- St. Gotthardt (Kirche)
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St. Gotthardt ist neben St. Katharinen eine der beiden Hauptkirchen der Stadt Brandenburg an der Havel.
Der Sakralbau war zum Anfang seines Bestehens für kurze Zeit Sitz des Bistums Brandenburg. Der Sockel des Westwerkes der St. Gotthardtkirche bildet mit dem Sockel der Westmauer der St. Petrikapelle am Brandenburger Dom das älteste erhaltene Mauerwerk der Mark Brandenburg. Die St. Gotthardtkirche beherbergte von der Zeit der Reformation bis 1923 die Franziskanerbiliothek des aufgelassenen Franziskanerklosters am Salzufer der Altstadt Brandenburg.
Inhaltsverzeichnis
Name
Der Name leitet sich vom Heiligen Godehard, Bischof von Hildesheim, ab, der im Hildesheimer Dom begraben liegt.
Funktion
In ihrer Frühzeit diente die Pfarrkirche der Altstadt bis zum Umzug des Prämonstratenser-Konvents auf der Dominsel nach dem Jahr 1165 gleichzeitig als Bischofskirche und übernahm provisorisch die Aufgaben des späteren Doms zu Brandenburg.
Geschichte
Im Rahmen des politisch bestimmten Übertritts des Wendenfürsten Pribislav-Heinrich und seiner Frau Petrussa zum Christentum wurden neun Prämonstratenser-Chorherren aus Leitzkau nach Brandenburg gerufen, denen der Bischof von Brandenburg, Wigger, auf dem Siedlungskern der Altstadt Brandenburg, der Kaufmannsiedlung Parduin, eine Kirche errichten ließ. Dieses Bauwerk wurde ursprünglich zweitürmig im Stil der Prämonstratenser-Kirchen geplant, die Zweitürmigkeit wurde jedoch im Laufe des Baugeschehens aufgegeben.
Der Sockel der Westfront dürfte das älteste Mauerwerk der Mark Brandenburg darstellen, wenn man davon absieht, dass der Sockel des Westwerkes der Petrikapelle bei deren Neubau im 13. Jahrhundert möglicherweise beibehalten wurde, statt die alte, zur Burg Brandenburg gehörende Kapelle komplett ortsversetzt wiederaufzubauen. Anderenfalls beansprucht die Petrikapelle das älteste Mauerwerk der Mark.
Nach einigen Umbaumaßnahmen vollendete Heinrich Reinstorp die Gotthardtkirche zwischen 1456 und 1475 als dreischiffige, gotische Hallenkirche. Im Jahr 1472 wurde die Taufkapelle errichtet.
Nach einem 1996 gestarteten Spendenaufruf des in der St.-Gotthardt-Kirche am 30. Dezember 1923 getauften Vicco von Bülow (besser bekannt als Loriot), konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2,8 Millionen Euro für die Sicherung und Sanierung des Brandenburger Dom-Ensembles bereitstellen. Eine weitere Spende der Vicco-von-Bülow-Stiftung ermöglichte die Restaurierung des Chorgitters.
Zur Zeit wird eine Sanierung der ehemaligen Taufkapelle engestrebt. Diese wurde durch jahrelang eindringendes Regenwasser schwer beschädigt.
Ausstattung
Zu den Schätzen der Gotthardtkirche zählen unter anderem ein bronzenes Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert in spätromanischer Ausführung, ein wertvolles gewebtes Altartuch mit christlich–mythologischen Szenen einer Einhornjagd, der sogenannte Trebaw’sche Epitaph, der eine Stadtansicht der Altstadt von Westen her mit noch intakter Marienkirche, St. Gotthardt selbst und dem heute noch existierenden Plauer Torturm in realistischer Perspektive zeigt, sowie der Epitaph des Bürgermeisters der Altstadt Brandenburg, Simon Roter.
Die ehemalige Taufkapelle (mit Sterngewölbe) beinhaltet einen monumentalen Altaraufsatz. Er wurde 1874 von Carl Gottfried Pfannschmidt gefertigt. Er befindet sich seit 1947 an der Westwand der Kapelle. Ebenfalls in dieser Kapelle befindet sich der Epitaph des Superintendenten Andreas Prätorius' aus dem Jahr 1675.
Kirchenumfeld
In der Nordostecke des Kirchenumfeldes befand sich der bischöfliche Hof, dessen an die Stadtmauer der Altstadt grenzendes Grundstück, das später in den Besitz der aus der Prignitz stammenden von Saldern überging, dem späteren renommierten Saldern-Gymnasium, der Saldria, zur Urheimat wurde.
Die Vorgängerschule der Saldria war eine Lateinschule, dem Westwerk St. Gotthardts gegenüber gelegen, deren um zwei Fachwerkjoche verkürzter Bau von 1551/52 noch heute steht und von der „Galerie Sonnensegel“, einer Projektgruppe für Kinder- und Jugendarbeit genutzt wird. Dieses Gebäude ist das älteste erhaltene Schulgebäude der Mark Brandenburg.
Sonstiges
Vom Kirchturm St. Gotthardts aus malte Zacharias Garcaeus die erste bekannte Stadtansicht Brandenburgs. Sie zeigt den Blick nach Westen über die Altstadt Brandenburg, hinüber zum Marienberg. Zwei der dargestellten Häuser (die alte Lateinschule und ein Haus in der Rathenower Straße), der Rathenower Torturm und der Stumpf des Wehrturmes im Pfarrgarten St. Gotthardt bezeugen noch heute die Authentizität der Darstellung aus der Hand Garcaeus'. Bemerkenswert ist die auf dem Bild ebenfalls dargestellte Marienkirche.
Quellenmaterial
- Friedrich Grasow, Brandenburg die tausendjährige Stadt, Im Selbstverlage der Stadt Brandenburg, 1928
- Chronik der Stadt Brandenburg, Hrsg. Arbeitskreis Stadtgeschichte im Brandenburgischen Kulturbund e.V., Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2003
52.41611111111112.556388888889Koordinaten: 52° 24′ 58″ N, 12° 33′ 23″ O
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