Steinhausen (Bad Schussenried)

Steinhausen (Bad Schussenried)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Bad Schussenried
Bad Schussenried
Deutschlandkarte, Position der Stadt Bad Schussenried hervorgehoben
48.0066666666679.6586111111111570Koordinaten: 48° 0′ N, 9° 40′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Biberach
Höhe: 570 m ü. NN
Fläche: 55,02 km²
Einwohner: 8449 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 154 Einwohner je km²
Postleitzahl: 88427
Vorwahl: 07583
Kfz-Kennzeichen: BC
Gemeindeschlüssel: 08 4 26 014
Adresse der Stadtverwaltung: Wilhelm-Schussen-Straße 36
88427 Bad Schussenried
Webpräsenz:
Bürgermeister: Georg Beetz
Lage der Stadt Bad Schussenried im Landkreis Biberach
Karte

Bad Schussenried (Betonung auf ried) ist ein Moorheilbad und eine oberschwäbische Kurstadt im Landkreis Biberach in Baden-Württemberg.

Das Torgebäude am Kloster Schussenried

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Räumliche Lage

Bad Schussenried liegt am Fluss Schussen, geografisch zwischen Ulm und dem Bodensee. Der 48. Breitengrad läuft durch die Stadt.

Stadtgliederung

Zu Bad Schussenried gehören die heutigen Stadtteile Otterswang, Reichenbach und Steinhausen, die früher selbstständige Gemeinden waren.

Die Ortsteile sind: Aichbühl, Atzenberg, Fünfhäuser, Hopferbach, Kleinwinnaden, Kürnbach, Laimbach, Lauhaus, Lufthütte, Olzreute, Roppertsweiler und Sattenbeuren.

Historische Geographie

Zugleich führt durch Steinhausen der historische Jakobspilgerweg, der in Santiago de Compostela (Spanien) endet. Steinhausen ist eine Station auf dem Teilstück Ulm - Konstanz. So wird Steinhausen heute wieder von vielen Menschen zu Fuß auf dem Weitwanderweg besucht.

Geschichte

Der nahegelegene Federsee hat viele archäologische Zeugnisse einer vorgeschichtlichen Besiedlung der Region erbracht. Schussenried wurde namengebend für eine Kulturgruppe des Jungneolithikum.

Die Geschichte der Stadt ist bis 1803 eng mit der Geschichte des Klosters Schussenried verbunden.
siehe auch Burg Hervetsweiler, Burg Kürnbach, Ruine Otterswang, Burg Reichenbach, Burg Rudersberg,Burg Schussenried (Alte Apotheke), Burg Schussenried (Neue Apotheke)

Der Torfabbau war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Wirtschaftszweig für Schussenried.

Im Psychiatrischen Landeskrankenhaus wurden zwischen 1940 und 1941 im Rahmen der "Euthanasie"-Aktion T4 561 Patienten in die Anstalten Grafeneck und Hadamar zur Tötung ausgeliefert. An diese Opfer des NS-Terrors erinnert seit 1983 eine Gedenktafel auf dem Anstaltsfriedhof.[2]

Eingemeindungen

Im Zuge der Gemeindereform wurden am 1. Januar 1972 Otterswang (1271 ha Markungsfläche) und Steinhausen (649 ha) sowie am 1. Januar 1974 Reichenbach (1255 ha) in die Stadt eingegliedert.

Politik

Gemeinderat

Bei der Kommunalwahl am 13. Juni 2004 ergab sich folgende Sitzverteilung:

  • CDU - 41,1% (-3,8) - 9 Sitze (-3)
  • Unabhängige Liste (UL)- 22,5% (-1,3) - 4 Sitze (-2)
  • Freie Unabhängige Bürger (FUB) 14,4 % (+14,4) - 3 Sitze (+3)
  • FWG 13,1 % (- 7) - 2 Sitze (-3)
  • SPD - 8,9% (-1,1) - 1 Sitz (-1)

Wappen und Flagge

Blasonierung: „In Silber ein linksgewendeter, doppelschwänziger roter Löwe.“

Die Bad Schussenrieder Stadtfarben sind Rot-Weiß.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Bahnhof Bad Schussenried liegt an der Südbahnstrecke Ulm-Friedrichshafen. Das nördliche Teilstück nach Ulm kann im ÖPNV mit dem Tarif des Donau-Iller-Nahverkehrsverbundes genutzt werden.

