St. Maria Ramersdorf

St. Maria Ramersdorf

Die katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Maria Ramersdorf in München-Ramersdorf gehört zu den ältesten und wichtigsten Wallfahrtskirchen im Erzbistum München und Freising.

Inhaltsverzeichnis

Lage

St. Maria Ramersdorf (Aribonenstr. 9) liegt im alten Dorfkern nördlich des Mittleren Ringes/Innsbrucker Ringes nahe am Anfang der A 8 Richtung Salzburg, deren Zielpunkt sie ist. Die Kirche liegt daher samt Resten des Dorfkerns etwas im Schatten beider großer Straßenverbindungen.

Geschichte

Maria Ramersdorf innen
Maria Ramersdorf um 1900 (Historische Postkarte)

Die Baugeschichte der Vorgängerbauten der heutigen Kirche liegen etwas im Dunkeln. Ramersdorf selbst ist seit dem 11. Jahrhundert urkundlich belegt. Die Familie der Rumolte, die für das Dorf mindestens Namensgeberin war, hat wohl bald eine adlige Eigenkirche auf dem Hügel, der bis heute erkennbar ist, erbaut. Urkundlich zum ersten Mal tritt St. Maria Ramersdorf in den Konradinische Matrikeln aus dem Jahre 1315 in Erscheinung, In dieser Diözesanbeschreibung wird die Kirche mit Friedhof als Filiale von St. Michael in Perlach genannt. Im dortigen Pfarrarchiv waren wohl auch die Unterlagen und Akten der Ramersdorfer Kirche gelagert, das allerdings bei einem Brand im 18. Jahrhundert vollständig vernichtet wurde; das dürfte auch der Grund für die späte Ersterwähnung sein. Ebenso sind keine Nachrichten über das Aussehen der Kirche zu Beginn des 14. Jahrhunderts mehr erhalten. Es wird vermutet, dass der Unterbau des heutigen Kirchturms aufgrund seiner Mauerstärke und Gewölbeform als letzter erhaltener Rest eines romanischen Vorgängerbaus ist.

Ebenso sind keine Nachrichten über das ursprüngliche Patrozinium der Kirche vorhanden. Das Marienpatrozinium der Ramersdorfer Kirche wird erstmals urkundlich 1381 genannt. Es wird daher angenommen, dass bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein Marienbild das Ziel von Wallfahrern gewesen ist.

Dennoch muss Maria Ramersdorf im 14. Jahrhundert eine große Bedeutung erlangt haben: 1360 schenkte ein Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern der Kirche eine Kreuzreliquie, die Kaiser Ludwig der Bayer von (Gegen-)Papst Nikolaus V. in Rom erhalten hatte. Auch wird erzählt, dass Ludwig der Bayer diese Kreuzreliquie in ein kostbares Umhängekreuz eingefasst ständig getragen haben soll. Die Identität des Sohnes ist nicht restlos geklärt. Laut Kircheninventar von 1761 soll die Reliquie von Herzog Otto V. stammen, der sie 1379 der Kirche gestiftet habe. Es gilt heute als gesichert, dass Otto V. die Kreuzreliquie noch als Herzog von Oberbayern gestiftet hat und nicht erst nach seiner Absetzung als Markgraf und Kurfürst von Brandenburg, die 1373 erfolgte.

Blick von Osten auf die Kirche
Blick von Norden auf die Kirche

In der Folgezeit blühte Maria Ramersdorf als Wallfahrts- und Gnadenstätte regelrecht auf. Um die Wende des 14. zum 15. Jahrhundert wurde ein spätgotischer Neubau errichtet, dessen Größe die einer angemessenen Dorfkirche bei weiten übertraf und mit den Stadtpfarrkirchen in München, vor allem mit dem Alten Peter, vergleichbar ist. Dazu wurden vom Wittelsbacher Herrscherhaus immer mehr Stiftungen und Benefizien für die Kirche errichtet. So stifteten 1381 die Herzöge Stephan, Friedrich und Johann, Söhne von Herzog Stephan II., das St.-Sigismund-Benefizium und bestellten einen Kaplan zur täglichen Messlesung. Erst 1384 bestätigt der Bischof von Freising die Messstiftung und gewährte einen Ablass. 1635 stifteten die 42 Geiseln des Königs Gustav Adolf von Schweden zum Dank für ihre glückliche Rückkehr ein Votivbild.

