Stuttgart Westbahnhof

Stuttgart Westbahnhof
Bahnhof Stuttgart West
Der ehemalige Stuttgarter Westbahnhof im Februar 2007, im Vordergrund die Bahnsteigkante des Hausbahnsteigs, im Hintergrund das ehemalige Stellwerk Swf. Die Häuser rechts im Bild sind ehemalige Eisenbahnerwohnungen welche teilweise bis heute von Mitarbeitern der Deutschen Bahn AG bewohnt werden.
Bahnhofsdaten
Art Durchgangsbahnhof
Bahnsteiggleise

3

Architektonische Daten
Eröffnung

1879

Stilllegung 1985/1993
Ort Stuttgart
Bundesland Baden-Württemberg
Staat Deutschland
Koordinaten 48° 46′ 6,2″ N, 9° 8′ 43,2″ O48.7683888888899.14533333333337Koordinaten: 48° 46′ 6,2″ N, 9° 8′ 43,2″ O
Eisenbahnstrecken

Gäubahn (Stuttgart–Singen)

Liste der Bahnhöfe in Baden-Württemberg

Der Westbahnhof in Stuttgart (offizielle Beschilderung: Stuttgart West, bis 1895 Stuttgart Hasenberg genannt) war ein Bahnhof an der Gäubahn, welcher zunächst zum 29. September 1985 (Beginn Winterfahrplan) für den Personenverkehr und 1993 schließlich auch für den Güterverkehr geschlossen wurde. Heute passieren die Personenzüge den ehemaligen Bahnhof ohne Halt, Güterzüge verkehren in diesem Abschnitt planmäßig nicht mehr.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der als Durchgangsbahnhof konzipierte Westbahnhof lag auf 370 Metern Meereshöhe am Rande des Stuttgarter Talkessels. Unmittelbar südlich des Bahnhofs schließt sich der 258 Meter lange Hasenbergtunnel nach Heslach an. Die nächsten Bahnhöfe waren der Stuttgarter Hauptbahnhof in 8,6 Kilometern Entfernung und der Haltepunkt Stuttgart-Heslach in 800 Metern Entfernung (jenseits des Hasenbergtunnels).

Für den Personenverkehr existierten bis zum Schluss insgesamt drei Gleise, zum einen der Hausbahnsteig (Gleis 1) und zum anderen der durch eine Unterführung erreichbare Mittelbahnsteig (Gleise 2 und 3). Wesentlich umfangreicher waren hingegen die Gütergleise, neben mehreren Durchgangsgleisen existierten zahlreiche Gleisanschlüsse im benachbarten Industriegebiet „Unter dem Birkenkopf“.

Geschichte

Am 1. September 1879 wurde die Gäubahn von Freudenstadt nach Stuttgart von der Königlich Württembergischen Staatseisenbahn eröffnet. Im Zuge dieser Strecke wurde die zunächst Hasenberg genannte Station an der damaligen Rothenwald-Straße (heutige Schreibweise: Rotenwaldstraße) eingerichtet, die eigens als Zufahrtsstraße zu der Station erbaut wurde. Die Station Hasenberg war zunächst einfach eingerichtet; sie lag außerhalb und mit fast 80 Metern Höhenunterschied weit oberhalb der damaligen Residenzstadt Stuttgart. Ihr Zweck war, auf der zunächst eingleisigen Gäubahn Zugkreuzungen zu ermöglichen, für die es auf den Gefällstrecken nach Stuttgart beziehungsweise Vaihingen auf den Fildern sonst keine andere Gelegenheit gab. Außerdem war zu diesem Zeitpunkt geplant, eine Güterumgehungsbahn zwischen dem Hasenbergbahnhof und Zuffenhausen zu bauen, mit deren Hilfe der Transitgüterverkehr um den Stuttgarter Hauptbahnhof herumgeleitet werden sollte. Diese Umgehungsstrecke wurde später zwar nicht realisiert (stattdessen wurde im Bereich des Stuttgarter Nordbahnhofs eine lokale Verbindungskurve errichtet), jedoch wurde ein Teil dieser geplanten Trasse Richtung Zuffenhausen dennoch bereits in Angriff genommen. Dieser Torso endet ca. 800 Meter nach dem Westbahnhof (gemessen ab dem früheren Stationsgebäude) in einem tiefen Einschnitt unterhalb des Botnanger Sattels (welcher anschließend mittels eines Tunnels unterquert werden sollte). Die in der Horizontalen angelegte Station Hasenberg war 626 Meter lang. Das Empfangsgebäude hatte eine Länge von 48 Metern und war zunächst als Provisorium gedacht gewesen (blieb jedoch bis 1960 bestehen).