1896 wurde der erste Streckenabschnitt der Schmalspurbahn Schussenried - Riedlingen - der Federseebahn - von Schussenried nach Buchau eröffnet. 1915 erfolgte die Verlängerung bis Dürmentingen und 1916 das letzte Reststück bis Riedlingen. Zwischen 1960 und 1969 wurden alle Strecken eingestellt. Heute existiert als Gütergleis noch der Streckenabschnitt bis zum Torfwerk (auf Normalspur umgestellt), seit 2002 allerdings ist diese Strecke stillgelegt.

Ansässige Unternehmen

Ein großer Arbeitgeber am Ort ist das Zentrum für Psychiatrie, Krankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie, das 256 Betten vorhält. Weitere große Arbeitgeber sind die Schwäbischen Hüttenwerke (SHW) und die Betonmischer-Sparte der Liebherr-Gruppe.

Bildungseinrichtungen

Bad Schussenried verfügt über eine Grund- und Hauptschule, die Jakob-Emele-Realschule und ein Progymnasium.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Freilichtmuseum Kürnbach

Die Stadt ist eine Station an der Oberschwäbischen Barockstraße und liegt an der Schwäbischen Bäderstraße.

Museen

  • Bierkrugmuseum: Das Bierkrugmuseum Bad Schussenried ist als Deutschlands erstes Museum dieser Art weithin bekannt. Es werden darin Bierkrüge der Sammlung Ott in allen Größen aus fünf Jahrhunderten gezeigt. Bei Führungen kann auch die Schussenrieder Brauerei Ott besichtigt werden, in der außerdem der drittgrößte Bergkristall der Welt ausgestellt ist.
  • Oberschwäbisches Museumsdorf Kürnbach: Im Ortsteil Kürnbach befindet sich das 1969 gegründete Oberschwäbische Museumsdorf, wohin oberschwäbische Bauernhäuser versetzt wurden, die am ursprünglichen Ort nicht mehr erhalten werden konnten. Inzwischen entstand um das Strohdachhaus von 1664, das einzige am Ursprungsort, ein richtiges Dorf mit 26 Gebäuden und Einrichtungsgegenständen aus fünf Jahrhunderten. Vom Schwäbischen Eisenbahnverein e. V. wird dort die 1,1 km lange „Dampfbahn Kürnbach“ betrieben.
  • Wallfahrtsmuseum „Alte Schmiede“ in Steinhausen
  • Erlebnis-Mühle Ailinger
  • Kutschenmuseum der Familie Mayerföls
  • Zentrales württembergisches Mundartarchiv und Museum

Bauwerke

Bibliothekssaal im ehemaligen Kloster Schussenried

Kloster Schussenried

Innenansicht der Klosterkirche St. Magnus
Chorraum und Chorgestühl

Sehenswert sind die erhaltenen Gebäude des 1183 gegründeten Klosters Schussenried, eines ehemaligen Prämonstratenser-Reichsstifts. 1748 begann man einen Neubau der gesamten Klosteranlage zu errichten, von der aber kaum die Hälfte ausgeführt werden konnte. Die Pläne dazu lieferte Dominikus Zimmermann; ein Holzmodell ist erhalten. Bauleiter war Jakob Emele, der 1750 zum Klosterbaumeister ernannt wurde und Zimmermann verdrängte. Das Bauvorhaben folgte dem Vorbild der Abtei Wiblingen. Beide Klöster zeichnen sich durch ihre überragenden Bibliothekssäle im Nordtrakt der Klosteranlagen aus. Ein Kapitelsaal im Osten wurde im frühen 19. Jahrhundert bereits wieder abgebrochen.

