- Sprachlicher Idealismus
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In der deutschsprachigen Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie findet das Verhältnis zwischen Zeichen und Realität im Modell des sogenannten sprachlichen Idealismus (Materie als Erscheinung des Geistes betrachtet) seinen Niederschlag. Wichtigster Vertreter ist Wilhelm von Humboldt (1767-1835), der Sprache nicht nur als "Ergon" (Werkzeug), sondern auch als "Energeia" (eigenständige geistige Realität) gesehen hat. Ihre schärfste Ausprägung findet das Modell in der Sapir-Whorf-Hypothese.
Diese besagt, dass
- die Sprache nicht nur ein mehr oder minder systematisches Inventar von verschiedenen Bestandsstücken der Erfahrung ist, welche für das Individuum bedeutsam erscheinen (wie oftmals angenommen), sondern sie ist auch eine eigenständige schöpferische Organisation von Symbolen, welche in Wahrheit die Erfahrung für uns definiert.
Benjamin Whorf hat die Thesen Edward Sapirs weiterentwickelt und behauptet, eine Sprache konstituiere eine Art Logik, einen allgemeinen Bezugsrahmen, und forme so die Gedanken derer, die sie gewohnheitsmäßig gebrauchen. Dadurch ergibt sich zwangsläufig, dass eine parallele Entwicklung von Kultur und Sprache immer signifikante Beziehungen zwischen den allgemeinen Aspekten der Grammatik und den Wesensmerkmalen der betreffenden Kultur bewirken.
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