Stützruder

Stützruder

Das Ruder ist die Einrichtung eines Fahrzeuges, die zur Steuerung, also Richtungsänderung dient, indem es Drehmomente aus dem umströmenden Medium erzeugt. Dies gilt für Schiffe mit dem umströmenden Medium Wasser und für Flugzeuge oder Luftschiffe mit dem Medium Luft

Heckruder eines ägyptischen Nilschiffs. Szene aus der Grabkammer des Menna (um 1422-1411 v. Chr.).

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Rudergänger auf einem Segelschiff

Allgemeinsprachlich wird der Ausdruck „Ruder“ auch für die Fortbewegungsruder (Riemen oder Skulls) eines Ruderbootes verwendet. Fachsprachlich ist mit einem „Ruder“ dagegen stets ein Steuerruder gemeint. Das Bedienen eines Riemens oder Skulls zur Fortbewegung eines Schwimmkörpers heißt allerdings auch in der Fachsprache korrekt „Rudern“. Die Bedienung eines Steuerruders heißt dagegen „Steuern“.

Der etwas verwirrende Sprachgebrauch rührt daher, dass die begriffliche Unterscheidung zwischen „Ruder“ und „Riemen“ relativ jung ist. Ursprünglich war das „Steuerruder“, auf Latein auch gubernaculum („Leiteinrichtung“) oder clavus („Nagel“) genannt, einfach ein besonders großer, am Heck oder auch an anderer Stelle der Schiffswand befestigter Riemen und die übrigen, der Fortbewegung dienenden „Riemen“ (lat. remus), die im Prinzip dieselbe Form wie das zum Steuern verwendete Ruder besaßen, wurden davon sprachlich nicht unterschieden. Von daher lässt sich „Ruder“ im allgemeinen Sprachgebrauch bis heute unproblematisch als Sammelbezeichnung für Steuerruder und Fortbewegungsruder (Riemen) auffassen.

Steuermann ist eine immer noch gebräuchliche ältere Bezeichnung für den nautischen Wachoffizier eines Schiffes. Der Rudergänger dagegen steuert das Schiff tatsächlich, in der Regel nach den Vorgaben des zuständigen nautischen Offiziers (z. B. Einträge in Seekarten oder Ruderkommandos). Der Rudergänger ist also stets die Person, die zu einem gegebenen Zeitpunkt am Ruder ist, ungeachtet der Frage, ob sie den Rang oder die Funktion eines Steuermannes innehat.

Geschichte

Hecksteuerruder eines römischen Rheinboots (1. Jh. n. Chr.)

In der Antike hatten die Schiffe zumeist zwei Ruder, die achtern an jeder Seite angebracht waren. Die Wikingerlangschiffe hatten ein seitliches Ruder. Das Seitenruder ist heute noch beim Steinhuder Torfkahn bekannt. Aus dieser Konstruktion leiten sich die Seitenbezeichnungen für Schiffe ab: Steuerbord ist die Seite in Fahrtrichtung rechts, an der das Ruder der Wikingerschiffe eintauchte.

Bei den Flussschiffen der Ägypter und Römer war das Ruder bereits zentral achtern am Heck. Im Mittelalter kam dieses Prinzip mit der Hansekogge dann in der Hochseeschifffahrt auf. Diese Konstruktion machte es notwendig, das Ruder mit einem Ruderstock oder mit einer Pinne zu bewegen. Spätere Schiffstypen wiesen dann Seilgetriebe auf, die das Ruder vom Steuerrad aus bewegten.

Heutige Anlagen

Bei den heutige Anlagen wird der gewünschte Kompasskurs auf der Kommandobrücke in die Selbststeueranlage eingegeben, welche das Ruder bedient. Der Kurs des Schiffes wird jetzt permanent mit der Kompasslage verglichen und das Ruderblatt entsprechend nachgestellt. Dieser Vorgang geschieht kontinuierlich, sodass die Ruderanlage eines der höchst beanspruchten Geräte auf einem Schiff ist. Ein Ruderlagenanzeiger zeigt auf der Kommandobrücke des Schiffes immer die Lage des Ruderblattes an.

