- St Joachimsthal
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Jáchymov Basisdaten Staat: Tschechien Region: Karlovarský kraj Bezirk: Karlovy Vary Fläche: 5111 ha Geographische Lage: 50° 22′ N, 12° 55′ O50.36611111111112.923333333333672Koordinaten: 50° 21′ 58″ N, 12° 55′ 24″ O Höhe: 672 m n.m. Einwohner: 3.481 (3. Juli 2006) Postleitzahl: 362 51 - 363 01 Struktur Status: Stadt Ortsteile: 5 Verwaltung (Stand: 2007) Bürgermeister: Jaroslav Vondráček Adresse: nám. Republiky 1
362 51 JáchymovWebsite: www.mestojachymov.cz Jáchymov (deutsch Sankt Joachimsthal) ist eine Stadt im nordwestlichen Böhmen in der Tschechischen Republik und gehört zur Region Karlsbad (Karlovarský kraj). Sankt Joachimsthal liegt auf 733 m ü. M. im Erzgebirge an der Weseritz (Jachymovský potok).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Gründung des Ortes erfolgte im Jahr 1516. Der Ort hatte vorher den Namen Conradsgrün. Bei der neuen Namensgebung stand der Name der sächsischen Bergstadt Sankt Annaberg Pate. 1520 wurde Joachimsthal zur freien Bergstadt gemacht, nachdem 1519 hier erstmals die „Joachimstaler“ gemünzt wurden. Diese gaben dem Taler und dem Dollar ihren Namen.
Die reiche Ausbeute ließ Joachimsthal schnell wachsen; im Jahr 1548 wurden 136 Paare getraut und 416 Kinder getauft. Zeitweise besaß die Stadt 20.000 Einwohner und machte gleichzeitig die Grafen von Schlick, zu deren Besitz die Stadt gehörte, zu einem der reichsten Adelsgeschlechter von Böhmen. Die Grafen Schlick (Hauptlinien waren die von Elbogen, Falkenau und Schlackenwerth) besaßen den Elbogener Kreis fast ganz und vom Saazer einen großen Teil. So gab es ein in den wichtigsten Interessen geeinigtes Schlicksches Land; es war nahezu unabhängig von der böhmischen Krone. Seit 1517 hatte Graf Stephan Schlick mit seinen Brüdern das Oberregiment über das „Thal“. Er war bis 1526 Landesherr von Joachimsthal.
Seit 1523, in Elbogen bereits seit 1521, wurde die Reformation eingeführt. Im Schmalkaldischen Krieg war Joachimsthal zeitweilig von sächsischen Truppen besetzt. Von 1621 an erfolgte die Rekatholisierung der Stadt, viele protestantische Bürger und Bergleute wanderten deshalb ins nahe Sachsen aus.
Im 19. Jahrhundert war die Stadt Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und einer Berg- und Hüttenverwaltung. Auch in dieser Zeit war der Bergbau noch bedeutend. Er wurde teils von staatseigenen, teils von privaten Firmen betrieben. Man förderte neben Silbererz (1885: 227 Zentner), auch Nickel, Bismut und Uranerz. In einer großen Tabaksfabrik waren 1.000 Arbeiterinnen beschäftigt. Daneben gab es Handschuh- und Korkstöpselfabrikation sowie Spitzenklöppelei. Am 31. März 1873 brannte die Stadt fast gänzlich ab.
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Marie Curie im Joachimsthaler Uranerz das Element Radium, wofür sie später den Nobelpreis erhielt. 1919 wurde Joachimsthal Teil der Tschechoslowakei, 1938 wurde es mit dem Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen. Die tschechische Minderheit wurde in das Landesinnere von Böhmen und Mähren vertrieben. 1945 erfolgte dann die Vertreibung der Deutschen aus Joachimsthal. Am 1. Dezember 1930 hatte die Stadt Sankt Joachimsthal 7316 Einwohner, am 17. Mai 1939 noch 6388 und am 22. Mai 1947 waren es 6806 Bewohner.