Betrieb im Laufe der Jahre

Zunächst war die Station Hasenberg nur für den Personen- und Gepäckverkehr eingerichtet. Bereits zum 1. Oktober 1888 wurde sie jedoch zum Wagenladungsbahnhof ausgebaut. 1894/95 übernahm die Station weitere Aufgaben im Güterverkehr (zur Entlastung des Hauptbahnhofs), außerdem wurde die Strecke zum Hauptbahnhof zweigleisig ausgebaut. Am 1. Mai 1895 wurde die Station dann schließlich in Stuttgart Westbahnhof umbenannt. Der wachsende Verkehr auf der Gäubahn machte bald auch den zweigleisigen Ausbau der Strecke nach Vaihingen erforderlich, diese Maßnahme konnte am 1. Oktober 1905 abgeschlossen werden. Da die Bebauung im Stuttgarter Westen weiter auf den Westbahnhof zugewachsen war und die Stuttgarter Straßenbahnen diesen am 7. Dezember 1899 an ihr Netz angeschlossen hatten, wuchs die Bedeutung des Westbahnhofs auch im Personen- und Güterverkehr. Dazu fanden zwischen 1908 und 1913 umfangreiche Erweiterungsmaßnahmen statt. So entstand hinter dem Bahnhof ein ausgedehntes Industriegebiet in welchem zahlreiche Güterverkehrskunden bedient wurden, im Einzelnen waren dies:

  • Firma Ropa Altpapier
  • Firma Zewa Papierwaren (Küchenrollen etc.)
  • Firma Knauf (Rigipsplatten)
  • Kleinmöbel-Auslieferungslager
  • Firma Bair (Kohlenhandel)
  • Firma Kohlen Thier (Schrotthandel )
  • Firma Hess (Speiseöle)
  • Firma Ruckgaberle (Kartoffeln)
  • Firma Hauser (Kartoffeln & Gemüse)
  • Betonwerk Frischbeton West (u. a. Kies- und Sandanlieferung)
  • Trockeneis-Vertrieb
  • ESSO-Tankstelle Brendle
  • Firma Waldbaur

Nachdem das alte Empfangsgebäude aus dem Eröffnungsjahr baufällig wurde, wurde es 1960 abgerissen und durch einen Neubau (Flachbau) ersetzt. Mit Inbetriebnahme der S-Bahn-Stammstrecke Hauptbahnhof–Schwabstraße (erster Teilabschnitt der sogenannten Verbindungsbahn) zum 30. September 1978 wurde auch die Straßenbahnstrecke zum Westbahnhof eingestellt. Um im Zuge der Rotebühlstraße eine Parallelbedienung zwischen S-Bahn und Straßenbahn zu vermeiden, wurde die zuletzt hier verkehrende Straßenbahnlinie 14 (Westbahnhof–Mühlhausen) durch die bis heute zum Westbahnhof verkehrende Buslinie 44 ersetzt.

