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Stegreif ist eine veraltete Bezeichnung für den Steigbügel eines Reiters, zusammengesetzt aus den Bestandteilen „steigen“ und „Reif“. Gebräuchlich ist das Wort nur noch in der Redewendung „aus dem Stegreif“ und in Komposita wie Stegreifaufgabe, Stegreifentwurf, Stegreifkomödie, Stegreifspiel, Stegreiftheater und Stegreifübersetzung.
Inhaltsverzeichnis
Zum Begriff
„Aus dem Stegreif“ bedeutet wörtlich: ohne vom Pferd zu steigen, im übertragenen Sinn: ohne lang nachzudenken, unvorbereitet, extemporiert, improvisiert.[1]
Die Bedeutung „steigen“ zeigt sich auch in dem verwandten Wort „Steg“ = schmaler, erhöhter Übergang. Hinter dem Wort „Reif“ verbirgt sich ein alter Ausdruck für „Seil“ (vergleiche „Reeperbahn“ = Herstellungsstätte für Seile, „Reepschnur“ = dünnes Seil, „Fallreep“ = Strickleiter und engl. „rope“ = Seil). Ein Stegreif ist ursprünglich also eine Seilschlinge, die man zum Aufsteigen benutzte.[2]
Stegreif hieß außerdem ein Bauteil der mittelalterlichen Armbrust, das den Ladevorgang vereinfachte: ein steigbügelähnlicher Metallbügel am vorderen Ende der Waffe, in den der Schütze einen Fuß setzte und so die Hände frei hatte, um die Sehne zu spannen.
Da die Herkunft des Wortes weithin unbekannt ist, wird Stegreif – passend zu den ähnlichen Redewendungen „aus dem Stand“ und „aus der Luft gegriffen“ – oft falsch Stehgreif geschrieben und gesprochen.
Stegreifaufgaben und -entwürfe
An bayerischen weiterführenden Schulen heißen unangesagte Arbeiten „Stegreifaufgaben“. Laut der Schulordnung für die Gymnasien in Bayern vom 23. Januar 2007 gehören Stegreifaufgaben zu den kleinen schriftlichen Leistungsnachweisen. Sie werden nicht angekündigt und beziehen sich in der Regel auf die vorangegangene Stunde und das Grundwissen. Abweichend davon darf sich die Stegreifaufgabe an bayerischen Gymnasien auch auf zwei vorangegangene Stunden beziehen. Die Bearbeitungszeit soll zwanzig Minuten nicht übersteigen.[3][4]
Identisch mit der Stegreifaufgabe ist das Extemporale, kurz Ex. Das Ex sowie die Stegreifaufgabe existieren nur in südlichen Bundesländern (Bayern und Baden-Württemberg). Vergleichbar sind die Hausaufgabenüberprüfung, kurz HÜ, und die Leistungskontrolle, kurz LK. Siehe auch: Klassenarbeit.
Im Architekturstudium heißen kürzere Entwurfsaufgaben häufig „Stegreifentwürfe“.
Belege
- ↑ Friedrich Kluge in seinem Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin 1975, S. 743, umschreibt die Bedeutung ganz ähnlich: „wie ein Reiter, der etwas erledigt, ohne abzusitzen“.
- ↑ Auch im Duden Bd. 7, Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, Mannheim 1997, S. 706, wird das zweite Wortglied „Reif“ auf die alte Bedeutung „Strick“ zurückgeführt.
- ↑ Vergleiche Schulordnung für die Gymnasien in Bayern (Gymnasialschulordnung – GSO) vom 23. Januar 2007 (GVBl S. 68, BayRS 2235-1-1-1-UK), zuletzt geändert durch Verordnung vom 19. August 2008 (GVBl. S. 586), § 55 (http://by.juris.de/by/GymSchulO_BY_2007_P55.htm).
- ↑ Im Vergleich dazu die Bayerische Realschulordnung RSO 51,2: http://www.rsmbobbn.musin.de/bestimmungen/rso/t5/a1/.
Weblinks
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