Stollen (Schuh)

Stollen (Schuh)
Eisenstollen an römischen Sandalen (Nachbau)

Stollen an den Schuhen sind früher zylindrische, heute oft auch länglich geformte Profilzapfen unter der Schuhsohle von Sportschuhen, die auf weichem Untergrund (z. B. Wiese) besseren Halt vermitteln. Sie werden bei allen auf Rasen gespielten Sportarten wie Fußball, Rugby, American Football, Ultimate verwendet. Die Länge der Stollen ist meist limitiert, um Verletzungen zu vermeiden (z. B. im Fußball auf 16mm, deswegen müssen Auswechselspieler dem Linienrichter vor dem Betreten des Platzes beide Schuhsohlen zeigen - siehe auch Fußballregeln).

Im Freizeitbereich sind Stollen heute in den Schuh integriert, so dass ein Anschrauben und Auswechseln entfällt. Im Profibereich werden Wechselstollen oder Schraubstollen verwendet, so dass bei unterschiedlicher Platzbeschaffenheit Stollen verschiedener Längen und Materialien (Aluminium, Leder) verwendet werden können.

Für Hartplätze verwendet man statt Stollenschuhen Nockenschuhe. Das Prinzip ist dasselbe, die Nocken sind in die Sohle integriert, im allgemeinen weicher und mehr in der Zahl. Im Bereich der Leichtathletik werden statt Stollen Spikes, d. h. anschraubbare Nägel verwendet, um ein Rutschen auf den Bahnen zu verhindern.

Geschichte

Am 24. Dezember 1925 erhielt Ludwig Wacker aus Zweibrücken das Patent 443311 für „Stollen für Fußball- und ähnliche Sportschuhe“. [1] Die Befestigung dieser Schraubstollen erfolgte auf Lederstreifen.

Am 1. August 1930 erhielt Venustus Eigler aus Oberstdorf das Patent 530454 für „Auswechselbare Stollen für Fußball- und ähnliche Schuhe“. [2] Hier wurden die Stollen an einer Platte unter dem Schuh befestigt.

Am 31. Januar 1937 erhielt der Sportschuhfabrikant Walter Kogelboom aus Krefeld das Patent 665969 für „Aufschraubbarer Gleitschutzstollen für Fußballstiefel und ähnliches Schuhwerk“.[3] Hier wurden die Stollen auf einer Platte befestigt die mit einer Gegenplatte am Schuh befestigt waren.

Am 1. Februar 1948 beantragte der Schuhmachermeister Albert Bünn aus Preetz bei Kiel ein Patent für „Eindrehbare Fußballstollen“. Hier wurden die Stollen, die ein Innengewinde hatten, auf Schrauben, die aus der Sohle ragten, angebracht.

Am 30. August 1949 erhielt der Schuhmachermeister Alexander Salot aus Bremen-Blumenthal das Patent 815761 für „Fußballstiefel o. dgl. mit auswechselbaren Gleitschutzstollen“.[4][5] Mit diesen Schraubstollenschuhen wurde 1950 und folgende der Blumenthaler SV dreimal in Folge Bremer Landesmeister. [6][7]

Am 20. November 1952 erfolgte durch Adolf Dassler, Gründer von Adidas, eine Gebrauchsmuster-Hilfsanmeldung für eine "Buchse mit durchgehender Gewindebohrung zur Aufnahme von unterhalb der Sohle eines Sportschuhes angebrachten Stollen" beim Patentamt in München.[8]

Zur Serienreife wurden die Schraubstollenschuhe von Puma und Adidas der Brüder Adolf und Rudolf Dassler gebracht. Im siegreichen Endspiel um die Deutsche Meisterschaft im Mai 1954 wurden die Schraubstollen von Hannover 96 eingesetzt.

Adolf Dassler rüstete die deutsche Fußballnationalmannschaft mit Schraubstollenschuhen aus, die damit am 4. Juli 1954 im WM-Endspiel Ungarn sensationell mit 3:2 schlug (dem so genannten „Wunder von Bern“).

Der niederländische Frankreich-Profi Kees Rijvers überraschte seine neuen Mannschaftskollegen der AS Saint-Étienne sogar bereits im Sommer 1951 damit.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Patent von 1925, Ludwig Wacker, Stollen für Fußball- und ähnliche Sportschuhe (PDF-Datei; 105 kB)
  2. Patent von 1930, Venustus Eigler, Auswechselbare Stollen für Fußball- und ähnliche Schuhe (PDF-Datei; 105 kB)
  3. Patent von 1937, Walter Kogelboom, Aufschraubbarer Gleitschutzstollen für Fußballstiefel und ähnliches Schuhwerk (PDF-Datei)
  4. Patent von 1949, Alexander Salot, Fussballstiefel o. dgl. mit auswechselbaren Gleitschutzstollen (PDF-Datei)
  5. Wer ist der Erfinder in ZDF-Mediathek ab dem 28. Dezember 2009
  6. Fußballstiefel - Mit Gewinde in Der Spiegel, Ausgabe Nr. 9 vom 2. März 1950, Seite 28
  7. Fußball-Historie - Das Wunder von Bremen in sueddeutsche.de, am 1. September 2009
  8. Gebrauchsmusterhilfsanmeldung vom 20.11.1952, Adolf Dassler

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