St. Pauli-Kirche (Bobbin)

St. Pauli-Kirche (Bobbin)
Die St. Pauli Kirche
Der Kirchturm
Ein Kirchenfenster
Die Kirche von der Rückseite
Kircheninneres

Die Kirche St. Pauli im Glower Ortsteil Bobbin ist die einzige erhaltene Feldsteinkirche auf der Insel Rügen. Sie gehört seit 2006 zur Kirchengemeinde Altenkirchen und ist Teil des evangelischen Kirchenkreises Stralsund.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die jetzige Kirche wurde um 1400 fertiggestellt. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass sich an derselben Stelle ein Vorgängerbau befand. Vermutlich sogar ein heidnisches Heiligtum, das dann konvertiert wurde, worauf auch der Name hinweist; der namensgebende Apostel Paulus, Apostelgeschichte 9, weist daraufhin. Schon 1250 wurden der Ort und die ecclesia de Babyn als Besitz des Klosters Bergen bezeichnet. Der Kirchbau des Jahres 1400 umschloss das Schiff mit Chor und Sakristei, der Turm kam ein Jahrhundert später hinzu. Das Likhus (Leichenhaus) wurde im 16. Jahrhundert an der Südseite des Chores angelegt, im 17. Jahrhundert wurde der Aufgang zur Patronatsloge ausgebaut. Die letzte Renovierung des Kircheninnern, bei der die Flachdecke erneuert wurde, erfolgte 1954/55. 1971 wurde das ursprünglich mit Schiefer gedeckte Dach renoviert.

Im 15. und 16. Jahrhundert war die Kirche St. Pauli eine der Rügener Wallfahrtskirchen. Papst Bonifatius IX. verlieh den Besuchern und Wohltätern der Kirche Ablass. Die damalige ecclesia parochialis S. Pauli in Babbin gehörte zur Diözese Roskilde.

Im Jahre 1472 wird ein Vorsteher der Bruderschaft der Heiligen Maria genannt. Nach der Reformation lag das Patronat vermutlich beim jeweiligen Landesherrn, seit 1652 bei der Herrschaft Spyker.

Ausstattung

Die Fünte, der Taufstein, ist das älteste Stück der Kirche und stammt vermutlich aus dem Jahr 1300. Wahrscheinlich hat sie schon in einer um 1450 erwähnten Vorgängerkirche gestanden. Sie besteht aus einem runden Fuß und einer halbkugeligen Kuppa.

Der Sakralschrein entstand kurz nach 1400 und befindet sich gewöhnlich in einer spitzbogigen Nische in der Südwand der Sakristei. Damals wurden dort Hostien und Monstranz aufbewahrt, worauf die kunstvolle Bemalung hindeutet: Auf der eichenen Holztür befinden sich zwei Engel mit einer Monstranz. Auf der Türinnenseite ist eine Kreuzigungsgruppe vor rotem Hintergrund mit schwarzen Sternen dargestellt. Der Schrein befindet sich derzeit zur Restaurierung in Berlin.

Die nur noch bruchstückhaft erhaltenen Grabplatten stammen ebenfalls aus frühester Zeit. Im Mittelgang des Kirchenschiffes sind noch die Grabplatten der [Mechtild von Jasmund und ihres Sohnes Hermann von Jasmund aus dem Jahr 1440 sowie zwei Grabplatten für Balthasar von Jasmund und seine jung verstorbenen Kinder aus dem Jahr 1618 erkennbar.

Eine Schranktruhe aus dem Jahre 1600 dient heute im Eingangsbereich als Opfertruhe. In einer Gruft unter der Kirche befindet sich der Sarg des Carl von Jasmund aus dem Jahr 1649.

Die meisten Ausstattungsstücke aus dem 17. Jahrhundert sind Stiftungen des Grafen Carl Gustav Wrangel, der 1652 das Patronatsrecht über die Kirchspiele Bobbin und Sagard erhielt. Auf der Kanzel aus dem Jahr 1662 finden sich manieristische Darstellungen biblischer Gestalten vor Landschafts- oder Architekturhintergrund: Salvator, Petrus, Johannes der Täufer, Moses, die vier Evangelisten, Engel in Wolken. Auf den Voluten des Schalldeckels stehen kleine Engel, auf der Spitze Christus als Salvator (Retter der Welt). Unter dem Schalldeckel hängt eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist, der den Prediger auf der Kanzel beflügeln soll.

Der Altaraufsatz aus dem Jahr 1668 zeigt wie viele Altäre drei Motive aus dem Leben Jesu Christi, die für die Gemeinde zentrale Bedeutung haben: Auf dem Mittelbild die Kreuzigung Jesu, durch die alle Christen Anteil an der Sündenvergebung haben. Auf dem unteren Bild das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, durch das auch die Gemeinde heute mit ihm verbunden ist. Auf dem oberen Mittelfeld mit Dreiecksgiebel die Auferstehung Jesu zum ewigen Leben, das allen Gläubigen verheißen ist.

Auf der Patronatsempore aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts sind die Wappen der adligen Familien Putbus, Wrangel und Lauterbach abgebildet.

Erst im 18. Jahrhundert fand der Beichtstuhl in der Kirche seinen Platz. Der Stralsunder Tischler Michel Müller errichtete ihn 1745. Auf den Feldern des unteren Teils finden sich Darstellungen mit erläuternden Bibeltexten:

  • Ein Wanderer in der Landschaft: „Wandelt wie die Kinder des Lichts“ (Eph 5,9 EU)
  • Christus richtet einen vor ihm knienden Mann auf: „Ich habe keinen Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern dass er sich bekehre und lebe.“ (Ez 33,11 EU)
  • Ein Mann hebt die Hände der Sonne mit Namen Jahwe entgegen: „Gott sei mir Sünder gnädig“ (Lk 18,13 EU)
  • Christus mit ausgebreiteten Armen: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Mt 28,11 EU)

Das Innere des Beichtstuhls war völlig mit jetzt überstrichenen und nur schwer lesbaren Inschriften bemalt.

Es erscheint ungewöhnlich, dass der Beichtstuhl erst in der Zeit nach der Reformation in der Kirche aufgestellt wurde. Wie es dazu kam, liegt im Dunkeln. Auf jeden Fall steht die Praxis der Beichte nicht im Widerspruch zur Reformation. Martin Luther lehnte nicht die Beichte, sondern nur den Beichtzwang ab. Das Entscheidende war für ihn das Vergebungswort Christi in der Absolution.

Das Gestühl und die Orgel stammen aus dem 19. Jahrhundert. Die 1-manualige Buchholz-Orgel wurde 1842 vom Berliner Orgelbauer Carl August Buchholz gebaut und hat sechs Register. Das Pedal wurde 1878 hinzugefügt.

Das Geläut der St. Pauli-Kirche wurde im Jahr 2002 erneuert. Die im Jahr 1649 von Wrangel gestiftete Glocke wurde restauriert, die beiden 1929 angeschafften Stahlglocken durch neue Bronzeglocken ersetzt.

Auf dem Friedhof befindet sich ein Gruftbau aus dem Jahre 1782. 56 erhaltene Grabwangen stammen aus den Jahren 1755 bis 1884.

Siehe auch

Weblinks

54.55361111111113.5272222222227Koordinaten: 54° 33′ 13″ N, 13° 31′ 38″ O


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