- Stimmgattung
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Mit dem Begriff Stimmfach wird in der Praxis der Oper zwischen verschiedenen Arten und Charakteren der Stimmlagen unterschieden. Die Stimmfächer unterscheiden sich zum einen durch die Stimmen selbst, deren physiologische Merkmale wie Umfang, Färbung, Volumen die Sängerinnen und Sänger auszeichnen, andererseits in der Zuordnung zu den Rollen, die in Hinblick auf eben diese Charakteristika angelegt werden, und ihren typischen Einsatzmöglichkeiten auf der Opernbühne.
An deutschen Opernhäusern ist die Bezeichnung des Stimmfachs bei Festengagements üblicherweise Bestandteil des Vertrags, in Streitfällen kann ein Sänger eine so genannte fachfremde Partie ablehnen, was vor dem Bühnenschiedsgericht auch einklagbar ist. Maßgeblich ist hierbei für die Entscheidung das Handbuch der Oper, der so genannte „Kloiber“ (siehe Literatur).
Neben dem Umfang der Stimme wird grundsätzlich in das lyrische Fach bzw. in das Spiel- oder Charakterfach einerseits und das seriöse bzw. dramatische Fach oder Heldenfach unterschieden. Ist besondere Agilität der Stimme erforderlich, spricht man von Koloraturfach. Auch Männerstimmen haben zum Teil erhebliche Koloratur-Anforderungen, so dass man beispielsweise bei einigen Partien bei Rossini durchaus von Koloraturtenor sprechen könnte. Die historischen Stimmfächer Sopran- bzw. Alt-Kastrat sind verschwunden; die entsprechenden Partien werden heute transponiert oder von Frauen oder Countertenören gesungen.
Eine eindeutige Unterscheidung der Stimmfächer ist jedoch kaum möglich, da auch der Typus des Darstellers, seine Bühnenerscheinung und seine Rolleninterpretation berücksichtigt werden müssen; die Grenzen zwischen den Fächern sind darum fließend und nur auf einen Teil des Repertoires anzuwenden, vor allem auf Rollen der klassischen und romantischen Operntradition.
Inhaltsverzeichnis
Die gebräuchlichsten Stimmfächer mit ungefährem Stimmumfang und typischen Partien
Sopran
- Dramatischer Sopran (g-c’’’)
- Titelpartie in Richard Strauss Elektra
- Brünnhilde in Wagners Walküre
- Dramatischer Koloratursopran (c’-f’’’, selten auch tiefer)
- Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte
- Titelpartie in Verdis La traviata
- Charaktersopran (h-c’’’)
- Mélisande aus Claude Debussys Pelléas et Mélisande
- Jugendlich-dramatischer Sopran (c’-c’’’) (auch: Spinto-Sopran)
- Titelpartie in Dvořáks Rusalka
- Leonora aus Verdis Il trovatore
- Mimì aus Puccinis La Bohème
- Lyrischer Sopran (c’-c’’’)
- Marzelline in Beethovens Fidelio
- Susanna aus Mozarts Le nozze di Figaro
- Lyrischer Koloratursopran (c’-f’’’)
- Norina aus Donizettis Don Pasquale
- Zerbinetta in Strauss' Ariadne auf Naxos
- Soubrette (c’-c’’’)
- Despina aus Mozarts Così fan tutte
- Gretchen in Lortzings Der Wildschütz
Mezzosopran und Alt
- Dramatischer Mezzosopran - (g-b’’)
- Eboli aus Verdis Don Carlos
- Brangäne in Wagners Tristan und Isolde
- Koloratur-Mezzosopran - (g-b’’)
- Rosina aus Rossinis Der Barbier von Sevilla
- Lyrischer Mezzosopran - (g-b’’)
- Cherubino aus Mozarts Le nozze di Figaro
- Oktavian aus Strauss' Der Rosenkavalier
- Dramatischer Alt - (g-b’’)
- Die Hexe/Jezibaba aus Dvořáks Rusalka
- Koloraturalt (selten)
- Angelina aus Rossinis La Cenerentola
- Spielalt (g-b’’)
- Irmentraut aus Lortzings Der Waffenschmied
- Tiefer Alt (f-a’’)
- Geneviève in Debussys Pelléas et Mélisande
