- Synagoge Karlsruhe
-
Die von Friedrich Weinbrenner entworfene Synagoge der Jüdischen Gemeinde Karlsruhe in der Kronenstraße wurde 1798-1800 erbaut und brannte 1871 nieder. Sie war ein frühes Beispiel eines klassizistischen Monumentalbaus mit Spitzbögen als Stilelement des Orientalismus und der erste von insgesamt vier großen Synagogenbauten dieser Stadt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits im ersten Jahrzehnt nach der Gründung der Stadt (1715) besaß die jüdische Gemeinde in Karlsruhe in der Kronenstraße ein Bethaus mit rituellem Bad. Als dieses „Gemeindsgebäude“[1] zu klein wurde, entstanden Pläne für einen Neubau, die der gerade aus Rom zurück gekehrte, junge Karlsruher Architekt Friedrich Weinbrenner ausarbeitete. Mit der Grundsteinlegung am 10. Juni 1798 am Ort des früheren Gotteshauses wurde der Bau zügig begonnen. Er war Weinbrenners erstes Großprojekt in Karlsruhe.
Ab 1800 wurde das Gebäude genutzt, die offizielle Einweihung der „Judenschule“, wie israelitische Bet-, Lehr- und Versammlungshäuser damals landläufig genannt wurden, fand allerdings erst 1806 statt, in Anwesenheit von Markgraf Karl Friedrich. Der judendeutsche Ausdruck „Schul“ weist auf den Lehrcharakter der Synagoge hin, deren Hauptgegenstand das Studium der Tora ist.
Beschreibung
Der Komplex zwischen Kronenstraße und Lange Straße (heute: Kaiserstraße) bestand aus einem Vordergebäude mit Wohnungen und Verwaltungsräumen, einem säulengesäumten Hof für Trauungen und das Laubhüttenfest und dem dahinter gelegenen Sakralbau, darin die Mikwe (das rituelle Bad) und der eigentliche Kultraum mit dem Aron haKodesch (dem Toraschrein).
Ägyptisierende Pylonen beiderseits des Portals, Spitzbogen-Arkaden und dorische Säulen im Innern um den Hof herum kennzeichneten den wuchtigen Bau, der mit seiner morgenländischen Ausstrahlung auch ein Vorbild für weitere Bauten dieses Stils im 19. Jahrhundert war.
In großen Teilen in Holz ausgeführt, brannte diese Synagoge in der Nacht vom 29. zum 30. Mai 1871 nieder, verursacht durch den Brand eines Nachbarhauses. 1872-75 entstand an gleicher Stelle ein Neubau von Josef Durm. Die Hauptfront bildete zusammen mit flankierenden Seitengebäuden einen kleinen Vorplatz, dessen Lage das heutige Denkmal markiert.
1881 entstand nach Plänen von Gustav Ziegler in der Karl-Friedrich-Straße eine weitere Synagoge. Dieses Gemeindezentrum mit Bethaus und Schule gehörte der aus der alten jüdischen Gemeinde ausgetretenen, orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft. Eine Gedenktafel am heutigen G. Braun Medienhaus erinnert an den ehemaligen Standort.
Nachdem beide Synagogen am 9./10. November 1938 von Nazis demoliert und dann – erzwungenermaßen, auf Kosten der Gemeinden – abgebrochen worden waren, nutzten Zurückkehrende und DPs das Gemeindehaus in der Herrenstraße 14 als Bethaus bzw. Synagoge, bis die jüdische Gemeinde 1971 nach Plänen von Hermann Backhaus und Harro Wolf Brosinsky – mit dem Grundriss eines Davidsterns – einen Neubau in der Knielinger Allee errichtete.
Quellen und Literaturverzeichnis
- Gerhard Everke: Synagogen in Karlsruhe. Von Friedrich Weinbrenner zu Josef Durm und Gustav Ziegler. In: Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte [...]. Hrsg. von Heinz Schmitt. Karlsruhe: Badenia, 2. Aufl. 1990, S. 221-246
- Arthur Valdenaire: Friedrich Weinbrenner. Sein Leben und seine Bauten. Karlsruhe: C.F. Müller, 4. Aufl. 1985, S. 64-66
- ↑ Valdenaire, S. 65 nach Aktennotiz von Baurat Müller (1798)
Weblinks
49.0096618.408493Koordinaten: 49° 0′ 35″ N, 8° 24′ 31″ O
Wikimedia Foundation.