Steve Zissou

Steve Zissou
Filmdaten
Deutscher Titel: Die Tiefseetaucher
Originaltitel: The Life Aquatic with Steve Zissou
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2004
Länge: 119 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson, Noah Baumbach
Produktion: Wes Anderson, Barry Mendel, Scott Rudin
Musik: Mark Mothersbaugh
Kamera: Robert D. Yeoman, Stefano Falivene
Schnitt: David Moritz
Besetzung
Wes Anderson auf Berlinale 2005

Die Tiefseetaucher ist ein Film von Wes Anderson aus dem Jahr 2004 über eine skurrile Expedition eines Meeresforscherteams.

Bill Murray spielt Kapitän Steve Zissou, einen berühmten Ozeanographen und Dokumentarfilmer. Die fiktive Person des Zissou ist bis hin zur roten Mütze dem realen Ozeanforscher und Filmemacher Jacques Cousteau nachempfunden.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Karriere des angejahrten Ozeanographen Steve Zissou (Bill Murray) ist in den letzten Jahren immer mehr bergab gegangen, seine Filme begeistern das Publikum nicht mehr und die Ehe mit seiner sehr sarkastischen Frau Eleanor (Anjelica Huston), seine zweite, hat auch schon bessere Tage gesehen. Ein besonderer Dorn im Fleisch ist der jüngere Konkurrent Allistair Hennessey (Jeff Goldblum), der alle Fördergelder einsackt und zudem der Ex-Mann seiner jetzigen Frau ist. Auch seine letzte Expedition, aus der wie üblich ein Dokumentarfilm gemacht wurde („Der Jaguarhai, Teil 1“), verlief katastrophal, denn sein langjähriger und bester Freund Esteban de Plantier (Seymour Cassel), seine rechte Hand, wurde von einem bislang unbekannten gefleckten Riesenhai gefressen, dem Zissou den Namen Jaguarhai gibt. Auf dem Filmfestival von Loquasto erlebt der Film seine Uraufführung, fällt aber beim Publikum durch, und Konkurrent Hennessey (zudem noch reicher dekoriert als Zissou selbst) bekommt den Preis. Zissou gibt bekannt, dass seine nächste Expedition das Ziel haben wird, den Jaguarhai zu finden und mit Dynamit zu töten - aus Rache. Es ist klar, dass Zissou eine schwere persönliche Krise durchmacht.

Zissou und seinen Produzenten Oseary Drakoulias (Michael Gambon) plagen schwere Geldprobleme bei der Ausrüstung seiner Expedition, da er vor neun Jahren seinen letzten Kinohit hatte und alle potentiellen Geldgeber ihn als nicht kreditwürdig ansehen. Auf einer Party an Bord seines Forschungsschiffes Belafonte trifft er zum ersten Mal Ned Plimpton (Owen Wilson), Pilot bei der Air Kentucky, der vermutlich sein unehelicher Sohn ist. Seine Mutter, mit der Zissou vor 30 Jahren ein Verhältnis hatte, ist kürzlich gestorben. Zissou lädt Ned ein, in sein Team zu kommen, ein rotbemütztes Häuflein (jeder hat eine andere Mütze) exzentrischer Gestalten aller Nationalitäten und Hautfarben, inklusive eines barbusigen Skript-Girls und einer Horde unbezahlter Praktikanten - eine Art Familienersatz für Zissou, der selbst keine richtige Familie hat. Als die Finanzierung der Expedition fehlschlägt, springt Ned mit seinem Erbe ein und rückt zu Zissous Co-Star auf, was Eifersüchteleien seitens der Crew, besonders von Seiten Klaus Daimlers (Willem Dafoe), auslöst. Durch Neds Hilfe können auch andere Investoren an Bord genommen werden, allerdings muss Zissou dabei einige Kröten schlucken: er darf den Jaguarhai nicht töten, und er muss einen Versicherungsangestellten (stets nur als der Versicherungsfuzzi bezeichnet) namens Bill Ubell (Bud Cort) an Bord nehmen, der u.a. darauf achtet, dass der Dreh nicht überzogen wird. Zu allem Überfluss kommt auch noch die sehr attraktive und obendrein schwangere Journalistin Jane Winslett-Richardson (Cate Blanchett) an Bord, um die sich zwischen Zissou und Ned Streitigkeiten entspinnen - sie ist anscheinend die einzige halbwegs ernstzunehmende Journalistin, die sich überhaupt noch für Zissou interessiert. Eleanor entscheidet sich, nicht an der Reise teilzunehmen, da sie Ärger wittert und nicht an dem teilhaben möchte, was Zissou da draußen erwarten mag.

