St. Justina

St. Justina

Der Ortsteil St. Justina befindet sich in der Gemeinde Assling bei Lienz / Osttirol an der Pustertaler Höhenstraße. Die namengebende Kirche St. Justina liegt auf 1209 Meter Seehöhe und nimmt mit dem angrenzenden Friedhof eine Fläche von 450 m² ein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon aus dem, der Hallstatt- und Latènezeit existieren Funde im Umfeld von St. Justina. Römische Besiedelung lässt sich auf dem ca. 7 km entfernten Mortbichl nachweisen. Streufunde bezeugen eine sporadische Begehung von St. Justina auch in der Spätantike. Lokalforschungen zu Folge folgt die Pustertaler Höhenstraße der römischen Trasse. Im Mittelalter wurden an jener Straße mehrere Burgen und Herrschaftssitze errichtet, durch welche sich die Bedeutung der Route nachweisen lässt. Schriftlich wird St. Justina erstmals in der Besitzbestätigung für Stift Neustift / Südtirol durch Papst Alexander III. im Frühjahr 1177 genannt. Die Erhebung zur Pfarre erfolgte 1891.

Archäologie

Bauforschung

Die Kirche weist drei große Umbauten aus drei unterschiedlichen Epochen auf:

  • die romanische Bauphase: durch den Vergleich des Mauerwerks ergibt sich das Bild eines rechteckigen Kirchenbaus von etwa 9,5 m Länge und 7,2 m Breite, sowie einer Mauerstärke von 0,82 m. Dieser ursprüngliche Bau dürfte niedriger gewesen sein, als der heutige.
  • die gotische Bauphase: an der Südseite der Kirche wird ein Kirchturm, über die Breite der Westwand eine Vorhalle angefügt. Die Statue der hl. Justina im spätgotischen Flügelaltar wird auf 1430, das Fresko des hl. Christophorus an der Ostseite auf 1513 datiert.
  • Bauphase Ende des 18. Jahrhunderts: nach frühbarocken Renovierungen erhält die Kirche durch die Arbeiten, welche vermutlich mit der 1786 erfolgten Stiftung der Kuratie in Verbindung stehen, ihr heutiges Aussehen. Der vorhandene Chor wird abgetragen und durch einen neuen Chorraum ersetzt. Die Kanzel und der Hauptaltar werden eingesetzt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgt eine Gewölbeausmalung.

Ausgrabungen

1993 wurden die Bodendenkmalpflege und das Institut für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie Innsbruck mit der Grabung betraut. Im Verlauf dieser ersten Grabungskampagne, die sich vorwiegend mit dem östlichen Abhang befasste, trat unter anderem ein Fragment eines Goldschmuckcolliers zu Tage.

Während der zweiten Kampagne 1994 beschäftigten sich die Archäologen mit den Versturzschichten, in welchen man auf mehrere Körpergräber stieß, und dem zwischen Friedhofsmauer und östlichem Weg befindlichen Aushub des Friedhofs.

Der ergrabene Baukörper ist ein süd-östlich orientierter, L-förmiger Mauerhaken, welcher an der Innenseite im westlichen Drittel starke Brandrötung aufweist. Da sich dasselbe Steinmaterial in der heutigen Friedhofsmauer wieder findet, liegt die Vermutung nahe, dass die Ruine des Altbaus als Steinbruch verwendet wurde. Sowohl der Mauerhaken, als auch die erfassten Kleinfunde dienen der Datierung und berechtigen zur Ansprache des Befundes als romanische Burg, deren gotische Elemente im Auftrag des Adels oder einer Kirchengesellschaft beigefügt wurden.

Bestattungen

Die Niederlegung der drei Kleinkinder und des Erwachsenen werden als Sonderbestattung definiert, da sich alle vier Grablegungen jenseits der Friedhofsmauer und damit außerhalb des geweihten Bereichs befinden.

Bauplastiken

Im Lauf der Grabungen wurden am Kirchhügel von St. Justina auch die Steinmetzarbeiten dokumentiert. Die überwiegend aus Gneis bestehenden Säulen und Fragmente stammen aus dem 14./15.Jh. und waren vermutlich Teil der Innenarchitektur einer Adelskirche. Im Süden der Stützmauer sind Tuffsteinelemente eingearbeitet, welche im sakralen Bereich hauptsächlich ab der Gotik Verwendung fanden.

