Stimmritze

Stimmritze
Abb. 1: Schematische Darstellung der Stellknorpel in Atmungsstellung; A: Schildknorpel, B: Ringknorpel, C: Stellknorpel, D: Stimmlippen

In der Phonetik und ihr verwandten Disziplinen bezeichnet man als Glottis die Ritze zwischen den Stimmlippen und den Stellknorpeln, auch „Stimmritze“ genannt. Diese Definition unterscheidet sich von dem Gebrauch des Begriffes in der Medizin oder Anatomie, die mit Glottis den stimmbildenden Apparat bestehend aus Stimmlippen und den Stellknorpeln bezeichnen. Die medizinische Bezeichnung für die Stimmritze ist Rima glottidis.

Für die Beschreibung von Sprachlauten oder Phonationstypen sind Weite und Länge der Glottis im Querschnitt von Bedeutung. Hierbei bedient man sich meist schematisierter Darstellungen, die den Schildknorpel, die Stellknorpel wie auch die Stimmlippen andeuten (siehe Abb. 1).

Die Weite der Glottis ist im wesentlichen von der Positionierung der Stellknorpel (in Abb. 1 als schwarze Dreiecke dargestellt) abhängig. Die Stellknorpel können zusammengeführt und auseinanderbewegt werden, womit sich die Weite der Glottis, etwa von einem schmalen Spalt bis zu einem Dreieck, variieren lässt. Die Stellknorpel können darüber hinaus verschiedene Drehbewegungen ausüben und dabei die Weite der Glottis wie auch den (im Schema nicht darstellbaren) Spannungsgrad der Stimmlippen beeinflussen (siehe Abb. 2).

Abb. 2: Schema der verschiedenen Stellungen der Stellknorpel und Stimmlippen; A: Glottisverschluss, B: Phonationsstellung, C: Flüsterstellung, D: Hauchstellung; E: Atmungsstellung oder Ruhestellung; F:Tiefatmungstellung

Die schematische Darstellung der Glottis im Längsschnitt (Abb. 3) wird u. a. eingesetzt, um die aerodynamischen Prozesse bei der Stimmlippenvibration zu erklären. Die Öffnung der Glottis aus der geschlossenen Position (1) heraus und die Rückkehr in den geschlossenen Zustand (6) stellen dabei einen Zyklus dar, der sich während der Vibration wiederholt. Während dieses Zyklus öffnen sich die Stimmlippen durch den ansteigenden Luftstrom allmählich von unten (2), bis sie sich schließlich öffnen (3, 4) und der Luft Durchgang gewähren. Die durch den Druck deformierten Stimmlippen kehren bei Abfallen des Druckes in ihre ursprüngliche Form und Position zurück (5, 6) und ändern die Form der Glottis dergestalt, dass für einen kurzen Moment ein Unterdruck entsteht, der dazu beiträgt, die Stimmlippen wieder zusammenzuführen. Die Dynamik des Druckabfalls wird u. a. auf den Bernoulli-Effekt zurückgeführt. Das Modell der Polsterpfeife wird u. a. dafür eingesetzt, die Stimmlippenvibration darzustellen und zu erklären.

Abb. 3: Schematische Darstellung des glottalen Zyklus in der Modalstimme ("Bruststimme")
Abb. 4: Schematische Darstellung des glottalen Zyklus im Falsett

Literatur

  • Minoru Hirano: The vocal cord during phonation. Igaku no Ayumi 80 (1968), no. 10

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