1675 erfolgte die Barockisierung, die den gotischen Raumeindruck wahrte. Gleichzeitig wurde der Haupteingang vom Turm an die Nord- und Südwand verlegt. Dieser Bauzustand ist dokumentiert durch ein Ölgemälde, das heute in der Turmkapelle zu sehen ist. 1791 zerstörte ein Blitz die gotische Turmspitze und Teile der Glockenstube, so dass der Turm 1792 die bis heute charakteristische Zwiebel erhielt. 1733 erfolgte eine Überarbeitung der Kirche, vor allem der Turmkapelle, im Stil des Rokokos. 1866 wurde die Kirche restauriert, dabei wurden die Rokokoeinbauten insbesondere in der Turmkapelle wieder entfernt, nachdem bereits kurz nach 1800 viele Votivbilder und Darstellungen, die einem überschwenglichen Heiligenkult huldigten, „im Namen der Aufklärung“ entfernt wurden.

Mit der Säkularisation 1803 wurden die Stiftungen sowie der geistliche Grundbesitz in den kurfürstlich-königlichen Besitz übertragen. Dennoch hielt die Bedeutung als Wallfahrts- und Gnadenort an. Erst 1907 war Ramersdorf, 40 Jahre nach seiner Eingemeindung nach München, so sehr gewachsen, dass Maria Ramersdorf zur Pfarrkirche erhoben wurde. Im Dritten Reich kam die Wallfahrt fast vollständig zum Erliegen und ist bis heute nicht in nennenswertem Umfang wiederaufgelebt. Dennoch gilt Maria Ramersdorf insbesondere wegen ihres Reichtums an Reliquien nach Altötting und Ettal als drittwichtigster Marienwallfahrtsort im Erzbistum München und Freising. Nachdem Maria Ramersdorf im Zweiten Weltkrieg nur geringfügig beschädigt wurde, wurde die Pfarrkirche bereits 1945 instandgesetzt.

Ausstattung

Hochaltar

Glocken

Von den sechs Glocken im Turm sind vier historisch. Diese bestehen neben zwei Glocken des 17. Jahrhunderts aus einem mittelalterlichen Glockenpaar, das auf das Jahr 1482 datiert ist; es wurde vom Münchner Glockengießer Ulrich von Rosen gegossen. Die Glocken hängen an Stahljochen im zweistöckigen Stahlglockenstuhl. Aufgrund statischer Schwierigkeiten erhielten nach 10 Jahre langem Schweigen die beiden großen Glocken von Karl Czudnochowsky aus den 1950er Jahren Obergewichte (Glocke 1) und die dafür notwendigen Gegengewichtsklöppel.

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer
 
Gewicht
(kg)
Nominal
 
1 Hosanna 1956 Karl Czudnochowsky 2565 b0
2 Georg 1954 Karl Czudnochowsky 1650 des1
3 1694 Johann Jakob Schorer 930 f1
4 Maria 1482 Ulrich von Rosen 658 as1
5 1610 Batholomäus Wengle 450 b1
6 Sterbeglocke 1482 Ulrich von Rosen 260 des2

Gesamtensemble

Maria Ramersdorf steht auf einem Hügel, der früher als Friedhof genutzt wurde. Dieser Bereich ist mit einer Friedshofumbauung umschlossen, die ein eigenes ehemals spätgotisches Torhaus, heute Torbogenhaus oder Mesnerhaus genannt, besaß. Eine Passionskapelle wurde im 17. Jahrhundert an die Innenseite der Friedhofsmauer angebaut. Im 18. Jahrhundert wurde noch ein kurfürstliches Jagdhaus, das Benefiziatenhaus, in die Mauer eingesetzt. Diese bauliche Einheit hat die Säkularisation und die Purifikationswellen des 19. und 20. Jahrhunderts überlebt. Die heutige städtebauliche Gesamtsituation ist im Wesentlichen in den 1930er Jahren entstanden und das Ergebnis einer nationalsozialistischen Städtebauplanung.

Literatur

  • Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer). 
  • Gerlinde Schnabel: Maria Ramersdorf. Ein Kirchenführer für Kinder. Hrsg. vom Kath. Pfarramt Maria Ramersdorf. Selbstverlag, München o.J. 

Weblinks

48.11407511.6151416666677Koordinaten: 48° 6′ 51″ N, 11° 36′ 55″ O


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