- Eine Kranke in Schönbergs Moses und Aron
- Countertenor (f-f’’)
- Oberon in Benjamin Brittens A Midsummer Night's Dream
- Altus (e-e’’) -
Tenor
- Heldentenor (c-c’’)
- Tristan aus Wagners Tristan und Isolde
- Titelpartie in Verdis Otello
- Jugendlicher Heldentenor - (c-c’’)
- Radames in Verdis Aida
- Max aus Carl Maria von Webers Freischütz
- Charaktertenor (A-b’)
- Mime aus Richard Wagners Siegfried
- Lyrischer Tenor (c-d’’)
- Don Ottavio in Mozarts Don Giovanni
- Nemorino aus Donizettis L’elisir d’amore
- Tenorbuffo oder Spieltenor - (c-h’)
- Pedrillo aus Mozarts Die Entführung aus dem Serail
- Beppo in Leoncavallos Pagliacci
- Haute-Contre
- Titelpartie in Jean-Philippe Rameaus Hippolyte
Bariton und Bass
- Heldenbariton (G-fis’)
- Titelpartie in Wagners Der fliegende Holländer
- Titelpartie in Verdis Rigoletto
- Jochanaan aus Richard Strauss' Salome
- Charakterbariton (A-g’)
- Titelpartie in Alban Bergs Wozzeck
- Kavalierbariton (A-g’)
- Don Giovanni aus Mozarts gleichnamiger Oper
- Titelpartie in Tschaikowskis Jewgeni Onegin
- Lyrischer Bariton (B-a’)
- Seriöser Bass (C-f’)
- Sarastro in Mozarts Zauberflöte
- Zaccaria in Verdis Nabucco
- Charakterbass oder Bassbariton (E-f’)
- Titelpartie in Mozarts Le nozze di Figaro
- Alberich in Wagners Götterdämmerung
- Schwerer Spielbass (D-f’)
- Baculus in Albert Lortzings Der Wildschütz
- Bassbuffo oder Spielbass (E-f’)
- Bartolo in Rossinis Der Barbier von Sevilla
- Doktor in Bergs Wozzeck
Klassische italienische Fachbezeichnungen
Die italienischen Fachbezeichnungen entsprechen den deutschen nicht genau, werden im deutschsprachigen Raum für italienische Opernliteratur jedoch durchaus benutzt. Da der Mezzosopran und der Bariton erst im 19. Jahrhundert entstanden sind (die Bezeichnung soprano ist in Italien bis Rossini durchaus auch für Mezzopartien üblich), beschränken sich die Unterscheidungen auf die klassischen Stimmlagen. Heute unterscheidet man außerdem mezzosoprano grave, -centrale, -acuto (schwerer-, mittlerer- und hoher Mezzo) sowie baritono drammatico und baritono cantabile (etwa dramatischer und lyrischer Bariton).
- Sopran
- Soprano drammatico (spinto) — entspricht dem Dramatischen Sopran
- Soprano lirico — entspricht etwa dem Jugendlich-dramatischen und schwereren Lyrischen Sopran
- Soprano leggero — umfasst den leichten Lyrischen Sopran, den Lyrischen Koloratursopran und die Soubrette. Zuweilen gibt es auch die Bezeichnung soprano di coloratura oder soprano d'agilità (Koloratursopran).
- Alt
- Contralto assoluto
- Mezzocontralto
- Tenor
- Tenore grave (baritenore)
- Tenore leggero oder Tenore buffo — Italienischer Spieltenor
- Tenore lirico leggero oder Tenore di grazia — (eher leichter) Lyrischer Tenor
- Tenore lirico — Schwerer Lyrischer- oder leichter Jugendlicher Heldentenor
- Tenore lirico spinto — Jugendlicher Heldentenor
- Tenore di forza (spinto)— Heldentenor
- Bass
- Basso profondo — Seriöser Bass
- Basso cantante — Hoher Bass; aus diesem Fach entstand der Bariton, heute wohl meist als Heldenbariton bezeichnet
- Basso buffo — Spielbass
Literatur
- Rudolf Kloiber, Wulf Konold und Robert Maschka: Handbuch der Oper, 9. Auflage, Kassel (Bärenreiter) 2002, ISBN 3761816057
Weblinks
- David L. Jones: Hohe oder tiefe Stimme? Kritische Anmerkungen über das Bestimmen der Stimmlage (pdf)
- Dramatischer Sopran (g-c’’’)
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