Bis zum Ersten Weltkrieg lag hier die einzige bekannte Lagerstätte von Uran. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Vorkommen für die entstehende sowjetische Atomindustrie massiv abgebaut. Viele missliebige politische Häftlinge des kommunistischen Regimes der Tschechoslowakei landeten als Zwangsarbeiter in den Uranminen. Viele von ihnen starben nach kurzer Zeit. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Jáchymov lag bei 42 Jahren. Seit 1964 wird kein Uran mehr abgebaut.
Joachimsthal ist das älteste Radiumheilbad der Welt. Die im ehemaligen Uranerzbergwerk entspringenden radioaktiven Thermalquellen werden zur Behandlung von Nerven- und Rheumaerkrankungen nach ärztlicher Voruntersuchung der Patienten eingesetzt. Unweit des Ortes befand sich am Fuße des Pleßberges das Kapuzinerkloster Mariasorg, das in den fünfziger Jahren geschleift wurde. Aus dem Weseritztal führt ein Sessellift hinauf zum höchsten Berg des Erzgebirges, dem 1244 m hohen Klínovec (Keilberg).
Verkehr
Von 1896 bis 1957 besaß die Stadt durch die Lokalbahn Schlackenwerth–Joachimsthal einen Bahnanschluss.
Stadtgliederung
Die Stadt Jáchymov besteht aus den Ortsteilen Jáchymov (Sankt Joachimsthal), Mariánská (Mariasorg), Nové Město (Neustadt), Suchá (Dürnberg) und Vršek (Werlsberg). Zu Jáchymov gehören die Fluren des erloschenen Dorfes Popov (Pfaffengrün).
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Christoph Fischer (1518–1598), Pfarrer, Landessuperintendent der Grafschaft Henneberg, Generalsuperintendent von Lüneburg-Celle
- Johannes Criginger (1521–1571), lutherischer Theologe, Kartograf und Schriftsteller
- Johann Major (1533–1600), evangelischer Theologe, Humanist und Poet
- Johann Richter oder Johannes Praetorius (1537–1616), deutscher Mathematiker und Astronom
- Johannes Mathesius der Jüngere (1544–1607), Mediziner
- Samuel Fischer (1547–1600), Pfarrer, Superintendent und Professor in Jena
- Paul Mathesius (1548–1584), lutherischer Theologe
- David Schedlich (1607–1687), deutscher Barockkomponist, Organist in Nürnberg
- David Rebentrost (1614–1703), Pfarrer zu Drebach, Arzt, Heilpraktiker, Apotheker und Pflanzenzüchter
Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Georgius Agricola (1494–1555), Stadtarzt und Apotheker, Vater der Mineralogie
- Nikolaus Herman (1500–1561), Kantor und Lehrer an die Lateinschule, schuf zahlreiche evangelische Kirchenlieder
- Johannes Mathesius (1504–1565), ab 1532 Rektor der Lateinschule, seit 1542 Bergprediger
- Kaspar Eberhard (1523–1575), Lehrer und Rektor der Lateinschule von 1545 bis 1554
- Jacob Schedlich (um 1588–1669), Orgelbauer und Kantor sowie 36 Jahre Bürgermeister in St. Joachimsthal
Literatur
- Götz Altmann: Gründung und Aufstieg der böhmischen Bergstadt St. Joachimsthal (Jáchymov). In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Heft 2/2005, S. 4-12
- Johannes Mathesius: Sarepta oder Bergpostill/ Sampt der Joachimßthalischen kurtzen Chroniken (...). Nürnberg 1564 (auch Nürnberg 1562 und verschiedene spätere Auflagen); darin ab Bl. LI: Chronika der Keyserlichen freyen Bergkstadt Sanct Joachimsthal der (so!) zuvor die Conradsgrün genent war / MDLXII; Die detaillierte Chronik wurde in einer der zahlreichen späteren erweiterten Auflagen der Sarepta (z. B. Leipzig 1618 und 1621) bis an die Schwelle des Dreißigjährigen Krieges weitergeführt!
- Jiří Majer Dolování v Jáchymově 1516-1966 (Der Bergbau in Sankt Joachimsthal von 1516 bis 1966), Prag, 1967
Weblinks
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