefolgt waren. Obwohl Manco die folgende, erbittert geführte Schlacht für sich entscheiden konnte, erkannte er, dass er auch in seiner neuen Residenz nicht sicher war. Somit brach er sein Lager in Ollantaytambo ab und marschierte mit seiner verbliebenen Armee Mitte 1537 ins Antisuyu, jenem im Osten des Reiches gelegenen Teil an den Hängen der Anden zum Amazonasurwald.

Hier ließen ihm die Konquistadoren eine Verschnaufpause, denn Diego de Almagro und die Brüder Pizarro waren in Streit über die Verteilung der Beute geraten und bekämpften einander, bis Almagro unterlag und hingerichtet wurde. Nach dem Ende der Kämpfe jedoch eröffneten die Spanier erneut die Jagd auf Manco Cápac.

Gonzalo Pizarros Expedition fand die verbliebenen Rebellen schließlich in einer Stadt, die die Spanier Espiritú Pampa nannten, die Ebene der Geister. Bei der folgenden Schlacht erlitten die Konquistadoren ihre einzige Niederlage gegen die Inka in einer offenen Feldschlacht. Obwohl sie Manco nicht gefangennehmen konnten, gelang den Spaniern die Plünderung der Stadt. Der letzte Zufluchtsort des Sapay Inca hieß nun Vilcabamba.

Vilcabamba blieb lange unberührt von spanischen Übergriffen. Francisco Pizarro wurde 1541 ermordet und starb damit noch vor Manco Cápac, den 1544 auf Betreiben der Spanier dasselbe Schicksal ereilte. Auch nach Manco Cápacs Tod gaben die Inka ihren Widerstand nicht auf und führten immer wieder kleinere Überfälle durch. Die Spanier nahmen das Gebiet von Tahuantinsuyu in Besitz, wandelten es in das Vizekönigreich Peru und löschten systematisch die Kultur der Einheimischen aus. Dabei bekehrten sie die Indios zwangsweise zum Christentum und setzten sie als Zwangsarbeiter in den Silberminen ein. Viele spanische Siedler heirateten Inkafrauen und zeugten mit ihnen Mischlinge, die sogenannten Mestizen, die sich im Laufe der Jahre zu einer großen und einflussreichen Bevölkerungsgruppe in Peru entwickelten.

Erst im Mai 1571 beendeten die Spanier die Existenz des Exilreiches von Vilcabamba durch einen Großangriff auf die Stadt. Vilcabamba fiel nahezu kampflos, da viele Krieger in die umliegenden Wälder geflohen waren. Der letzte Sapay Inca Tupac Amaru, Manco Cápacs jüngster Sohn, wurde gefangengenommen und am 24. September 1572 in Cuzco öffentlich hingerichtet. Mit der Eroberung Vilcabambas erlosch das zuvor so mächtige Reich der Inka Tahuantinsuyu endgültig.

Siehe auch

Literatur

  • Lieselotte und Theodor Engl: Die Eroberung Perus in Augenzeugenberichten. Deutscher Taschenbuch Verlag, 1975.
  • John Hemming: The Conquest of the Incas. Pan, London 2004, ISBN 0-3304-2730-X.
  • Jakob Wassermann: Das Gold von Caxamalca. 1923, ISBN 3-15-006900-9 (Text beim Projekt Gutenberg-DE)
  • Michael Wood: Auf den Spuren der Konquistadoren. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2003

Weblinks


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