St. Étienne-du-Mont

St. Étienne-du-Mont
Chor und Lettner
Außenansicht

Die Pfarrkirche Saint-Étienne-du-Mont befindet sich auf der Montagne Sainte-Geneviève (Genoveva-Berg), im 5. Arrondissement von Paris, neben dem Lycée Henri IV und dem Panthéon.

Sie ersetzte einen Vorgängerbau aus dem Jahr 1222. Dieser war für die ständig anwachsende Bevölkerung im Umfeld der Universität zu klein geworden, so dass 1492 der Bau einer neuen Kirche beschlossen wurde. Dafür spendete die Abtei Sainte-Geneviève, von der Reste im heutigen Lycée Henri-IV erhalten sind, einen Teil ihres Grundbesitzes.

Wegen der Hugenottenkriege erstreckten sich die Bauarbeiten über einen langen Zeitraum und wurden mehrmals unterbrochen. Bedingt durch die vielen Bauphasen weist die Kirche Elemente aus verschiedenen bauhistorischen Epochen auf. So entstammt der Chor der in Frankreich Flamboyant genannten Spätgotik, während das Kirchenschiff bereits Elemente der Renaissance in sich vereint. Die Fassade wurde aber von 1610 bis 1622 in einem Zug errichtet, also in der tiefen Renaissance (1861–68 von Baltard restauriert, die Skulpturen sind modern). Am 15. Februar 1626 wurde die Kirche von Jean-François de Gondi, dem ersten Erzbischof von Paris und Onkel von Jean-François Paul de Gondi, geweiht.

Während der Französischen Revolution wurde sie in „Tempel der Kindesliebe“ umbenannt und 1807 beschädigt. Im Zweiten Kaiserreich wurde sie von Victor Baltard restauriert. Am 3. Januar 1857 wurde in der Kirche Marie Dominique Auguste Sibour, der seit 1848 amtierende Erzbischof von Paris, ermordet. Der Täter war der Priester Jean-Louis Verger, der zuvor seines Amtes enthoben worden war, nachdem er das Dogma der Unbefleckten Empfängnis kritisiert hatte.

Die Kirche ist vor allem wegen ihrer Achse vom Haupt- zum Querschiff, ihres Lettners aus weißem Marmor (1545 von Biart le pere realisiert), ihrer Kanzel (entworfen von Laurent de La Hire Claude Lestocart) sowie des Orgelgehäuses von 1631 (des ältesten von Paris) bekannt. Auch beherbergt die Kirche den Leichnam der Heiligen Genoveva von Paris. Ihr Schrein ist nicht original mittelalterlich, sondern stammt aus dem 19. Jahrhundert. Der moderne Sarkophag ahmt aber die mittelalterliche Formensprache nach und umschließt einen erhalten gebliebenen Teil des echten Sarkophages der Sainte-Geneviève. Außerdem ruhen in dieser Kirche die Überreste des Dramatikers Jean Racine, des Physikers Blaise Pascal und von Blaise de Vigenère. Auf dem Friedhof der Kirche wurde 1795 Jean Paul Marat beigesetzt, wobei dies (nach dem Couvent des Cordeliers und dem Panthéon) bereits sein drittes Grab war.

Joris-Karl Huysmans bezeichnete die Kirche in seinem Werk En route (1895) als eine der schönsten Kirchen Frankreichs.

Der französische Komponist Maurice Duruflé (1902–1986) amtierte für über 50 Jahre von 1930 bis 1986 als Organist dieser Kirche. Zu Lebzeiten war er als einer der großen Improvisatoren der französischen Orgelschule bekannt, er wird vor allem wegen seiner geistlichen Musik sowie seiner Orgelwerke geschätzt. Seit 1997 amtiert Thierry Escaich hier als Titularorganist.

Daten

  • 6. Jahrhundert – Bau einer ersten Kapelle über dem Grab der Heiligen Genoveva von Paris († 502), aus der sich die Abtei Sainte-Geneviève entwickelt.
  • 13. Jahrhundert – Nördlich des Klosters entsteht eine neue Pfarrkirche
  • 1491 – Baubeginn der Glockenturms
  • 1537 – Baubeginn des Altarraums
  • 1545 – Baubeginn der Galerien
  • 1580 – Baubeginn der Gewölbe der Kirchenschiffs und der Querschiffs
  • 1624 – Fertigstellung des Glockenturms
  • 1807 – Teilweise Zerstörung der Kirche

Weblinks

48.8465277777782.34800277777787Koordinaten: 48° 50′ 48″ N, 2° 20′ 53″ O


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