- Sträflingskolonie
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Strafkolonien (aus "Strafe" und "Kolonie") – auch Sträflings- und Verbrecherkolonien genannt – sind Arbeitslager in entlegenen Gebieten, in denen Häftlinge ihre Strafe abbüßen. Im 18. und 19. Jahrhundert hat man viele Strafkolonien fernab vom jeweiligen Mutterland, wie z. B. in Sibirien, und speziell auf kleinen Inseln gegründet, um die Flucht von Gefangenen zu erschweren oder unattraktiv zu machen.
Inhaltsverzeichnis
Australien und Sibirien
Sehr bekannt ist die britische Strafkolonie in Australien, wohin in kaum 100 Jahren (bis 1868) insgesamt 160.000 Gefangene verbannt wurden – siehe Geschichte Australiens. Auch das St. Helena Island vor Brisbane diente diesem Zweck.
Oft denkt man bei diesem Stichwort auch an Zwangsarbeiter oder die vielen Gefangenenlager bei den Bergwerken Sibiriens – die z. B. an der Kolyma und im Tscherskigebirge erst um 1990 aufgelöst wurden. Es waren jedoch oft weniger Straftäter als vielmehr politische Gefangene und Kriegsgefangene, die dorthin gebracht wurden. Die ersten so genannten Deportationen begannen 1754 mit Verweisungen von tatsächlich Straffälligen.
Bekannte Gefängnisinseln
Um die Flucht von Gefangenen zu verhindern, hat man sie früher oft auf wenig- oder fast unbewohnte Inseln verschifft. Allerdings waren auf vielen davon kaum Möglichkeiten zu geeigneter Arbeit vorhanden. Bekannt sind unter anderem:
In Afrika und Asien
- Robben Island vor Kapstadt (Südafrika),
- Côn Đảo vor Vietnam, oder Ko Tarutao in Südthailand – und vor allem
- Sachalin im sibirischen Pazifik – dessen Bevölkerung zum Gutteil Nachfahren russischer Gefangener ab dem 19. Jahrhundert sind.
In Amerika (von Norden nach Süden)
- Alcatraz mitten in der San Francisco Bay, aus dem offiziell kein einziger Ausbruch gelang
- Gorgona (Kolumbien)
- die Teufelsinsel vor dem südamerikanischen Guayana
- Fernando de Noronha im brasilianischen Teil des Atlantiks
- die „Große Insel“ Ilha Grande vor den Stränden Rio de Janeiros – erst nach Meutereien 1994 aufgelöst und nun Teil eines Naturschutzgebietes.
In Europa (von Ost nach West)
- İmralı im Marmarameer bei Istanbul (in dem der Kurden-Führer Öcalan einsitzt)
- Die „nackte Insel“ Goli otok in der Adria bei Rab (heute Kroatien), wo 1949 Gefangene der jugoslawischen KP, später Straftäter zur Arbeit in den Steinbrüchen hinkamen
- Die Toskana-Insel Pianosa – ähnlich gefürchtet wie obiges Alcatraz
- Gorgona vor Livorno (Italien)
- Die Festungs-Insel Château d'If 3 km vor Marseille, seit ~1650 für Staatsgefangene und Protestanten. Hier spielt Alexandre Dumas' Roman von 1844 Der Graf von Monte Christo und der gleichnamige Film.
- Hahnöfersand, eine Elbinsel bei Hamburg
Siehe auch
Literatur
Wissenschaftliche Literatur
- Joseph Heimberger: Strafkolonien: Vortrag gehalten in der Gehe-Stiftung zu Dresden am 13. Januar 1906. Dresden: Zahn & Jaensch 1906.
Erzählende Literatur
- In der Strafkolonie (Erzählung von Franz Kafka)
- Henri Charriere: Papillon
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