- St. Joseph-Kirche (Berlin-Köpenick)
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Die St. Joseph-Kirche (auch St.-Josef-Kirche) in Berlin-Köpenick ist eine katholische Kirche des Dekanats Berlin Treptow-Köpenick, die in der Dammvorstadt (Lindenstraße 43) steht und 1899 ihrer Bestimmung übergeben wurde.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Schon im 14. Jahrhundert wurde eine Burganlage am Zusammenfluss von Dahme und Spree auf der Schlossinsel Coepenick hinzugesetzt, sodass sich Leute wie Bauern oder Handwerker niederlassen konnten. Coepenick entwickelte sich durch mehrere Kriege, Brände und Seuchen hinweg zu einer kleinen Stadt im Kreis Teltow/ Mark. Mit Zuwachs verschiedener Bevölkerungsgruppen entfaltete sich Coepenick bald zum Industriestandort. Die katholische Gemeinde bestand somit vorrangig aus armen Fabrikarbeitern.
Anfänge von 1852 bis 1918
St. Joseph ist die älteste Pfarrei an der Oberspree und wurde bereits ab 1719 von den Berliner Dominikanern gelegentlich mitversorgt. Die erste heilige Messe konnte am 26. Dezember 1852 in einem Zimmer in der Schloßstraße 27 mit dem Missionsvikar Eduard Müller aus Berlin St. Hedwig stattfinden. Die katholische Gemeinde in Coepenick wurde der katholischen Missionpfarrei Fürstenwalde zugewiesen, sodass nun monatlich Gottesdienst für die 140 Katholiken gefeiert werden konnte. Zuständiger Seelsorger war zu der Zeit Pfarrer Rieger. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Anzahl der Katholiken aufgrund der stark expandierenden Industrie und dem stationierten Militär in Coepenick und der damit in Verbindung stehenden Einwanderung aus Polen und Schlesien. Als 1884 das Grundstück und Landhaus der Lindenstraße 11 von der Gemeinde erworben wurde, verlegte Pfarrer Langer seinen Wohnsitz nach Coepenick, sodass jetzt sogar alle zwei Wochen sonntäglicher Gottesdienst gefeiert wurde. Die Pfarrei Fürstenwalde war ein weites Feld (2500 km²), welches sich unter anderem über Coepenick, Adlershof, Rüdersdorf, Königs Wusterhausen und Erkner erstreckte. Coepenick wurde am 2. Mai 1896 zur selbstständigen staatlich anerkannten Pfarrei erhoben und ist damit grundsteinlegend für später entstehende Pfarreien. 1899 wurde der dringend notwendige Kirchenbau für die 3000 Katholiken starke Gemeinde eingeweiht. Für die wachsende Zahl an Aktivitäten wurden außerdem neue Räume benötigt, sodass 1908 das heutige Pfarrhaus errichtet wurde. Dies wurde bald zu einem Zentralen Punkt der Gemeindemitglieder, um in Zeiten und Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges Trost und Schutz zu erlangen.
1918 bis 1945
1936 Übernham Pfarrer Emil Hoffmann die Gemeinde als Nachfolger von Pfarrer Christoph Karst, der von 1892 bis 1930 Seelsorger in Sankt Josef war. Hoffman ist zur Zeit des Nationalsozialismuses großer Mut zuzuschreiben, da er , nach Wunsch des Bischofs, den aus dem Konzentrationslager entlassenen Kaplan Bruno Schliep in die Gemeinde aufnahm. Zusammen leisteten sie im Zweiten Weltkrieg der Kirche entscheidende Dienste, indem Sie eigenhändig Brandbomben aus dem Dachboden entfernten. Verbote, Einengungen und nicht zuletzt der Krieg des Nationalsozialismuses beeinflussten das Gemeindeleben, drohten es sogar komplett auszulöschen. So gut wie alle Vereine wurden aufgelöst. Ausschließlich die Sakramentenpastoral blieb erhalten. Religionsunterricht musste vorerst unter dem Pseudonym "Seelsorgestunde" stattfinden. Weihnachten 1943 lag eine dicke Schneeschicht auf dem Altar. Kirche und Pfarrsaal waren großflächig zerstört bzw. beschädigt, sodass die Restauration in der Nachkriegszeit nur problembehaftet erfolgen konnte. Doch bereits in den 50er Jahren konnte Sankt Josef erneut 4500 Mitglieder vermerken. Das Gemeindeleben arrangierte sich mit der neuen politischen Situation.
