Staatskapelle Halle

Staatskapelle Halle

Die Staatskapelle Halle ist ein Sinfonieorchester und Orchester für Oper und Ballett in Halle an der Saale. Mit etwa 150 Musikern ist sie eines der größten Orchester Deutschlands.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Stadt-, Hof- und Universitätsorchester

Seit der Gründung der Hofkapelle Herzogs August von Sachsen 1654 verlor die Tradition der Spielleute an Bedeutung. 1789 wurden die Hyntzsche Hautboisten-Compagnie und die Stadtmusikanten zusammengelegt. Johann Christoph Wansleben wurde Stadtmusikdirektor und wurde Vorsitzender der Combinierten Stadtmusikanten-Gesellschaft. 1700 wurde seitens des preußischen Königs ein Theaterverbot durchgesetzt. Seit 1779 wurden unter der Leitung von Daniel Gottlob Türk Konzertreihen ins Leben gerufen. Johann Christian Reil eröffnete 1809 das Solbad Wittekind. Von 1811 bis 1828 spielte die Weimarer Hofkapelle in der Schulkirche. 1833 wurde die Stadtmusik unter Georg Schmidt neu organisiert. Die Kapelle wurde vergrößert und in Stadtmusikcorps umbenannt. Es spielte sowohl Bergkonzerte als auch Opern. Aus dem Stadtmusikcorps wurde 1852 das aus 30 Musikern bestehende Hallische Stadtorchester. Wilhelm Halle gab es 1881 den Namen Stadt- und Theaterorchester.

Theater- und Opernorchester

1897 wurde Max Richards Theaterleiter. Er gründete ein aus 17 Musikern bestehendes Stadttheater-Orchester. 1907 gründete er die Hallesche Orchester-Vereinigung. Die hallesche Musikszene erlebte unter Eduard Mörike eine Blütezeit und bedeutende Dirigenten wurden engagiert, wie Arthur Nikisch, Felix Mottl, Richard Strauss, Siegfried Wagner und Felix Weingartner. Die Orchestervereinigung wurde trotz der Erfolge 1910 wieder aufgelöst. 1925 wurde der Spielbetrieb durch Einladung anderer deutscher Orchester aufrechterhalten. 1934 wurde das Stadttheater-Orchester in Städtisches Orchester unter Bruno Vondenhoff, dem ersten Generalmusikdirektor umbenannt. Am 31. März 1945 wurde das Theater zerstört. 1948 wurde dann das Landestheater Sachsen-Anhalt gegründet. Der neue künstlerische Leiter Horst-Tanu Margraf war für die Händel-Pflege zuständig. Das Orchester erhielt 1957 den Namen Händel-Festspielorchester. Kurt Masur, Klaus Tennstedt und Olaf Koch hatten in den folgenden Jahren die Position des Kapellmeisters inne. Die Dirigenten Thomas Sanderling und Volker Rohde führten die Händel-Tradition fort. Bei den Konzerten waren u.a. Klaus Tennstedt, Heinz Bongartz, André Rieu senior, Kurt Masur, David und Igor Oistrach, Wilhelm Kempff, Emil Gilels, Gidon Kremer, Ruggiero Ricci und Wladimir Spiwakow zu Gast. 1972 wurde das Staatliche Unterhaltungsorchester vom Landestheater übernommen. Christian Kluttig war von 1979 bis 1990 Generalmusikdirektor. 1990 kam es zur Fusion des Händelfestspielorchesters mit dem Unterhaltungsorchester. Es folgten die Leiter Wolfgang Balzer, Johan M. Arnell und Roger Epple.

Sinfonisches Orchester und Philharmonie

Opernhaus Halle

Im Jahr 1946 gründete Arthur Bohnhardt das Hallische Volkssinfonieorchester (später Sinfonieorchester). Er leitete es bis zum Zerwürfnis mit der damaligen Politik und seiner Auswanderung nach Westberlin 1949. Der ehemalige Musikdirektor des Landestheaters in Halle Walter Schartner übernahm seine Stelle. Am 19. September 1949 fand das Anrechtskonzert mit 52 Musikern statt. 1950 rückte der Kapellmeister Heinz Hofmann kommissarisch in das Amt, da sein Vorgänger an die Weimarer Musikhochschule wechselte. Wenig später wurde Werner Gößling Leiter des Orchesters. Es wurde nun auf 64 Musiker aufgestockt. 1954 wurde der Klangkörper in Staatliches Sinfonieorchester Halle umbenannt. Horst Förster leitete seit 1956 eine Phase der internationalen Anerkennung ein. Bei der 1000-Jahr-Feier der Stadt Halle 1961 hielt das Sinfonieorchester das Festkonzert. 1967 wurde Olaf Koch Chefdirigent. Nach der Wiedervereinigung übernahm das Land Sachsen-Anhalt die Hoheit über die Kulturpolitik. Heribert Beissel übernahm die künstlerische Leitung. Ihm folgten Bernhard Klee, Wolf-Dieter Hauschild und Heribert Esser.