Funde

Die Funde: Keramik (Kammstrichkeramik), Knochen (Rosenkranzfragment, Halbfabrikate, etc.), Stein (überwiegend Spinnwirtel), Eisen, Glas (unter anderem das Wandstück eines Hohlglases,), sowie Bunt- und Edelmetall. Zur letztgenannten Kategorie zählt das wohl kostbarste Artefakt der Grabung - der so genannte “Juwelenkragen” von St. Justina. Aufgrund der gleichartigen Herstellung aller Ösen aus Golddraht, kann davon ausgegangen werden, dass die sechs Einzelstücke ursprünglich zu einem Emblem verbunden waren. Ob das Schmuckstück mit den vier ovalen Granate-Einlagen, dem kleeblattförmigen Anhänger aus Goldblech und der in Golddraht gefassten, spätantiken Gemme vollständig ist, bleibt ungeklärt. Die Brandschicht, welcher das Schmuckstück entnommen wurde, lässt sich eindeutig in das Mittelalter datieren. Aus dem Vergleich mit dem Mainzer Juwelenkragen schließt Mechthild Schulze-Dörrlamm, dass das Prunkstück aus St. Justina frühesten dem 11. Jahrhundert entstammen kann.

Literatur

Walter Hauser, Mechthild Schulze-Dörrlamm, Harald Stadler, Harald Wilfing „Ausgrabungen in St. Justina, Gem. Assling, Osttirol“. Nearchos Beiheft 3 (Innsbruck 1996) ISBN 3-900773-12-2

46.78861111111112.6011111111111209Koordinaten: 46° 47′ N, 12° 36′ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Justina (Kaiserin) — Justina († 388) war die zweite Frau des römischen Kaisers Valentinian I. (364–375) und Mutter von Valentinian II. (375–392). Justina war eine Tochter des Justus, Statthalter von Picenum unter Constantius II. und hatte mindestens zwei Brüder,… …   Deutsch Wikipedia

  • Justina Vail Evans — Données clés Nom de naissance Justina Vail Naissance …   Wikipédia en Français

  • Justina Robson — Activités Romancière Naissance 11 juin 1968 (1968 06 11) (43 ans) Leeds,  Angleterre …   Wikipédia en Français

  • Justina — ist der Name folgender Personen: Justina (Kaiserin) († 388), spätantike Kaiserin, Frau Valentinians I. Justina von Padua († 304), Heilige und Märtyrerin Sankt Justina bezeichnet folgende Orte: St. Justina (Assling), Ortsteil der Gemeinde Assling… …   Deutsch Wikipedia

  • Justina Vail Evans — Justina Vail Justina Vail (* 20. August 1963 in Kuala Lumpur, Malaysia) ist eine ehemalige Schauspielerin, die kleinere Rollen in verschiedenen Fernsehserien und filmen spielte. Ihre bekannteste Rolle war die der Dr. Olga Vukavitch in Seven Days… …   Deutsch Wikipedia

  • Justina o los infortunios de la virtud — Autor Donatien Alphonse François de Sade, marqués de Sade …   Wikipedia Español

  • Justina McCaffrey — is a fashion designer for bridal gowns. She is a recipient of two international DECA design awards and six Matinee Fashion Foundation Awards. She was born in Winnipeg, Manitoba, Canada. Justina graduated from the Fashion Institute of Design… …   Wikipedia

  • Justina Vail — (* 20. August 1963 in Kuala Lumpur, Malaysia) ist eine Schauspielerin, die kleinere Rollen in verschiedenen Fernsehserien und filmen spielte. Ihre bekannteste Rolle war die der Dr. Olga Vukavitch in Seven Days – Das Tor zur Zeit …   Deutsch Wikipedia

  • Justina Machado — (6 de septiembre de 1972, Chicago), actriz portorriqueña. Historia Su familia emigró de Puerto Rico a Chicago, donde sus padres se casaron y tuvieron 5 hijos, de los que Justina es la primogénita. En 1990, terminó el instituto y se fue a Nueva… …   Wikipedia Español

  • Justina Casagli — Justina Kristina Casagli (geborene Wässelius; * 4. Oktober 1794 in Stockholm; † 1841 in Parma) war eine schwedische Opernsängerin. Leben Justina Casagli wurde als achtes Kind eines Tapisseriefabrikanten in Stockholm geboren. Ihre ältere Schwester …   Deutsch Wikipedia

  • Justina Morales — (February 19,1987 December 31, 1995) was a young girl from the Bedford Stuyvesant section of Brooklyn, New York, USA who was killed at the age of eight years by her mother s boyfriend Luis Santiago, on New Year s Eve in 1995. Morales body was… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”