Ströbeck

Ströbeck
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Ströbeck
Schachdorf Ströbeck
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Ströbeck hervorgehoben
51.91666666666710.949722222222156Koordinaten: 51° 55′ N, 10° 57′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Harz
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Harzvorland-Huy
Höhe: 156 m ü. NN
Fläche: 13,46 km²
Einwohner: 1128 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 84 Einwohner je km²
Postleitzahl: 38822
Vorwahl: 039427
Kfz-Kennzeichen: HZ
Gemeindeschlüssel: 15 0 85 320
Adresse der Verbandsverwaltung: Bahnhofstraße 210
38822 Ströbeck
Bürgermeister: Rudi Krosch
Lage der Gemeinde Ströbeck im Landkreis Harz
Langenstein Reddeber Stecklenberg Athenstedt Wedderstedt Schmatzfeld Nienhagen Darlingerode Timmenrode Sorge Cattenstedt Aspenstedt Radisleben Rhoden (am Fallstein) Bad Suderode Bühne Abbenrode Stapelburg Schauen Sargstedt Dankerode Berßel Wülperode Siptenfelde Königerode Drübeck Wienrode Neudorf Langeln Danstedt Schachdorf Ströbeck Straßberg Veckenstedt Heteborn Hausneindorf Groß Quenstedt Lüttgenrode Hedersleben Heudeber Westerhausen Allrode Friedrichsbrunn Langenstein (Harzvorland) Hüttenrode Altenbrak Rieder Schielo Heimburg Osterwieck Benneckenstein (Harz) Wasserleben Ditfurt Tanne Schwanebeck Harsleben Elend Güntersberge Stiege Gernrode Derenburg Schierke Ilsenburg (Harz) Harzgerode Blankenburg (Harz) Wegeleben Thale Ballenstedt Hasselfelde Quedlinburg Elbingerode (Harz) Halberstadt Falkenstein/Harz Aue-Fallstein Wernigerode HuyKarte
Über dieses Bild

Schachdorf Ströbeck ist eine Gemeinde im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt (Deutschland). Sie gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Harzvorland-Huy, zu der die Gemeinden Aspenstedt, Athenstedt, Danstedt, Langenstein und Sargstedt gehören und ist deren Verwaltungssitz.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Die Gemeinde liegt etwa 8 km westlich von Halberstadt.

Geschichte

Die Ersterwähnung Ströbecks erfolgte am 20. Oktober 995 in einer Urkunde des Königs Otto III.. Darin schenkte er zur Ausstattung seiner Schwester Adelheid dem Kanonissenstift Quedlinburg das Lehensgut, das sein Lehensmann Dietrich im Harzgau in der Grafschaft des Grafen Friedrich in fünf Orten (in villis Godenhusun, Sifrithusun, Vinchesdorp, Strebechi, Vuidermuodi) innegehabt hat.[1].

Am 1. August 1004 wurde Ströbeck in einer Schenkungsurkunde Kaiser Heinrich II. an das Kloster Drübeck als Strebeki urkundlich das zweite Mal erwähnt.[2] Ströbeck befand sich als Lehen des Hochstift Halberstadt im Besitz der Grafen von Regenstein, die das Dorf 1343 an die Grafen von Wernigerode abtreten mussten.

Da seit dem Mittelalter durch das Dorf eine Heer- und spätere Poststraße verlief, blieb der hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägte Ort von Plünderungen in Kriegszeiten nicht verschont. Er konnte sich jedoch meist rasch wieder erholen, da auf den fruchtbaren Böden Weizen und Zuckerrüben sich gut entwickelten und in der Regel für reiche Ernten sorgten. In jüngster Zeit ist ein Zuwachs an handwerklichen Betrieben und eine Zunahme des Tourismus zu beobachten.

Bekannt ist Ströbeck vor allem durch das Schachspiel, welches das Dorf prägt und weshalb der Ort seit 1991 offiziell die Bezeichnung Schachdorf Ströbeck trägt. Der Legende nach soll im Jahr 1011 ein adliger Gefangener des Halberstädter Bischofs (angeblich Gunzelin von Kuckenburg) seinen dortigen Bewachern das Spiel beigebracht haben.

Die erste schriftliche Erwähnung des Schachspiels in Ströbeck stammt von 1515. Im 1616 in Leipzig erschienenen ersten deutschsprachigen Schachbuch Das Schach-Spiel oder König-Spiel von Herzog August von Braunschweig-Wolfenbüttel alias Gustavus Selenus wird das Ströbecker Schachspiel ausführlich beschrieben. Seit 1689 sind öffentliche Aufführungen von Schachpartien belegt, bei denen die Schachfiguren durch entsprechend verkleidete Menschen dargestellt wurden. Diese Tradition wird noch heute von dem 1883 gegründeten Ströbecker Schachverein fortgeführt.