Die Reise beginnt, und als erstes steuert Zissou das Meereslabor seines Konkurrenten Hennessey an, um dort die für die Jagd benötigten Hightech-Geräte und einiges mehr, z.B. eine Espressomaschine, zu entwenden. Danach beginnt die Belafonte mit der Jagd auf den Hai, den Zissou bei ihrer letzten Begegnung mit einem Ortungspfeil markieren konnte. Der von Zissou bestimmte Kurs führt allerdings durch ungeschützte Gewässer, wo sie prompt von Piraten aufgebracht werden, die ihnen alles Geld und den ganzen Treibstoff stehlen. Zissou vertreibt die Piraten in einem Wutanfall fast allein und tötet einen von ihnen, kann aber nicht verhindern, dass sie den Versicherungsfuzzi als Geisel nehmen. Ein Teil der Besatzung will das Schiff verlassen, darunter das Scriptgirl und die meisten Praktikanten, aber auch die Reporterin, die sich mittlerweile in Ned verliebt hat. Rettung kommt ausgerechnet in Gestalt von Konkurrent Hennessey, der Zissou auch gleich im Wege der Erpressung eine riesige Geldsumme für seine Rettung aus dem Kreuz leiert und nebenbei fallen lässt, dass Zissous Frau Eleanor bei ihm wohnt. Hennessey schleppt die manövrierunfähige Belafonte nach Port-au-Monnaie, wo Zissou sofort die Villa seines Konkurrenten aufsucht, um seine Frau bzw. deren Eltern um Geld anzubetteln. Es kommt zur Aussprache zwischen beiden, und Zissou gesteht ihr, dass er in den letzten zehn Jahren wohl nicht in Höchstform war. Bei seiner Rückkehr an Bord geraten Zissou und Ned wegen Jane aneinander. Auf dem Höhepunkt des Streits erscheint Eleanor als rettender Engel, sie hat sich entschieden, ihrem Mann noch einmal zu helfen, und bezahlt die Reparatur und Neuausrüstung der Belafonte. Einer der Praktikanten und Jane bleiben an Bord, letztere auch wegen Ned.

Mittlerweile hat der Versicherungsfuzzi ein Lebenszeichen von sich gegeben, und Eleanor kann als Ausgangsort die Ping-Inseln ausmachen. Die Belafonte macht sich auf den Weg nach Little Ping, das vor einigen Jahren nach einem schweren Sturm verlassen wurde, und sie finden nahe der Küste das treibende Wrack von Hennesseys Forschungsschiff. Zissou geht mit einer achtköpfigen Mannschaft an Land. Dort durchsuchen sie ein verfallenes Luxushotel, wo Zissou mit seiner ersten Frau die Flitterwochen verbrachte. Zuerst finden sie die Piraten nicht, und Zissou sieht sich am Tiefpunkt seines Lebens. Dabei kommen er und Ned sich allerdings näher, und Zissou erkennt ihn endlich tatsächlich als seinen Sohn an. Gleichzeitig bessert sich das Verhältnis zu Klaus, der jetzt die Lücke ausfüllt, die vorher Esteban eingenommen hatte, und zur rechten Hand Zissous aufsteigt. Beim Verlassen des Hotels finden sie die Gräber der Besatzung von Allistair Hennessey, die von den Piraten getötet wurden, und Zissou selbst macht schließlich die Piraten ausfindig, die Hennessey gefangen halten. Es gelingt ihm, seinen Konkurrenten zu befreien, der dabei verletzt wird, und gemeinsam verlassen sie die Insel, nicht ohne nach einem heftigen Feuergefecht das Piratenschiff in die Luft zu jagen.

