Syntipas

Syntipas
Der Kaiser überantwortet seinen Sohn den Meistern. Kolorierte Federzeichnung aus Cod. pal. germ. 149.

Das Volksbuch Die sieben weisen Meister ist eine Sammlung von fünfzehn novellenartigen Erzählungen. Aus der Antike stammend, fand es im europäischen Mittelalter weite Verbreitung.

Inhaltsverzeichnis

Überlieferung

Der Text stammt ursprünglich vermutlich aus dem hellenistischen Raum, und ging dort in der Spätantike verloren, wurde aber in Übersetzung im syrischen und persischen Raum seit dem 9. Jahrhundert als „Sindbad-Buch“ bekannt. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts wurde es vermutlich in Melitene an der Euphratgrenze in das Griechische zurückübersetzt und in der Folge im Byzantinischen Reich als „Buch von Syntipas dem Philosophen“ bekannt.[1] Ab ca. 1200 zirkulierte es in lateinischer Übersetzung im Abendland. Aus Frankreich sind literarische Bearbeitungen seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesen, seit dem 15. Jahrhundert finden sich deutsche Übersetzungen, so in Versen bei Hans von Bühel (Diokletians Leben, 1412) und in einer ersten Prosafassung um 1450, die als Handschrift unbekannter Urheberschaft in den Codices Palatini germanici 149 und 106 überliefert ist (Historia septem sapientum, siehe Weblinks). Eine weitere Handschriftfassung mit Illustrationen von Hans Dirmstein stammt von 1471.

Rahmenhandlung

Der römische Kaiser Pontianus schickt seinen einzigen Sohn Diocletian zu den „sieben weisen Meistern“ nach Athen, die ihn unterrichten sollen. Nach sieben Jahren kehrt der Sohn zurück. In einer Vision hat er erfahren, dass ihm ein grausamer Tod bevorsteht, dem er nur entgehen kann, indem er nach Ankunft in seiner Heimat sieben Tage lang kein Wort spricht. Die böse und gierige Stiefmutter stiftet unterdessen ihren Mann durch sieben Reden an sieben Tagen dazu an, seinen Sohn hängen zu lassen, indem sie ihn der Vergewaltigung beschuldigt. Darauf antwortet jeweils einer der sieben Meister, die zum Schutz des Sohnes mit angereist sind, mit einem gleichnishaften „Beispiel“, das jeweils das Todesurteil aufschiebt, bis nach sieben Reden und Gegenreden in einer letzten Erzählung, nun durch den Sohn Diocletian, die Niedertracht der Frau Pontianus' offenbar wird. Der Kaiser erkennt das Ränkespiel und versöhnt sich mit seinem Sohn; von diesem wird die Kaiserin verurteilt, durch die Stadt geschleift und verbrannt zu werden, ihr Liebhaber wird gevierteilt.

Literatur

  • Michaelis Andreopulus: Liber Syntipae. Hrsg. Victor Jernstedt. Voss, Leipzig 1912
  • Gustav A. Ritter: Deutscher Humor. Berlin: Merkur, ohne Jahresangabe. S. 30ff

Einzelnachweise

  1. Hans Georg Beck: Byzantinisches Erotikon. Beck, München 1986. ISBN 3-406-31309-4. S. 128

Weblinks


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