Aufgabe des Bahnhofs

Am Sonntag dem 29. September 1985 wurde der planmäßige S-Bahn-Verkehr nach Stuttgart-Vaihingen und Böblingen aufgenommen, damals ging mit dem neu erbauten Hasenbergtunnel der Verbindungsbahn (nicht zu verwechseln mit dem Hasenbergtunnel im Zuge der Gäubahn) der zweite Bauabschnitt der Verbindungsbahn in Betrieb (Neubaustrecke Schwabstraße–Österfeld und Ausbaustrecke Österfeld–Rohr). Gleichzeitig entfielen die Nahverkehrszüge auf der Strecke Stuttgart–Böblingen, sie wurden durch die Züge der S1 (damals Böblingen–Plochingen) ersetzt. Der Westbahnhof war damit fortan entbehrlich und wurde nach über 100 Jahren für den Personenverkehr aufgelassen – die weiterhin auf dieser Strecke verkehrenden Eil- und Schnellzüge passieren ihn wie bisher ohne Halt. Noch etwas länger halten konnte sich der Güterverkehr (Bedienung der Gleisanschlüsse im benachbarten Industriegebiet „Unter dem Birkenkopf“), dieser wurde schließlich 1993 aufgegeben (der Großteil der Güterverladeeinrichtungen wurde jedoch schon vorher demontiert). Ebenfalls 1993 aufgegeben wurden die beiden Stellwerke, seither ist der Westbahnhof unbesetzt. Jedoch diente Gleis 3 noch einige Jahre als Ausweich- bzw. Überholgleis (ferngesteuert vom Stellwerk in Stuttgart-Vaihingen), um die Jahrtausendwende herum wurde dann schließlich auch das Gleis 3 vom übrigen Netz getrennt. Das Bahnhofsgebäude selbst wurde Ende 1994 abgerissen um einem Büro- und Geschäftskomplex Platz zu machen.

Heutige Situation

Auch viele Jahre nach der Betriebseinstellung erinnern diverse Relikte noch bis heute an den früheren Westbahnhof. Die Buslinien 44, 50 und 92 der SSB bedienen bis heute die immer noch Westbahnhof genannte Haltestelle auf dem ehemaligen Bahnhofsvorplatz, die Linien 44 und 50 haben dort außerdem auch ihre Endstation. Ebenfalls erhalten geblieben sind die beiden mechanischen betriebenen Stellwerke mit der Aufschrift Stuttgart West, ein älteres aus dem Jahr 1927 kurz vor dem Portal des Hasenbergtunnels (betriebsinterne Abkürzung Swt) und ein neueres aus dem Jahr 1954 an der Bahnhofsausfahrt Richtung Stuttgart Hbf (betriebsinterne Abkürzung Swf). Gut zu erkennen ist auch noch die alte Bahnsteigkante des Hausbahnsteigs (Gleis 1). Des weiteren erinnert auch die Straßenbezeichnung Am Stellwerk noch bis heute an den früheren Bahnbetrieb (diese Straße wurde allerdings erst nach der Aufgabe des Bahnhofs errichtet, sie verläuft nahezu komplett auf den ehemaligen Gütergleisen). Und auch anhand des Stahlviadukts im Zuge der Straße Unter dem Birkenkopf lassen sich gut die Dimensionen der früheren Bahnhofsanlage erkennen, diese Passage ist mit einer Länge von ca. 40 Metern deutlich breiter als die beiden heute noch vorhandenen Streckengleise der Gäubahn, in diesem Bereich verliefen früher sechs Gleise parallel zueinander (das Viadukt ist somit ein deutliches Indiz für die frühere Ausdehnung der Bahnanlagen im Bereich des ehemaligen Westbahnhofs). Darüber hinaus sind im Bereich der ehemaligen Industrieanschlüsse vereinzelt noch Gleisreste vorhanden (links und rechts der Dantestraße).

Siehe auch

Literatur

  • Andreas M. Räntzsch: Stuttgart und seine Eisenbahnen. Die Entwicklung des Eisenbahnwesens im Raum Stuttgart. Verlag Uwe Siedentop, Heidenheim, 1987, ISBN 3-925887-03-2
  • Andreas M. Räntzsch: Die Einbeziehung Stuttgarts in das moderne Verkehrswesen durch den Bau der Eisenbahn (Band 1 und 2). Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2005 (zugleich Dissertation, Universität Stuttgart, 2005), ISBN 3-8300-1958-0

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