Spitznamen

Spitznamen

Ein Spitzname (im 17. Jahrhundert spitz = verletzend), auch Übername, Abname, Utzname, Uzname, Ulkname, Neckname, Scheltname oder Spottname, ist ein kurzer Ersatzname für den realen Namen einer Person oder Sache.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung und Eigenschaften

Obschon sich beide Begriffe überschneiden, unterscheidet sich der Spitzname vom Pseudonym. Er ist nahezu nie selbstgewählt, auch spielen Zustimmung (oder Ablehnung) des Benannten keine Rolle. Gelegentlich haben hochgestellte Persönlichkeiten des ersten deutschen Reichs neben ihrer Herkunft (von Bayern) oder dynastischen Zählung (der Dritte) spitze Beinamen erhalten, etwa Friedrich, der Kleine, Karl, der Kahle, oder Heinrich, der Zänker. Dennoch werden solche Namen nicht als Spitznamen gewertet.

Über die Ableitung vom Spottnamen ist ein Spitzname ursprünglich mit einer negativen Assoziation besetzt, ist jedoch zunehmend neutral im Sinne eines Nicknamens. Im familiären Umfeld können spitze Beinamen auch eine positive Wirkung haben und sind dann Kosenamen ähnlich oder gleichwertig.

Oft entstehen Spitznamen aufgrund bestimmter politischer Umstände oder der Ereignisse einer Zeit und deren Wahrnehmung in der Bevölkerung. Sie vergehen wieder, wenn sich die Lage wandelt oder der Anlass in der Erinnerung verblasst. Nicht selten haben Spitznamen nur eine lokale oder regionale Verbreitung und Bedeutung, insbesondere wenn sie sich der Regionalsprache bedienen oder dem Dialekt zugehören.

Für fremdsprachige Spitznamen und die eines anderen Kulturkreises lassen sich häufig nur schlecht Übersetzungen oder Entsprechungen finden, weil passende mehrdeutige Worte, Nebenbedeutungen und Anspielungen nicht zur Verfügung stehen.

Spitznamen von Personen

Ein Spitzname kann sich direkt auf den Namen einer Person beziehen. Häufig sind das diminutive Formen des Vornamens oder des Familiennamens. Oft sind es Kurzformen auf -i. Zum Beispiel Steffi für Stefanie, Jenny für Jennifer oder Olli statt Oliver; Hoffe für den Familiennamen Hof(f)mann oder Schmitti für den Familiennamen Schmidt oder Schmitt.

Ein Spitzname kann sich auf körperliche Gebrechen und andere Auffälligkeiten einer Person oder auch deren Nachkommen beziehen, auch wenn sie diese Stigmata selbst nicht mehr besitzen. Beispiele sind hier, Schnappisch für einen der hinkt (Schnappisch-Peter für den Sohn des Schnappisch), Locke oder die Plaat für jemanden mit einer Glatze.

Dass solch ein Name neben einer Portion Spott durchaus auch Anerkennung eines persönlichen Standortes ausdrücken kann, zeigt unter anderem Bruder Johannes für den ehemaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und späteren deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau.

Auch aus beruflichen oder weltanschaulichen Bezügen können sich Spitznamen herleiten; so hat z.B. der britische Zoologe Richard Dawkins den Spitznamen Darwins Rottweiler.[1]

Von einem Firmengründer C.F. Peters als Person abgeleitet ist man als Mitarbeiter Petersilie etc...

Spitznamen von Bauwerken

Markante Bauwerke, wie hohe Türme haben oft auch Spitznamen. Sie wurden oft von der Form des Bauwerks her hergeleitet. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist "Langer Lulatsch" für den Berliner Funkturm. Auch Bauwerke, die man lieber nicht von innen sehen möchte, wie Gefängnisse haben mitunter auch Spitznamen, wie "Gelbes Elend" für das Stasi-Gefängnis in Bautzen.

Spitznamen für Orte, Regionen, Gewässer, Berge

Für alle möglichen geographischen Objekte existieren Spitznamen aus den unterschiedlichsten Motivationen heraus, so wie Spree-Athen für Berlin, Beutedeutschland für die Länder der ehemaligen DDR in der Zeit nach der Wiedervereinigung mit der Bundesrepublik Deutschland, Schwäbischer Ozean statt Schwäbisches Meer oder größte Badewanne Deutschlands für den Bodensee usw.

Siehe auch: Bei- und Spitznamen von Orten

Wirkungen von Spitznamen

Spitznamen können bekannter werden und länger im öffentlichen Bewusstsein verbleiben, als der eigentliche Name einer Person, dabei ihren Träger um Generationen überleben. Die 1876 verstorbene Böckderöck Wau-Wau ist vielen Kölnern immer noch ein Begriff – allerdings nur unter diesem Namen.

Gelegentlich werden anders schwer erklärbare Wortneuschöpfungen in Regionalsprachen wie der Hochsprache als Ableitungen aus vormaligen Namen oder Spitznamen gedeutet, etwa für Fressklötsch, mein lieber Scholli oder das Verballhornen. Da sich deren Anfänge selten gut belegen lassen, bleibt das in der Regel spekulativ [2].

Fiktive Spitznamen

Autoren geben ihren literarischen Figuren gern Spitznamen, die auch deren Wiedererkennbarkeit stützen. Beispiele sind etwa der Nichtraucher aus dem fliegenden Klassenzimmer oder Pünktchen und Anton, aber auch phantasievolle Beinamen, wie Alfons der Viertel-vor-Zwölfte.

Ähnlich einem Spitznamen kommen typisierende, nicht auf eine konkrete Person bezogene Namen im Volksmund, in Witzen und Anekdoten zum Einsatz, wie Fritzchen, klein Erna, Herr Müller-Lüdenscheidt und Otto der Beheizbare.

Siehe auch

Nickname, Hausname, Ortsneckname, Fahrtenname, Ordensname

Referenzen

  1. zitiert am Ende eines Gesprächs auf Spiegel Online, 10. September 2007
  2. Siehe auch: [1] und [2] zuletzt am 14.07.2007 abgerufen


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