Strughold

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Hubertus Strughold (* 15. Juni 1898 in Westtünnen bei Hamm, Westfalen; † 25. September 1986 in San Antonio/Texas) war ein deutscher Luftfahrtmediziner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach der Reifeprüfung am humanistischen Gymnasium in Hamm studierte Strughold ab 1918 Medizin und Naturwissenschaften an den Universitäten Münster, Göttingen, München und Würzburg.[1] 1922 promovierte er in Münster zum Dr. phil., ein Jahr später in Würzburg zum Dr. med. Thema der ersten Dissertation war „Die Wirkung der Kampfstoffe Diphenylarsinchlorid (Blaukreuzstoff) und Äthylarsindichlorid auf die Haut des Menschen“. Als Assistent von Max von Frey arbeitete Strughold zunächst am Physiologischen Institut in Würzburg, später am gleichen Institut in Freiburg. 1927 habilitierte er zur Sinnesphysiologie. Die folgenden zwei Jahre war Strughold als Fellow der Rockefeller-Stiftung an den Physiologischen Instituten der Western University in Chicago und Cleveland. Zurück in Würzburg übernahm er einen Lehrauftrag für Flugphysiologie. Ab 8. März 1933 war er außerordentlicher Professor für Physiologie in Würzburg.

Am 1. April 1935 wechselte Strughold nach Berlin ins Reichsluftfahrtministerium. Dort übernahm er die Leitung des neu gegründeten Luftfahrtmedizinischen Forschungsinstituts, des führenden flugmedizinischen Instituts in Deutschland. Hier wurden alle Fragen der wehrmedizinischen Grundlagen- und Zweckforschung behandelt. Ab 1936 war er Mitherausgeber der Zeitschrift „Luftfahrtmedizin“; im folgenden Jahr wurde er korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Luftfahrtforschung.

Im Oktober 1942 war Strughold Teilnehmer einer Tagung, die die Rettung in Seenot geratener Piloten zum Inhalt hatte. Auf der Tagung wurde über die Ergebnisse von Menschenversuchen berichtet, die an Häftlingen im Konzentrationslager Dachau durchgeführt wurden.[2] 1942 wurde am Institut von Strughold unter anderem durch Hans Nachtsheim eine Unterdruckversuchsreihe an sechs epilepsiekranken Kindern aus einer Psychiatrischen Klinik in Brandenburg-Görden durchgeführt.[3] 1944 wurde er im Rang eines Oberstarztes Beratender Luftfahrtmediziner beim Chef des Sanitätswesens der Luftwaffe.

Nach Kriegsende war Strughold von Oktober 1945 bis Februar 1947 deutscher Leiter des Aero Medical Centers in Heidelberg, war zugleich Direktor des Physiologischen Instituts der dortigen Universität. Er war nie im Zusammenhang mit NS-Verbrechen angeklagt, zum Nürnberger Ärzteprozess steuerte er mehrere eidesstattliche Erklärungen für die Verteidigung dort Angeklagter bei.[4] Im Rahmen der Operation Paperclip wechselte er 1947 in die USA.

Am 9. Februar 1949 wurde das erste Institut für Weltraummedizin der Welt gegründet mit Strughold als erstem Professor für Weltraummedizin. Strughold ging schon damals davon aus, dass die medizinischen Probleme eines Raumflugs, wie Wirkung der Schwerelosigkeit, Beschleunigung und Ernährung in den folgenden 10 bis 15 Jahren zu lösen seien, womit er recht behielt. Strughold bereitete von medizinischer Seite das Apollo-Programm vor und gilt heute als Vater der Raumfahrtmedizin.

1983 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Ihm zu Ehren wurde 1985 vom Senat in Texas ein Hubertus-Strughold-Tag erklärt. Die Space Medicine Branch der Aerospace Medical Association vergibt seit 1963 den Strughold-Award an verdiente Wissenschaftler auf dem Gebiet der Flugmedizin. Gleichwohl trennte sich die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtmedizin DGLRM vom gleichnamigen Wissenschaftspreis 2004, auch wurde sein Name aus der International Space Hall of Fame in Alamogordo, New Mexiko, dem Vorgang Wernher von Brauns folgend, getilgt. Ebenso wurde eine Schulbibliothek der U.S. Airforce in San Antonio, die Strugholds Namen trug, umbenannt. Strughold war nicht NSDAP- oder SS-Mitglied und nach eigenen Angaben nie in unethische Versuche verwickelt.

Werke

  • Grundriß der Luftfahrtmedizin (1939)
  • The Green And Red Planet - a Physiological Study of the Possibility of Life on Mars (1953)
  • Your body clock (1972)

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0.

Einzelnachweise

  1. Kurzbiographie bei Klaus Dörner (Hrsg.): Der Nürnberger Ärzteprozeß 1946/47. Wortprotokolle, Anklage- und Verteidigungsmaterial, Quellen zum Umfeld. Erschließungsband, Saur, München 2000, ISBN 3-598-32028-0, S. 148
  2. Klee, Personenlexikon, S. 610.
  3. Hans-Walter Schmuhl: Hirnforschung und Krankenmord. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung 1937-1945 (pdf-Datei) S. 45, Anmerkung 148.
  4. die Aussagen in englischer Übersetzung beim Nuremberg Trials Project

Weblinks


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