Sverrir Sigurdsson

Sverrir Sigurdsson

Sverre Sigurdsson oder Sverrir, Sverri (* 1151 in Norwegen; † 8. März 1202 in Bergen, Norwegen, aufgewachsen in Kirkjubøur, Färöer) war norwegischer König von (1177) bis [1202].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und frühe Jahre auf den Färöern

Sverre war nach den Angaben der Grýla (Hexe), dem ersten Teil der Sverris saga, ein außerehelicher Sohn von König Sigurd Munn mit Gunnhild. Als er geboren wurde, soll Gunnhild mit dem Kammmacher Unas in Bergen, einem Bruder Bischof Roes auf den Färöern verheiratet gewesen sein. Er wurde zur Erziehung mit fünf Jahren zu Bischof Roe nach Kirkjubøur bei Tórshavn geschickt. Hier genoss er eine für damalige Verhältnisse herausragende Erziehung und wurde zum Priester geweiht. Er soll 24 Jahre alt gewesen sein, als Gunnhild zu den Färöern fuhr und ihn über seinen wahren Vater aufklärte. Vorher soll sie in Rom gewesen sein. Der Papst habe ihren Beichtvater angewiesen, sie dazu zu bewegen, ihrem Sohn die Wahrheit zu sagen. Diese Darstellung der Grýla ist wenig glaubhaft. Sie gibt keine Aufschlüsse über das Verhältnis zwischen Gunnhild und Sigurd Munn und widerspricht in vielen Details dem, was über diese Zeit in Norwegen bekannt ist. Letzte Sicherheit über seine Abkunft und seine eigene Auffassung darüber gibt es nicht.

Führer der Birkebeiner

1176, im Alter von 25 Jahren, kehrte Sverre nach Norwegen zurück. 1177 wurde er Führer der Birkebeiner und besiegte 1179 in der Schlacht bei Nidaros (Schlacht von Kalvskinn) seinen Widersacher Erling Skakke. 1184 konnte er sich in der Schlacht von Fimreite endgültig durchsetzen.

Sverre war ein geschickter Taktiker und Propagandist. Als er in Bergen die Leichenrede auf seinen Gegner Magnus Erlingsson hielt, erklärte er, warum er mit wenig Mitteln Erling Skakke und seinen Sohn Magnus habe überwinden können:

Gott sandte von den entfernten Inseln einen kleinen und niedrigen Mann, um ihren Übermut zu stürzen, und dieser Mann war ich. Das haben wir nicht aus uns selbst vollbracht. Es war Gott, der wusste, wie wenig es bedarf, deren Übermut zu stürzen.

Er fand auch alsbald den isländischen Abt Karl Jónsson, der seine Geschichte in seinem Sinne aufschrieb, die Sverris saga. Die Rede ist im ersten Teil wiedergegeben, die Grýla (Hexe) genannt wurde, weil seine rasch wachsende Stärke als übernatürlicher Schrecken für seine Widersacher dargestellt wurde. Das durchgängige Thema ist das Eingreifen Gottes in die Geschichte durch Sverre. Das bewies seine göttliche Auserwähltheit für den Königsthron, und seine Biographie ist eine Propaganda nach europäischem Muster. Er nutzte die Olavs-Ideologie gegen König Magnus. In der Grýla werden Träume Sverres aufgezeichnet, in denen der Hl. Olav ihn auffordert, sein altes Gesetz wiederaufzurichten, das vor den Kirchengesetzen des Königs Magnus gegolten hatte. Die "Großen Träume" Sverres spielen in der Grýla eine besondere propagandistische Rolle. Sverre hatte sie bereits auf den Färöern und weissagten ihm eine große Zukunft. Als er von den Färöern abfuhr, träumte ihm, dass der Hl. Olav mit ihm in den Kampf gegen Erling und Magnus zog und ihm seinen Schild und seinen Speer und sein Wappen anvertraute. Die Träume waren die einzige Legitimation, auf die er sich anfangs stützen konnte. Somit bekämpfte er die Allianz zwischen der Kirche und Magnus mit ihren eigenen Waffen.

Obgleich er seine Erfolge auf Gott, die Jungfrau Maria und den Hl. Olav zurückführte, stand ihm die Kirche kritisch gegenüber. Für sie war König Magnus Erlingsson der König von Gottes Gnaden, er nur der Gegenkönig. Er leitete daher sein Thronrecht unmittelbar von Gott her. In seinem Traktat En tale mot biskopene (Eine Rede gegen die Bischöfe) leitet er das Königtum von Gott ab - wie die Kirche auch, als sie Magnus krönte. Aber er geht darüber hinaus: Gott habe dem König auch Regierungsgewalt über die Kirche gegeben.

Karl Jónsson schrieb Grýla in Norwegen zwischen 1185 und 1188. Sie umfasst nur die ersten beiden Kriegsjahre und geht allenfalls bis knapp nach Erling Skakkes Tod 1179. Offenbar wurde die Saga nicht lange nach Sverres Tod 1202 von Karl Jónsson oder einem Mitbruder vollendet. Dieser Teil der Saga ist weit weniger von Propaganda geprägt als der erste Teil und baut auf Zeugenberichten aus dem Gefolge Sverres auf. Aber die Verfasser identifizierten sich auch weiterhin mit der Sache Sverres und berichteten nicht unbefangen. Da auch Quellen der Gegenpartei überliefert sind, ist Sverre derjenige König des norwegischen Mittelalters, von dem man das genaueste Bild hat.

Konflikt mit der Kirche

In seiner Regierungszeit kam es zu einem so tiefgreifenden Konflikt mit der Kirche, dass er gebannt wurde. Über das Land wurde die Verhängung des Interdiktes befohlen, aber offenbar nicht umgesetzt. Viele Geistliche hielten zu ihm. Der Bischof von Oslo war neben dem Erzbischof Eirik sein schärfster Gegner. Er gründete die Baglerpartei, (= Bischofsstab-Partei), was zu den Baglerkriegen führte. In diesen Kriegen fiel eine Großzahl der norwegischen Aristokratie. Das führte zum Nachrücken aus der nächsttieferen Schicht, teils durch Einheirat in die alten Geschlechter. Unter ihm trat allmählich der Wandel von der selbständigen Aristokratie zum königlichen Dienstadel ein. Dadurch band Sverre den Adel fester an sich. Er baute stetig und beharrlich seine Königsmacht aus. Unter ihm schritt die auch sonst im Gange befindliche Zentralisierung immer weiter voran. Die meisten Neuerungen führte er auf dem militärischen und strategischen Gebiet ein. Er setzte auch erstmals königlich bestellte Richter im Gerichtsthing ein, was später zum königlichen Berufsrichtertum führte.

Er war auf Grund seiner geistlichen Ausbildung ein gelehrter Mann und stellte damit einen neuen Königstypus dar. Siehe auch: Geschichte Norwegens

König Sverre und die Färöer

1186 hielt er eine Rede in Bergen, wo er den Färöern (der Heimat seiner Kindheit) besondere Freiheiten einräumte. Zum Beispiel ließ er sich dort durch keinen Repräsentanten vertreten, sondern erlaubte den Färingern ihre Selbstverwaltung. Des weiteren hob er die Sklaverei auf den Färöern auf, was aber durch den Schafsbrief (1298) spätestens wieder revidiert wurde.

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