Wes Anderson, Cate Blanchett, Anjelica Huston auf der Berlinale 2005

Die Suche nach dem Hai geht weiter, allerdings ist das Ortungsgerät defekt, und Zissou will schon aufgeben. Ned überredet ihn allerdings, mit dem altersschwachen Hubschrauber des Schiffes nach dem Tier zu suchen. Kurz vor dem Start bekommt Ned einen Liebesbrief von Jane, und mit seiner Bearbeitung der Team Zissou-Flagge gewinnt er auch das Herz von Klaus, auch Zissou selbst sieht ihn als gleichrangigen Partner und Familien-(sprich Team)mitglied an. Unglücklicherweise stürzt der Hubschrauber bei der Suche ab, und Ned kommt dabei ums Leben. Produzent Drakoulias und mehrere Air Kentucky-Bedienstete reisen zu Ned's Seebestattung an Bord der Belafonte an, das ganze Team ist anwesend, und Zissou söhnt sich sogar mit Hennessey aus. Kurz nach der Bestattung meldet die Technikabteilung, dass das Ortungsgerät wieder funktioniert und dass der Jaguarhai in einem Tiefseegraben am anderen Ende des Riffs steckt. Das gesamte Team Zissou, erweitert um Jane, Drakoulias und Hennessey plus der letzte verbliebene Praktikant, macht sich mit Zissous Forschungs-U-Boot Deep Search (ex Jaqueline, der Name seiner Ex-Frau) auf den Weg, und gemeinsam werden sie Zeuge, wie der Jaguarhai aus dem Dunkel auftaucht, und sie können ihn filmen. Das Auffinden des Tieres ist für Zissou und auch für die anderen ein Schlüsselerlebnis und auch ein Wendepunkt, die Expedition hat ihr Ziel erreicht, auch wenn Ned dabei sein Leben lassen musste. Jane veröffentlicht ihren Artikel, den der vorher sehr selbstherrliche Zissou unverändert durchgehen lässt, ihm ist aufgegangen, dass er mit seinen persönlichen Schwächen leben kann. „Der Jaguarhai, Teil 2“ wird auf dem nächsten Loquasto-Festival ein großer Erfolg, Zissou gewinnt den Preis - aber das ist ihm offenbar gar nicht mehr so wichtig, er hat seine persönliche Krise überwunden und kann damit fortfahren, sein Leben zu leben. An Ned's Stelle tritt der Neffe von Klaus, und Zissou kann seine kaum gefundene Vaterrolle fortsetzen. Janes mittlerweile geborenes Kind tritt ebenfalls zum Team Zissou (blauer Anzug, rote Mütze), wie auch der einzige verbliebene Praktikant. Zissous letzten Worte vor der Abblende, als er vor dem Festivalgebäude allein auf der Treppe sitzt und in sich selbst versunken nachdenkt, sind „Es ist ein Abenteuer...“

Besonderheiten

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Der Film besitzt eine ganz besondere Ästhetik, die sich sowohl an ozeanographische Filme der 1960er und 1970er Jahre anlehnt als auch ihre ganz eigenen Ausdrucksformen findet. Ganz besonders die abseitige Tierwelt ist ein einmaliges Stilmittel, die mit altmodischen Stop-Motion-Animationen animierten und sehr phantasievoll in Szene gesetzten Tiere geben dem Film einen unverwechselbaren Charakter. Auch die von Mark Mothersbaugh komponierte Filmmusik ist außergewöhnlich, und die von Seu Jorge (im Film Sicherheitsexperte Pelée dos Santos) gespielte Gitarrenmusik nach Liedern von David Bowie auf Portugiesisch stellen ein wichtiges Stilmittel dar. Unter Abseitigkeiten ist auch das Schiff Zissous, die Belafonte (Gegenstück der real existierenden Calypso), mit ihrem Interieur zu nennen, wie auch die augenscheinlich höchstklassige Verpflegung der Crew auf der ganzen Reise (Hummer, Torten, Champagner usw.).

Kritik

Wie auch schon bei anderen Filmen Andersons ist die Aufnahme der Kritik gespalten. Andersons Fans reden bereits von einem neuen Genre, seine Kritiker haben es umsonst versucht, dem kalkulierten Klamauk ein Schmunzeln abzugewinnen. Handlung, Situationen, Emotionen, Beziehungen und Dialoge sind jederzeit am Rande absoluter Künstlichkeit, die von den einen gemocht, von den anderen mit Langeweile quittiert wird.

  • Film-Dienst: Aus einer Mischung von Familiengeschichte, Vater-Sohn-Drama und Abenteuerfilm destillierte leise Komödie.
  • Dirk Jaspers Filmlexikon: Überbordend an verrückten Einfällen, verschrobenen aber immer liebenswerten Figuren und unglaublichen Situationen.
  • Prisma Online: Nach „Die Royal Tenenbaums“ legt Wes Anderson mit diesem Film erneut eine als Komödie gedachte Story vor. Doch die Witze wollen nicht zünden, Hauptdarsteller Bill Murray als Meeresbiologe in der Midlife-Krise wirkt eher melancholisch denn lustig und die Story plätschert ebenso flach vor sich hin wie die Gewässer, in denen das Expeditionsteam fischt. Was hier als skurril verkauft wird, wirkt lediglich deplaziert. Trotz starker Besetzung ist dies ein Sprung ins kalte Wasser.

Weblinks


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