Aus dem Mittelalter ist die kurz vor dem Klosterneubau barockisierte Sankt-Magnuskirche erhalten, eine dreischiffige Basilika mit barocker Ausstattung, darunter das Chorgestühl von Georg Anton Machein und Deckenfresken von Johannes Zick. Die Klosterkirche hätte eigentlich durch einen Neubau nach Planung Emeles ersetzt werden sollen, doch ist es dazu nicht mehr gekommen.

Wallfahrtskirche Steinhausen

Die ab 1728 erbaute Wallfahrtskirche St. Peter und Paul im Ortsteil Steinhausen gilt als ein Hauptwerk Dominikus Zimmermanns und ist als heiter-verspieltes Wahrzeichen des oberschwäbischen Barock ebenfalls Ziel vieler Touristen. Die häufig zu hörende Bezeichnung Schönste Dorfkirche der Welt ist jedoch eher irreführend, da die "Dorfkirche" als Wallfahrtskirche durch das reiche Kloster Schussenried errichtet wurde und als reine Pfarrkirche für ein Dorf dieser Größe völlig überdimensioniert wäre.

Kirche in Otterswang

Die ebenfalls prächtig ausgestattete spätbarocke Kirche St. Oswald im Ortsteil Otterswang wird vor allem um das Erntedankfest im Herbst viel besucht, da sie jedes Jahr mit einem prunkvollen Erntedankteppich aus Feld- und Gartenfrüchten geschmückt wird.

Musik

Aus Bad Schussenried stammen die Schwabenrock-Gruppen Grachmusikoff und Schwoißfuaß.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Johann Baptist Allgaier (1763-1823), Schachspieler
  • Wilhelm Schussen (eigentlich W. Frick; 1874-1956), schwäbischer Schriftsteller
  • Paul Atzler (1889–1972), Herausgeber von jur. Fernlehrgängen
  • Otto Beck (1932–2007), Theologe, Pfarrer und Historiker
  • Oswald Metzger (*1954), Politiker und Publizist
  • Rolf Gölz (*1963), Profi-Radsportler und Olympiateilnehmer 1984 in Los Angeles, sportlicher Leiter des Rennteams Gerolsteiner
  • Martina Heimpel und Hildegart Wahl, Weltmeisterinnen im Kunstradfahren
  • Simone Heimpel und Sarina Heimpel, Europameisterinnen im Kunstradfahren
  • Edith Gaiser, Vize-Weltmeisterin 1976 und 1977 im Einer–Kunstradfahren
  • Silke Gaiser, 8-fache deutsche Meisterin (1994-1999, 2001, 2002) im Einer-Kunstradfahren, 7-fache Deutsche Meisterin (1995-1999, 2001, 2002) im Zweier-Kunstradfahren, 2-fache Europameisterin 1999 (Einer und Zweier-Kunstradfahren), 2. Platz bei der WM 2002 im Zweier-Kunstradfahren, 3. Platz bei der WM 2002 im Einerkunstradfahren
  • Manuela Schönberger, 7-fache Deutsche Meisterin (1995-1999, 2001, 2002), Europameisterin im Zweier-Kunstradfahren 1999, 2. Platz bei der WM 2002 im Zweier-Kunstradfahren

Literatur

  • Paul Beck, Bernard Ruess: Beiträge zur Geschichte Schussenrieds. Federsee-Verlag, Bad Buchau 1981
  • Hubert Kohler (Hrsg.): Bad Schussenried. Geschichte einer oberschwäbischen Klosterstadt. Thorbecke, Sigmaringen 1983, ISBN 3-7995-4060-1
  • Joachim Angerer, Otto Beck, Anton Schmid (Hrsg.): Erlebtes Bad Schussenried. Ein Bilderbogen aus Oberschwaben. Fink, Lindenberg 1997, ISBN 3-931820-34-3 (Bildband)
  • Johann Daniel Georg v. Memminger: Gemeinde Schussenried, aus Beschreibung des Oberamts Waldsee. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1834 (Volltext bei Wikisource)

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd.I, Bonn 1995, S. 23, ISBN 3-89331-208-0

Weblinks


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