- Sultanat Rum
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Das Sultanat der Rum-Seldschuken, Sultanat Ikonion, auch Sultanat Rûm (arabisch السلاجقة الروم, DMG al-Salājiqa al-Rūm; persisch سلجوقیان روم, Saljūqiyān-e Rūm; tr.: Anadolu Selçuklu Devleti - anatolisch-seldschukischer Staat), war der auf erobertem byzantinischem Boden errichtete Herrschaftsbereich der oghusisch-türkischen Rum-Seldschuken[1] in Anatolien. Es entstand als Teil des Großen Seldschukenreichs und bestand von 1075 bis 1307 und zerfiel nachher in zahlreiche türkische Fürstentümer (Beylik). Aus einem dieser Beyliks (nämlich dem des Osman Bey) ging das spätere osmanische Reich hervor.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ein abtrünniger Prinz der Großseldschuken, Kutalmiş, wanderte mit seinem Stamm nach Anatolien ein. Nach der Schlacht von Mantzikert 1071 ging das Innere Kleinasiens für das Byzantinische Reich endgültig verloren. 1075 eroberte Süleyman, Sohn des Kutalmiş, die Städte Nikäa (Iznik) und Nikomedia (Izmit) und nahm 1077 den Titel Sultan an. Im Jahr 1078 machte Süleyman Nikaia, das heutige Iznik, zu seiner Hauptstadt.[2] Der Name des Sultanats Rum (bilâd al-Rûm) leitet sich von Rom/Rhomaîoi ab und es heißt somit das „Römische Sultanat“, bezugnehmend auf das oströmisch-byzantinische Kaiserreich.
1084 eroberte Malik Schah I., der Sultan von Bagdad mit Hilfe von Süleyman mit 300 Männern Antiochia, das zu dieser Zeit durch Philaretos Brachamios gehalten wurde, in einem Überraschungsangriff. Die Bewohner flüchteten sich in die Zitadelle. Als Süleyman 1086 in Antiochia (Antakya) nach einer Niederlage gegen Abu Sa'id Taj ad-Dawla Tutusch, dem seldschukischen Sultan von Aleppo, durch Selbstmord endete (Anna Komnena) oder auf Befehl Tutuşs getötet wurde, geriet die Dynastie in eine ernste Krise. Süleymans Sohn Kılıç Arslan I. wurde Geisel am großseldschukischen Hof und kam erst mit dem Tode von Malik Schah I. 1092 frei.
Er konnte große Teile des verlorenen Territoriums wieder einnehmen. Infolge einer Niederlage gegen die Kreuzfahrer des Ersten Kreuzzugs bei Nikäa und Doryläum (Dorylaion) im Jahre 1097 drängten ihn die Byzantiner nach Anatolien zurück. In der Folgezeit konnte er seine Macht wieder festigen. 1101 siegte er über den Kreuzzug von 1101, eroberte Ikonion (Konya) und machte es zum Zentrum seines Reiches. 1107 eroberte er Mosul, aber fiel im selben Jahr im Kampf gegen Mehmed I. Tapar, dem Sohn Malik Schahs.
Das Sultanat befand sich in einem dauernden Konflikt mit dem byzantinischen Reich, war aber auch ein Pufferstaat zwischen Byzanz und der muslimischen Welt. Zu wesentlichen Verschiebungen der Grenze mit Byzanz kam es nicht. Zwischen 1097 und 1176 befand sich das Sultanat auch im ständigen Konflikt mit den Danischmenden, bis sie diese schließlich besiegtem und ihrem Reich einverleibten. Ikonion wurde für einige byzantinische Renegaten zum Exil, teilweise kam es auch zu Bündnissen mit dem Königreich Kleinarmenien und mit den Kreuzfahrerstaaten.
Das Sultanat geriet 1243 nach der Schlacht vom Köse Dağ unter die Herrschaft der Ilchane und löste sich bis 1307 auf. Die aufstrebenden Osmanen traten zu Beginn des 14. Jahrhunderts das Erbe der Seldschuken in Anatolien an und eroberten 1386 Konya, das Hauptstadt des seldschukischen Nachfolge-Sultanates Karaman geworden war. 1402 verloren die Osmanen Konya zwar wieder, das Sultanat Karaman wurde durch Timur Lenk nochmals wiederhergestellt, doch 1466 fiel Konya dann endgültig an die Osmanen.
Organisation
In dem feudalen Iqta-System wurden die einheimischen Bauern zu Untertanen der seldschukischen Emire, die das Land weiter an ihre Gefolgsleute und Soldaten vergaben. Der Inhaber eines Iqta erhielt die Abgaben seines Lehens, konnte es aber nicht vererben. Im 14. Jh wurde das Iqta-System durch Landvergaben an Soldaten ersetzt, die steuerfrei waren.
Auch die städtische Oberschicht bestand nun aus Seldschuken. In dem Heer dienten die nicht steuerpflichtigen Turkomanen sowie Araber, später auch gefangene Christen sowie georgische und fränkische Söldner. Die Nomaden wurden an den Grenzen zum Kampf gegen die Ungläubigen eingesetzt, es gab jedoch auch ständige Versuche, sie zur Ansiedlung zu zwingen und in die unfruchtbaren Gebirgsgegenden zurückzudrängen, eine Politik, die sich in osmanischer und türkischer Zeit fortsetzte bzw. weitgehend zum Abschluss kam.
Siehe auch
- Für eine Liste der Herrscher siehe: Seldschuken-Fürsten
Literatur
- Claude Cahen: Pre-Ottoman Turkey. Übersetzt von J. Jones-Williams, New York 1968
- Carter Vaughn Findley: The Turks in World History. Oxford 2005, ISBN 0195177266
- Fazli Konuş: "Selçukular Bibliyografyası", Konya, 2006,
Einzelnachweise
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