- Subaltern
-
Subalternität (lat. subalternus „untergeordnet“, „von niedrigerem Rang“) ist in der gehobenen Umgangssprache ein ungebräuchlich werdendes Wort für eine Mischung von Unterwürfigkeit und Engstirnigkeit; wer sie hat, ist subaltern.
Im davon abweichenden sozial- und kulturwissenschaftlichen Sinn ist es als Übersetzung aus dem Italienischen ein Begriff, den Antonio Gramsci zur Beschreibung gesellschaftlicher Gruppen geprägt hat, denen der Zugang zu hegemonialen Teilen der Gesellschaft verschlossen ist und die nur geringe Mittel besitzen, sich politisch öffentlich bemerkbar zu machen.
Der Begriff wurde von der Subaltern Studies group, einer Gruppe von südasiatischen Historikern, in den 1980er Jahren aufgegriffen. In einer Kritik von Gayatri Chakravorty Spivak an dieser Gruppe in ihrem Essay Can the Subaltern Speak? grenzte sie den Begriff gegenüber naturalisierenden Vorstellungen ab und stellte fest, dass Subalternität ein Ergebnis von hegemonialen Diskursen ist und durch die Praxis der sozialen Ausgrenzung gesellschaftlich hergestellt wird. Mit dieser Definition von Subalternität als soziales Konstrukt findet der Begriff vor allem in den Forschungen zum Postkolonialismus seine häufigste Verwendung.
Literatur
- Partha Chatterjee: A Brief History of Subaltern Studies. In: Budde, Gunilla/Conrad, Sebastian/Janz, Oliver (Hrsg.): Transnationale Geschichte : Themen, Tendenzen und Theorien. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-36736-0 (Rezension [1]).
- Nikita Dhawan: "Can the Subaltern Speak German? And Other Risky Questions. Migrant Hybridism versus Subalternity": http://translate.eipcp.net/strands/03/dhawan-strands01en
- Antonio Gramsci, Gefängnishefte, 10 Bde., hrsg. von Klaus Bochmann/Wolfgang Fritz Haug, Argument Verlag, Hamburg/Berlin ----
- Ileana Rodríguez: The Latin American subaltern studies reader. Duke Univ. Press, North Carolina 2001, ISBN 0-8223-2712-0.
- Hito Steyerl; Encarnación Gutiérrez Rodriguez (Hrsg.): Spricht die Subalterne deutsch? : Migration und postkoloniale Kritik. Unrast, Münster 2003, ISBN 3-89771-425-6.
Wikimedia Foundation.