Synergetiktherapie

Synergetiktherapie

Die Synergetik-Therapie ist ein alternativmedizinisches Verfahren, das in Deutschland von Laien oder medizinisch-psychotherapeutisch vorgebildeten Personen ausgeübt werden kann. Das Therapieangebot richtet sich dabei an Menschen mit allen Arten von Erkrankungen, bis hin zu schweren chronischen Krankheiten.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Die Synergetik-Therapie beruht aus Sicht ihrer Vertreter auf den Prinzipien der Selbstorganisation. Als Grundlage dient die Synergetik (= Lehre vom Zusammenwirken). Die Synergetik wurde durch den Physiker und Mathematiker Hermann Haken begründet. Haken entdeckte in seiner Lasertheorie ein Selbstorganisationsprinzip, welches er mathematisch formulierte. In den 1950er Jahren tauchte die Idee der Selbstorganisation auch in der Hirnforschung auf. Das menschliche Gehirn wird dabei analog zur Technik als komplexes Netzwerksystem verstanden. Der Neurobiologe Humberto Maturana z.B. hält die Wahrnehmungsleistung des Gehirns für selbstorganisierend - ständig werden neue Beziehungen innerhalb des neuronalen Netzwerkes hergestellt.

Der Physik-Ingenieur und ehemalige BKA-Mitarbeiter Bernd Joschko übertrug die Prinzipien der synergetischen Mustererkennung auf die in Tiefenentspannung auftretenden „inneren Bilder“ und begründete die Synergetik-Therapie. Die Wurzeln der Synergetik-Therapie reichen zurück auf Joschkos Ingenieurarbeit 1975, wo er evolutionsbionische Prinzipien anwendete und das Selbstorganisationsprinzip nutzte. Er entwickelte daraus ein Konzept, das er Psychobionik nannte. Joschkos Hypothese besagt, dass in der eigenen Psyche Selbstorganisationsprozesse ausgelöst werden können, die heilend wirken sollen. Dazu sei es notwendig, eine sogenannte Energiebildstruktur, d.h. Muster innerer, imaginierter Bilder, zu verändern.

Alle Erinnerungs- und Symbolbilder (Joschko spricht hier von Neurowelt) sollen in ständiger Wechselwirkung stehen und Muster bilden. Z.B. Kindheitserinnerungen, Symbol- und sogenannte Reinkarnationsbilder, Bilder aus einem Kollektivpool, sowie eines von Sheldrake postulierten Morphogenetischen Feldes. Es gebe krankmachende Muster, die man nach den von Haken gefundenen Gesetzmäßigkeiten der Mustererkennung finden könne, und zwar in einem freilaufenden assoziativen Suchprozess. Dies wird Profiling genannt. Eine solche Innenweltreise ohne vorgegebenes Thema beinhaltet aus Sicht der Synergetik-Therapie immer Selbsterfahrung und somit eine Lebenskompetenzerhöhung und könne demnach zur unspezifischen Selbstheilung führen. Daher nennt Joschko diese Innenweltreisen eine "Anleitung zur Selbstheilung." Zwei Berufe entstanden: Der Synergetik-Therapeut und der Synergetik-Profiler.

Anwendung

Bei der Synergetik-Therapie hört der Klient mit verbundenen Augen entspannende Musik von einem Tonband. In entsprechender Umgebung wird versucht, einen tiefen Entspannungszustand zu erreichen. Der Klient soll dann bildlich eine Treppe hinabsteigen, durch eine Tür einen Raum betreten, visuelle Eindrücke beschreiben, und mit ihnen eine Art Dialog führen (sog. freilaufender synergetischer Suchprozess). Dann sollen Konflikte und Erinnerungen mit dem Therapeuten angesprochen werden, um zur Aufdeckung von angeblich im Gehirn des kranken Menschen verankerten pathogenen "Informationsstrukturen" zu gelangen. Eine Veränderung dieser "Informationsstrukturen" durch den Klienten führe dann zu Selbstheilungsprozessen (Strukturkippung). Der Therapeut greift helfend ein, indem er dem Klienten Vorschläge zur inneren Veränderungsarbeit anbietet und mit Figuren (innere Eltern) und Symbolbilder provoziert (z.B. das Bild des "inneren Löwen").

Synergetik-Therapie soll nach Meinung ihrer Befürworter eine bionische Heilmethode sein und keine medizinische Krankheitsbehandlung. Damit stehe sie nicht im Gegensatz zur ärztlichen Heilkunst. Diese Abgrenzung wird jedoch in Deutschland juristisch anders bewertet als beispielsweise in der Schweiz. Nach einem aktuellen Urteil (VG Braunschweig 24. November 2006 Aktenzeichen: 5 A 102/04, 5 A 133/04) ist das Ausüben der Synergetik-Therapie wie auch des sogenannten Profilens nur noch Ärzten, psychologischen Psychotherapeuten und Heilpraktikern erlaubt. Eine solche Erlaubnis zur Ausübung von Heilkunde nach dem Heilpraktikergesetz besitzen die meisten Synergetik-Therapeuten nicht, doch es besteht weiterhin vorläufiger Rechtsschutz.

Kritik

  • Begriffe wie Synergetik, Chaostheorie, Mustererkennung, Bionik deuten einen wissenschaftlichen Zusammenhang an, der nicht belegt ist. Die Theorie Joschkos hat keine Anerkennung in Fachkreisen gefunden. Andere Begriffe wie Energie und Morphogenetisches Feld sind nicht wissenschaftlicher, sondern esoterischer Natur. Die praktische Vorgehensweise dieser Therapieform ähnelt entfernt den modernen hypnotischen Therapieverfahren (wache und selbstentscheidende Patienten, keine Vorgaben durch Therapeuten) nach Erickson u.a.
  • Es gibt keine klinischen Studien zur Wirksamkeit der Synergetik-Therapie. Trotz der o.g. Einschränkung wenden sich die Therapeuten auch an Menschen, die an schweren Krankheiten wie Krebs, AIDS oder MS leiden.
  • Joschko wirbt auf seinen Webseiten für die „Germanische Neue Medizin“, die äußerst umstritten ist. Joschko distanziert sich dabei von Ryke Geerd Hamers antisemitischen Äußerungen. Laut Aussagen von Anhängern der Synergetik-Therapie stelle sich häufig heraus, dass die Innenweltbilder den krankmachenden Auslösern nach Hamers neuer germanischer Medizin entsprächen. Diese Auslöser seien aber im Gegensatz zur Theorie Hamers nicht die Ursache, sondern ein Informationsgeflecht von mehreren, individuell verschiedenen Faktoren in einer von den Anhängern der Synergetik-Therapie beschriebenen "energetischen Struktur" des Gehirns des Klienten.

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