1913 beschäftigt sich H. J. R Murray in seinem Buch „A History of Chess“ in fünf Kapiteln mit Ströbeck und seiner Schachspielweise. 1921 gab die Gemeinde Notgeld mit Schachmotiven heraus.

An der Grundschule – heute nach dem Schachweltmeister Emanuel Lasker benannt – ist Schach seit 1823 ein Pflichtfach.

Anfang der 1990er Jahre formierten die Ströbecker Schachfreunde eine Wählergemeinschaft, die bei den Kommunalwahlen die meisten Stimmen erhielt.

2006 wurde aus dem Archiv der Ströbecker Kirchengemeinde die 1756 von Friedrich Lucanus verfasste Schachchronik transkribiert und ist als Abschrift in der Bibliothek des Schachmuseums einsehbar. Dies sind die ersten Aufzeichnungen über die Entstehung der Schachtradition in Ströbeck.

Politik

Gemeinderat

(laut amtlichem Endergebnis der Wahl zum Gemeinderat Ströbeck am 13. Juni 2004; Wahlbeteiligung: 41,5%)

  • CDU - 33,6%, 4 Sitze
  • Wählergruppen - 33,5%, 4 Sitze
  • SPD - 20,3%, 2 Sitze
  • Einzelbewerber - 12,6%, 1 Sitz

Wappen

Das Wappen wurde am 27. November 1937 durch den Oberpräsidenten der Provinz Sachsen verliehen.

Blasonierung: „In Rot ein übereck gestelltes, schwarz-silbern geschachtetes Schachbrett mit 64 Feldern.“ [3]

Ein Schachbrett ist das alte Siegelbild des bekannten "Schachdorfes".

Das Wappen wurde von dem Magdeburger Staatsarchivrat Otto Korn gestaltet.

Gedenkstätten

Persönlichkeiten

Sehenswürdigkeiten

St. Pankratiuskirche

Ströbeck war im 16. Jahrhundert im Bistum Halberstadt eine der ersten evangelischen Gemeinden auf dem Lande. Die St. Pankratiuskirche ist eine von ehemals zwei Dorfkirchen. 1876 brannte sie durch einen Blitzschlag ab. Schon zwei Jahre später wurde der Neubau eingeweiht.

Platz am Schachspiel

Der von Fachwerkhäusern gesäumte Platz am Schachspiel ist von jeher Schauplatz aller Schach- und Heimatfeste gewesen. Der Dorfplatz ist verziert mit einem großen Schachbrett, auf dem alljährlich zum Mai-Turnier das Ströbecker Lebendschachensemble auftritt. Gleichzeitig ist der Platz am Schachspiel eine Piazza der Ströbecker Schachtradition: Schachmuseum, Gasthaus zum Schachspiel sowie Schachladen und Schachdorfverlag.

Schachturm

50 Meter vom Schachplatz entfernt befindet sich der Schachturm. Darin soll vor 1000 Jahren ein vornehmer Gefangener inhaftiert gewesen sein und den Ströbeckern das Schachspiel beigebracht haben.

Schachmuseum

Im Schachmuseum Ströbeck sind Zeugnisse der Ströbecker Schachtradition ausgestellt, darunter das Kurfürstenbrett und Kostüme des Lebendschachensembles.

Europapark

Auf dem Gelände eines ehemaligen Bauernhofes, etwa 200 m vom Schachplatz entfernt, errichtete die Gemeinde Ströbeck einen Europapark. Er ist in der Form einer Landkarte Europas gestaltet. An der Position jedes der 12 Teilnehmerländer des Netzwerkes der "Kulturellen Dörfer Europas", zu dem Ströbeck gehört, befindet sich ein landestypischer Baum.