Es gibt verschieden Arten von Ruderantrieben: Den so genannten Ruderquadranten, eine einfache Antriebsart über ein Schneckengetriebe. Dann den hydraulischen Antrieb mit offenliegenden Hydraulikstempeln und als letzte Entwicklung, die hydraulische Drehflügel-Ruderanlage. Bei Ausfall der elektrischen Bordanlage kann jede Ruderanlage mit einer Noteinstellung oder einer Noteinspeisung gefahren werden.

Bauformen von Rudern und ihren Teilen

Unter anderem gibt es

Heckruder europäischer Segelschiffe im Zeitalter der Entdeckungen
Moderne Ruderanlage
  • Spatenruder: Das gesamte Ruder ist als trapezförmige Flosse drehbar und nur im Innern des Rumpfes gelagert.
  • Halbschwebe-Ruder: die obere Vorkante des Ruders ist als Ruderhacke (Skeg) starr mit dem Rumpf verbunden, stützt das Ruder mit einem Lager, und dreht sich nicht mit. Vorteil: das Ruder ist in seiner Mitte zusätzlich gelagert. Biegemomente aus Querbelastung des Ruderblatts (Auftriebskräfte) müssen nicht vom Ruderstevenrohr aufgenommen werden. Nachteil: bei gelegtem Ruder ist die Konfiguration sehr zerklüftet, was zu Kavitationsproblemen führen kann. Außerdem treten in den hohlen Ecken des Ruderblatts u.U. Betriebsfestigkeitsprobleme (Ermüdungsrisse bis hin zum Verlust des halben Ruderblatts) auf.
  • Becker-Ruder: Ein Ruder, bei dem die Hinterkante als zusätzliche Flosse anschwenken kann. Eine ausgeklügelte gelenkige Verbindung mit dem Rumpf sorgt dafür, dass diese Flosse dem Ruder eine Krümmung verleiht, wenn Ruder gelegt wird. Da es patentiert ist, liefert es ausschließlich Becker Marine Systems in Hamburg-Harburg. Bei dieser Bauart schwenkt die Flosse doppelt so stark aus wie das Ruder.
  • Schilling-Ruder: Das Ruder hat kein herkömmliches tropfenförmiges Profil, sondern eine abgeschnittene Hinterseite mit zwei scharfen Abrisskanten.
  • Costa-Birne (Spatenruder): Eine horizontale tropfenförmige Verdickung des Ruders im Propellerstrahl.
  • Kortdüse: eine schwenkbare Düse um den Propeller anstelle eines Ruders.
  • Twisted Spade Rudder: Obere und untere Hälfte der Vorkante sind gegeneinander verdreht, um sich dem Drall im Propellerstrahl anzupassen. Absicht sind geringere Energieverluste bei Geradeausfahrt, nicht eine bessere Ruderwirkung.
  • Aktivruder: Ein Ruder mit integriertem (kleinen) Propeller, der das Schwenken des Schiffes bei niedriger Geschwindigkeit unterstützt.

Als Bugstrahlruder (im Wortsinn eigentlich kein „Ruder“) bezeichnet man eine dem besseren Manövrieren dienende Einrichtung zum seitlichen Bewegen des vorderen Schiffsendes.

Luftfahrt

Achsen eines Flugzeugs

Auch bei Flugzeugen spricht man bei den Leiteinrichtungen von Rudern. Die beweglichen Ruder bilden zusammen mit den starren Flossen das Leitwerk zur Flugsteuerung des Flugzeugs:

  • Das Höhenruder zur Lagesteuerung um die Querachse
  • Das Seitenruder zur Lagesteuerung um die (vertikale) Hochachse
  • Das Querruder an der Hinterkante der Tragflächenenden zur Lagesteuerung um die Längsachse

Raketentechnik

Es wurden auch Raketen gebaut, deren Steuerung über Ruder im Abgasstrahl und/oder Ruder an den Flossen erfolgte. Bekanntestes Beispiel hierfür ist die A4.

Siehe auch

Literatur

Weblinks


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