Sproll

Sproll
Bingen am Rhein - Hildegardfest - Bischof Sproll (rechts)

Joannes Baptista Sproll (* 2. Oktober 1870 in Schweinhausen bei Biberach an der Riß; † 4. März 1949 in Rottenburg am Neckar) war der siebte römisch-katholischer Bischof des Bistums Rottenburg-Stuttgart und erklärter Gegner des nationalsozialistischen Regimes.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Joannes Baptista stammte aus einfachen Verhältnissen und wurde als Sohn des Straßenwärters Josef Sproll und seiner Ehefrau Anna Maria geb. Freuer geboren. Sproll besuchte die Lateinschule in Biberach und das Gymnasium Ehingen. Er studierte von 1890 bis 1894 katholische Theologie an der Eberhard Karls Universität in Tübingen. 1898 wurde er mit einer Arbeit über die Rechts- und Verfassungsgeschichte des Tübinger St. Georgen-Stiftes zum Dr. phil. promoviert. Sproll war Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.St.V. Alamannia Tübingen im KV.

Im Jahre 1909 wurde Sproll Pfarrer in Kirchen im Oberamt Ehingen. 1912 erfolgte die Erhebung zum Domkapitular, womit ein Mandat in der Kammer der Standesherren des Württembergischen Landtags verbunden war. 1913 wurde Sproll Generalvikar und 1916 Weihbischof der Diözese Rottenburg. In den Jahren 1919 bis 1920 war er für die Deutsche Zentrumspartei Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung des freien Volksstaates Württemberg.

Bischofswahl

Gedenktafel in Rottenburg

Als der langjährige Bischof von Rottenburg Paul Wilhelm von Keppler im Juni 1926 starb, war zunächst unklar, auf welchem Weg der neue Bischof zu bestimmen sei. Bei zuvorgegangenen Bischofswahlen hatte das Domkapitel ein Vorschlagsrecht für das Bischofsamt, der württembergische König hatte aber das alleinige Bestimmungsrecht. Nach dem Fall der Monarchie 1918 fiel das Kirchenregiment der württembergischen Krone weg, so dass das Domkapitel zunächst der Meinung war, den Bischof frei wählen zu können. Der amtierende Nuntius der katholischen Kirche in Deutschland Pacelli, der spätere Papst Pius XII. hielt dem aber das seit 1917 geltende Kirchenrecht entgegen, nach welchem allein der Papst das Recht zur Ernennung der Bischöfe habe. Man einigte sich schließlich darauf, dass der Heilige Stuhl drei Kandidaten vorschlagen solle, aus welchen das Domkapitel dann den späteren Bischof zu wählen habe.

Zur Wahl wurden von Heiligen Stuhl schließlich Joannes Baptista Sproll, der Breslauer Professor Ludwig Bauer sowie der Direktor des Tübinger Wilhelms-Stifts Georg Stauber vorgeschlagen. Mit sechs von sieben Stimmen wurde Sproll zum neuen Rottenburger Bischof gewählt, seine Inthronisation wurde für den April 1927 angesetzt.

Nachdem aber in Rom um die Bestätigung der Wahl und Ausfertigung der Ernennungsbulle gebeten wurde, setzte sich ein Ränkespiel in Bewegung: Der Tübinger Moraltheologe und Professor Otto Schilling, der sich selbst gern für das Bischofsamt ins Gespräch gebracht hatte und welchem die vorgeschlagenen Kandidaten zu liberal ausgerichtet waren, schrieb einen Denunziationsbrief an Pacelli, in welchem Sproll seine sämtlichen Tübinger Kollegen übel beleumundete, nicht zuletzt aber Sproll bezichtigte, Vater eines illegitimen Kindes zu sein. Pacelli beauftragte, statt Sproll selbst auf den Sachverhalt anzusprechen, den Bischofskandidaten Stauber mit der Aufklärung der Sachlage. Dieser fand heraus, dass es sich um einen Racheversuch zweier Sproll bei Ehingen unterstellten Lehrern handelte, der jeder wahren Grundlage entbehrte.

Während der Klärung des Sachverhaltes hatte Rom allerdings inzwischen den geplanten Inthronisierungstermin für Sproll verstreichen lassen, so dass er erst am 14. Juni 1927 als neuer Bischof der Diözese Rottenburg eingesetzt werden und seine Amtsgeschäfte übernehmen konnte.[1]

Widerstand gegen die NS-Diktatur

Schon früh hatte Sproll erkannt, dass der „Nationalsozialismus mit dem Christentum nicht vereinbar ist“ und predigte mutig gegen die Nationalsozialisten.[2] Während der NS-Zeit bezog der Bischof öffentlich Stellung gegen das Terror-Regime, seine Enthaltung bei der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs am 10. April 1938 führte zu einem Ermittlungsverfahren und inszenierten Demonstrationen gegen ihn.

Ende August 1938 wurde Sproll seiner Diözese verwiesen, in die er erst 1945 zurückkehren konnte. Er lebte während dieser Zeit im Krumbad, einem Ortsteil der Stadt Krumbach (Schwaben), Landkreis Günzburg im Bistum Augsburg. Am 1. August 1940 protestierten Erzbischof Conrad Gröber aus Messkirch und der Generalvikar der Diözese Rottenburg im Auftrag von Sproll wegen des Euthanasieprogramms (der Krankenmorde) in der NS-Tötungsanstalt Grafeneck in Berlin, dies war ein Jahr vor dem öffentlichen Protest des Bischofs von Münster Clemens August Graf von Galen.

Seligsprechungsverfahren

Am 19. April 2006 hat Bischof Gebhard Fürst in der römischen Kirche San Bartolomeo all'Isola (die der Erinnerung an die Märtyrer des 20. Jahrhunderts gewidmet ist) Andenken an Bischof Joannes Baptista Sproll und den Württemberger Staatspräsidenten Eugen Bolz niedergelegt. Bei der Einweihung des neu gestalteten Eugen-Bolz-Platzes in Rottenburg am Neckar am 7. Oktober 2007 erklärte Bischof Dr. Gebhard Fürst: „Ein Seligsprechungsverfahren für Bischof Joannes Baptista Sproll ist seit längerem in Vorbereitung".

Literatur

  • Paul Kopf: Joannes Baptista Sproll, Leben und Wirken. Zum 50. Jahrestag der Vertreibung des Rottenburger Bischofs am 24. August 1938; Sigmaringen: Thorbecke, 1988; ISBN 3-7995-4115-2
  • Hubert Wolf: Die Affäre Sproll, Die Rottenburger Bischofswahl von 1926/27 und ihre Hintergründe; Thorbecke, 2009; ISBN : 978-3-7995-0830-8
  • Hubert Wolf: Tapfer im Glauben - Neue Erkenntnisse über Joannes Baptista Sproll, SWR 2, 22. März 2009

Weblinks

Quellen

  1. Hubert Wolf: Tapfer im Glauben - Neue Erkenntnisse über Joannes Baptista Sproll, SWR 2, 22. März 2009
  2. Bistum Rottenburg-Stuttgart: Bischof-Sproll-Bildungszentrum Biberach – Schule für ein christliches Leben; 16. Oktober 2005

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