Das Orchester geht auf Tournee und hält Gastspiele, u.a. im Salzburger Festspielhaus, in der Tonhalle Zürich, der Berliner Philharmonie und im Konzerthaus Berlin, in der Hamburger Musikhalle, der Kölner Philharmonie, in den Gasteig in München und ins Prinzregententheater. Außerdem führte es sie nach Italien, Frankreich, Belgien, Israel, Spanien und Japan.

Staatskapelle Halle

Die Staatskapelle Halle, 2006 durch den Zusammenschluss des Philharmonischen Staatsorchesters Halle mit dem Orchester des Opernhauses Halle gegründet, spielt gleichermaßen im Konzertsaal wie im Opernhaus und setzt die Tradition der ehemaligen Orchester mit ihrer bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Geschichte fort. Bedeutende Namen sind in ihre Chronik eingegangen, so etwa Kurt Masur, Klaus Tennstedt, Olaf Koch, Horst Förster, Hartmut Haenchen, Heribert Beissel, Roger Epple, Bernhard Klee und Wolf-Dieter Hauschild, die teilweise über Jahre als Chefdirigenten am Pult standen. Denkwürdige Konzertereignisse gab es über die Jahrzehnte immer wieder. Glanzlichter in jüngster Zeit waren der Mahler-Zyklus unter Hartmut Haenchen, der Gershwin-Abend mit Wayne Marshall, das Konzert mit Daniel Barenboim am Flügel und die konzertante Aufführung des 1. Aktes von Wagners Walküre mit Angela Denoke. Seit ihrer Gründung hat sich die Staatskapelle zudem im Bereich von Filmmusikaufnahmen und Soundtrackeinspielungen profiliert. So hat sie 2009 die von Colin Towns komponierte Musik zum Kinofilm ALBERT SCHWEITZER – EIN LEBEN FÜR AFRIKA aufgenommen, der kürzlich in den deutschen Kinos zu sehen war. Gastspielreisen führten die Staatskapelle Halle zuletzt nach Ravello, Seoul, Strasbourg, Innsbruck, Salzburg und Köln sowie mehrfach zu den Schlosskonzerten Neuschwanstein, in das Konzerthaus Berlin und die Berliner Philharmonie sowie nach Berlin-Hoppegarten. In der Zukunft wird das Orchester u. a. Einladungen in die Kölner Philharmonie, die Bremer Glocke und ins Brucknerhaus Linz folgen.

Ensembles

Robert Franz-Singakademie

Die zweitälteste Singakademie Deutschlands widmet sich der Musik Händels. Im Jahr 1953 fusionierte der Chor mit dem Staatlichen Sinfonieorchester Halle.

Stadtsingechor zu Halle

Der fast 900 Jahre alte Stadtsingechor wirkt regelmäßig an den Händel-Festspielen mit.

collegium instrumentale halle

Die Gründung des collegiums instrumentale geht auf das Jahr 1959 zurück. Es trat bei den Händel-Festspielen auf und erhielt 1964 den Händel-Preis. Besondere Förderung genoss das Ensemble zwischen 1972 und 1989 unter dem Konzertmeister Manfred Otte. Mehrere Gastauftritte in Deutschland, in der Schweiz und in Spanien zeichnen das Orchester aus.

Seit 1991 leitet Arkadi Marasch das collegium instrumentale.

Händelfestspielorchester

Integriert in die Staatskapelle Halle ist das Händelfestspielorchester Halle. Dieses Spezialensemble für Alte Musik hat sich der Barockpflege in der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels (1685–1759) verschrieben und sorgt jährlich für die musikalische Gestaltung der Händel-Festspiele Halle. Dabei wird seit 1993 auf historischen Instrumenten gespielt. Renommee erlangte das Orchester unter der Leitung des britischen Dirigenten Howard Arman (* 1954). Das Festspielorchester inszeniert die jährlich stattfindenden Händel-Opern mit und spielt das Eröffnungskonzert der Händel-Festspiele. Außerhalb der Festspielzeit hat es in Halle Auftritte im Rahmen eines Konzert-Abonnements und einer Kammermusikreihe.

Gastauftritte des Ensembles waren u.a. in Perelada (Spanien), Innsbruck, Karlsruhe, Köln, Berlin und Leipzig. Zukünftig wird Südkorea, Belgien und Südtirol/Italien bereist. Das Orchester arbeitet mit Nicholas McGegan, Paul McCreesh, Paul Goodwin, Marcus Creed, Michael Schneider und Fabio Biondi zusammen. Dabei entstanden mehrere CD- und DVD-Aufnahmen.

Im Jahr 2007 hat Bernhard Forck (* 1963) die musikalische Leitung übernommen.

Weblinks


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