Sumata

Sumata

Der Schenkelverkehr (lat./dt. gemischt femoraler Verkehr oder ganz lat. coitus inter femores bzw. coitus in femoribus – „Geschlechtsverkehr zwischen den Schenkelnvon lat. femora fürOberschenkel“) beschreibt die sexuelle Stimulation eines Mannes durch Reibung seines Penis zwischen den Oberschenkeln einer anderen Person. Es kann ein vorbereitender oder integrativer Bestandteil einer sexuellen Begegnung sein oder als Ersatz für den analen oder vaginalen Koitus dienen und gilt juristisch als beischlafähnliche Handlung.

Von Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird öfter Schenkelverkehr praktiziert um zuüben“, das Hymen nicht zu zerstören und jungfräulich zu bleiben und als unsichere Methode um nicht schwanger zu werden, wie seltener auch Analverkehr.[1][2][3][4] Von den Tubu, einem Bantu-Volk, wird 1937 berichtet, dass der dort Metsha genannte Verkehr zwischen den Geschlechtern ab etwa dem zehnten Lebensjahr praktiziert wird, auch wenn die Mütter den Mädchen davon abraten.[5] Bei den Zulus wird 1962 berichtet, dass vorehelicher Schenkelverkehr - Soma bzw. Ukusoma genannt - nicht unüblich und erlaubt war, bis Menschen zum Christentum bekehrt wurden, im Gegensatz zu traditionellen Umgebungen keinerlei Verhaltensregeln über sexuelle Beziehungen mehr lernten und bei sexuellen Beziehungen penetrativen Koitus praktizierten.[6] Über heterosexuellen Schenkelverlehr zwischen Erwachsenen wird allgemein wenig berichtet. Unter Prostituierten gibt es teilweise die Praxis eine Penetration vorzutäuschen (Falle schieben), wobei mit der Hand nachgeholfen wird um die Illusion zu vollenden.

Historisch und bei Ethnologischen Berichten wird immer wieder von Schenkelverkehr zwischen männlichen Kindern oder Jugendlichen berichtet.[7][8]

In einigen vergangenen und aktuellen Kulturen gibt es - teilweise institutionalisierte - sexuelle Beziehungen zwischen jungen Knaben und älteren Männern. Schenkelverkehr spielt dabei oft eine Rolle. Auf Tahiti wird die Institution mahu genannt,[9] bei Minenarbeitern in Südafrika bukhontxana („Ehefrauen der Minen“),[10] und bei den alten Griechen Päderastie. Bei letzteren war das ganze meist in eine Lehrerziehung eingebettet und man geht davon aus, dass meistens Schenkelverkehr praktiziert wurde, was für den Eromenos ehrenvoller war, da er nicht wie eine Frau penetriert wurde. Im Gegensatz zum Analverkehr wird es auch bildlich auf antiken Vasen dargestellt.[11] Über eine längere Zeitperiode zeigt sich aber, dass Männer Analverkehr am liebsten hatten.[12]

Auch unter Männern wird es praktiziert. Früher öfter als heute. Da bei den drei abrahamitischen Religionen der Analverkehr unter Männern einen sehr schlechten Ruf hat, teilweise die Zerstörung von Städten durch Gott befürchtet wurde und dadurch früher und in einigen muslimischen Ländern auch noch heute mit dem Tode bestraft wird, war Schenkelverkehr eine weniger schlimme Alternative. Es war teilweise erlaubt, wenn nicht gab oft wesentlich geringere Bußzeiten oder Strafen und wurde früher auch von so manchen strengen muslimischen Gelehrten nur als leichte Sünde gesehen.[13][14] 1631 wird zwar Mervyn Tuchet, 2. Herzog von Castlehaven geköpft, obwohl er nur Schenkelverkehr hatte, dies ist aber nicht die Regel an den Englischen Gerichtshöfen.[15]

In Deutschland war der Schenkelverkehr zwischen Männern nach § 175 StGB alswidernatürliche Unzucht“ (= auch beischlafähnliche Handlungen) strafbar, jedoch war ein Nachweis, gerade wenn der Schenkelverkehr einvernehmlich praktiziert wurde, kaum zu erbringen. Im Jahr 1935 wurde der § 175 StGB durch die Ersetzung des Begriffeswidernatürliche UnzuchtdurchUnzuchtverschärft, was in diesem Fall schon durch das Aneinanderschmiegen nackter Körper gegeben war und den vorher zwingenden Nachweis beischlafähnlicher Handlungen obsolet machte.[16] Dieser Paragraph wurde erst 1969 und 1973 abgemildert und schließlich 1994 abgeschafft.

