- Sympathisches Nervensystem
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Der Sympathikus (Sympathicus) ist neben dem Parasympathikus und dem Enterischen Nervensystem (Darmnervensystem) ein Teil des vegetativen Nervensystems. Die meisten Organe werden von den ersten beiden Systemen gesteuert, die antagonistisch wirken und dadurch eine äußerst feine Regulation der Organtätigkeit ermöglichen. Der Sympathikus hat in diesem System eine ergotrope Wirkung, das heißt, er erhöht die nach außen gerichtete Handlungsbereitschaft.
Inhaltsverzeichnis
Anatomie
Die Zellkörper der so genannten ersten Neurone des peripheren Sympathikus (sympathische Wurzelzellen) sind im Brust- und Lendenmark lokalisiert (thorako-lumbales System). Übergeordneten Zentren des Sympathikus sind Hypothalamus, Hirnstamm und Formatio reticularis, die Impulse auf die sympathischen Wurzelzellen im Rückenmark senden.
Vom Rückenmark ziehen die meisten Fasern zu Nervenzellansammlungen neben der Wirbelsäule, den Paravertebralganglien, die untereinander verbunden sind und in ihrer Gesamtheit den sympathischen Grenzstrang (Truncus sympathicus) darstellen. Dieser reicht auch in den Bereich der Halswirbelsäule und des Kreuzbeins. In den paravertebralen Ganglien werden die meisten Fasern des Sympathikus auf ein zweites Neuron umgeschaltet. Der Neurotransmitter ist dabei (wie beim Parasympathikus) das Acetylcholin. Das zweite (postganglionäre) Neuron überträgt seine Impulse auf das Zielorgan mittels Noradrenalin. Eine Ausnahme bildet die Übertragung der Impulse an Schweißdrüsen, diese erfolgt ebenfalls durch Acetylcholin.
Einige Axone verlassen den Grenzstrang ohne Umschaltung und ziehen zu den prävertebralen Ganglien im Bereich der Aorta (Ganglion coeliacum, Ganglion mesentericum superius, Ganglion mesentericum inferius) oder zu Ganglien in der Wand der zu versorgenden Organe (intramurale Ganglien).
Überträgersubstanzen (Neurotransmitter) des sympathischen Nervensystems sind:
- präganglionär: Acetylcholin
- postganglionär: Noradrenalin
Wortherkunft
Der Begriff wurde von dem dänischen (aber in Paris tätigen) Anatomen Jacob Winslow (1686–1760) erfunden und in seinem Lehrbuch Exposition anatomique de la structure du corps humain verwendet. Er kommt vom neugriechischen sympathetikó (gr. sympatheín „mitleiden“; sympáthesis „Mitempfindung“) und verweist auf ein frühes Missverständnis der Funktion des Sympathikus: Der griechische Arzt Galenos (um 129–216 n. Chr.), der das sympathische Nervensystem erstmals beschrieben hatte, ging davon aus, dass der Sympathikus die Kommunikation (eine Art Mitfühlen) zwischen verschiedenen Organen ermögliche.[1]
Paraganglien
Eine Besonderheit des Sympathikus sind die Paraganglien, deren größtes das Nebennierenmark ist. Hier ist das zweite Neuron eine neuroendokrine Zelle, die ihren Transmitter (vor allem Adrenalin, selten Noradrenalin) direkt an das Blut abgibt, also als Hormon freisetzt.
Funktionelle Aspekte
Zielgewebe des Sympathikus sind vor allem die glatte Muskulatur der Blutgefäße und Drüsen. Wie die übrigen Anteile des vegetativen Nervensystems steuert der Sympathikus lebenswichtige Vorgänge. Diese Regulation erfolgt weitgehend ohne bewusste Wahrnehmung und kann kaum willentlich beeinflusst werden.
Der Sympathikus bewirkt insgesamt eine Leistungssteigerung des Organismus (Ergotropie). Er versetzt den Körper in hohe Leistungsbereitschaft, bereitet ihn auf Angriff oder Flucht oder andere außergewöhnliche Anstrengungen vor (→ Stressreaktion).
Er steigert:
- Herztätigkeit
- Blutdruck
- Durchblutung und Tonus der Skelettmuskulatur
- Glykolyse
- Stoffwechsel.
Er hemmt dafür andere, für die unmittelbare Aktivität nicht unbedingt erforderliche Vorgänge, wie z. B. die Darmtätigkeit.
Außerdem hat er Einfluss auf die:
- Lungenfunktion (Erweiterung der Bronchien)
- Blasenfunktion (bewirkt die Kontinenz)
- Geschlechtsorgane (bewirkt u. a. die Ejakulation beim Mann und den Orgasmus bei der Frau)
- inneren Augenmuskeln (Pupillenerweiterung, Mydriasis)
- Sekretion der Drüsen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Stanley Finger: Minds behind the brain. A history of the pioneers and their discoveries. Oxford University Press, 2000, ISBN 0-19-518182-4. Seite 46
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