1945 bis Heute
1962 bis 1965 fand das Zweite Vatikanische Konzil statt und in seiner Folge die Pastoralsynode in Dresden, deren Beschlüsse 1974 von der Berliner Bischofskonferenz in Kraft gesetzt wurden. In Folge dessen war eine stärkere Mirarbeit durch Laien möglich. Der erste Pfarrgemeinderat wurde bereits 1964 hervorgerufen. Ein Diakonatshelferdienst folgte 1974. Durch den Mauerbau wuchs die Gemeinde enger zusammen. So wurden Familienkreise oder die religiöse Kinderwoche gegründet. Pfarrer Foerster ging 1983 in den Ruhestand. Sein Nachfolger, Pfarrer Scholz, übernahm das Amt 1984. Er ist bis Heute Pfarrer in Sankt Josef. Außerdem wird 1984 wieder ein ehrenamtlicher Kirchenchor ins Leben gerufen. Es folgen eine Lektoren- und Kantorengruppe. Liturgische Dienste konnten und wurden bald auch von Frauen und Mädchen wahrgenommen. Eine erneute Herausforderung für die Gemeinde bestand zur Zeit der Wende 1989. Man musste sich mit dem alten politischen System auseinandersetzen und sich gesellschaftlich, politisch und kirchlich neu orientieren. Die Schließung einiger Großbetriebe im Bereich der Gemeinde war ebenfalls nicht einfach. Man reagierte mit einer Belebung der kirchlichen Verbandsstrukturen. So sind neben der Kolpingsfamilie nun auch die Katholische Frauengemeinschaft und die Katholische Arbeitnehmerbewegung vertreten, und die Jugendarbeit im Bund der Deutschen Katholischen Jugend eingebunden. 1992 begannen die notwendigen Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten an der Kirche, welche erst 1994 zum Abschluss kamen. Während dieser Zeit war Gottesdienstfeier in der evangelischen Stadtkirche Sankt Laurentius möglich. Die Innenraumgestaltung vollzog sich im wesentlichen bis 1999.
Der Kirchenbau
Nachdem das katholische Pfarramt in Köpenick 1896 gegründet wurde, gab die etwa 3000 Mitglieder umfassende Kirchengemeinde den Bau eines eigenen Gotteshauses in Auftrag. Der Architekt und Baumeister Paul Franke entwarf ein Ensemble aus Kirchenbau und Pfarrhaus im neugotischen Backsteinstil aus Rotbrandstein. Die Kirche steht auf 435 Pfählen , die im Torf-, Moor- und Sandboden als Stütze dienen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 8. Mai 1898, bereits im folgenden Jahr, am 25. Mai 1899 zum Fest Mariä Verkündigung, wurde die Kirche durch den Delegaten Probst Neuber eingeweiht. Die Kirche wurde unter das Patronat des heiligen Josef, des Schutzpatrons der Arbeiter, gestellt. Es handelt sich um eine Saalkirche mit dreiseitig geschlossenem Chor und einem quadratischen Turm.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Kirchenbau schwere Beschädigungen, konnte jedoch wieder hergestellt werden. Bei einer Renovierung des Innenraums in den 1960er Jahren wurde, wie in vielen anderen Kirchen auch, eine Vereinfachung der Innenausgestaltung vorgenommen.
Bei den Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten der Fassaden und des Innenraumes zwischen 1992 und 1994, die der Architekt Martin Stachat leitete, erfolgte eine am ursprünglichen Bau orientierte Wiederherstellung des neogotischen Charakters, wobei die Holzdecke, der Altar, das Lesepult und das Gestühl erneuert sowie eine moderne Heizung installiert wurde.
Die Gemeinde
Die St.-Joseph-Gemeinde ist auch Träger eines Krankenhauses in Berlin-Köpenick sowie des St.-Josef-Stifts. Seit jeher gehört soziales Engagement zu ihren Aufgaben, eine Kindereinrichtung wird betrieben und seit 1988 gibt es einen aktiven Kirchenchor. Ferner sind im Laufe der Zeit einige Gruppen und Kreise, bzw. Möglichkeiten der Begegnung und Glaubensvermittlung entstanden:
- Kolpingsfamilie
- Familienkreise
- Rosenkranzgemeinschaft
- Werk für geistliche Berufe
- Caritashelferkreis
- Fasteneinkehrsonntage
- Frohe Herrgottstunden
- Kinderferientage, später religiöse Kinderwoche (kurz: RKW)
- Liturgiekreis
- Schriftkreis
- Rentnerkreis
- Agape am Gründonnerstag und Ölbergstunde
- Karmetten
- ökumenische Martinsfeier
- ökumenische Pfarrkonvente
- ökumenische Passionsandacht
- Frauenarbeit im Rahmen der katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (KFD)
- Diakonatshelfer/innen
Im Jahre 2003 erfolgte eine Zusammenlegung mit der katholischen Gemeinde „St. Franziskus“ in Berlin-Friedrichshagen.
Literatur
- Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin; II; Hrsg. Institut für Denkmalpflege im Henschelverlag; Berlin 1987, Seite 296
- Kirchenchronik Sankt Johannes Baptist, Fürstenwalde
- Kirchenchronik Sankt Josef, Berlin-Köpenick
Weblinks
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