Ströbecker Schachregeln

In Ströbeck wurde bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts traditionell abweichend von den offiziellen Schachregeln gespielt. Es gab eine veränderte Anfangsstellung. Die Bauern zogen aus der Grundstellung nur ein Feld und es gab keine Rochade. Gelangte ein Bauer auf die gegnerische Grundreihe, so musste er zunächst in drei "Freudensprüngen" auf sein Ausgangsfeld zurückkehren, bevor er in eine andere Figur umgewandelt wurde.

a b c d e f g h
8 a8 b8 c8 d8 e8 f8 g8 h8 8
7 a7 b7 c7 d7 e7 f7 g7 h7 7
6 a6 b6 c6 d6 e6 f6 g6 h6 6
5 a5 b5 c5 d5 e5 f5 g5 h5 5
4 a4 b4 c4 d4 e4 f4 g4 h4 4
3 a3 b3 c3 d3 e3 f3 g3 h3 3
2 a2 b2 c2 d2 e2 f2 g2 h2 2
1 a1 b1 c1 d1 e1 f1 g1 h1 1
a b c d e f g h
Grundstellung des Ströbecker Schachs

Ströbecker Schachtraditionen

Lebendschach in Ströbeck (1932)

Huldigungsbrauch

Bereits im Mittelalter hatte sich die Sitte herausgebildet, dem Landesherren zum Regierungsantritt ein silbernes Schachspiel zu überreichen. Dafür blieben die Privilegien den Ströbeckern erhalten. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg bedankte sich 1651 auf seiner Inspektionsreise, indem er dem Dorf ein Schachbrett mit kunstvollen Einlegearbeiten und silbernen Figuren schenkte. Das Brett kann noch heute im Museum besichtigt werden. Ebenso wie ein Brief des Preußenkönigs Wilhelm I., in dem er sich für das Huldigungsgeschenk anlässlich seiner Krönungsfeierlichkeiten 1861 bedankte.

Spiel mit Durchreisenden

Wenn ein Reisender in Ströbeck Halt machte, wurde ihm eine Partie Schach gegen den Dorfschulzen angeboten. So auch dem Preußenkönig Friedrich II. 1773, der auf dem Wege von Halberstadt nach Goslar in Ströbeck seine Pferde wechseln ließ.

Hochzeitsbrauch

Im 17. Jahrhundert musste ein junger Mann vor der Hochzeit seine Braut mit einer Partie Schach gegen den Dorfschulzen erspielen. Verlor der Bräutigam, musste er ein Strafgeld in die Gemeindekasse zahlen. Dieser Brauch hat sich nicht erhalten, jedoch im Juni 2007 spielte erstmals wieder ein Bräutigam gegen den Bürgermeister.

Lebendschach

Das 1688 eingeführte Spiel mit lebenden Figuren in schönen Kostümen bildet bis heute eine Attraktion bei Schach- und Heimatfesten.

Schulschach

1823 wurde Schach obligatorisches Unterrichtsfach verbunden mit dem jährlichen Wettstreit um ein spezielles Ströbecker Schachbrett und Figuren. Die Schachsymbole an den Häusern zeugen von dem Stolz der Gewinner. Die Sekundarschule, die nach dem einzigen deutschen Schachweltmeister Dr. Emanuel Lasker benannt worden ist, ist im Jahr 2004 wegen zu geringer Schülerzahlen geschlossen worden. So verblieb nur noch die Grundschule, um die Kinder im Schachspiel zu unterrichten.

Schachwettkämpfe

Durch die Initiative des 1883 gegründeten Schachvereins entstanden weitere Schachwettkämpfe und –turniere außerhalb der Schule und sind bis heute fester Bestandteil des Dorflebens. Auch Schachkongresse fanden in Ströbeck statt, und bekannte Schachspieler besuchten das Dorf für Simultanspiele.

Schachfeste

Das jährliche Mai-Turnier des Schachvereins mit internationaler Beteiligung gehört zu den Heimatfesten des Dorfes. Dazu tritt auch das Lebendschachensemble auf und die Schüler bekommen feierlich die Gewinnerbretter und –figuren überreicht. Alle zwei Jahre im September findet das Sparkassen-Schachturnier statt, das von einem Schachfest umrahmt wird.

Literatur

  • Renate Krosch: 1000 Jahre Schachdorf Ströbeck. Ströbeck 1994
  • Renate Krosch (Hrsg.): Der Ströbecker Freudensprung. Ein Lesebuch. Geschichte und Geschichten über Ströbeck. 2 Bde. Ströbeck 2001/2003
  • Berent Schwineköper (Hrsg.): Provinz Sachsen Anhalt. In: Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands. Band 11. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1987, S. 455, ISBN 3-520-31402-9

Weblinks

Quellen

  1. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Magdeburg, U 9, Quedlinburg A Ia Nr. 26; Regesta Imperii II 3, Nr. 1151
  2. UB Drübeck Nr. 6
  3. Hauptsatzung der Gemeinde § 2 Absatz 1

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