Heterosexueller Schenkelverkehr, der vor allem zur Wahrung der Jungfräulichkeit oder als (unsichere) Methode der Empfängnisverhütung praktiziert wurde, ist in der modernen deutschen Rechtsgeschichte immer straffrei gewesen.

Quellen

  1. D. F. Janssen: Growing Up Sexually. Volume II: The Sexual Curriculum: The Manufacture and Performance of Pre-Adult Sexualities. Interim Report - 3.1.4 Ambivalent and Non-Identification, Oktober 2002, Amsterdam
  2. Ronny A. Shtarkshall, Minah Zemach: Israel (Medinat Yisrael) (Haupteditdatum: März 1994), in: Robert T. Francoeur (Hrsg.): The International Encyclopedia of Sexuality - Volume I - IV, The Continuum Publishing Company, New York City, 1997-2001
  3. Norbert Brockman: Kenya (Jamhuri ya Kenya), in: Robert T. Francoeur (Hrsg.): The International Encyclopedia of Sexuality - Volume I - IV, The Continuum Publishing Company, New York City, 1997-2001
  4. AfricaSouth AfricaXhosa - Urbanised Xhosa, Version: März 2005 in: D. F. Janssen: Growing Up Sexually. Volume I. World Reference Atlas. 0.2 ed. 2004, Berlin: Magnus Hirschfeld Archive for Sexology
  5. B.J.F. Laubscher: Sex, Custom and Psychopathology: A Study of South African Pagan Natives, Routledge, London 1937, S. 76, 77-8, 79-80; zitiert in:Africa→ [Bantu speaking tribesTebu]“, in: D. F. Janssen: Growing Up Sexually. VolumeI. World Reference Atlas. 0.2 ed. 2004., Berlin: Magnus Hirschfeld Archive for Sexology, Version: September 2004
  6. A. Vilakazi: Zulu transformations: a study of the dynamics of social change, University of Natal Press, Pietermaritzburg 1962 [eHRAF, 2005], S. 53-55; zitiert in: AfricaSouth AfricaZulu, in: D. F. Janssen: Growing Up Sexually. Volume I. World Reference Atlas. 0.2 ed. 2004, Berlin: Magnus Hirschfeld Archive for Sexology, Version: Mai 2005
  7. Victor C. de Munck: Sri Lanka(The Democratic Socialist Republic of Sri Lanka), in: Robert T. Francoeur (Hrsg.): The International Encyclopedia of Sexuality - Volume I - IV, The Continuum Publishing Company, New York City, 1997-2001
  8. Aboriginal Australia, in: D. F. Janssen: Growing Up Sexually. Volume I. World Reference Atlas. 0.2 ed. 2004, Berlin: Magnus Hirschfeld Archive for Sexology, Berlin, Version: März 2005
  9. PacificsPolynesiaFrench PolynesiaTahiti in: D. F. Janssen: Growing Up Sexually. Volume I. World Reference Atlas. 0.2 ed. 2004, Berlin: Magnus Hirschfeld Archive for Sexology, Version: September 2004
  10. SUB-SAHARAN AFRICA: General Notes - Age-Stratified Love of Boys; Prostitution, in: D. F. Janssen: Growing Up Sexually. Volume I. World Reference Atlas. 0.2 ed. 2004, Berlin: Magnus Hirschfeld Archive for Sexology, Version: Mai 2005
  11. Ralf von den Hoff, Stefan Schmidt: Konstruktionen von Wirklichkeit: Bilder im Griechenland des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr, Franz Steiner Verlag, 2001, ISBN 3-515-07859-2, S. 202
  12. Eugene Rice: Greece: Ancient, 2005, Version: 24. November 2006, in: Claude J. Summers (Hrsg.): glbtq: An Encyclopedia of Gay, Lesbian, Bisexual, Transgender, and Queer Culture
  13. Josef van Ess: Theologie und Gesellschaft im 2. Und 3. Jahrhundert Hidschra: Eine Geschichte des religiösen Denkens im frühen Islam, Walter de Gruyter, 1991, ISBN 3-11-013161-7, S. 171
  14. Amanda Hopkins: Sex, the State and the Church in the Middle Ages: An Overview, Guide prepared for the Medieval to Renaissance Literature course, University of Warwick, Autumn 2005
  15. Richard G. Mann: United Kingdom I: The Middle Ages through the Nineteenth Century, Version: 8. Oktober 2007, in: Claude J. Summers (Hrsg.): glbtq: An Encyclopedia of Gay, Lesbian, Bisexual, Transgender, and Queer Culture, 8. Oktober 2007
  16. Günter Grau (Hrsg.): Homosexualität in der NS-Zeit, Fischer Tb., 1993, ISBN 3-596-11254-0, S. 93 f.

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